Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
---|---|
Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
»Es würde mich glücklich machen«, sagte Gottfried Detloff leise. »Ich kann ihr nie das sein, was ich sein möchte, das habe ich begriffen. Aber ich weiß, dass es dich gepackt hat. Ich lese es in deinen Augen. Und ich kenne dich besser als jeder andere. Sie würde alles wecken, was in dir steckt. Sie will keine Vanessa Detloff werden, aber vielleicht doch eine Vanessa Johanson.«
»Meinst du das wirklich?«, fragte Harald mit einer Stimme, die ihm nicht gehorchen wollte.
»Ich hoffe es. Ich könnte dann ruhig leben.«
Lange Zeit war Schweigen zwischen ihnen. »Soll ich jetzt Margit einen Besuch machen?«, fragte Harald, um sich gewaltsam auf andere Gedanken zu bringen.
»Nein, besser nicht. Sie braucht Zeit, viel Zeit, um sich selbst zu finden, und sie wird nicht mehr die Margit werden, die wir kannten. Das macht mir alles ein bisschen leichter, Harald. Sie war schon so weit von mir entfernt, und jetzt will sie wieder mein Kind sein. Sie braucht mich. Vanessa braucht mich nicht. Sie hat das nicht gesagt, aber auch das fühle ich … Ich werde mit Margit auf die Insel der Hoffnung gehen. Es ist alles schon beschlossen.«
»Vielleicht werden wir euch dort besuchen, wenn alles so kommt, wie du es dir wünschst«, sagte Harald.
Ein tiefes Lächeln legte sich um Gottfried Detloffs Lippen. »Wünschst du es dir nicht?«, fragte er.
»Ich? Ich wünsche mir viel mehr. Doch für mich ist es schön, dass du mich deine Gedanken wissen ließest. Verstanden haben wir uns immer. Eigentlich warst du schon lange Zeit so etwas wie ein Vater für mich. Ja, warum soll man es auch unter Männern nicht einmal sagen, dass ich dich sehr, sehr gern habe.«
»So gern, dass du mir zuliebe bereit warst, Margit zu heiraten, oder dich wenigstens mit ihr zu verloben. Ihr passt nicht zusammen. Das habe ich immer gewusst. Aber wenn du mir eines Tages mitteilst, dass du Vanessa geheiratet hast, dann weiß ich, dass dies die richtige Entscheidung war.«
»Wenn sie mich haben will, dann hoffe ich doch, dass du an diesem Tage dabeisein wirst«, sagte Harald.
»Das ist ein Wort!«, rief Gottfried Detloff aus. Dann fanden sich die Männerhände zu einem festen Druck.
*
Für Daniel Norden und Fee hatte dieser Morgen düster begonnen, obgleich die Sonne strahlend am Himmel stand.
Bevor sie sich an den Frühstückstisch setzen konnten, läutete das Telefon. Es war die Nachbarin von Herrn Ackermann, die ihm auch den Haushalt mit versorgte.
»Herrn Ackermann geht es sehr schlecht«, sagte sie, nachdem sie sich wortreich für die frühe Störung entschuldigt hatte. Ob der Herr Doktor wohl bald mal kommen könne?
Daniel war schon unterwegs. Er hatte den Hörer Fee in die Hand gedrückt.
Am Samstag wollten wir zur Insel fahren, dachte sie traurig. Sie hatte ihrem Vater schon mitgeteilt, dass sie Herrn Ackermann mitbringen wollten. Und nun ahnte sie, dass daraus nichts mehr werden würde.
Daniel bestätigte es ihr eine Stunde später. Herr Ackermann war gestorben.
»Mit einem Lächeln auf den Lippen, Fee, und mit Grüßen an dich. Er dankt dir für alles.«
Tränen quollen aus ihren Augen. Daniel streichelte ihr Haar.
»Er hat sein Leiden so tapfer ertragen. Jetzt hat er seinen Frieden, Fee.«
»Seine Augen strahlten so, als ich ihm sagte, dass wir zusammen fahren würden«, flüsterte sie.
»Weil du ihm eine Freude machtest. Er wusste es wohl, dass er die Insel nicht mehr sehen würde, Liebes, er hat keine Schmerzen mehr. Er ist in einer Welt, in der er mit denen vereint ist, die er liebte.«
»Ich könnte nie ohne dich leben, Daniel«, schluchzte Fee. »Lass mich nie allein.«
»Ich möchte auch nicht mehr ohne dich sein, Feelein«, sagte Daniel weich.
Aber wieviel Menschen hatten das schon gedacht und gesagt und mussten ihr Leben dann doch allein zu Ende leben. Alles lag in Gottes Hand. Und so nahe ihnen beiden der Tod dieses gütigen alten Mannes ging, sie mussten sich der Patienten annehmen, die Hilfe von ihnen erhofften.
Molly machte Schreibarbeiten. Die Abrechnungen für die Krankenkassen mussten fertig gemacht werden.
Molly hatte das Radio angestellt, was Fee verwunderte.
»Gibt es etwas Besonderes, Molly?«, fragte sie.
»Wissen Sie es noch nicht? Die Araber haben wieder ein Flugzeug entführt«, sagte Molly empört. »So eine Schurkerei. Sie wollen eine Geisel erschießen. Warten Sie mal, jetzt kommt wieder eine Meldung.«
Fee fröstelte es. Gewalt erzeugt immer wieder Gewalt, ging es ihr durch den Sinn. Warum musste das sein? Warum können die Völker sich nicht in einer friedlichen Koexistenz einigen? – Und dann horchte sie plötzlich auf. Die erregte Stimme des Rundfunksprechers tönte durch den Raum:
»Die Flugzeugentführer haben ihre Drohung wahrgemacht. Sie haben eine Geisel erschossen. Wie uns mitgeteilt wurde, handelt es sich um den britischen Staatsbürger Simon Terence.«
Simon Terence! In ihren Ohren dröhnte der Name nach. Sie haben ihn hingerichtet.
Fee musste sich jetzt erst einmal setzen, und Molly fühlte sich ganz schuldbewusst.
»So was Schreckliches sollten Sie eigentlich gar nicht mehr hören, Frau Doktor«, sagte sie kleinlaut.
*
In der Behnisch-Klinik gab es Radio in allen Zimmern, und wenn ein Patient nichts davon wissen wollte, genügte ein Knopfdurck, um die Anlage ein- oder auch auszustellen.
Margit hatte unbewusst auf den Knopf gedrückt, der die Musik ertönen ließ. Eigentlich hatte sie die Klingel drücken wollen. Dann kam Musik, und sie vergaß, was sie gewollt hatte.
Wenn sie daheim war, hatte sie das Radio immer ununterbrochen laufen. Sie hatte schon gar nicht mehr richtig gemerkt, ob es lief oder nicht.
Jetzt drang zärtliche Musik an ihr Ohr, und sie schlief wieder ein. Doch dann erwachte sie nach einer halben Stunde wieder, und eine Männerstimme drang an ihr Ohr.
Nachrichten! Daran lag ihr nicht viel, aber sie wusste nicht, wie sie diese Stimme abstellen konnte. Und auch sie hörte, was da über die Flugzeugentführung verkündet wurde.
Sie glaubte zu träumen, als der Name Simon Terence in ihr Bewusstsein drang.
Dann, als ihr bewusst wurde, dass es kein Traum war, begann sie zu schreien. Als dann noch immer niemand kam, sprang sie aus dem Bett und lief auf den Gang, schreiend, mit tränenüberströmtem Gesicht, fiel sie in die Arme von Dr. Jenny Lenz.
»Sie haben ihn umgebracht, sie haben Simon getötet!«, schluchzte sie.
»Sie haben schlecht geträumt«, sagte Jenny beruhigend. »Kommen Sie, Fräulein Detloff, legen Sie sich wieder hin.«
»Aber die Stimme, die Stimme«, schluchzte Margit. »Der Mann hat gesagt, dass sie Simon erschossen haben.«
Willenlos ließ sie sich von Jenny aber doch wieder in ihr Krankenzimmer führen. Aus dem Radio tönte Musik, weiche, träumerische Klänge.
Margit sank auf ihr Bett. »Sie dürfen ihn nicht töten«, flüsterte sie. »Er ist kein Verbrecher.«
Er hätte sie beinahe umgebracht, dachte Jenny Lenz, ohne zu wissen, welches Schicksal Simon Terence tatsächlich erlitten hatte.
Sie streichelte Margits Wangen. Sie war voller Mitgefühl, denn sie ahnte, dass Margit sehr viel für diesen Mann empfunden hatte, der ihr beinahe den Tod gebracht hätte. Und als sie dann später die Bestätigung erhielt, wie elend Simon Terence gestorben war, ahnte sie, was Margit durchmachen musste.
*
Mittags