Название | H. G. Wells – Gesammelte Werke |
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Автор произведения | Herbert George Wells |
Жанр | Языкознание |
Серия | Gesammelte Werke bei Null Papier |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962813628 |
»Getroffen!«, schrie ich; meine Stimme klang halb kreischend, halb jubelnd.
Ich hörte die antwortenden Schreie von den Leuten, die um mich herum im Wasser standen. In der augenblicklichen freudigen Stimmung hätte ich aus dem Wasser springen können.
Der enthauptete Koloss wankte wie ein betrunkener Riese. Aber er stürzte nicht. Wie durch ein Wunder gewann er sein Gleichgewicht wieder. Nichts war mehr da, das seinen Lauf zügelte und der Strahler, der den Hitzestrahl abfeuerte, stand offen da. So raste er polternd auf Shepperton los. Die lebende Intelligenz, der Marsmann in der Dachhaube, war erschlagen und seine Reste waren in die vier Winde zerstoben; das Ding war jetzt nur mehr ein wildes Gewirr von Metall, das seiner Vernichtung entgegeneilte. Ledig jeder Leitung fuhr es in gerader Richtung weiter. Es traf den Turm der Kirche von Shepperton, zerschmetterte ihn, so wie ein Kriegswidder4 ihn zerschmettert hätte, bog seitwärts ab, polterte weiter, stürzte endlich unter ungeheurem Getöse in den Fluss und entschwand meinen Blicken.
Ein heftiger Zündschlag erschütterte die Luft. Ein Gewirr von Wasser, Dampf, Schmutz und zersplittertem Metall schoss hoch auf. Als die Kamera mit dem Hitzestrahl das Wasser berührte, verwandelte sich dieses unaufhaltsam in Dampf. Im nächsten Augenblick wälzte sich eine ungeheure Woge, wie eine schlammige Springflutwelle, aber fast kochend heiß, den gekrümmten oberen Teil des Flusses entlang. Ich sah, wie Leute dem Ufer zustrebten und hörte ihre jammernden Schreie nur undeutlich neben dem Zischen und Brüllen, das den Zusammenbruch des Marsungeheuers begleitete.
Für den Augenblick beachtete ich die Hitze nicht, und vergaß die dringende Notwendigkeit der Selbsterhaltung. Ich watete durch das aufgewühlte Wasser, schob einen schwarz gekleideten Mann zur Seite, um vorwärtszukommen, bis ich endlich um die Biegung des Flusses sehen konnte. Ein halbes Dutzend verlassener Boote trieb ziellos auf dem Wellengewirr umher. Weiter unten sah ich das gestürzte Marsungetüm quer über dem Flusse liegen; der größte Teil war unter Wasser.
Dichte Wolken von Dampf strömten aus dem Wrack und durch die wie toll wirbelnden Wellen konnte ich die riesenhaften Glieder sehen, wie sie das Wasser bewegten und einen Schauer von Schlamm und Schaum aufpeitschten. Die Tentakeln griffen und schlugen um sich, wie lebende Arme, und abgesehen von der hilflosen Zwecklosigkeit dieser Bewegungen, sah das Ganze aus, als führe ein verwundetes Geschöpf mit den Wellen einen verzweifelten Kampf um sein Leben. Ungeheuere Mengen einer rötlichbraunen Flüssigkeit spritzten in lärmenden Funken aus der Maschine.
Meine Aufmerksamkeit wurde von diesem Anblick durch einen starken quiekenden Laut abgelenkt, wie ihn jene Spielzeuge von sich geben, die man in unseren Fabrikstädten Sirenen nennt. Ein Mann, der knietief neben dem Leinpfad stand, rief mich laut flüsternd an und machte mir ein Zeichen. Zurückblickend sah ich die anderen Marsleute mit Riesenschritten das Flussufer aus der Richtung von Chertsey herabeilen. Dieses Mal sprachen die Geschütze von Shepperton vergeblich.
Ich tauchte sofort unter, hielt den Atem an, bis jede Bewegung in mir erstarrte und trieb von Schmerz gequält mich unter dem Wasser weiter, so lange es mir möglich war. Das Wasser um mich war in wildem Aufruhr und wurde mit reißender Schnelligkeit heißer. Als ich einen Augenblick meinen Kopf aus dem Wasser steckte, um Atem zu schöpfen und Haare und Wasser mir aus den Augen zu wischen, stieg der Dampf wie ein wirbelnder weißer Nebel auf, der die Marsleute zuerst meinen Blicken entzog.
Der Lärm war betäubend. Dann aber sah ich sie, riesige graue Gestalten, durch den Nebel noch vergrößert. Sie waren an mir vorübergeschritten, und zwei von ihnen beugten sich gerade über die schäumenden und tobenden Trümmer ihres Kameraden.
Der Dritte und der Vierte standen neben ihnen im Wasser, einer vielleicht 200 Yard von mir entfernt, der andere nach Laleham5 blickend. Sie hielten die Behälter, die den Hitzestrahl erzeugten, hoch in der Luft, und die zischenden Strahlen fuhren nach allen Richtungen.
Die Luft war von Lärm erfüllt, von einem betäubenden und verwirrenden Zusammenwirken von Geräuschen, von dem klirrenden Getöse der Marsmaschinen, dem Krachen einstürzender Häuser, dem dumpfen Aufschlagen der Bäume, Gitter und flammenumzüngelter Scheunen, und dem Knattern und Prasseln des Feuers. Dichter schwarzer Rauch fuhr auf, und vermischte sich mit dem Dampf des Flusses; und wie der Hitzestrahl über Weybridge hinfuhr, wurde sein Einschlagen durch ein Auffahren weißglühenden Lichtes kenntlich, das sich sofort in einen rauchigen Tanz gelblicher Flammen verwandelte. Die näherliegenden Häuser waren noch unversehrt, beschattet, durch den Qualm undeutlich und düster, erwarteten sie ihr Schicksal, während das Feuer hinter ihnen auf- und niederraste.
Einen Augenblick lang, nicht länger stand ich da, brusthoch in dem fast kochenden Wasser, betäubt von meiner Lage, ohne Hoffnung zu entrinnen. Durch den Qualm hindurch konnte ich die Leute sehen, die mit mir im Flusse gewesen waren; wie kleine Frösche, die durchs Gras fliehen, wenn ein Mensch sie aufschreckt, arbeiteten sie sich durch das Schilf aus dem Wasser oder rannten in wildem Entsetzen am Leinpfad auf und ab.
Plötzlich kamen die weißen Blitze des Hitzestrahls auf mich zugeschossen. Die Häuser sanken bei ihrer Berührung zusammen und spien Flammen aus; die Bäume verwandelten sich mit Getöse in Feuersäulen. Die Blitze flackerten auf dem Leinpfad auf und ab und verzehrten die Leute, die dort planlos auf- und niederliefen. Dann näherten sie sich dem Rande des Wassers, nicht fünfzig Yard von der Stelle entfernt, auf der ich stand. Nun fuhr der Strahl über den Fluss hinüber nach Shepperton, und wo er das Wasser berührte, da schwoll es in einer kochenden, dampferfüllten Blase auf. Ich wandte mich dem Ufer zu.
Im nächsten Augenblick hatte sich die riesige, dem Siedepunkt nahe Welle über mich gestürzt. Ich schrie laut auf, und halb verbrüht, halb geblendet, taumelte ich, sinnlos vor Schmerz, durch das aufschießende, zischende Wasser dem Ufer zu. Wäre mein Fuß ausgeglitten, es wäre das Ende gewesen. Hilflos fiel ich, vor den Augen der Marsleute, auf die breite, nackte, kiesige Sandbank, die als Wahrzeichen der Vereinigung von Wey und Themse sich dort hinzieht. Ich erwartete nichts als den Tod.
Ich erinnere mich dunkel, wie ein Marsmann den Fuß seiner Maschine etwa zwanzig Yard von meinem Kopf entfernt niederstellte, wie dieser tief in den lockeren Kiessand einsank, wie der Kies hierhin und dorthin stob, wie jener Fuß wieder erhoben wurde. Ich erinnere mich der Augenblicke banger Erwartung, und dann, wie die vier die Überbleibsel ihres Kameraden