Herbstverwesung. Stefanie Randak

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Название Herbstverwesung
Автор произведения Stefanie Randak
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783962298531



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       Herbstverwesung

      1. Auflage, erschienen 11-2020

      Umschlaggestaltung: Romeon Verlag

      Text: Stefanie Randak

      Layout: Romeon Verlag

      ISBN (E-Book): 978-3-96229-853-1

       www.romeon-verlag.de

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      Herbstverwesung

       Für meine Oma!

      Stefanie Randak

      Prolog

      Schicksal. Manche glauben daran, manche nicht. Diejenigen, die daran glauben, laufen in vielen Fällen risikoreicher durchs Leben. Und diejenigen, die das Schicksal des Lebens anzweifeln, sind zugleich diejenigen Menschen, die sich auf den Zufall verlassen. Die Anhänger von Schicksal und Zufall sind keineswegs anzuzweifeln, doch eines ist sicher: Es war definitiv kein Zufall, dass Eleonora Bianchi und ihr Verlobter Lorenzo Russo an jenem Tag an den Rand von London in den Gloomy Forest gezogen waren. Ein junges, verliebtes, italienisches Pärchen, durstig und gierig nach dem süßen Leben.

      Ebenso war es mit Sicherheit kein Zufall, dass Elisabeth Greenwood, die alte Dame mit dem Glasauge und den goldenen Zähnen, die Person war, welche am nächsten bei dem jungen Paar wohnte. Sie lebte alleine in einem verlassenen, alten Schloss namens Red Side, im Gloomy Forest. Das Schloss war mehr eine heruntergekommene Ruine, alt und kühl. Doch niemand außer Elisabeth Greenwood wusste genau, was sich alles hinter den dichten Mauern und in den dunklen Kellern verbarg.

      1

      Es war ein Sonntag. Sonntage schmeckten immer nach Ausschlafen, einer heißen Schokolade im Bett, nach frischen Croissants und guten, alten Filmen.

      Und so kam es, dass die schöne Eleonora und ihr Lorenzo mittags, zu einer Zeit in der die meisten Menschen schon in der Kirche gewesen waren und sich nun im Wirtshaus ihren Schweinebraten schmecken ließen, immer noch im Bett lagen.

      „Wir sollten langsam mal auspacken, mio caro“, meinte Eleonora und strich sich ihre langen, schwarzen Haare aus dem Gesicht. Sie nannte Lorenzo seit ihrer Verlobung nur noch mio caro, was so viel wie „Mein Schatz“ bedeutete. Und er nannte sie la mia principessa, meine Prinzessin.

      „Das hat doch noch Zeit“, antwortete Lorenzo gelassen und sah sich zufrieden in dem dunklen, kalten Schlafgemach um. Das einzige, was bereits aufgestellt war, war das Bett.

      Rundherum standen noch große und kleine Umzugskartons, Taschen und Koffer. Der Boden war staubig und in der Deckenleuchte gab es noch keine funktionierende Glühbirne, deshalb hatte Lorenzo ein paar Kerzen aufstellen müssen. Eleonora hätte sich sonst gefürchtet.

      „Ganz allein in einer dunklen neuen Wohnung? No!“, hatte sie entschlossen gerufen und sich unter der Bettdecke versteckt, so lange bis Lorenzo Kerzen angezündet hatte. Lorenzo machte das Chaos in der neuen Wohnung nichts aus, er hatte es nicht eilig, es hier gemütlich zu haben. „Wir haben doch das Bett. Das reicht uns“, grinste er und gab seiner Eleonora einen Kuss auf die Stirn.

      „Nein, wir stehen jetzt auf. Ich räume die Kartons aus und du kümmerst dich erst mal um Glühbirnen!“, Eleonora lächelte ihren Verlobten an und schlug ihm verspielt ihr Kopfkissen auf die Brust. Dann stand sie entschlossen auf und zog ihren Morgenmantel an. Es war kalt in der Wohnung. Der Herbst stand vor der Tür. Sie hasste Unordnung, und wenn sie wollte, dass heute die Kartons ausgepackt werden, dann musste es so gemacht werden. Also schälte sich Lorenzo aus dem Bett und tat, was seine Freundin von ihm verlangte: Licht ins Dunkel bringen.

      Eleonora baute in dieser Zeit eine Kommode im Wohnzimmer zusammen und räumte sie ein. Eine Sanduhr und einen Kaktus stellte sie oben drauf. Das junge Pärchen kaufte keine Blumen mehr, nur noch Kakteen. Alles andere ging immer ein. Das Innenleben der Kommode befüllte Eleonora mit Büchern und Magazinen. Sie liebte es, zu lesen. In den letzten drei Jahren hatte sie ihr Geld durch das Artikelschreiben für ein Frauenmagazin verdient. Hier in London hatte sie noch keine neue Arbeitsstelle gefunden, was sie wahnsinnig machte. Eine von Eleonoras Schwächen war, dass sie nie stillsitzen konnte. Sie wollte immer etwas tun und gleichzeitig über alles die Kontrolle haben. Lorenzo sah das als eine Stärke an. Eine Frau, die gerne mit anpackte und alles selbst schaffen wollte.

      Einen Nachmittag später waren schließlich fünf Kartons ausgepackt, im Wohn- und Schlafzimmer gab es funktionierendes Licht und Eleonoras Schreibtisch stand fertig aufgebaut auf Oma Noemis rotem Teppich.

      „Wir brauchen unbedingt mehr Möbel“, meinte Lorenzo. Die vorherige Wohnung war viel kleiner gewesen. Diese hingegen bot neben einer großen Küche und einem Badezimmer noch vier weitere Zimmer. Unklar war, wieso der Makler eine solch großzügig geschnittene Wohnung so billig verkaufte. Und es hatte fast den Anschein gehabt, als wolle er sie dringend loswerden.

      Während das junge Pärchen den Sonntagabend in romantischer Zweisamkeit ausklingen ließ, fuhr nur wenige Kilometer weiter im Gloomy Forest eine schwarze Limousine in die Einfahrt des Golden Horse Sporthotels. Ein leichter Regen fiel auf das Dach des schicken Fahrzeugs.

      Der Fahrer stieg gehetzt aus und öffnete die Türe für seinen Boss. Dieser stieg im teuren Armani Anzug aus und sah sich kritisch um. Er rümpfte die Nase, als er von den sanften Regentropfen begrüßt wurde. Murrend marschierte er entschlossen auf die Eingangstüre des Hotels zu. Dabei mied er jede Pfütze, die auf dem Asphalt glänzte, um seine edlen Schuhe aus Pythonleder zu schonen. Die Glastür des Hotels öffnete sich und es schien, als wäre die Zeit für einen kurzen Augenblick stehen geblieben, als der gut gebaute Mann den Eingangsbereich des glamourösen Hotels betrat. Zielstrebig marschierte er auf die Rezeption der Hotellobby zu. Er schnürte seine Krawatte enger und versuchte mit einer Handbewegung die Regentropfen auf den Schulterkissen seines Anzugs abzustreifen.

      „Ich möchte bitte ein Zimmer“, forderte er an der Rezeption ohne Begrüßung an.

      „Herzlich Willkommen im Golden Horse Sporthotel“, lächelte die junge Courtney Black mit den blonden Locken.

      „Ja ja“, antwortete er gleichgültig und tippte mit seinen Fingern ungeduldig auf dem Tresen herum. Die goldenen Armreifen klingelten bei seinen ungeduldigen Bewegungen.

      „Haben Sie eine Reservierung?“, fragte Courtney und zeigte beim Lächeln ihre weißen Zähne.

      Der Gast hob gleichgültig eine Augenbraue. „Ich habe es mir anders überlegt“, lächelte er plötzlich. „Ich nehme eine Suite.“

      Die junge Frau tippte mit ihren roten Fingernägeln auf der Tastatur und sah in den Bildschirm ihres Computers.

      „Verraten Sie mir bitte ihren Namen?“, Sie tat sich schwer, freundlich zu bleiben, da die Arroganz ihres Gastes unausstehlich strahlte.

      „Den