Einäugige Killer: 5 klassische Krimis. Cedric Balmore

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Название Einäugige Killer: 5 klassische Krimis
Автор произведения Cedric Balmore
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745213867



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gekleidet. Von Zeit zu Zeit faßte er verstohlen nach dem aufgeklebten Bärtchen, um sich zu vergewissern, daß es nicht verrutscht war.

      Harry Fisher steckte sich eine Zigarette an, als sie bei Rotlicht an einer Kreuzung stoppen mußten. Er schaute hinaus. Ein Mädchen fing seinen Blick auf und lächelte ihm ins Gesicht. Das Lächeln des Mädchens zerbrach, als Fisher es nicht erwiderte. Er hatte es nicht einmal bemerkt.

      Der Wagen zog erneut an. Tom Woodrow, der neben Fisher saß, sagte plötzlich: »Es stinkt.«

      »He?« fragte Fisher.

      »Es stinkt«, wiederholte Woodrow. Er war ein ziemlich beleibter Mittdreißiger mit einem speckig glänzenden Doppelkinn. »Das Öl, meine ich.«

      Einer der Männer im Fond kicherte. Er hieß Tony Garrit und wurde wegen seiner hohen, brüchig wirkenden Stimme allgemein nur Fistel-Tony genannt. »Wenn ein Polyp seine Nase in unseren Schlitten stecken sollte, rührt den glatt der Schlag. Vier frisch geölte Pusten verbreiten einen penetranten Gestank!« Die Männer stimmten nicht in Garrits Lachen ein. Sie fanden seine Bemerkung keineswegs lustig. Im Gegenteil. Harry Fisher hatte Fistel-Tony sogar in Verdacht, daß er sich und den anderen mit diesen Worten nur zu beweisen versuchte, wie gelassen er der Aufgabe entgegensah. Im Grunde war es der Versuch, sich selber den Mut zu machen, den er nicht hatte.

      Der Wagen bog in die östliche 57. Straße ein und verlangsamte seine Geschwindigkeit.

      »Da vorn steht Ray«, sagte der zweite Mann im Fond. »Ray Alvino.« Der Sprecher hieß Earl Wilson und wirkte wie ein pensionierter Buchhalter. Er war der älteste des seltsamen Quartetts.

      Harry Fisher stoppte in einer Halteverbotszone, da sämtliche Parkplätze besetzt waren.

      Ray Alvino beugte sich zu Woodrow hinab. »Er ist vor zehn Minuten gekommen«, sagte er im Verschwörerton.

      Woodrow nickte gelassen, als habe er keine andere Auskunft erwartet. »Allein?«

      »Nein, mit zwei Gorillas und einer Puppe.«

      »Wer ist die Puppe?«

      »Keine Ahnung«, meinte Alvino. »Ihr müßt jetzt weiterfahren. Es fällt sonst auf.«

      Harry Fisher lenkte den Wagen in die Tiefgarage eines Bürohochhauses. Die Männer stiegen aus. Sie trugen konservative Anzüge von dunkelblauer Farbe, nur Harry Fisher war mit einem stark taillierten Nadelstreifen-Zweireiher bekleidet. Die Männer schauten sich in der Garage um. Um diese Zeit war sie nur knapp zur Hälfte belegt. Die Glasbox des Garagenwärters war leer. Er versah hier nur während der Office-Stunden seinen Dienst, Harry Fisher öffnete die Klappe des Kofferraums. Er nahm einen schwarzen mittelgroßen Koffer heraus. »Artistengepäck« stand auf dem Deckel.

      Harry Fisher knallte die Klappe zu, hob den Koffer auf und ging mit den Männern zum Ausgang. Sie bewegten sich in derselben Aufteilung, wie sie im Wagen gesessen hatten. Tony Garrit und Earl Wilson bildeten die Nachhut.

      Die Männer schwiegen erneut. Es gab nichts mehr zu sagen. Jetzt kam es darauf an, den Plan minuziös einzuhalten. Am Ausgang blieben Garrit und Wilson stehen. Fisher und Woodrow tauchten mit dem Koffer im Strom der Passanten unter.

      »Jetzt«, sagte Wilson, nachdem die beiden Männer einen Vorsprung von etwa fünfzig Schritten gewonnen hatten. Er schlug mit Tony Garrit dieselbe Richtung wie Fisher und Woodrow ein.

      Im Hause Nummer 287 befand sich das Gentleman’s Prisma, ein kürzlich eröffnetes Striptease-Lokal, von dem in New York viel gesprochen wurde. Der Nachtklub bemühte sich mit überhöhten Preisen und überdurchschnittlich gut aussehenden Girls darum, in einer zweifelhaften Branche eine unzweifelhafte Spitzenstellung zu erreichen.

      Der Name des Lokals war insofern zutreffend, als es zu vier Fünfteln von Männern besucht wurde. Fisher und Woodrow passierten den Eingang und stoppten vor einer schmalen Eisentür, die keinerlei Aufschrift trug. Diese Tür war unverschlossen. Woodrow öffnete sie. Hinter der Tür war ein kleiner, schmaler Flur, der an einer zweiten Tür endete. »Bühneneingang« stand auf dieser Tür, »Zutritt für Unbefugte verboten«.

      Neben der Tür lehnte ein hochaufgeschossener junger Mann. Er hatte eine Hand in seiner Jackentasche stecken und blickte hoch, als Fisher und Woo4-row auf ihn zukamen. Zwischen seinen Lippen klemmte eine erkaltete Zigarette. Er spuckte die Zigarette aus und fragte: »Wohin des Weges, Männer?«

      »Was geht Sie das an?« fragte Fisher. »Eine ganze Menge, Kleiner«, sagte der Mann. »Ich werde dafür bezahlt, daß niemand die Girls in ihren Garderoben belästigt.«

      »Das ist neu«, meinte Fisher. »Gestern stand niemand an dieser Tür.«

      »Gestern war gestern, und heute ist heute, Kleiner«, sagte der Mann grinsend. Er hatte dunkle, eng beieinanderstehende Augen und eine auffällig große Nase. Die schmalen Lippen waren nahezu farblos.

      Fisher hob seinen Koffer hoch. »Der Inhalt ist für Tilly bestimmt«, sagte er. »Ihr neues Kostüm. Es ist in letzter Minute fertig geworden. Sie braucht es für ihren Auftritt.«

      »Okay, ich bringe es ihr.«

      »Das ist nicht zu machen, Bohnenstange«, meinte Fisher kopfschüttelnd. »Blas dich nicht auf, öffne uns die Tür, sonst gibt’s kein Trinkgeld.«

      Tom Woodrow stand dem Mann an der Tür genau gegenüber. Woodrows Hand schnellte hoch, fast ansatzlos. Mit der Handkante traf er den Hals des Mannes. Der sackte zusammen und riß in einer Reflexbewegung seine Rechte aus der Jackentasche. In seinen Fingern hielt er eine Pistole. Er kam nicht mehr dazu, die Waffe in Anschlag zu bringen. Woodrow schlug erneut zu. Der Mann mit der Pistole ging zu Boden.

      »Mann, das hast du großartig gemacht«, staunte Fisher. »Sieh mal, der Kerl hatte eine Kanone in der Tasche!«

      Woodrow bückte sich und nahm dem Mann die Waffe ab. Dann holte er ihm die Brieftasche aus dem Jackett. Er öffnete sie, warf einen Blick hinein und stieß einen halblauten Pfiff aus, als er den Führerschein in die Hand bekam. »Die Type heißt Henry Darenger und stammt aus Chicago«, sagte er.

      Harry Fishers Augen wurden hart und schmal. »Chicago?« fragte er irritiert.

      Tom Woodrow ließ die Brieftasche und die Pistole in seinem Jackett verschwinden. »Einer von Ken Price’ Gorillas«, murmelte er. »Ken denkt an alles, das muß ihm der Neid lassen.«

      »An zuviel, wenn du mich fragst«, knurrte Harry Fisher übellaunig. »Wenn Price diesen Darenger hier postiert hat, kann das nur bedeuten, daß er sich gegen einen Angriff von der Bühnenseite her absichern wollte.«

      »Na und?«

      »Damit wird er sich nicht zufriedengegeben haben. Ich wette, er hat einige seiner Leute im Lokal verteilt. Vielleicht warten die nur auf uns!«

      »Sie werden gleich erleben, daß das Warten sich für sie gelohnt hat«, preßte Tom Woodrow höhnisch durch seine Zähne. »Hast du Angst?«

      »Quatsch, aber es wäre Wahnsinn, sich einer Übermacht zu stellen.«

      »Also doch Angst!«

      »Verdammt noch mal, was ist, wenn Ken Price nur auf uns wartet? Hast du etwa Lust, in eine Falle zu laufen?« fragte Fisher erregt.

      »Du machst dir gleich in die Hosen«, höhnte Tom Woodrow.

      Henry Darenger wälzte sich stöhnend herum und unternahm einen Versuch, auf seine Beine zu kommen. Tom Woodrow holte die Pistole aus seinem Jackett. Er holte aus und setzte den Waffenschaft hart und gezieit auf Darengers Schläfe. Er schlug nochmals zu, auf dieselbe Stelle. Henry Darenger sackte in sich zusammen und verlor das Bewußtsein.

      »Warum hast du das getan?« fragte Harry Fisher verdutzt. »Wir hätten ihn in die Mangel nehmen können.«

      »Wofür denn? Um uns von ihm einen Haufen Märchen auftischen zu lassen? Das können wir uns nicht leisten«, meinte Tom Woodrow. Er bückte sich nach den Füßen des Bewußtlosen und packte sie mit beiden Händen an. »Mach die Tür