Es war einmal ein kleines Mädchen .... Brooke Shields

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Название Es war einmal ein kleines Mädchen ...
Автор произведения Brooke Shields
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783854454823



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sich in ihren nicht zusammenpassenden Klamotten unwohl zu fühlen schienen. Woody hatte es geschafft, jedes etwas seltsam aussehende Kind in ganz New York City ausfindig zu machen. Die Szene wurde in einer Turnhalle gedreht und wir bekamen alle ein Mittagessen aus Proviantbüchsen. Zu jener Zeit hatten meine Mutter und ich einen Husky-Welpen adoptiert, den Mom mit auf das Filmset nahm, um mich zum Mittagessen zu besuchen. Ich wollte meinen Lunch nicht fertig essen und fragte Mom, wohin ich den Rest geben sollte. Sie sagte: „Gib es doch der witzigen Schnauze.“

      Ich ging rüber zu einem Jungen, der sehr klein war für sein Alter sowie schwarze, ölige Haare hatte und eine Brille mit fetten Gläsern trug, um ihm mein Mittagessen abzutreten. „Ich meinte doch den Hund!“, platzte es aus Mom heraus.

      Ich fühlte mich schlecht, weil ich gedacht hatte, dass der Junge die „witzige Schnauze“ wäre, und hoffte inständig, dass seine Mutter nichts von der Unterhaltung mitbekommen hatte. Zum Glück hatten weder der Junge noch seine Mutter etwas gehört. Allerdings muss ich gestehen, dass Mom und ich später am selben Tag ziemlich heftig darüber lachen mussten.

      Das merkwürdigste Detail an den Dreharbeiten zu Der Stadtneurotiker war, dass Woody Allen meine Mom auf ein Date einlud und sie zusagte. Ich denke, dass es nur dieses eine Mal war und sie nur gemeinsam zu Abend aßen. Mom verließ das Apartment und unsere gute Freundin Alice, die auf der anderen Straßenseite wohnte, kam vorbei, um auf mich aufzupassen. Alice war eine junge Blondine und für mich wie eine große Schwester. Während Mom fort war, bastelten Alice und ich diese verrückten witzigen Schilder, auf denen Sachen standen wie „Ooooooh, wie war dein Date?“ oder „Hat Woody Bussi-Bussi bekommen?“ und „Hoffe, du hattest Spaß, Mom“.

      Wir klebten sie quer über den ganzen Flur im sechsten Stock. Als sie dann aus dem Aufzug stieg, warteten bereits all diese lustigen Schilder auf sie und geleiteten sie auf ihrem Weg zu unserem Apartment am Ende des Flurs. Es stellte sich heraus, dass das Date unspektakulär verlaufen war. Mom erklärte, dass Woody ihr zu neurotisch sei und eine Therapie nötig hätte – und zwar zu dringend für ihren Geschmack. Es war durchaus passend, dass sie die Situation so einschätzte: Sie war eine Frau, die nie wirklich in der Lage war, sich ehrlich zu beurteilen, und einen Mann kritisierte, der ganz erpicht darauf war, seine Neurosen unter die Lupe zu nehmen. Ich verstehe ja, dass der Teil mit den Phobien bei jeder Person unattraktiv wirkt, aber Selbstreflexion ist in meinen Augen nie eine schlechte Sache.

      In der fertigen Version des Films war die Flashback-Szene von der Schulaufführung nicht mehr enthalten. Meine Darstellung einer sexy Pilgerin landete somit auf dem Fußboden des Schneideraums. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nichts mit dem Date zu tun hatte, aber es machte Spaß, Mom deswegen auf den Arm zu nehmen und ihr zu unterstellen, dass sie etwas getan hätte, was Woody zu diesem Schritt bewogen hätte.

      Mom und ich waren uns am nächsten, wenn wir miteinander lachten. Unser Humor und unser Gespür für Timing trugen zum engen Bund zwischen uns bei. Wir fanden beide dieselben Dinge lustig und das sollte uns über so manche Krise hinweghelfen. Mom verlor praktisch bis ganz zum Schluss nie ihren Witz.

      Auch wenn es mit Woody nicht geklappt hatte, hatte Mom doch zwei andere erwähnenswerte Beziehungen zu dieser Zeit. Der erste Mann hieß Bob und sie fing an, sich immer wieder mal mit ihm zu treffen, als ich drei war. Ich glaube nicht, dass Mom sich jemals wirklich zu ihm hingezogen fühlte oder in ihn verliebt war, aber er war ein sehr großzügiger Mann, der uns sehr lieb hatte und vollauf akzeptierte. Er arbeitete auf Ölbohrinseln und unterstützte uns auch finanziell. Ich denke, dass Mom in ihm einen vorübergehenden Versorger sah. Allerdings wollte sie nicht noch einmal heiraten. Er war während ein paar der turbulenteren Jahre da, als Moms Trinkerei eskalierte, und gab mir dabei Halt.

      Mom lernte außerdem eines Sommers im Urlaub in Brasilien einen Mann namens Antonio Rius kennen. Wir reisten zum ersten Mal nach Rio, als ich zwei Jahre alt war, sollten jedoch während meiner Kindheit immer wieder dorthin zurückkehren. Ihre Beziehung war sehr intensiv. Nie war sie schöner oder glücklicher, als wenn sie zusammen waren. Doch lebte er getrennt von seiner Frau – sie waren nicht geschieden – und seine Ehefrau drohte ihm, dass er seine Kinder nie wieder sehen würde, wenn er es wagte, eine Amerikanerin zu ehelichen. Mom war am Boden zerstört, sagte aber auch, dass er nicht der Mann wäre, in den sie verliebt sein sollte, wenn er sich tatsächlich gegen seine Kinder entschieden hätte. Sie sagte, dass sie auf ihn warten würde … was sie schließlich tatsächlich irgendwie tat.

      Während dieser Jahre reagierten meine Eltern jeweils sehr unterschiedlich auf meine heranreifende Karriere. Mein Vater tat sich schwer mit meiner Berühmtheit und achtete darauf, dass sie keine Rolle in unserer Beziehung zueinander spielte. Ich weiß, dass ihm meine Tätigkeiten als Model und Schauspielerin ein Dorn im Auge waren. Er sah sich auch nie einen meiner Filme an. Eher behagten ihm noch meine Arbeiten fürs Fernsehen und in späteren Jahren schaute er sich gerne meine Auftritte in Bob-Hope-Fernsehspecials beziehungsweise meine TV-Serie Susan an. Aber damals

      hatte er echt ein Problem mit meinem Leben als Model und Schauspielerin. Ich weiß noch, wie wir einmal das jährliche Familienfoto schießen wollten. Dad trat vor und sah mich an. Dann sagte er: „Jetzt posiere mal nicht, Brookie!“

      Ich genierte mich und war gekränkt, verstand aber später sein inniges Bedürfnis danach, dass ich „normal“ bliebe.

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      Meine Mutter glaubte zwar immer an mich und ermutigte mich dazu, Risiken einzugehen und niemals aufzugeben, doch ihr selbst waren auch Zurückweisung und Verlassenwerden nicht fremd. Sie machte sich deshalb Sorgen darum, wie ich damit umgehen würde. Es war nicht so, als ob sie sich mit mir auf einer emotionalen Ebene darüber ausgetauscht hätte. Sie versuchte mich nur vor Schmerz und der Zurückweisung durch andere zu bewahren. Ironischerweise sollte es aber im Verlauf der Jahre sie selbst sein, die mich durch ihre Trinkerei am meisten im Stich ließ und mir den größten emotionalen Schmerz zufügte.

      Sie konnte aber auch wunderbar sein. Ungefähr zu jener Zeit, als ich anfing, Filme zu drehen, nahm mich meine Mutter mit ins Musical Grease. In den Hauptrollen waren Adrienne Barbeau und Jeff Conaway zu sehen. Wir saßen unweit der Bühne. Das waren die Sitze, die wir uns leisten konnten – und damals erzählte mir Mom: je näher zur Bühne, desto besser. Später erfuhr ich natürlich, dass das eigentlich nicht stimmte. Wir hatten das zwar so nicht geplant, aber es war die hundertste Vorstellung der originalen Broadway-Produktion. Die Vorab-Show bestand üblicherweise aus etwas Fifties-Sound. Der DJ heizte dem Publikum ein wenig ein und brachte es dazu, zu klatschen und auf den Plätzen zu tanzen. Um diese besondere Aufführung allerdings gebührend zu feiern, hatten die Produzenten entschieden, einen Hula-Hoop-Wettbewerb auszutragen. Jeder Zuschauer durfte dabei mitmachen. Hauptsächlich Leute aus der Ära, in der Grease spielte, also den Fünfziger- und Sechzigerjahren, fühlten sich angesprochen. Der Preis für den ersten Platz war eine signierte Schallplatte, ein Foto mit den Schauspielern und eine Einladung zu ihrer Party anlässlich der hundertsten Vorstellung. Ich hatte zuvor noch nie einen Hula-Hoop-Reifen kreisen lassen, wollte aber unbedingt das Ensemble kennenlernen. Ich sprang auf und hob die Hand. Mom lächelte und erinnerte mich mit halb geschlossenem Mund daran, dass ich das zuvor noch nie gemacht hätte. Mir war das egal. Mom unterstützte mich bei allem, was ich versuchen wollte, doch dies war das erste Mal, dass ich mich für irgendetwas meldete, von dem ich überhaupt keine Ahnung hatte – und dann auch noch vor einem zahlreich erschienenen, aufgekratzten Theaterpublikum. Das hier war nicht unbedingt das Kellergewölbe einer Kirche. Sie war zwar nervös, ermutigte mich aber doch, es zu versuchen.

      „Ich gehe da rauf.“

      „Okay, dann hau sie aus den Schuhen.“

      Nun, ich kletterte auf die Bühne, bekam einen Hula-Hoop-Reifen überreicht und begann das Ding kreisen zu lassen, als ob mein Leben davon abhinge. Da waren außer mir noch neun Erwachsene, die in den Fünfzigerjahren Teenager gewesen waren und wussten, was sie da taten. Ich war jedoch wild entschlossen. Ich sah niemanden an und bekam gar nicht mit, wenn der Reifen einer meiner Gegner zu Boden fiel und er oder sie somit ausschied. Es dauerte gar nicht lange, da waren nur mehr ein älterer Mann und ich übrig. Ich gab einfach nicht auf. Mein Reifen berührte schon fast den