Название | Es war einmal ein kleines Mädchen ... |
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Автор произведения | Brooke Shields |
Жанр | Биографии и Мемуары |
Серия | |
Издательство | Биографии и Мемуары |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854454823 |
Ich hatte nichts gegen meine Stiefmutter – nicht im Geringsten – oder dagegen, dass mein Dad wieder geheiratet hatte. Jedoch fühlte ich mich ihr einfach nicht nahe. Ich stellte klar, dass niemand im Universum meine Mutter ersetzen könnte. Und mit allem gebührenden Respekt muss ich sagen, dass Didi das auch nie versuchte. Meine Stiefmutter war komplett das Gegenteil zu meiner Mom. Sie war winzig, systematisch und hatte auch nie einen Hang zum Drama. Sie glaubte an Protokolle und Listen. Sie war sehr penibel und ordnete sogar ihre Gewürze nach dem Alphabet. Ich versuchte alles, um sie aus dem Konzept zu bringen. Es war das Größte für mich herumzuschreien, bis sie in die Küche gerannt kam, in Sorge, ob ich mir wieder wehgetan hätte, nur um sie dann danach zu fragen, ob der Cayenne-Pfeffer nun unter „C“ oder „P“ einzuordnen wäre.
Sie roch immer gut und kümmerte sich selbst um ihre Nägel. Ich konnte oft den Nagellack vom anderen Ende des Flurs riechen und wusste stets, dass sie sich für einen subtilen Farbton entscheiden würde. Ich hingegen achtete darauf, dass meine Nägel schwarz lackiert waren, wenn ich zu Besuch kam. Didi trug immer zahlreiche Armreifen und Halsketten. Bis heute denke ich an Didi, wenn ich das Geklimper von Halsketten höre.
Im Gegensatz dazu war meine Mutter extravagant, unorganisiert und verursachte oft Chaos. Sie war regelmäßig ungestüm, trank und fluchte wie ein Bauarbeiter, sie trug feuerroten Lippenstift und Nagellack. Mom war gepflegt, aber unordentlich. Moms Vorstellung von Ordnung war es, sich wichtige Telefonnummern auf winzige Papierschnipsel zu notieren, die sie dann verlor, oder Kreditkarten mit einem der Tausenden Gummibänder, die die Tageszeitungen, die uns geliefert wurden, zusammenhielten, aneinander zu binden.
Meine Mutter gab sich nach außen hin nie ablehnend gegenüber dem anderen Leben, das ich bei meinem Vater führte, aber es gab Anzeichen, dass sie nicht alles, was es repräsentierte, gänzlich akzeptierte. Sie versuchte, es unter Kontrolle zu behalten. Zum Beispiel nahm mich Dad jeden Sommer mit, um ein Paar Slipper sowie einige kurzärmelige Lacoste-Shirts für mich zu besorgen. Ich liebte diese Ausflüge und konnte es kaum erwarten, das zu tragen, was auch die anderen Kinder trugen. Mom shoppte für mich nur in Second-Hand-Läden ein und kaufte mir nie Markenklamotten. Tatsächlich entfernte sie jedes Mal in mühsamer Kleinarbeit das kleine Krokodil, wenn ich mit einem Lacoste-Shirt nachhause kam. Das war keine einfache Aufgabe, da es mit einem widerstandsfähigen Plastikfaden befestigt war. Außerdem war es unvermeidbar, dass ein Loch zurückblieb. Mom vernähte es daraufhin mit einem Faden, der dieselbe Farbe wie das Shirt hatte – und auch wenn es brandneu war, sah es dann wie ein Second-Hand-Shirt aus. Erst dann durfte ich das – mittlerweile No-Name – Shirt anziehen. Es erstaunt mich, wie sehr sie das privilegierte Leben begehrte, aber gleichzeitig dessen Symbole verabscheute. Es war eine verwirrende Zeit für mich, aber ich wusste, dass ich da wie dort geliebt wurde. Beide Seiten behüteten und sorgten für mich auf ihre jeweils individuelle Art und Weise und von ihrer einzigartigen Perspektive aus.
Alles in allem hatten meine beiden Familien ein gutes Verhältnis zueinander. Ich war immer angenehm überrascht und aufrichtig erleichtert, dass weder meine Mutter noch mein Vater oder meine Stiefmutter jemals schlecht übereinander sprachen. Auch versuchten sie nie, mich gegen die jeweils andere Familie aufzuwiegeln oder ihre Überlegenheit zu beweisen. Ich wechselte regelmäßig hin und her und musste mich nie wie eine Verräterin fühlen. Etwas, das immer gleich blieb, war meine Zuneigung zu meiner Mutter sowie das Gefühl, dass unsere Leben für immer miteinander verbunden wären.
Einmal versagten die Bremsen unseres neuen schwarzen Jeeps, als wir in Richtung New Jersey über die George Washington Bridge fuhren. Mom wies mich schreiend an, auf den Rücksitz zu klettern und mich festzuschnallen, weil wir nicht anhalten konnten. Ich weiß noch, dass ich seltsamerweise stolz war, meinen Blick geradeaus nach vorne richtete und sagte: „Nein! Wenn du stirbst, sterbe auch ich.“ Ich war fest entschlossen. Wir fuhren von der Brücke auf den Palisades Parkway und dann eine Anhöhe hinauf, wodurch wir schließlich langsamer wurden. Wir stellten den Motor ab und waren so weit in Ordnung, aber dieses Jeep-Modell aus diesem Jahr wurde schon bald zurückgerufen. Ich bin mir sicher, dass ich mich so lebhaft an dieses Vorkommnis erinnere, weil Mom diese Anekdote selbst so gerne zum Besten gab und erzählte, dass ihre Tochter lieber sterben würde, als ohne sie zu sein. Sie durfte mitanhören, wie ich im Angesicht des Todes meine Liebe für sie verkündete. Was mehr hätte sie sich jemals wünschen können?
Ich modelte weiterhin, meine ganze Kindheit hindurch. So erhielt ich nun mehr Aufträge für Fernsehwerbungen, etwa für Tuesday Taylor, eine Puppe in der Art von Barbie, deren Haare wuchsen, wenn man auf einen Knopf drückte. Dieser Job gefiel mir, weil ich eine der Puppen behalten durfte und das andere Mädchen, mit dem ich den Clip drehte, Tuesdays Schwester Piper mit nachhause nehmen durfte. Außerdem drehte ich auch einen Werbespot für Suzy Q, was nicht annähernd so lustig war, da ich dafür die ganze Zeit diese Küchlein essen musste und mir sehr übel davon wurde. In diesem Spot spielte auch Mason Reese mit und ich weiß noch, dass ich mir dachte, seine Mom wäre eine echte Type.
Als ich neun Jahre alt war, hatte ich meine erste Filmrolle in Communion – Messe des Grauens. In dieser Horrorgeschichte wurde meine Figur von ihrer Schwester gefoltert und schließlich ermordet. Der Film spielte über weite Strecken in einer Kirche und während der Erstkommunionsfeier der jüngeren Schwester. Das Casting für die Rolle verlief eigenartig und die Geschichte davon wurde zu einer Lieblingsanekdote, die meine Mom jedem erzählte, der sie hören wollte. Wie üblich ging ich alleine ins Vorsprechzimmer, während meine Mom vor der Tür wartete. Ich wurde dann gefragt, wie ich es darstellen würde, erdrosselt zu werden. Lustigerweise war ich gerade in dem Alter, in dem meine Freunde und ich diese verrückte Sache mit unserer Atmung machten, die mich immer zum Lachen brachte. Wir pusteten die ganze Luft aus unseren Lungen und lachten dann dieses tiefe, kehlige Maschinengewehrlachen, bis wir ganz rot und verquollen waren. Wir fanden das zum Totlachen. Da unsere Gesichter so rot wurden und sich unsere Augen mit Tränen füllten, sah es ziemlich eklig und beängstigend aus. Also war ich absolut darauf vorbereitet, so zu tun, als ob ich erwürgt würde.
Mir wurde mitgeteilt, dass in der entscheidenden Todesszene meine Figur mithilfe einer Kerze erwürgt, in den Innenraum einer Diakonsbank gestopft und verbrannt würde. Auf einer solchen Bank, die man üblicherweise in Kirchen und Kapellen findet, sitzt in der Regel der Diakon oder Priester während der Messe. Zumeist ist sie aus Holz und Rückenlehne und Armstützen sind geschwungen. Während dem Vorsprechen, in einem Raum voller Menschen, fuhr ich daraufhin fort, mein erstickendes, rotes Gesicht vorzuführen. Ich hielt meinen Atem an – und ließ dann einen gewaltigen Furz. Das war mir unglaublich peinlich und ich sagte, dass ich das während der echten Dreharbeiten nicht tun würde.
Später am selben Tag, nachdem ich die Rolle bekommen hatte, erschien ich bei den Proben. Eine Gruppe von Schauspielern unterhielt sich über Sternzeichen und erkundigte sich danach, wann ich geboren wäre. Ich sagte, dass ich Zwilling sei. Eine Dame meinte: „Oh, das ist ein Luftzeichen.“
„Das wissen wir schon!“, fügte daraufhin der Regisseur mit einem Lachen hinzu. Ich lief knallrot an – und dieses Mal nicht mit Absicht. Mom fand das unerhört komisch und sollte noch für Jahre darüber lachen. Sie sagte, dass ich bei Castings vielleicht öfter mal einen an die Luft setzen sollte – damit ich mehr Rollen bekäme. Der Film erwies sich letztlich nicht als großer Erfolg an den Kinokassen, aber erlangte später den Status eines obskuren Kultklassikers.
Bald nach Communion – Messe des Grauens wurde ich von Woody Allen zu einem Vorsprechen eingeladen und prompt in seinem nächsten Film mit dem Titel Der Stadtneurotiker besetzt. Darin spielte ich das Objekt der Begierde des jungen Alvy Singers. In einer Flashback-Szene spielte ich in einer Schulaufführung zu Thanksgiving eine sexy Pilgerin. Ich stand nur zwei Tage vor der Kamera und obwohl ich kurz im Mittelpunkt stand,