7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter. Pete Hackett

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Название 7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter
Автор произведения Pete Hackett
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783745210705



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die Straße hinaus. Es ist so ruhig, als wäre die Stadt ausgestorben. Nur hier und da verrät ein Lichtstrahl das Leben in den Häusern.

      Eine feige Stadt. Aber wahrscheinlich hat Hassel mehr Reiter in den Sätteln, als es hier Menschen in der Stadt gibt.

      Einem plötzlichen Entschluss folgend geht er hinaus und in den Mietstall. Er zieht das Spencergewehr aus dem Sattelschuh und kehrt in den Saloon zurück.

      „Welches Zimmer habe ich?", fragt er.

      „Sechs, wenn Sie vom Teufel besessen sind, Sie Narr!"

      Bill streckt die Hand nach dem Schlüssel aus, und Bresler legt ihn hinein.

      Bill wendet sich der Hintertür zu. Seine Schritte entfernen sich die Treppe hinauf.

      „Er gibt nicht auf, bevor er nicht tot ist", sagt Kate. „Als ich ihn hereinkommen sah, ahnte ich, was er will. Irgendwie ist er noch härter als Darby Tetley war. Und der war bestimmt ein eisenharter Mann, James!"

      „Was nützt ihm das? Eine gut gezielte Kugel löscht das härteste Leben aus. Wir werden uns wieder sprechen. Gefällt er dir?"

      „Er ist jedenfalls ein Mann des Westens, wie ihn die Frauen sich vorstellen", erwidert sie.

      Breslers Gesicht verzieht sich, als habe er einen Löffel voll Salz in den Mund bekommen.

      „Du wolltest es wissen, James", sagt sie und wendet sich ab.

      Da kommt Bill Jackson in den Saloon zurück. Er hat das Gewehr nicht mehr in der Hand. Bill rollt sich eine Zigarette, während er langsam zum Fenster geht. Er bleibt dahinter stehen und schaut auf die Straße hinaus. In seinen Taschen sucht er nach einem Schwefelholz, das er über die Fensterscheibe zieht. Eine kleine Flamme sprüht auf und beleuchtet sein entschlossenes Gesicht.

      *

      Fernes Hufgetrappel lässt den Keeper zusammenfahren.

      Bill wendet sich um. Er lächelt ein wenig, aber in seinem rauen Gesicht wird es kaum sichtbar.

      „Jetzt", sagt Bresler, „jetzt kommen sie, Jackson!"

      Bill nickt. Er zieht noch einmal an der Zigarette, dann schnipst er sie über die Flügel der Schwingtür hinweg.

      „Damit haben wir doch gerechnet", erwidert er. „Kann es uns jetzt noch überraschen?"

      „Haben Sie wirklich damit gerechnet?"

      „Natürlich. Mir ist in dieser Stadt ein ziemlich genaues Bild von Big John entworfen worden. Ich kann iihn mir gut vorstellen. Und es war mir auch klar, dass er so und nicht anders reagiert."

      Missmutig schielt der Keeper zu seiner abgesägten Schrotflinte an der Wand.

      „Wenn Sie mir nicht so sehr geholfen hätten, wüsste ich ganz genau, was ich zu tun hätte", knurrt er. „Können Sie sich denken, was das ist?"

      Bill nickt ernsthaft.

      „Sie würden sich aus dem Staub machen, irgendwo untertauchen und vor dem Morgengrauen nicht zurückkommen."

      „Genau, Jackson. Ihre Einschätzung der Lage ist verblüffend. Um so mehr verwundert es, dass Sie sich selbst wahrscheinlich stark überschätzen."

      Bill geht zur Theke und lehnt sich dagegen. Er hört, dass der Hufschlag lauter geworden ist. Irgendwo draußen in der Stadt wird ein Ruf laut. Dann fällt eine Tür mit hartem Knall zu.

      Stille! Nur der Hufschlag in der Fenne, der langsam zu einem Sturm anwächst.

      Breslers Hände auf der schimmernden Messingplatte zittern.

      Kate ist aufgestanden und kommt ebenfalls zur Theke. Sie schaut Bill an, und für einen Moment ist es, als wollte sie etwas sagen. Ihr Mund steht halb offen. Doch sie schweigt.

      Bill blickt auf ihre schimmernden Zähne. Er ist sich selbst nicht sicher, ob es richtig war, in der Stadt zu bleiben, um sich mit dem Satan zu messen. Aber immer wieder taucht das Bild des sterbenden Tetley vor seinen Augen auf, und er sieht sich selbst, wie er den Stern nahm und die Formel sprach, die der Eisenbahn-Marshal sich bestimmt selbst ausgedacht hatte.

      Der Sturm des Hufschlags ist zu einem Orkan angewachsen und hämmert in die Stadt herein. Rufe erschallen. In einem Haus schräg gegenüber des Saloons geht das Licht aus. Schon ist das Schnauben der Pferde zu hören und das Klirren von Waffen, die aneinander schlagen.

      „Noch einen Whisky!", sagt Bill.

      Bresler schüttet mehr daneben, als er eingießt. Bill nimmt das Glas, trinkt und legt ein Geldstück auf die Theke.

      „Für den Fall, dass ich dann nicht mehr bezahlen kann", sagt er lächelnd.

      Bresler schiebt das Geld zurück.

      „Ich habe nicht vergessen, dass Sie schon zwanzig Dollar Vorauszahlung gegeben haben, Jackson. Das reicht noch aus, um auch die Ansprüche des Coroners zu befriedigen."

      Bill schiebt sein Geld in die Tasche zurück. Durch die Stadt schallt ein scharfes Kommando. Bill trinkt den Rest des Whiskys und wirft das Glas ins Spülbecken. Da sind die Pferde schattenhaft vor dem Fenster zu sehen. Staub strebt zu der Lampe über der Fahrbahn empor.

      Wieder erschallt ein Kommando. Derbe Stiefel treten auf die Bohlen.

      „Ich wette, dass es mindestens zehn Mann sind", sagt Kate kratzig.

      *

      Der Mann, der sich durch die Schwingtür schiebt, entspricht ungefähr dem Bild, das sich Bill von Big John Hassel gemacht hat. Er ist ein großer, breiter und klotziger Mann. Ein Mann mit einem mächtigen, quadratischen Schädel auf einem wuchtigen, kurzen Hals. Ein Mann mit einer breiten Nase und scharf blickenden Falkenaugen. Aber auch ein Mann mit Runzeln und Falten und mit einer Haut, die wie gegerbtes Leder aussieht. Sein Haar ist grau-weiß. Er hat die fünfzig längst hinter sich.

      Das also ist er. Big Jahn Hassel, der seinen Sohn prügelt, so dass er grün und blau aussieht. Der seinen Sohn aber auch niemals der Gerechtigkeit ausliefern wird, wie man hier in seiner Stadt meint.

      Er trägt einen Cordanzug, dessen Schnitt keine Wünsche offen lässt. Darunter hat er ein grau-blaues Hemd mit langen Kragenecken und einer schwarzen Saint Louis-Schleife.

      Er ist drei Schritte in den Saloon hereingekommen und bleibt nun stehen. Hinter ihm drängt sein Rudel herein: rau aussehende Rindermänner mit Lederchaps über den Lewishosen, mit Lederwesten, die verstaubt aussehen. Mit bunten, verwaschenen Kattunhemden und mit verbeulten Hüten, die brüchige Lederbänder zieren.

      Wilde, zornige Gesichter leuchten Bill Jackson entgegen. Er denkt an die drei Weidereiter, die er in der Hütte im Bergtal traf. Sie waren von der gleichen Art. Männer, die für ihren Boss Kopf und Kragen riskieren und dafür fünfzig Dollar im Monat kassieren, wenn es überhaupt soviel ist. Er sieht in den rauen und von Staub überzogenen Gesichtern, dass sie für Big John durchs Feuer reiten werden. Und er sieht auch, dass sie schon vergessen haben, wie hart der Winter war. Keiner von ihnen denkt noch daran, dass auch ein Big John Hassel während der härtesten Monate des Jahres nicht mehr Männer bei sich behält, als er gerade braucht, um seine Herden unter Kontrolle halten zu können.

      Alles vergessen. Vielleicht haben sie ihn verflucht, noch vor wenigen Wochen, vielleicht vor Tagen. Jetzt ist er ihr Boss, ihr Gesetz und ihr Gewissen. Sie tragen große Revolver tief an den Hüften. Dieser und jener mag ihn nur gebrauchen, um die Rinderarbeit machen zu können.

      Aber es sind auch andere darunter. Ein paar grinsen verkniffen.

      Die messerscharfen Lippen des Großranchers springen auseinander. Zwei Reihen kräftiger Zähne werden sichtbar.

      „Bist du der, der zwei meiner Leute erschoss?", fragt er scharf.

      Bill, der mit dem Rücken an der Theke lehnt, nickt.

      „Der bin ich", sagt er.

      Stille. Nur das scharfe Atmen der Cowboys erfüllt den Raum.

      „Big