7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter. Pete Hackett

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Название 7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter
Автор произведения Pete Hackett
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783745210705



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      Der Keeper schiebt eine Flasche und ein Glas über den Tisch.

      Bill nimmt beides und geht zu einem Tisch. Der Keeper steht ein paar Minuten hinter der Theke und fixiert seinen Gast, dann zieht er sich in die Küche zurück.

      Kate Solar kommt an den Tisch. Sie hat ein leeres Glas in der Hand und hält es Bill entgegen. Sie sagt: „Whisky ist eigentlich nicht meine Spezialität. Aber die Zeit ist nicht dazu angetan, wählerisch zu sein."

      Bill schenkt die Gläser voll.

      „Haben Sie damals mit Tetley die Diebe geschnappt?", will sie wissen.

      „Ja", sagt er und weiß nicht, warum er lügt. „Wissen Sie noch, wann Sie hier angekommen sind?"

      „Zwei Tage vor Silvester. Warum?"

      „Nur so." Er rechnet aus, dass der Mann, den er sucht, dann unter Umständen Silvester auch hier gewesen sein kann. Sein Weg war etwas weiter. Dafür ist er allein sicher schneller vorangekommen. ‘

      „Nach Norden führt ein langes Tal durch die Berge bis zur Eisenbahn", spricht das Mädchen weiter. „Es lag viel Schnee, und ich dachte, wir kämen nicht durch. Aber Bresler sagte, wir müssten über keinen Pass, und es wäre eine Kleinigkeit. Das stimmte auch."

      „Wer ist Bresler?"

      „Der Keeper. Er hat mich selbst abgeholt. Er sagte, es wäre schwierig, Mädchen für diese entlegene Stadt zu bekommen. Ich bin ganz allein hier."

      Bill sieht, dass ihr Gesicht fahl geworden ist. Er kann sich vorstellen, wie bitter ihr Schicksal in dieser Stadt ist. Dabei scheint sie selbst zu wissen, dass bis jetzt eine verdammt flaue Zeit war.

      „Ich singe und tanze", redet sie weiter. „So steht es in meinem Vertrag. Manche Cowboys glauben, sie können mit mir ...“

      Er wendet den Blick ab, als sie abbricht, damit sie nicht denkt, er wollte sie auffordern fortzufahren.

      „Ich werde mir jetzt die Haare schneiden und den Bart abkratzen lassen", sagt er nach einer Weile und trinkt sein Glas leer. „Gilbt es im Haus ein Bad?"

      „Ja."

      „Dann sagen Sie dem Keeper doch bitte, er möchte mir warmes Wasser machen."

      „Ich mache das."

      Er sieht das Leuchten in ihren Augen, steht schnell auf und will hinaus.

      „Noch eine Sekunde!", schnarrt eine scharfe Stimme hinter ihm.

      Als er sich dreht, sieht er den Keeper in der Küchentür. Bill geht zurück und legt einen Zwanzig Dollar-Schein auf den Schanktisch.

      James Bresler wartet, bis Bill gegangen ist, dann wendet er sich dem Mädchen zu.

      „Was will der Bursche?"

      „Weiß ich nicht."

      „Einer, der jetzt noch zwanzig Dollar hat, sucht doch keinen Job!"

      „Vielleicht ist er ein Spieler. Ich lernte ihn in der Eisenbahn flüchtig kennen. Aber wir haben nur ein paar Worte gewechselt."

      Der Keeper blickt wieder auf den Geldschein. Sein Blick wird immer misstrauischer.

      „Nicht mal Wechselgeld hat er mitgenommen", brummt er.

      „Er kommt sicher zurück."

      *

      Als Bill aus dem Haus des Barbiers tritt, sieht er sie kommen. Sie sind acht Mann. Sie schreien schon, ehe sie die ersten Häuser erreicht haben. Sie schlagen auf ihre Pferde, haben Colts in den Händen und feuern wie angestochen in die Luft.

      Sie sprengen auf der Fahrbahn an ihm vorbei. Sand spritzt in die Höhe. Vor Breslers Saloon reißen sie die Pferde hart zurück und springen ab.

      „Tobe, schaff die Biester in den Mietstall, sonst wird mein Alter verrückt, wenn er in die Stadt kommt!", brüllt ein junger Bursche, der nicht älter als zwanzig Jahre sein kann.

      Einer der wilden Burschen nimmt die Zügel der Pferde.

      „All right, Dale", schnarrt er.

      Bill tritt zu einer Vorbaustütze und blickt zu den Männern, die den jungen Burschen umstehen. Sie sind alle älter als der, aber sicher nicht viel. Sie sehen rau, verwegen und wild aus. Und sicher stehen sie auf der Lohnliste des ,Alten', von dem er sprach. Bill glaubt, dass dieser ,Alte' dessen Vater ist.

      Die Horde schiebt sich in den Saloon hinein. Gegenüber ist der Sheriff aus seinem Schaukelstuhl gesprungen und stützt sich mit einer Hand an einer Vorbaustrebe. Bill sieht es aus, als würde der Mann schnaufen. Sein Gesicht ist verkniffen und die Augen so schmal wie Schießscharten.

      Dale Hassel, überlegt er. Dann geht er auf den Saloon zu.

      Als er eintritt, stehen die sieben Männer an der Theke. Kate Solar ist vor ihnen zurückgewichen und lehnt mit dem Rücken an einer Stütze, die die Decke trägt. Ihr Gesicht sieht so durchsichtig aus wie Wachs.

      „Los, verdammt!", bellt einer der Kerle. „Sing uns das Lied von dem Sheriff, der es zu genau genommen hat!"

      „Sie hat jetzt frei", schnarrt Bresler hinter der Theke.

      „Frei?", fragt der wilde, schmale und schwarzhaarige Bursche mit dem scharfgeschnittenen Gesicht und den kalt leuchtenden Augen, den sie draußen Dale nannten. „Was ist das, Bresler?"

      Bill lehnt sich neben der Tür an die Wand. Bis jetzt hat sich niemand nach ihm umgewandt. Sicher bemerkten sie ihn noch nicht.

      „Das weißt du genau!", ruft der Keeper, dessen schwammiges Gesicht straffer wird und eine dunkle Farbe angenommen hat.

      „Eben nicht, Bresler. Sie wird für uns singen und tanzen! Jetzt! Auf der Stelle!"

      „Sie hat frei, Hassel! Und du solltest lieber keine zu große Lippe riskieren. Du weißt, wie schlecht dein Vater werden kann, wenn ich ihm davon erzähle! Sicher sollt ihr irgendwo auf der Weide die Rinder hüten und nicht hier in der Stadt Krach schlagen!"

      Bill sieht, wie Dale Hassels Hand über den Revolverkolben streift. Er trägt seine Waffe sehr tief und hat den Lederriemen am Halfterboden um den Oberschenkel geschnallt.

      „Er hat dir gedroht, Dale", sagt einer der anderen. „Ich will verdammt sein, wenn ich mir das gefallen lassen ..."

      „Du hältst dein Maul, Pete!", grunzt Dale. „Ich weiß allein, was ich zu machen habe. Bresler, du hättest mir besser nicht drohen sollen. Vielleicht vergisst du, dass mein Vater ein alter Mann ist und nicht das ewige Leben haben wird. Auch wenn sie ihn heute noch Big John nennen, wird er eines Tages nicht mehr der Boss der Ranch sein. Weißt du, wer dann an der Reihe ist? Ich! Und weißt du, welcher von euch Dummköpfen von mir zuerst zum Teufel geschickt wird? Du!"

      „Das wird ein Fest für meines Vaters Sohn", grölt einer.

      „Ruhe!", bellt Dale. „Bresler, sag ihr jetzt, dass sie tanzen und singen soll!"

      „Ich denke nicht daran!", faucht der Keeper.

      Bill kommt nicht umhin, diesen Mann zu bewundern. Aber irgendwie wird er das Gefühl nicht los, dass dem ganz bestimmte Befehle von Big John Hassel zugrunde liegen müssen.

      „Er will nicht!", schnauft Pete. „Verdammt, er will nicht!"

      Dale hat plötzlich den Colt in der Hand und fuchtelt damit über dem Schanktisch herum.

      „Schieß doch", sagt Bresler. „Jeder in der Stadt wird dann wissen, dass es Mord war! Der Sheriff wird dich ..."

      „Der Sheriff!", schnaubt Dale verächtlich. „Als ob der etwas in der Stadt meines Vaters zu sagen hätte! Mein Vater wird mich vielleicht prügeln dafür. Das ist alles. Aber davon wirst du nicht wieder lebendig. Das solltest du dir schnell überlegen!"

      Bill hat aus den wenigen, hastig hervorgestoßenen Worten sehr viel entnommen. Dale scheint der einzige Sohn seines Vaters zu sein. Und wahrscheinlich