7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter. Pete Hackett

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Название 7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter
Автор произведения Pete Hackett
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783745210705



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auf", sagt Bill zurückblickend. „Sie haben mich auch erst bluffen wollen. Sie sagten, in der Nacht wüsste höchstens Heston, wo Dale war. Dann gaben Sie auf einmal im Eifer zu, dass Sie wissen, dass Dale einen Zug überfallen hat. Ich nehme an, sein Vater hat es in seiner Wut herausgeschrien."

      Das Gesicht des Storekeepers hat sich ins Grünliche verfärbt.

      Bill geht langsam zurück, bis er an der Theke steht und den scharfen Atem des ausgelaugten kleinen Mannes in die Nase bekommt.

      „So war es doch?"

      „Von mir erfahren Sie nichts mehr! Ich will damit nichts zu tun haben!"

      „Dann hat Big John also der Stadt verboten, darüber zu reden, was?"

      Der Mann schweigt. Angst leuchtet nun glitzernd aus seinen Augen.

      Bill geht wieder zur Tür und hinaus. Der kalte Wind schlägt ihm gegen die heiße Stirn. Er blickt auf eine schwankende Straßenlampe, deren Lichtklecks auf der Fahrbahn hin und her zuckt und verzerrte Schattenflecke auf die ausgefahrene Straße zeichnet.

      So also ist das in Big John Hassels Stadt. Sie wissen es alle. Aber wahrscheinlich wissen sie nicht, dass ein Mensch dabei ermordet wurde. Vielleicht weiß das nicht einmal Big John. Oder will er auch das totgeschwiegen wissen?

      Bill erinnert sich deutlich an den Augenausdruck des Sheriffs, als er ihm sagte, wie die Banditen es mit dem Schaffner gemacht hatten. Heston schien auch nicht daran zu zweifeln, dass Dale der Mann ist, den er, Bill Jackson, sucht.

      *

      Er geht über die Straße und betritt den Saloon. Kate Solar lehnt bleich an der Theke. Das ungewisse Licht malt tiefe Linien in iihr Gesicht. Auch sie hat Angst. Aber vielleicht nicht vor Big John.

      Bill tritt an die Tiheke.

      Bresler kommt aus der Küche. Er trocknet sich die Hände an der Schürze ab, die er vor den Leib gebunden hat.

      „Noch einen Whisky!", verlangt Bill.

      Die Hand des Keepers zittert, als er einschenkt. Er schiebt Bill das Glas zu und sieht ihn kalt und beinahe vernichtend an.

      „Sie Narr!", keift er. „Es kann sich nur noch um Minuten handeln, dann wird Big John hier sein."

      „Bis jetzt weiß er noch nicht einmal, was ich in der Stadt will", erwidert Bill und trinkt einen sparsamen Schluck.

      „Aber die Leute wissen es."

      „Die schweigen, Bresler. Die schweigen, wie sie das andere auch totgeschwiegen hätten. Aus Angst vor Big John. Sie werden nicht zugeben, dass alles nun bekannt ist. Kate, ich weiß inzwischen die Wahrheit. Nur eines fehlt mir noch." Sein Blick wandert zu Bresler zurück. „Wieviel hat Dale dem Spieler bezahlt, der hier auf ihn wartete?"

      Schweißtropfen brennen auf Breslers Stirn.

      „Er hat vier Wochen bei Ihnen gesessen, Bresler. Hat Kate Ihnen gesagt, dass ich im Auftrag der Eisenbahngesellschaft hier bin?"

      Bresler sagt nichts.

      „Natürlich", meint Kate.

      „Also — wieviel?"

      „Ich will damit nichts zu tun haben, Jackson. Ich bin Ihnen dankbar gewesen, dass Sie mir aus der Klemme geholfen haben. Nun ist das vorbei, weil Sie ein Narr sind. Lassen Sie mich aus dem Spiel!"

      „Hat Ihnen Kate auch gesagt, dass ein Schaffner erschossen wurde?"

      „Natürlich. Ich weiß das schon lange. Und ich habe Kate geraten, zu keinem Menschen zu sagen, dass sie im gleichen Zug gesessen hat. Damit sind wir beide gut gefahren."

      „Sie meinen, einen kalten Mord kann man so einfach totschweigen?"

      „Ich will damit nichts zu tun haben. Und außerdem: der Mann ist nicht mehr lebendig zu machen."

      „Das ist auch eine Auffassung", gibt Bill bitter zu.

      Bresler lehnt sich über die Theke.

      „Hören Sie mir jetzt gut zu", sagt er leise. „Big John ist ein harter, arroganter und unduldsamer Mann. Er hat aus Dale immer einen ebenfalls harten und strebsamen Mann machen wollen."

      „Das ist ihm aber offenbar nicht gelungen, was?", fragt Bill.

      „Wenn Sie mich wieder unterbrechen, sage ich kein Wort mehr."

      „Gut. Weiter."

      „Es ist ihm nicht gelungen. Erst heute konnten Sie sehen, dass Dale an alles mögliche denkt, nur nicht an die Arbeit, die Big John ihm aufgetragen hat. Er findet auch immer Burschen, die auf die Befehle des Ranchers pfeifen und mit Dale gehen. Meistens jagt Big John sie davon, sobald ihm etwas zu Ohren kommt. Er hat auch schon oft gedroht, Dale ebenfalls wie einen Hund davonzujagen. Aber er hat es nicht gemacht. Man muss wohl selbst einen Sohn haben, um das verstehen zu können. Big John hat sein Lebenswerk darauf verwandt, für seinen Sohn etwas aufzubauen. Und dann ..."

      „Ja, ich verstehe", meint Bill.

      „Sehen Sie, Jackson. Und deshalb ist das nun so. Der Junge sah entstellt aus, als er das erste Mal hier aufkreuzte. Damals wussten wir noch nichts davon, Big John kam hinter ihm her und fluchte. Dabei haben wir es erfahren, weil der Rancher außer sich war, dass Dale schon wieder hier stand und Whisky trank. Er hat ihn wieder verprügelt. Mit der Peitsche! Es ist so etwas wie eine Hassliebe zwischen den beiden. Eines kann ich Ihnen mit Bestimmheit sagen: Niemals, was auch gewesen sein mag, und wie sehr er Dale dafür hassen mag, niemals wird Big John zulassen, dass einer seinen Sohn aus der Stadt und vor einen Richter schleppt. Und womöglich gar noch unter einen Galgen."

      Bill zuckt die Schultern.

      „Dann hat Big John Hassel keinen Sinn für Gerechtigkeit."

      „Reden Sie doch keinen Quatsch, Jackson! Haben Sie einen Sohn?"

      „Nein."

      „Gehabt?"

      „Auch nicht."

      „Dann können Sie das nicht verstehen. Es ist etwas Furchtbares, wenn ein Mann sich zwei Jahrzehnte müht, aus seinem Kind etwas Ordentliches zu machen, und wenn er auf einmal feststellen muss, dass aus dem Jungen ein Schurke geworden ist."

      „Vielleicht war Big John immer zu hart zu ihm."

      „Ach was! Viele Kinder werden hart behandelt und sind einmal ganze Kerle. Eher werden sie Lumpen, wenn sie zu weich angefasst werden. Aber das war bei Dale nicht der Fall. Sie müssen versuchen, sich in Big Johns Lage zu versetzen."

      „Ich werde versuchen, meine Pflicht zu tun, Bresler", gibt Bill rau zurück. „Ein Zug ist ganz planmäßig überfallen worden. Und ein Mann wurde genauso planmäßig ermordet: von vier Kugeln, von denen jede für sich tödlich war. Drei der Schurken sind tot. Den vierten bringe ich vor einen zuständigen Richter — wenn ich Glück habe."

      „Sie werden Pech haben."

      Bill trinkt den Rest des Whiskys und schiebt das Glas zurück.

      „Wir werden es sehen", sagt er dabei. „Sie wissen auch nicht, woher Dale von dem Geldtransport wusste, wie?"

      „Nein."

      „Nun, das spielt auch keine Rolle. Wie es auch gleichgültig ist, wieviel der Spieler von ihm bekam. Vielleicht alles. Vielleicht hat er sich deshalb nicht getraut, es seinem Vater zu sagen."

      „Ich glaube, er hatte es ihm gesagt", meint Bresler. „Big John scheint ilhm das Geld nicht gegeben zu haben. Denken Sie nicht, dass ich mich vor Dale, diesen Taugenichts, stellen will. Ich wollte Ihnen nur erklären, wie das ist. Big John lässt es niemals zu. Selbst dann nicht, wenn er von dem Mord bisher nichts wusste, was ich fast anmehme."

      Bill blickt das Mädchen an. Als er heute gekommen war, hatte sie gefragt, ob die Bahnräuber gestellt wären. Er hatte ja zu ihr gesagt, und sie hatte so getan, als glaube sie das.

      Dabei hatte sie genau gewusst, dass es nicht stimmt. Sie hätte geschwiegen. Wie