5 harte Western 1/2020: Das unbarmherzige Gesetz des Revolvers: Sammelband mit 5 Wildwestromanen. Alfred Bekker

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Название 5 harte Western 1/2020: Das unbarmherzige Gesetz des Revolvers: Sammelband mit 5 Wildwestromanen
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783745211658



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der sich explosionsartig in seinem Leib ausbreitete. Dann erst hörte er einen weit entfernten Knall.

      Woolsleys Kraft erlahmte und der Schmerz wurde stärker und stärker, und schließlich befreite eine Ohnmacht den Mann von jeder Pein.

      Libbie aber stand entsetzt in der Tür und blickte dem Mann entgegen, der auf einem herrlichen Blauschimmel in den Lichtkreis ritt, der aus dem Haus auf den Vorplatz fiel, wo der Timber noch immer den Reglosen bewachte.

      Der Reiter aber hielt ein Gewehr mit silbernem Lauf in den Händen. Eine Silver Sharps, eine Büchse, die von der Gewehrfabrik Sharps speziell für Wild John Stafford gefertigt worden war.

      Und hinter dem Reiter tauchte jetzt McLean auf, zu Fuß. Die Kinder sahen ihren Vater, liefen die Stufen herab an dem Toten und dem Timber vorbei auf den Vater zu.

      Libbie aber stand wie gelähmt. Da hörte sie Tom sagen: „Hallo, Libbie! Alles in Ordnung?“

      Sie nickte mechanisch, sah auf McLean, der sie fragend ansah, blickte auf Tom, der ihr zulächelte, sah auf den Toten, dann wieder auf McLean und die Kinder.

      Und dann kam sie zu Tom herab, der inzwischen abgesessen war, reichte ihm die Hand und sagte: „Danke, Tom, vielen Dank. Du hast keine Zeit verloren ..

      „Ich bin zu spät gekommen. Meine Mutter ist tot, Libbie. Aber du lebst. Ich glaube, dass McLean und die Kinder dich sehr brauchen, Libbie ...“

      „Und ... und du, Tom?“, fragte sie leise.

      „Ich? Ich weiß nicht, Libbie, ob ich dich brauche. McLean aber hat dich sehr nötig, Libbie, die Kinder auch. Und alle drei lieben dich.“

      „Ich sie auch“, sagte Libbie mit gesenktem Kopf, „Tom, ich danke dir sehr.“ .

      Er, der jetzt viel größer war als sie, gab ihr einen brüderlichen Kuss auf die Wange und murmelte: „Werde glücklich, Libbie! Er ist bestimmt ein guter Mann!“

      Sie nickte, schluckte, und er meinte, zwei Tränen in ihrem Gesicht zu sehen. Doch da kam schon McLean mit den Kindern, und er rief befreit: „Ich bin so froh, dass euch nichts passiert ist!“

      Als er Libbie in die Arme schloss, saß Tom Cadburn rasch auf, winkte Sam zu, und alle drei verschwanden fast lautlos. Tom hatte noch etwas zu tun. Er musste seine Mutter begraben. Dann aber würde er weiterreiten. Weiter ... immer weiter.

      An Musselshell City durfte er am besten nicht einmal mehr denken...

      ENDE

      Das Gesetz des Don Turner

      Alfred Bekker

       Don Turner war ein Mann, der einen langen Schatten warf und einen noch längeren Arm hatte. Er betrachtete das ganze County als sein Eigentum. Und er hatte sich längst zum Herrn über Leben und Tod aufgeschwungen. Wer sich gegen den Terror aufbäumte, lebte nicht mehr lange. Deshalb duckten sich alle. Niemand wollte unversehens von einer tödlichen Kugel erwischt werden. Bis dann dieser Satteltramp namens Finley kam und sich überraschend zum Sheriff ernennen ließ. Das war gleichbedeutend mit einem todeswürdigen Verbrechen …

      1

       Als die drei finsteren Gestalten seinen Laden betreten hatten, wusste Tom Asher sofort, dass sie nicht gekommen waren, um ihm etwas abzukaufen.

       Ashers Puls beschleunigte sich, er rang nach Luft.

       Es würde Ärger geben, so viel stand fest.

       Die Gesichter der drei Männer waren hart. Ihre kalten Augen blickten mitleidslos auf Asher herab, der einen guten Kopf kleiner war als sie.

       Ein kalter Schauer lief über Ashers Rücken, die Hände hatte er in ohnmächtiger Wut zu Fäusten geballt.

      „ Na, kennen wir uns noch, Mr. Asher?“, fragte einer der drei, der offensichtlich ihr Anführer war.

       Sein schwarzer Bart unterstützte die Hagerkeit seines Gesichts und gab ihm ein düsteres Aussehen. Seine Haut war von auffallender Blässe. Er trug den dunklen Hut tief ins Gesicht gezogen. Mit der Linken nahm er seine schlanke Zigarre aus dem Mund und stieß Rauch aus, während die Rechte die ganze Zeit über in der Nähe des Revolvers blieb, den er in seinem Holster stecken hatte.

      „ Ist schon ´ne ganze Weile her, seit Zahltag war, nicht wahr, Mr. Asher?“, meinte der Schwarzbart. Seine Züge blieben eiskalt, nicht ein Gesichtsmuskel bewegte sich.

      „ Hören Sie!“, rief Asher. „Sagen Sie Ihrem Boss, dass es nicht anders geht! Ich brauche noch ein paar Tage! Ich habe das Geld einfach nicht!“

       Der Schwarzbart verzog zynisch das Gesicht, blieb aber letztlich völlig ungerührt.

      „ Ich persönlich hätte nichts dagegen, Ihnen noch eine gewisse Frist einzuräumen, Mr. Asher“, brummte er. „Aber der Boss ist verdammt ungeduldig!“ Der Schwarzbart blickte auf Asher herab, wobei ein dünnes Lächeln um seine blutleeren Lippen spielte. Er sah die Angst in den Augen seines Gegenübers, und in diesem Augenblick machte es fast den Anschein, als würde er diesen Anblick genießen.

      „ Die Geschäfte waren in letzter Zeit nicht so gut!“, rief Asher. „Aber das wird sich bestimmt wieder ändern! Ich schwöre es Ihnen! Aber im Moment ist einfach nicht genug da!“

       Der Schwarzbart zuckte mit den Schultern.

      „ Kann schon sein, dass Sie Recht haben, Asher. Wie ich bereits sagte: Es ist nichts Persönliches.“

       Einer der Männer nahm das Schild mit der Aufschrift „vorübergehend geschlossen“, das Asher in der Mittagspause vor die Tür zu hängen pflegte, vom Wandhaken, hängte es von außen an die Tür und schloss diese anschließend.

      „ So, jetzt sind wir ungestört bei dem, was wir zu erledigen haben“, meinte der Mann, ein Blondschopf, noch keine dreißig, an dessen Revolvergurt zwei Colts hingen. Als er sah, wie Ashers Mund vor Entsetzen offen blieb, grinste er, wobei er zwei Reihen gelber Zähne entblößte.

      „ Was …“, hauchte Asher, obwohl er es sich denken konnte. Sein Blick war erstarrt; er stand vor dem Schwarzbart und seinen zwei Komplizen wie das Kaninchen vor der Schlange.

       Sie traten auf Asher zu.

      „ Was haben Sie vor?“, murmelte dieser kaum hörbar. Kalter Angstschweiß war mittlerweile auf seine Stirn getreten.

      „ Tja, Mr. Asher, unser Boss hat uns leider ziemlich unmissverständliche Anweisungen gegeben“, zischte der Schwarzbart. „Wir haben eine traurige Pflicht zu erfüllen, und ich hoffe, Sie machen uns dabei nicht allzu viele Schwierigkeiten!“

       Asher wich vor den Eindringlingen zurück. Der Blondschopf riss beim Vorübergehen mit der Rechten den Inhalt eines Regals zu Boden.

      „ Nicht meinen Laden!“, kreischte Asher. „Das ist doch meine Existenz!“

       Der Schwarzbart schüttelte den Kopf.

      „ Ich bedaure, Sir. Aber so billig kommen Sie diesmal nicht davon!“

      „ Was …“

      „ Wir haben uns Ihren Laden – wie Sie sich vielleicht erinnern werden – bereits mehrmals gründlich vorgenommen.“ Der Schwarzbart kniff die Augen zusammen. Sein Blick hatte jetzt etwas Raubtierhaftes. Die blutleeren Lippen waren fest aufeinander gepresst.

      „ Leider hat das Ihre miserable Zahlungsmoral nicht merklich verbessert!“, ergänzte der Blondschopf. „Jedenfalls ist unser Boss dieser Meinung.“

       Asher war unfähig, irgendetwas zu erwidern, und so fügte der Schwarzbart hinzu: „Sie geben ein schlechtes Beispiel für die anderen ab, Mr. Asher. Wo kämen wir hin, wenn alle so wären wie Sie!“

       Asher schluckte und schnappte nach Luft.

       Sein Verstand begann fieberhaft zu arbeiten. Es musste doch noch eine Möglichkeit