5 harte Western 1/2020: Das unbarmherzige Gesetz des Revolvers: Sammelband mit 5 Wildwestromanen. Alfred Bekker

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Название 5 harte Western 1/2020: Das unbarmherzige Gesetz des Revolvers: Sammelband mit 5 Wildwestromanen
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783745211658



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neben die Tür gesetzt hatte. Doch gerade, als Webster seine Warnung gerufen hatte, stieß Tom Cadburn ein leises Zischen aus.

      Da flog Sam wie ein Geschoss von der Seite her gegen den völlig überraschten Cook. Der wurde umgerissen, verlor die Flinte und kam wie ein Wiesel wieder auf die Beine, jagte auf die Haustür zu, aber da war der Timber schon wieder über ihn und. packte ihn am Hemdkragen, riss ihn auf den Rücken und zeigte ihm dann die Zähne. Cook hatte Gelegenheit, aus allernächster Nähe in den Rachen eines Wolfsblutes zu sehen. Und der heiße Atem traf sein Gesicht. Cook lag wie ein geprellter Frosch am Boden.

      Tom Cadburn hob die Flinte auf, entlud sie und sagte zu Webster: „Wo ist der Dritte im Bunde? Dieser Wollsley?“

      „Ich weiß nicht, ich weiß wirklich nicht!“, behauptete Webster ängstlich. Und er tat, als zerflösse er vor Sorge um sein Leben. Aber Webster hatte wieder eine Chance entdeckt. Eben schon, als Cadburn abgelenkt worden war. Da hatte er den Derringer in die Rechte genommen, der bislang unter einem Blatt Papier auf dem Schreibtisch gelegen hatte.

      Webster war kein Mann, der warten konnte. Er wähnte seine Chance jetzt, als Cadburn zur Seite blickte. Webster fragte sich nicht, warum Cadburn in eine Richtung sah, wo weder er noch Cook sich befanden, sondern nur ein Schrank mit Akten, die hinter einer Glastür lagen.

      Webster riss den Derringer hoch, und dabei spürte er jetzt schon allen Triumph. Aber als er abdrücken wollte, da sprang Tom Cadburn plötzlich ein Stück zurück. Der Schuss dröhnte auf, aber er ging genau dahin, wo Cadburn eben noch gestanden hatte. Und als Antwort sah Webster plötzlich eine grelle Stichflamme mit einem Feuerball. Er sah es, und er begriff nicht, wieso das sein konnte.

      Zu weiteren Gedanken kam er nicht mehr, würde er nie mehr kommen. Als ihn der Schuss Cadburns traf, machte Webster ein ungläubiges Gesicht. Und er machte es noch, als er am Boden lag. Dass ihn Tom Cadburn in der Scheibe des Aktenschrankes die ganze Zeit wie in einem Spiegel beobachtet hatte, erfuhr Webster nie mehr …

      *

      Cook sah, dass der Timber von ihm weglief, und sofort war Cook wieder hoch. Verzweifelt riss er die Haustür auf, stürmte hinaus, hinaus in die rettende Nacht. Schnee peitschte ihm entgegen.

      Und plötzlich ertönte aus dem Haus ein schriller Pfiff. Cadburns Stimme schrie: „Thunder!“

      Cook begriff nicht, was es bedeutete, wollte nur so rasch wie möglich über die Strasse, und da auf einmal war es vor ihm. Ein Pferd. Ein Pferd, das in der Nacht mit den Schneeflocken zu tanzen schien, das sich dicht vor ihm aufbäumte, und da erst erkannte Cook, was es für ihn hieß.

      Er wollte den wirbelnden Vorderhufen ausweichen, die da vor ihm rotierten. Er warf sich herum, rannte zur Hauswand, aber dieses unheimliche Pferd setzte ihm nach wie ein Hund ...

      Mit einem Sprung war Cook unter dem Vordach. Nein, dachte er, hierher kommst du nicht.

      Da hörte er das Knurren, und sein Kopf zuckte nach rechts. Der Timber!, dachte Cook entsetzt.

      Dieses schwarze Untier! durchzuckte es ihn. Er stand wie gelähmt. Und der Timber brauchte ihn nur anzusehen. Das Pferd aber, als hätte es nie anders dort gestanden, hielt den Kopf gesenkt, als wäre es müde, blickte scheinbar harmlos zu ihm herüber, nicht anders als irgendein Pferd, das der Reiter vor einem Haus hatte stehenlassen.

      Dann tauchte auch der Mann auf, der so ein Pferd und so einen Timber besaß. Dieser Mann Tom Cadburn, den Cook nur vom Hörensagen kannte.

      Cook zitterte vor Kälte am ganzen Leibe. Nur im Nachthemd fror er entsetzlich.

      „Wo ist der andere?“, fragte Tom Cadburn, während er einen prüfenden Blick in die Runde warf. Doch die Stadt war ruhig, obgleich Tom sicher war, Zuschauer zu haben, die durch die Ritzen der Läden spähten.

      „Ich weiß nicht“, keuchte Cook zitternd und mit klappernden Zähnen. „Ich weiß wirklich nicht.“

      „Gut, dann warte ich noch. Vielleicht fällt es dir noch ein.“ Tom sah Sam an. „Pass auf, Sam, pass gut auf!“

      Sam ließ Cook nicht aus den Augen. Und Cook fror jämmerlich. Da entschloss er sich, etwas zu sagen. „Wirst du mich gehen lassen?“, fragte er erst.

      „Nein. Aber lass dir nur Zeit, ich kann warten!"

      Cook hatte keine Zeit. Es war noch einmal so winterlich kalt geworden, dass er meinte, erfrieren zu müssen. „Woolsley ist... ist bei McLean. Er bewacht ihn in einer Höhle.“

      „Wo?“

      „Zwei Meilen von hier“, erwiderte Cook.

      „Gut, beschreibe es genau!“

      Cook beschrieb die Stelle. „Und was wird aus mir?“, wollte er wissen.

      „Dich sperre ich ins Jail. Du kennst dich dort ja aus. Bete, dass ihr geheizt habt.“ Tom Cadburn lachte grimmig.

      *

      Mit Sams Hilfe hatte Tom die Erdhöhle sehr rasch gefunden. Es schneite auch nicht mehr. Zu Toms Erstaunen war die Höhle nicht bewacht. So fand er McLean ohne Zwischenfälle. Der Farmer war an Händen und Beinen gefesselt und dazu noch geknebelt.

      Tom befreite McLean, der ihn zunächst gär nicht erkannte. Als er dann seine erstarrten Glieder rieb, fragte er: „Danke, Fremder, danke dir!“

      „Fremder? Du musst mich kennen. Ich habe dir oft genug Dinge aus Websters Store auf die Farm gebracht. Ich bin Tom Cadburn ...“

      McLean machte groe Augen. „Tom? Mensch, Tom!“ Er betrachtete ihn von oben bis unten im Licht des Feuers, das Tom Cadburn angezündet hatte. „Mann, bist du ein Kerl geworden! Nur das Gesicht, ja, das Gesicht ist dir noch ähnlich. Aber sonst! Mensch, wo hast du all die Zeit gesteckt?“

      „Darüber reden wir später. Wo ist Woolsley?"

      McLean sah ihn erschrocken an. „Mann, dass ich das vergessen konnte. Wollsley, dieser Hundesohn, wollte zu Libbie. Er hat es auf sie abgesehen. Webster wollte Libbie, und Woolsley hat mir ins Gesicht gelacht und gesagt, er werde sie noch vor Webster bekommen. Er werde sie mitnehmen ... Tom, er will sie nach Mexiko bringen. Und Kenworthy wollte ihm helfen. Sie hatten vor, Webster auszunehmen. Tom, Libbie und ich, wir beide hatten vor, uns zu heiraten. Schon wegen der Kinder Und ... Tom, es geht jetzt um Libbie, obgleich ich fürchte, jetzt, wo du wieder da bist, da wird sie nur dich wollen.“

      „Glaubst du?“, fragte Tom.

      „Ja, Tom. Sie hat dich wahnsinnig geliebt. Ich bin nur eine Art Ersatz gewesen. Mehr nicht.“

      „Vielleicht ist es gar nicht so, McLean. Komm, wir müssen weg. Du kannst dich zu mir mit aufs Pferd setzen!“

      *

      Libbie Johnson hatte sich entschlossen, dem Rat Hennie Cadburns zu folgen. Sie wollte fliehen, doch die Kinder würde sie mitnehmen. Sie weckte beide, so schwer es ihr fiel, und sie packte ihr Bündel.

      Plötzlich hörte sie draußen eine Stimme rufen: „Libbie, mach auf! Ich bin es, McLean!“

      Libbie sah die Kinder an. „O herrlich, euer Vater!“ Sie ging zur Tür, und die beiden Kleinen folgten ihr. Als sie den Riegel zurückstieß, rief es draussen wieder, und sie hätte einen Eid abgelegt, dass es McLeans Stimme sein musste. Sie machte die Tür auf, und aus dem Raum fiel das Licht auf den Mann. Es war Woolsley.

      Entsetzt wollte sie wieder zurück aber Woolsley hielt ein Gewehr in der Hand. Und die Mündung zeigte auf Daniel.

      „Ich würde den Kleinen erwischen, in jedem Fall. Steh ganz ruhig, Libbie! Du gehörst mir und keinem anderen. Komm her! Und bring die Kinder mit!“

      Da sah Libbie plötzlich etwas Schwarzes durch die Luft fliegen. Ein riesiger Timber packte den völlig überraschten Woolsley am Kragen, riss ihn rücklings zu Boden.

      Doch Woolsley war schnell, viel flinker, als man es ihm zugetraut hätte. Als er am Boden