Pforte des Todes. Willi Voss

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Название Pforte des Todes
Автор произведения Willi Voss
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783967526769



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      Print-ISBN: 978-3-96752-176-4

      E-Book-ISBN: 978-3-96752-676-9

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      Trotz der herrschenden Sucht, Verschwörungstheorien zu stricken, versichere ich, dass die Fakten und Schauplätze dieses Buches über Jahre sehr sorgfältig recherchiert worden sind, aber die handelnden Personen, sofern sie keinen geschichtlichen Bezug haben, einzig und alleine aus der Logik und Fantasie des Autors gestaltet wurden. Aber durchaus mit dem Ziel, Glauben zu hinterfragen. Zu Toten und Lebenden wären Bezüge dem Zufall geschuldet und nicht beabsichtigt.

       - Willi Voss

      

      

      

      

      

      

       Für Rheinhardt Raoul

      

      

      Prolog

      Starr, dem Klang seines pfeifenden Atems lauschend, witterte Jakob in die Dunkelheit, als könnte er dort finden, was seiner jäh abgeschnittenen Erinnerung entglitten war. Die letzten Bilder aus der Wirklichkeit waren der erhobene Arm, die Dämonenmaske, hinter der sich das Gesicht des Angreifers verborgen hatte. Und der schwarze Phallus, der sein Bewusstsein ausgeschaltet hatte.

      Ein Rauschen wie entfernt fallender Regen drang zu ihm. Das Gefühl, aus wachsamen Augen beobachtet zu werden, kroch wie Frost in seine Seele. Bildfetzen stürmten auf ihn ein. Er sah sich auf einem geflügelten Pferd. In der linken Faust einen goldenen Speer, in der rechten einen eisernen Schild. Er ritt schwebend an riesigen Bäumen vorbei auf weißes Licht zu, aus dem auf einer gleißenden Scheibe ein bärtiger Kopf ragte.

      Kein Blut.

      Die Augen waren Aufmerksamkeit erzwingende Lichter voller Anteilnahme und - wie er fand - Liebe.

      Er lag in einem dunklen Raum. Entfernt schimmerte in einem viereckigen Ausschnitt orangenes Licht. Es kam von draußen, von einer Straßenlaterne, deren Anblick ihm vertraut war.

      Schritte klangen auf.

      In Erwartung eines weiteren Schlages spannten sich seine Muskeln. Eisige Schauer ergossen sich über ihn. Sie lähmten ihn, während sein Kopf erneut das tanzende Gesicht der Dämonenmaske und des herab sausenden schwarzen Knüppels projizierte.

      Er richtete sich auf, schwankte, fühlte sich, als hätte er eine schwere Last auf den Schultern. Er taumelte in das Dunkel hinein und stieß gegen einen Stahlrohrstuhl. Er hielt sich an der Lehne fest, kniff die Augen zusammen, als das Deckenlicht aufflammte. Er sah sich in einer mit Stühlen vollgestellten Doppelgarage, an deren Wänden dunkelblaue Samtvorhänge drapiert waren. Er begriff im nächsten Augenblick, dass es seine eigene war.

      Er bemerkte das erstaunte Gesicht einer Frau. Ihre Blicke glitten über den am Kopfende errichteten, von zwei Alabastersäulen getragenen Altarstein, hinter dem unter einer leuchtenden Sonnenscheibe an Pharaonen erinnernde Gestalten anbetend einer seltsamen Vogelfigur huldigten, die über einem mumienhaften Körper schwebte.

      »Ein Unfall«, erklärte Jakob wie unter Zwang. »Ich bin ausgeglitten.« Er versuchte ein Lächeln. »Haben Sie mit dem Ingenieursbüro zu tun?«

      »Ich halte das alles sauber«, sagte die Frau.

      »Herzlichen Dank. Falls ich mich erkenntlich zeigen kann?«

      »Um Gotteswillen.

      Wie auf Kommando verließ die Frau die Garage und wenig später das Grundstück.

      Offensichtlich war er nur am Hals getroffen worden. Genau in jenem Augenblick, als er die zum Andachtsraum umgewandelte Doppelgarage betreten hatte. Sicher war er, in den Schlitzen der Maske hellbraune, erschreckte Augen gesehen zu haben. Er tastete die Jacke ab, spürte die Brieftasche in Höhe des Herzens, zog sie heraus und prüfte den Inhalt. Ausweis, Führerschein, Bank- und Kreditkarten, Tankbelege, ein Parkschein aus der Rintelner Innenstadt. Alles war an Ort und Stelle. Jetzt mit seinen blutnassen Fingerabdrücken versehen.

      Benommen ging er ins Haus und ins Badezimmer. Er fand den Verbandskasten, wankte an den Spiegel und erschrak. Er starrte gegen eine samtene, schwarze Fläche. Er griff zu und spürte weiches Tuch, erinnerte sich, den Spiegel selbst verhangen zu haben. Er riss das Tuch herunter und betrachtete sich.

      Sein Haar hing in feuchten Strähnen herab. Die Augen lagen in dunklen Höhlen. Vom Kinn aus schwoll das Fleisch in einer breiten Spur bis zum linken Halsmuskel.

      Jakob stöhnte, ließ das Wasser laufen, schaffte es nicht, den Kopf unter den Wasserhahn zu senken. Er mühte sich in die auf der anderen Seite stehende Badewanne und öffnete das Duschventil. Er blieb sitzen, bis nur noch ein dünner Blutfaden vom Hals in den Abfluss lief. Er kroch wieder heraus, entledigte sich mühsam seiner Kleider, hüllte sich in ein Badetuch, trocknete mit Papiertüchern die Wunde und versorgte sie in unendlicher Langsamkeit. Das Aufkleben des breiten Pflasters brachte ihn zum Schwitzen und seine Hände zum Zittern. Einer Ohnmacht nahe, wankte er ins Schlafzimmer, torkelte an Videokamera, Monitoren und Ordnern vorbei auf das Doppelbett zu und fiel erschöpft mit dem Gesicht voran hinein.

      Er roch den Duft eines aus dem Laken aufsteigenden Parfums, das die Erinnerung an ein verzückt lachendes Mädchengesicht und schwellende Brüste in ihm weckte. Er hatte das Gefühl, sich auf einer Scheibe zu drehen, tauchte in ein diffuses Dunkel und flog davon, einem Licht entgegen, aus dem stolz ein weißes Pferd galoppierte und ihn mit magischer Kraft erneut durch diesen hintergründig erleuchteten Hohlweg trug. Auf ein riesiges Gebäude zu, das im Schatten des Hintergrunds zu erkennen war. Voraus dieser glatt abgeschnittene Kopf mit den gütigen Augen, in der warmfeuchten Nachtluft eine stille Musik, als wenn filigrane Gläser aneinander klirrten und - einen jähen Schrecken auslösend - ein Schrei und eine Störung, die von einem auf ihn zu stürzenden verzerrten Gesicht ausging.

      Er richtete sich auf, setzte sich auf den Bettrand.

      Der Schmerz, dachte er, dieser Überfall ... Wenn ich nur wüsste, was es mit dem Pferd auf sich hat!

      Es lenkte ihn.

      Ein starkes Pferd mit vorgezeichnetem Weg. Der Reiter war nichts weiter als Last, abhängig von dem Willen des Tieres. Er, Jakob, war lediglich das Werkzeug und nicht der Wille gewesen.

      Er zuckte wie unter einem Schlag zusammen. Er sah das Bild, das ihn im Traum so maßlos erschreckt hatte, die Gestalt hinter der Dämonenmaske, die Hand, die den schwarzen Phallus gehalten und zugeschlagen und damit das Pferd vom Weg gezwungen hatte. Und es war kein weißes, es war ein fahles Pferd gewesen. - Und fahle Pferde, wusste