Solo für Schneidermann. Joshua Cohen

Читать онлайн.
Название Solo für Schneidermann
Автор произведения Joshua Cohen
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783731761006



Скачать книгу

waren, mit diesem Wahnsinnsüben und Vorbereiten, was seine Schüler jedes Jahr für den Klavierteil des jährlichen KONZERTWETTBEWERBS des Konservatoriums leisten mussten

      wenn man den übrigens gewinnt, spielt man das Aufführungsstück mit dem Spitzenorchester des Konservatoriums bei einem großen Konzert, das von allen Kritikern besucht wird, die einen groß rauskommen lassen können – also hat man da vielleicht hundertfünfzig Jammergestalten, die Unsummen zahlen, um sich Klavierschüler schimpfen zu dürfen, und alle wetteifern um diese eine Auszeichnung, das ist ein Riesenwettbewerb, die ganz große Sache, bei der es für alle darauf ankam, und alle waren einen Augenblick lang,

      einen wochen- und monatelangen Augenblick lang,

      die ganzen Tonleiterübungen und Drills für Fingergeschmeidigkeit, stundenlanges Üben einzelner Passagen, eines einzigen Takts wieder und immer wieder, eines langen Tons, der wieder und immer wieder angeschlagen wird, eines Klangs, der erklungen bleiben soll, immer weiter singen und klingen soll, wenn man dazu aufgefordert wird und er vonnöten ist, auf ein gnadenloses Kommando hin, so dass man meinen sollte, nach so viel Üben müsste das Klavier doch eigentlich von selbst spielen können, selbst und für sich selbst spielen und üben können in diesem viereckigen Einzelübungsraum:

      vier Wände, eine Tür, Decke und Boden, ein Klavier und der nackte Hocker dazu, das ist alles, das ist der Komfort der Kunst,

      ein Raum, der einsam ist, wenn er leer ist, und genauso einsam, wenn er besetzt ist, ja, das ist die Bühne:

      ein einzelnes Klavier, das sich nach einem bis zum Ende, zum Finale durchgespielten Stück sehnt, ein Flügel, wöchentlich gestimmt, wie alle in DEM großen Stadtkonservatorium für angehende Stars,

      das alles für Sie alle konserviert, also auch Für Elise, wer immer die sein mag – jedenfalls haben wir also einen einzelnen Flügel in einem Einzelübungsraum im obersten Stock, den sich zwei junge Asiatinnen teilen, die wie ein und dieselbe Asiatin ausgesehen haben mögen,

      sagen wir, die platonische Asiatin, falls Asiaten schon mal was von Plato gehört haben,

      genau genommen zwei platonische Asiatinnen, falls das möglich ist, eine gut, eine böse, dieselbe gelbsuchtgelbe Haut, pechschwarzes Haar mit weltallschwarzem Fett verpicht, Aknegalaxien,

      schlüsseldürr, praktisch tittenlos, aber alles, was sie mit all ihrem Talent anzufangen wussten, war üben, Tag und Nacht, auf ihrem einen einsamen Flügel in ihrem einsamen Übungsraum, oben im obersten Stock des Konservatoriums mit Blick auf und Gehör für den Park, wo,

      sie übten bis zu leicht psychotischen Anfällen, ausbleibenden Monatsblutungen, pickelsprengend extremem Schlafentzug und übten bis zum Schichtwechsel, der wohl gerade noch rechtzeitig kam, bevor sie völlig durchdrehten, aber – was übten sie? wie züchtig übten sie tüchtig Abschnitt für Abschnitt? über welches Konzert sollte befunden werden? juriert werden? für welches olympische Konzert rackerten sie sich ab und vergeudeten die ihnen verbliebene Jugend?

      es war, also die Komposition war, ob Sie’s glauben oder nicht, Ludwig van Beethovens 4. Klavierkonzert,

      genau, das Meisterwerk in G-Dur, op. 58, und wenn Sie noch etwas wissen wollen, was die beiden Asiatinnen definitiv nicht wussten: Es wurde 1805/06 komponiert, als sich der Meister sporadisch auch mit seiner ersten und einzigen Oper Fidelio abmühte,

      und als wäre das noch nicht genug, auch mit seiner 4. und 5. Sinfonie, falls Sie die kennen – das vierte seiner fünf Klavierkonzerte war das, und das beginnt mit einem Schlag ins Gesicht jeder Konvention:

      die piano und dolce eröffnenden fünf Solotakte statt des erwarteten Orchestereinsatzes, dann antworten die Streicher, im Pianissimo und mehrere Tonarten entfernt, und es folgt ein Satz mit der Satzbezeichnung allegro moderato, der auf denselben bebenden Achtelakkorden beruht, die später als das sogenannte Schicksalsmotiv der 5. Sinfonie berühmt wurden:

      dumm, dumm, dumm, DUMM geht das,

      bumm, bumm, bumm, BUMM, wenn Sie mir das Singen weit in den zweiten Satz des Werks hinein erlauben:

      ja, der prachtvolle, polare zweite Satz, der umwerfend extreme andante con moto-Satz, wo das Klavier und das Orchester, sie spielen nie zusammen, eher schon nur gegeneinander, manche Leute interpretieren das als Wettstreit, kann auch sein, aber wichtiger ist der Kontrast, in Wahrheit ist das Wichtigste das Drama, das weniger im Kampf liegt als in der Trennung,

      dem Zerwürfnis,

      der Zerfallsära,

      praktisch Stereo vor Stereo – das Klavier als Orpheus, der das Orchester einlullt,

      die Monster mit Süßholzspänen mästet:

      Asiatinnen, zwei davon, insgesamt vielleicht hundertfünfzig, und alle spielen Beethovens 4. Klavierkonzert,

      und sie spielen es weniger, als dass sie auf Reize reagieren, wie meinem alten verstorbenen Freund Isaac Stern auffiel, als er 1979 nach Schanghai kam, und ebenso Schneidermann, er sprach andauernd über Asiaten und ihr Versessensein auf diese ganze künstlerische Massenproduktion,

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4SBJRXhpZgAATU0AKgAAAAgADAEAAAMAAAABBhgAAAEBAAMAAAABCfAAAAECAAMAAAAEAAAA ngEGAAMAAAABAAUAAAESAAMAAAABAAEAAAEVAAMAAAABAAQAAAEaAAUAAAABAAAApgEbAAUAAAAB AAAArgEoAAMAAAABAAIAAAExAAIAAAAeAAAAtgEyAAIAAAAUAAAA1IdpAAQAAAABAAAA6AAAASAA CAAIAAgACAAugjYAACcQAC6CNgAAJxBBZG9iZSBQaG90b3Nob3AgQ1M1IE1hY2ludG9zaAAyMDE2 OjA1OjIzIDExOjM1OjEwAAAEkAAABwAAAAQwMjIxoAEAAwAAAAEAAQAAoAIABAAAAAEAAAYYoAMA BAAAAAEAAAnwAAAAAAAAAAYBAwADAAAAAQAGAAABGgAFAAAAAQAAAW4BGwAFAAAAAQAAAXYBKAAD AAAAAQACAAACAQAEAAAAAQAAAX4CAgAEAAAAAQAAHsMAAAAAAAAASAAAAAEAAABIAAAAAf/Y/+IM WElDQ19QUk9GSUxFAAEBAAAMSExpbm8CEAAAbW50clJHQiBYWVogB84AAgAJAAYAMQAAYWNzcE1T RlQAAAAASUVDIHNSR0IAAAAAAAAAAAAAAAAAAPbWAAEAAAAA0y1IUCAgAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAARY3BydAAAAVAAAAAzZGVzYwAAAYQAAABs d3RwdAAAAfAAAAAUYmtwdAAAAgQAAAAUclhZWgAAAhgAAAAUZ1hZWgAAAiwAAAAUYlhZWgAAAkAA AAAUZG1uZAAAAlQAAABwZG1kZAAAAsQAAACIdnVlZAAAA0wAAACGdmlldwAAA9QAAAAkbHVtaQAA A/gAAAAUbWVhcwAABAwAAAAkdGVjaAAABDAAAAAMclRSQwAABDwAAAgMZ1RSQwAABDwAAAgMYlRS QwAABDwAAAgMdGV4dAAAAABDb3B5cmlnaHQgKGMpIDE5OTggSGV3bGV0dC1QYWNrYXJkIENvbXBh bnkAAGRlc2MAAAAAAAAAEnNSR0IgSUVDNjE5NjYtMi4xAAAAAAAAAAAAAAASc1JHQiBJRUM2MTk2 Ni0yLjEAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAFhZ WiAAAAAAAADzUQABAAAAARbMWFlaIAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAABYWVogAAAAAAAAb6IAADj1AAAD kFhZWiAAAAAAAABimQAAt4UAABjaWFlaIAAAAAAAACSgAAAPhAAAts9kZXNjAAAAAAAAABZJRUMg aHR0cDovL3d3dy5pZWMuY2gAAAAAAAAAAAAAABZJRUMgaHR0cDovL3d3dy5pZWMuY2gAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAZGVzYwAAAAAAAAAuSUVDIDYx OTY2LTIuMSBEZWZhdWx0IFJHQiBjb2xvdXIgc3BhY2UgLSBzUkdCAAAAAAAAAAAAAAAuSUVDIDYx OTY2LTIuMSBEZWZhdWx0IFJHQiBjb2xvdXIgc3BhY2UgLSBzUkdCAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAGRlc2MAAAAAAAAALFJlZmVyZW5jZSBWaWV3aW5nIENvbmRpdGlvbiBpbiBJRUM2MTk2Ni0y LjEAAAAAAAAAAAAAACxSZWZlcmVuY2UgVmlld2luZyBDb25kaXRpb24gaW4gSUVDNjE5NjYtMi4x AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAB2aWV3AAAAAAATpP4AFF8uABDPFAAD7cwABBMLAANc ngAAAAFYWVogAAAAAABMCVYAUAAAAFcf521lYXMAAAAAAAAAAQAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAKP AAAAAnNpZyAAAAAAQ1JUIGN1cnYAAAAAAAAEAAAAAAUACgAPABQAGQAeACMAKAAtADIANwA7AEAA RQBKAE8AVABZAF4AYwBoAG0AcgB3AHwAgQCGAIsAkACVAJoAnwCkAKkArgCyALcAvADBAMYAywDQ ANUA2wDgAOUA6wDwAPYA+wEBAQcBDQET