Название | Thomas Morus: Utopia |
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Автор произведения | Thomas Morus |
Жанр | Зарубежная прикладная и научно-популярная литература |
Серия | |
Издательство | Зарубежная прикладная и научно-популярная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783969176078 |
Durch diesen Witz gegen die Priester und Mönche, wurde ein Frater, der Gottesgelehrter war, so aufgeheitert, dass er selbst zu scherzen anfing, obwohl er sonst ein Mann von einem fast düsteren Ernste war. »Selbst so«, sagte er, »wirst du von den Bettlern noch nicht loskommen, wenn du nicht zugleich für uns Fratres ein Auskommen schaffst.«
»Dafür ist schon gesorgt«, sagte der Schmarotzer, »denn der Kardinal hat die ausgezeichnete Verordnung vorgeschlagen, dass die Strolche eingeschlossen und mit Arbeit versehen werden sollen, ihr aber seid die größten Strolche.«
Auch diesen Witz nahm die Tafel, als man sah, dass der Kardinal keine Missbilligung ausdrückte, beifällig auf, mit Ausnahme des Mönches. Denn dieser wurde, was kein Wunder, von solchem Essig beträufelt, unwillig und erglühte so in Zorn, dass er sich des Schimpfens nicht enthalten konnte, nannte den Menschen einen Halunken, Verleumder, Ohrenbläser, ein Kind der Verdammnis, indem er zugleich fürchterliche Drohungen aus der heiligen Schrift zitierte.
Jetzt fing der Spaßmacher – im Ernste zu spassen an, und da war er in seinem Elemente. »Wolle dich nicht erzürnen, guter Bruder denn es steht geschrieben, ›In der Geduld liegt das Heil eurer Seelen‹«.
Darauf der Frater – ich führe seine eigenen Worte an – »Ich erzürne mich nicht, du Galgenstrick, oder wenigstens ich sündige nicht. Denn der Psalmist sagt: ›Erzürnt euch und wollet nicht sündigen‹«.
Der Bruder Mönch wurde sodann vom Kardinal sanft ermahnt, seine Leidenschaft zu zähmen. »Nein, hochwürdiger Herr«, erwiderte jener, »ich spreche nur im berechtigtsten Eifer, wie ich muss; auch die heiligen Männer hatten einen berechtigten Eifer, daher heißt es: ›Der Eifer deines Hauses verzehrt mich‹. Und in den Kirchen wird gesungen: ›Als Elisa schritt zum Haus Gottes, hörend hinter sich des Spottes Lachen, traf Kahlkopfs Zorn die Spötter‹, wie ihn vielleicht auch dieser Spötter, Hanswurst, Schuft noch fühlen wird«.
»Du handelst vielleicht im löblichen Eifer«, sagte der Kardinal, »aber mir will scheinen, du würdest, wenn nicht frömmer, so doch ganz gewiss klüger handeln, wenn du dich nicht mit einem Narren messen und in einen lächerlichen Streit mit ihm einlassen wolltest.«
»O nein, hochwürdiger Herr, da täte ich nicht klüger daran. Denn selbst der höchstweise Salomo sagt: ›Antworte einem Toren nach seiner Torheit‹ wie ich jetzt tue und ihm die Grube zeige, in die er fallen wird, wenn er sich nicht wohl in Acht nimmt. Denn wenn die vielen Verspotter des Elisäus, der nur ein Kahlkopf war, den Zorn desselben zu fühlen bekamen, um wie viel mehr wird ein Spötter den Zorn vieler Mönche fühlen müssen, worunter viele Kahlköpfe sind? Es gibt auch eine päpstliche Bulle, der zufolge alle, die uns verspotten, exkommuniziert werden.«
Als der Kardinal merkte, dass kein Ende abzusehen war, gab er dem Narren einen Wink, sich zu entfernen, lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema und Stand bald darauf vom Tische auf, seinen Schützlingen Audienz zu erteilen, und entließ uns so. —
Lieber Morus, ich habe dich mit einer gar langen Erzählung behelligt, und ich hätte mich wahrhaftig geschämt, es zu tun, wenn du mich nicht dazu aufgemuntert und wirklich begierig geschienen hättest, jenes Gespräch bis auf die kleinsten Umstände zu erfahren. Ich musste das, wenn auch gedrängter, alles erzählen, um das Urteil derjenigen zu beleuchten, die, was ich vorbrachte, geringschätzig behandelten, dann aber, als unmittelbar darauf der Kardinal es billigte, beifälligst beistimmten, so sehr beistimmten, dass sie sogar die Witze jenes Schmarotzers, die der Kardinal Scherzes halber passieren ließ, mit Schmeicheleien bedachten, und beinahe als trockenen Ernst nahmen. Daraus kannst du abnehmen, wie viel meine Ratschläge bei den Hofleuten gelten würden.
»In der Tat, lieber Raphael«, erwiderte ich, »du hast mir einen großen Genuss bereitet, denn du hast durchweg weise und zugleich in gefälliger Form gesprochen. Ich habe mich nicht nur ins Vaterland, sondern durch die wohltuende Erinnerung an jenen Kardinal, in dessen Palaste ich erzogen bin, gewissermaßen sogar in meine Knabenzeit zurückversetzt gefühlt, und du glaubst nicht, guter Raphael, wie viel teurer du mir durch die Auffrischung der Erinnerung an jenen Mann, den du hoch hältst, geworden bist, obwohl ich dich bis jetzt schon so sehr wertschätzte.
Im Übrigen kann ich keineswegs von meiner Meinung abgehen, dass du, wenn du dich nur selbst dazu bringen könntest, vor den Fürstenhöfen nicht zurückzuscheuen, dem Gemeinwohle durch deinen Rat und deine Stimme ungemein viel nützen könntest. Das ist sogar deine höchste Pflicht, die Pflicht eines trefflichen Mannes. Denn wenn nun dein Plato die Ansicht hegt, dass die Staaten dann erst vollkommen glücklich sein werden, wenn entweder die Philosophen regieren oder die Könige Philosophie treiben, wie weit muss da das Glück noch im weiten Felde stehen, wenn die Philosophen es verschmähen, den Königen ihren guten Rat zu Teil werden zu lassen.«
»Sie sind nicht so schnöde«, versetzte jener drauf, »dass sie das nicht ganz gerne tun würden – es haben es ja auch schon viele durch herausgegebene Bücher getan – wenn nur die Mächtigen und Regierenden sich bereit finden ließen, die Ratschläge zu befolgen. Aber das hat Plato ohne Zweifel vorausgesehen, dass, wenn die Könige nicht selbst philosophischen Geistes werden, es nie kommen wird, dass sie, von Kindheit auf mit verkehrten Anschauungen getränkt und angesteckt, den Ratschlägen philosophischer Geister vollständig Gehör schenken werden, was er in eigener Person beim Dionysius erfahren hat. Glaubst du wirklich nicht, dass, wenn ich bei irgend einem Könige heilsame Maßregeln in Vorschlag bringen und die verderblichen Keime böser Übel bei ihm ausrotten zu wollen wagen würde – , dass ich nicht alsbald verjagt, oder zum Gegenstande des Gelächters würde?
Nehmen wir einmal an, ich wäre beim König von Frankreich und säße in dessen Rate, während der König selbst in geheimer Sitzung den Vorsitz führt, wo sehr eifrig darüber gegrübelt wird, mit welchen Künsten und Machinationen er Mailand behalte, das ewig flüchtige Neapel wieder an sich reißen, wie er sodann die Herrschaft Venedigs stürzen und ganz Italien sich unterwerfen könne, dann Flandern, Brabant, zuletzt ganz Burgund und überdies andere Völkerschaften unter seine Botmäßigkeit bringen könne, deren Reiche er längst im Geiste angegriffen hat.
Hier rät nun der Eine, mit den Venezianern ein Bündnis zu schließen, das so lange dauern solle, als es sich bequem erweist, die man auch ins Vertrauen ziehen, und denen man auch einen Teil der Beute überlassen könne, welche man ja, wenn alles nach Wunsch gegangen sei, ihnen wieder abfordern könne.
Ein anderer rät, deutsche Söldner zu dingen, ein anderer, die Schweizer durch Geld zu gewinnen.
Wieder ein anderer, man möge sich die Gottheit der kaiserlichen Majestät durch Gold, wie durch ein Weihgeschenk versöhnen.
Der rät mit dem Könige von Arragonien Frieden zu schließen und ihm als Friedensbürgschaft Navarra abzutreten, das aber einem andern Könige gehört.
Wieder ein anderer meint, der König von Kastilien solle durch die Vorspiegelung einer Verschwägerung eingefangen werden und durch eine an einige seiner Hofleute zu zahlende Pension seien diese auf ihre Seite herüberzuziehen.
Nun kommt aber die Hauptschwierigkeit, nämlich was mit England anzufangen sei. Es sei jedenfalls über den Frieden zu verhandeln und die stets lockere Freundschaft mit den festesten Banden zu kräftigen. Die Engländer sollen Freunde genannt, aber als Feinde beargwohnt werden. Man müsse daher die Schotten, gleichsam auf Posten, schlagfertig haben, bei jeder Gelegenheit, wenn sich die Engländer rühren, bereit, sofort einzumarschieren. Dazu sei ein verbannter hoher Adeliger heimlich – offen gehe es wegen der Bündnisse nicht an – zu protegieren, der als Prätendent des Reiches auftritt, um mittels dieser Handhabe den Landesfürsten im Zaume zu halten, dem sie sonst wenig trauten.
Und da, sage ich, wo es sich um so wichtige Dinge handelt, wo so viel ausgezeichnete Männer zum Kriege raten, wenn nun ich armseliges Menschlein mich da erheben würde und Kehrt machen hieße, mein Votum abgäbe, Italien sei in Ruhe zu lassen, er sollte zu Hause bleiben, Frankreich sei fast schon zu groß, um von einem Einzigen gut regiert zu werden, der König solle daher an keinen Landzuwachs denken und ihnen die Beschlüsse des Volkes der Achorier vortrüge, die der Insel Utopia im Südosten gegenüber liegen, die, als sie einst Krieg