Fiona - Spinnen. Zsolt Majsai

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Название Fiona - Spinnen
Автор произведения Zsolt Majsai
Жанр Языкознание
Серия Die Kristallwelten-Saga
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783956673450



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was denkst du, hast du anzubieten? Deine Fähigkeiten im Kampf? Die sind beeindruckend, aber nicht wichtig für mich. Du könntest mich vor dir beschützen, aber sonst dringt niemand so weit vor.“

      Leider hat er wohl recht. Es gibt wenig, was ich ihm anbieten kann. Aber eine Sache habe ich, die hat er nicht. Die kennt er möglicherweise nicht einmal.

      „Wie wäre es mit Magie?“ Obwohl, das Wort gibt es in seiner Sprache ja. Was aber nicht bedeutet, dass er es kennt. Die Menschen dieser Welt sprechen dieselbe Sprache wie im Mittelalter oben, aber der Wortschatz ist mit Sicherheit nicht identisch. Wenn ich Siana etwas von Strom oder einem Zug erzähle, dürfte sie mich ziemlich verständnislos ansehen. Insofern ist Magie unter Umständen hier völlig unbekannt.

      „Magie?“ Er schüttelt lächelnd den Kopf. „Gibt es nur in alten Kindermärchen.“

      Immerhin kennen sie es.

      Ich lasse mein leeres Glas los und zu dem Fleischberg schweben, der es mir gereicht hat. Vor Staunen vergisst er, es zu nehmen, und als ich es nicht mehr magisch festhalte, fällt es auf den Boden und zerbricht.

      „Ts. Warum hast du es nicht festgehalten?“ Dann wende ich mich an Baro, der offensichtlich beeindruckt ist. Sehr beeindruckt. Eigentlich nicht nur beeindruckt, sondern erschüttert. War ich ja auch, als ich erfahren habe, dass es Magie gibt. Dass es Gott gibt und ich seine Kriegerin bin. Okay, das stimmte so nicht ganz, sondern war nur eine Lügengeschichte dieses Arschlochs Drol, aber das wusste ich ja damals noch nicht. Für mich war es plötzlich Realität.

      „Ich schätze, das können nicht viele in Lomas“, bemerke ich. „Oder irre ich mich da?“

      „Ich weiß von niemandem“, erwidert Baro. „Ich habe bisher noch nicht einmal davon gehört, dass es Magie wirklich gibt. Zauberkräfte kommen in einigen, wenigen Märchen vor. Wie kann das sein?“

      „Ist das von Bedeutung? Ich kann es eben. Interessiert?“

      Baro nickt. „Bring es mir bei und du darfst solange bleiben, wie du willst. Mehr noch, du bekommst Zugang zu allem, was dieser Bezirk hat. Was sagst du dazu?“

      „Klingt überaus großzügig. Irre ich mich oder hoffst du darauf, mit meiner Hilfe deinen Einflussbereich zu vergrößern?“

      „Wärst du dazu bereit?“

      „Bedingt. Ich kann nicht lange bleiben, denn ich bin auf der Suche nach etwas. Aber im Moment weiß ich noch nicht, wo und wie ich meine Suche fortsetzen soll. Bis ich das weiß, bin ich bereit, dich zu unterstützen und dir einige Tricks beizubringen, im Gegenzug für Unterkunft und Verpflegung. Für den vollen Zugang zu deinen Ressourcen. Deal?“

      „Deal was? Was meinst du damit?“

      Mir fällt ein, dass auch Loiker nichts mit dem Ausdruck anfangen konnte.

      „Wir haben einen Deal, das heißt, wir sind uns einig.“

      „Deal“, erwidert Baro grinsend.

      „Super. Ich habe Hunger.“

      Baro starrt mich kurz an, dann lacht er auf und gibt den Befehl an die Gorillas, Essen und Trinken zu besorgen. Bald darauf stehen Teller und Gläser auf dem Tisch, an dem wir sitzen.

      Soima schenkt ein Getränk ein, das mich an Wein erinnert. Das kann eigentlich nicht sein, Weintrauben brauchen die Sonne. Andererseits ist hier so vieles seltsam, warum soll es also keinen Wein geben? Mal ganz abgesehen davon gab es ja auch in der Mittelalter-Welt Wein, ebenfalls ohne Sonne.

      Als ich von dem Getränk koste, stelle ich fest, dass es wirklich Wein ist. Ziemlich herb, aber Wein.

      Baro fehlinterpretiert meinen Gesichtsausdruck, denn er sagt: „Wein dieser Güte ist schwer zu bekommen. Aber ich habe Verbindungen.“

      „Daran zweifle ich gar nicht. Mich wundert es eher, dass es hier überhaupt Wein gibt.“

      „Wieso?“

      „Weil Wein Sonne braucht zum Reifen. Und wo gibt es hier Sonne?“ Ich bereue, dass ich das angesprochen habe, aber nun ist es auch egal.

      „Was ist Sonne?“

      Ich frage mich, wieso es das Wort in dieser Sprache überhaupt gibt. Dann erinnere ich mich daran, dass sie auch ein Wort für den Mond kennt. Und zumindest gibt es ja das Spiegelbild des Mondes. Irgendwie mysteriös, das alles. Oder wollen mich die Götter einfach nur verwirren, respektive verarschen? Ich traue ihnen ja alles zu inzwischen. Auch wenn ich keine Ahnung habe, was mich für die wichtig genug machen könnte, damit sie solche Spielchen mit mir treiben. Okay, ich war die Auserwählte für ein ganzes Universum, aber jenes Universum existiert ja nicht mehr.

      Ach, egal. Denk nicht mehr darüber nach, Fiona, sonst wirst du nur depressiv oder aggressiv. Oder beides. Das wäre nicht gut.

      „Nicht so wichtig“, murmele ich. „Der Wein ist gut.“

      „Du erstaunst mich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du schon so viel Wein getrunken hast, um das wirklich beurteilen zu können. Er ist ziemlich selten und wertvoll.“

      „Ich habe hin und wieder die Gelegenheit gehabt. Erzähle mir, warum sieht dieser Bezirk so scheiße aus?“

      „Oho! Tut er das?“ Ich sehe ihm und den Anderen an, dass meine Frage sie irritiert. Was wiederum mich irritiert.

      „Ja. Sehr ihr das anders?“

      „Nun, er ist vielleicht nicht so schön poliert wie die anderen, aber auch dort ist mehr Schein als Sein.“

      „Das weiß ich. Aber hier ist nicht einmal Schein, und das wundert mich. Dieser Bezirk ist definitiv anders. Und wenn ich auch noch bedenke, welchen Aufwand du betreibst, damit niemand unerwünscht zu dir vordringen kann, dann macht mich das sehr neugierig auf den Grund.“

      „Den gibt es, und es ist kompliziert. Da kommt das Essen!“

      Es wird von zwei Frauen gebracht, die sich kurz vor Baro verbeugen. Dann stellen sie geschlossene Behälter auf den Tisch und entfernen sich wieder. Soima öffnet die Behälter und verteilt das Essen. Es gibt Fleischbällchen mit Reis. Wo der Reis wächst und was für ein Fleisch verarbeitet wurde, frage ich lieber nicht. Ich glaube, ich will es gar nicht wissen. Es gibt Dinge, die sollte ich einfach akzeptieren. Ich bin ja flexibel und in der Lage, auch unter schwierigen Umständen zu überleben. Die ersten Monate im Mittelalter haben mich abgehärtet. Und wenn ich daran denke, was ich in der Zeit alles gegessen habe … Nein, ich denke lieber nicht daran.

      „Ich mag komplizierte Geschichten“, bemerke ich, während ich das erste Fleischbällchen aufschneide. Zwar könnte ich es auch am Stück in den Mund nehmen, aber ich möchte erst sehen, wie es innen aussieht.

      Gar.

      Es schmeckt ganz annehmbar, ähnlich wie Rindfleisch. Zu blöd, dass ich nicht weiß, wie Menschenfleisch schmeckt. Ich hätte Theodor fragen sollen.

      „Mir scheint, du weißt erstaunlich wenig über Lomas“, stellt Cou fest.

      „Ich weiß vermutlich genug.“ Ich sehe ihn lächelnd an. „Mich interessiert im Moment nur dieser Bezirk. H305, wenn ich mich richtig erinnere.“

      „Das ist richtig. Der Bezirk der Energiearbeiter, wie er früher genannt wurde. Früher, als hier alles sauber und ordentlich war, wie du es aus anderen Bezirken kennst. Und als der Sicherheitsdienst noch für die Menschen da war und nicht die Menschen schikaniert hat. Sana Maruka ist ein Tyrann und sein Enkel Loiker schafft es nicht, dem etwas entgegenzusetzen.“

      Hm. Demnach galt meine Sympathie durchaus dem Richtigen. Zumindest moralisch gesehen. Darwinistisch gesehen wohl eher nicht. Aber ich war ja noch nie ein Darwin-Fan. Was erstaunlich ist, wenn ich bedenke, dass ich definitiv zu den Überlebenden, zu der Starken gehöre. Oder gerade darum? Aber ist Überlegenheit im Sinne Darwins nicht auch gekoppelt mit dem Streben, nur die Starken am Leben zu lassen? Vielleicht tue ich dem Charles unrecht. Ich sollte Katharina fragen, sobald sie sich wieder erinnert. Wie ich sie kenne, ist sie dem auch mal begegnet.

      „Aber