Название | Fiona - Spinnen |
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Автор произведения | Zsolt Majsai |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Kristallwelten-Saga |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783956673450 |
Die Fahrt endet, als mir andere Wartungswagen entgegen kommen. Zwar könnte ich wenden, das Ding ist so konzipiert, dass es auf der Stelle wenden kann, aber das nützt mir nichts, denn hinter mir kommen auch Golfcarts.
Es war ja vorauszusehen, dass es so ausgehen wird. Aber einen Versuch war es trotzdem wert.
Ich hole meine Pistole hervor und mustere sie kurz. Keine Ahnung, wie viele Schüsse sie noch hat. Ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich das Magazin herausnehmen kann. Egal, ich habe eh keinen Nachschub.
Ich schieße wahllos auf die vor mir, dann ducke ich mich, denn sie schießen zurück. Zwischen Sitz und Armaturenbrett bin ich etwas geschützt. Die Kugel treffen mein Fahrzeug und reißen Löcher hinein. Damit wird niemand mehr fahren, ich sollte also darüber nachdenken, wie ich hier wegkomme.
Eine Möglichkeit wäre, schießend auf die Sicherheitsleute zuzurennen. Die Wahrscheinlichkeit, dabei tödlich getroffen zu werden, ist hoch. Sehr hoch. Jedenfalls ausreichend hoch. Da sie einer Leiche vermutlich keine Gemeinheiten mehr zutrauen, würde ich nicht bewacht werden. Aber ich wüsste nicht, wo ich aufwache, wie ich an Sachen oder auch nur Kleidung herankomme, falls sie eine Autopsie vornehmen und ich nackt bin.
Außerdem ist das Sterben so schön auch wieder nicht.
Es gibt aber eine zweite Möglichkeit: nach unten. Ich habe gesehen, dass eine dieser Türen im Boden höchstens fünfzehn Meter hinter mir liegt. Das sind zwar immer noch fünfzehn Meter, aber es ist machbar. Im schlimmsten Fall hätte ich halt die erste Möglichkeit umgesetzt.
Ich lasse eine Salve auf die Jungs hinter mir los, dann springe ich aus dem Cart und laufe in seiner Deckung geduckt los. Auf diese Weise kann ich wenigstens von hinten nicht getroffen werden. Und die vor mir ducken sich vor meinen Kugeln weg.
Zumindest bis ich die Antwort auf die Frage weiß, wie lange ich noch Munition habe. Etwa bis fünf Meter vor der Tür.
Na toll.
Ich werfe mich auf den Boden, so biete ich ein schlechteres Ziel. Mit den Händen erreiche ich die Tür. Zum Glück ist sie nicht elektronisch gesperrt, ich brauche keine Karte, kein Passwort, nichts dergleichen. Ich muss lediglich zwei schwergängige Hebel um 90 Grad drehen. Aus meiner Position eine kleine Herausforderung, während die Kugel um mich herum eintreffen. Eine streift meine linke Wade, das tut höllisch weh und motiviert mich, schneller zu machen. Als ich das Ding endlich aufhabe und hineingleite, trifft eine zweite Kugel meinen Hintern.
Das tut auch weh.
Es geht nach unten. Sehr weit. Man hat zwei Möglichkeiten, abwärts zu kommen. Fallend, dann richtig schnell. Oder man nutzt die Sprossen, dann geht es langsamer, aber die Ankunft könnte angenehmer werden.
Ich halte mich mit einer Hand an der obersten Sprosse fest, ignoriere die Schmerzen, die eh bald aufhören, und ziehe die Tür wieder zu. Auf dieser Seite sorgt ein sehr stabil aussehendes Riegelwerk dafür, dass die Tür auf keinen Fall versehentlich aufspringt, wenn gerade so ein Go-Kart daherkommt.
Und nach etwas Vorarbeit meinerseits, bei der ich magische Kräfte einsetze, bekommt man diese Tür nicht einmal mit Absicht mehr auf. Höchstens mit einem Schweißbrenner oder etwas Vergleichbarem.
Danach klettere ich nach unten.
Ziemlich lange.
Irgendwann erreiche ich wieder eine Tür. Diese führt in einen Wartungstunnel wie weiter oben, nur wird hier nicht geschossen. Noch nicht. Also nehme ich wieder eine Röhre, die nach unten führt. Dabei denke ich darüber nach, was das eigentlich soll, mal davon abgesehen, dass es mir das Leben doch sehr erleichtert. Aber ich denke mal, der Hauptgrund für die Existenz dieser Röhre liegt darin, dass auf diese Weise Wartungstechniker recht schnell von einer Ebene auf die nächste kommen können. Möglicherweise könnte ich mich auf diese Weise bis nach unten durchhangeln. Bis zum Spinnennetz.
Will ich das?
Nein, will ich nicht. Ich werde noch einige Ebenen tiefer gehen und damit die Chancen erhöhen, dass sie mich nicht finden. Und dann sehe ich weiter. Irgendwas wird schon sein.
Eins weiß ich jedenfalls: Diese Welt gefällt mir jetzt schon nicht.
Nach der vierten Röhre habe ich die Schnauze voll. Ich laufe im Wartungstunnel nach links, da ich vermute, dort eher zu einem Bahnhof zu gelangen. Aber wahrscheinlich ist das nur reines Wunschdenken. Warum sollten alle Ebenen genau gleich aufgeteilt sein?
Ich bin schätzungsweise eine halbe Stunde unterwegs, ehe die Stahltür sichtbar wird, die den Wartungstunnel vom öffentlichen Teil des Bahnhofs trennt.
Auf der anderen Seite atme ich erst einmal tief durch. Aber nicht vor Erleichterung. Ich habe das Gefühl, plötzlich in einem anderen Film gelandet zu sein. Bisher fand ich jede Ebene, jeden Bezirk, jeden Bereich ordentlich und sauber vor. Ein wenig zu ordentlich und zu sauber für meinen Geschmack, aber das ist ein anderes Thema.
Doch jetzt bin ich in einem Ghetto gelandet. Die Hälfte der Lampen funktionieren nicht und der Aufräumdienst scheint zu streiken. Zumindest dürfte das ein Bezirk sein, in dem der Sicherheitsdienst nicht so präsent ist wie in den anderen. Das ist ein Vorteil. Welche Nachteile damit verbunden sind, wird sich noch zeigen. Ich glaube, für eine Frau ohne meine Fähigkeiten, mich zu verteidigen, könnte es hier unangenehm werden. Aber vielleicht ist das ja auch nur ein Vorurteil und hier herrscht Matriarchat. Oder gar Gleichberechtigung.
Unwahrscheinlich, aber möglich.
Was auch hier genauso ist wie in allen Bezirken, ist die geometrisch exakte Aufteilung der Gebäuden. Es sind ja keine echten Gebäude, da es keinen Himmel gibt und alle Gebäude irgendwie miteinander verbunden sind. Zwischen ihnen gibt es Wege, die man als Straßen bezeichnen kann. Sie sind unterschiedlich breit und nur Fußgänger nutzen sie. Will man längere Wege zurücklegen, gibt es einerseits die Aufzüge innerhalb eines Blocks, was ja dem Gebäude entspricht, die Bomos zwischen mehreren Blöcken und die Magnetzüge zwischen Bezirken.
Üblicherweise sind die Fußwege, aber auch die Blöcke, sauber, aufgeräumt und gut beleuchtet.
Hier nicht.
Ich sehe auch kaum Menschen, höre sie nicht, überhaupt wirkt es zwar nicht ausgestorben, aber als wenn alle möglichst nicht auffallen möchten.
Okay, fast alle.
Um eine Ecke biegt eine Gruppe von jungen Männern, die aus einem schlechten Film über die Bronx stammen könnten. Sie sind zu fünft, ihr Anführer hager wie der Tod, knochig. Nicht sehr groß, aber schon größer als ich. Was ja keine Kunst ist bei meinen 1,67. Die Haare sind so kurz, dass ich ihre Farbe nicht erkennen kann.
Nur einer ist vergleichbar auffällig, vor allem, weil er ein wandelnder Kleiderschrank ist. Bisschen erinnert er mich an John. Er ist auf jeden Fall nicht hager. Im Gegenteil, alles Muskeln. Wenn ich sie beeindrucken muss, dann werde ich mir diesen Kerl vorknöpfen.
Sie entdecken mich. Erstarren kurz. Und kommen dann auf mich zu.
„Was machst du denn hier?“, bafft mich ihr Knochenmann-Anführer an.
„Geht dich einen Scheißdreck an“, erwidere ich.
Langes Herumreden ist nicht seins. Er schlägt sofort und ansatzlos nach mir. Es soll wohl eine Ohrfeige werden, endet aber im gebrochenen Unterarm, als ich den Schlag abblocke. Und da sie anscheinend nicht so auf Abwarten stehen, mache ich gleich weiter und trete dem großen Kerl zwischen die Beine. Als er sich mit angehaltenem Atem nach vorne beugt, um auf die Knie zu fallen, erlöse ich ihn mit der Faust gegen seinen Nacken vom bewussten Leiden. Später wird er trotzdem Schmerzen haben, aber im Moment erst einmal nicht.
Ich sehe die anderen drei an. „Ihr auch?“
Sie