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ihm befehlen würde.

      Sie aber – es war schon gegen den Morgen – antwortete frischweg, dass sie ihm gern erlaube, für sie zu sterben, das sei aber alles, was sie für ihn tun könne.

      »Ich war aufrichtig und loyal gegen Euch«, sagte sie; »ich habe Euch gedroht, eine Straßenhure zu werden und Euch jeden Karrenschieber und Hausknecht vorzuziehen: wenn ich mich nun auf den König beschränke, so könnt Ihr Euch wahrlich nicht beklagen.«

      Als dann der helle Morgen kam,, kleidete sie sich festlich an, schmückte sich recht wie eine Braut und wartete geduldig, bis der saubere Herr Gemahl sich entschloss, seinen gewinnbringenden Geschäften nachzugehen; dann brach sie selber auf, und wie eine Braut dem Bräutigam ging sie dem König entgegen.

      Sie brauchte kaum so weit zu gehen, als ein Wurfspieß trägt; der vorsorgliche König hatte einen Diener auf die Lauer gestellt.

      »Sucht Ihr nicht den König?« fragte dieser die jungfräuliche Ehefrau.

      »Ja«, antwortete sie.

      »Nun, so bin ich Euer bester Freund«, erwiderte der geriebene Höfling, »der Euch seinen Schutz verspricht und sich selber Eurer Huld und Gnade empfiehlt.«

      Dann sagte er ihr, was der König für ein Mensch und wie er zu nehmen und anzugreifen sei, wie er einen Tag wüte und wettere und den andern nicht piepse; kurz, wie es mit dem sei und jenem, dass sie mit allem wohlversorgt sein werde und dass es nur an ihr liege, den König am Bändel zu haben.

      Er gab ihr mit einem Wort soviel weise Reden und Ratschläge auf den Weg, dass sie als vollendete höhere Buhlerin in dem besagten Schwalbennest ankam, das seither durch die Herzogin von Estampes berühmt geworden ist.

      Der gute Ehemann aber heulte wie ein Schlosshund, als er nach Hause kam und seine liebe Frau nicht mehr fand. Er verfiel in Melancholie, und seine Amtsgenossen überschütteten ihn mit mehr Spott und Hohn, als der heilige Herr Jakobus in seiner Stadt Compostella je mit Gebeten und Anliegen überschüttet worden ist.

      Der Arme nahm es sich auch so zu Herzen, dass er ganz vom Fleisch fiel und sich sogar die Spötter bewogen fanden, ihn wieder ein wenig aufzuheitern. Diese Pelzbarette erklärten – und man sieht daraus, was es für Tüftelmeier waren –, dass der beklagenswerte Mann keineswegs ein Hahnrei genannt werden dürfe; aus dem einfachen Grund, weil er nie ein rechter Ehemann gewesen war, und wenn der erlauchte Hörnerlieferant nicht gerade der König gewesen wäre, würden sie, wenn man sie reden hörte, den Antrag gestellt haben, dass die Ehe in aller Form rechtens für null und nichtig zu erklären sei.

      Aber der Ehemann war zum Sterben verliebt in das Weibsen. Er ließ sie einstweilen dem König, weil er nicht anders konnte; aber er hoffte sicher, sie auch noch einmal zu bekommen. Eine Nacht mit ihr dünkte ihn um ein ganzes Leben voll Schande nicht zu teuer bezahlt ... Nun, das heiß ich noch verliebt sein, was meint ihr? Oder sollte es euch etwa einfallen, darüber die Nase zu rümpfen?

      Der arme Mann dachte an nichts anderes als an sie. Er vergaß darüber seine Prozesse, seine Klienten, seinen Geldwucher, kurz, alles. Er ging nach dem Gericht wie ein Geiziger, der einen verlorenen Groschen sucht, wie ein Nachtwandler und Somnambulerich, und einmal passierte es ihm, dass er den Talar eines Amtsgenossen anpisste, weil er ihn für die schwarze Mauer hielt, wo sich die Advokaten gewöhnlich hinzustellen pflegten.

      Das schöne Goldschmiedstöchterlein aber war in all dieser Zeit vom König geliebt bei Tag und bei Nacht. Er bekam sie nie satt; denn sie war eine echte Meisterin in ihrem Handwerk, kannte das Trick und Track der Liebe aus dem Effeff und wusste das Feuer ebensogut anzuzünden wie auszulöschen. Sie schmollte heut mit dem König und überhäufte ihn morgen mit Zärtlichkeiten; nie aber mit denselben, denn ihre Phantasie war voller Erfindungen. Und war bei alldem ein gutes Ding, immer heiterer Laune und wohlaufgelegt, aufgelegt, sooft er es nur haben wollte, ganz erfüllt von närrischen Einfällen, stets bereit zu Tollheiten und lustigen Streichen.

      Ein Herr von Bridoré tötete sich ihretwegen, weil sie ihn verschmähte, obwohl er ihr seine Herrschaft in der Touraine zu Füßen gelegt hatte. Aber so gute alte Tourainer, die für ein lustiges Lanzenstechen Landgüter darangeben, findet man heute nicht mehr.

      Dieser Tod ging aber dem guten Weibchen zu Herzen, und da auch ihr Beichtiger ihr deshalb ernstlichen Vorhalt machte, beschloss sie bei sich, in Zukunft, und wenn sie nun auch zehnmal Königsliebchen war, angebotene Schlösser und Rittergüter nicht mehr so leichter Hand abzuweisen, zum Schaden ihrer Seele und zum Nachteil ihres Vergnügens.

      Wirklich legte sie von da an den Grund zu dem großen Reichtum, dessentwegen sie später in der Stadt eine so hohe Achtung genoss. Sie verhinderte eine ganze Menge Edelleute, sich in den Tod zu stürzen, und befolgte übrigens dabei mit so viel Meisterschaft die Gesetze der hohen Politik, dass sie in Beglückung der Untertanen dem König eine nicht unerhebliche Konkurrenz machte, ohne dass diesem auch nur eine Ahnung dämmerte. Er war übrigens so närrisch in sie verliebt, er würde ihr geglaubt haben, wenn sie ihm den Fußboden für die Decke und die Zimmerdecke für den Boden ausgegeben hätte, um so mehr, als der gute König, solang er sich überhaupt in dem mehrfach genannten Schwalbennest aufhielt, fast ausschließlich in der horizontalen Lage verharrte, wobei dann die besagte Verwechslung nicht allzu schwerfiel, und in welcher interessanten und echt königlichen Haltung er nichts andres tat, als immer und immer wieder zu probieren, ob der zarte Stoff unter ihm sich auch wirklich nicht abnütze; aber der gute Mann nützte nur sich selber ab, starb schließlich an den Folgen der Liebe.

      Obgleich die Schöne darauf dachte, ihre Gunst nur ganz Vornehmen zu schenken, deren Gewicht bei Hof etwas galt, und ihre Gunstbezeigungen sich wie Wunder so rar machten, gab es doch Neidhammel und abgewiesene Rivalen, die die Behauptung ausstreuten, dass für zehntausend Taler ein simpler Edelmann das Beste haben könne, was nur der König selber habe. Das war aber so falsch und unwahr, als etwas falsch und unwahr sein kann, denn in ihrem Zank mit dem obengenannten Tourainer, der ihr eben dieses Gerede vorhielt, hatte sie mit Verachtung geantwortet, dass er denen, die ihm einen solchen Bären aufgebunden, sagen könne, es seien nichts als Scheißkerle, sie habe es gesagt, und sie habe nie jemand bei sich empfangen, der nicht vorher dreißigtausend hinterlegt hatte.

      Der König selber war über das Gerede nicht wenig ärgerlich; aber über diese Verteidigung musste er doch lächeln und behielt die allzu Billige und Willige noch eine kurze Zeit, um den giftigen Sticheleien die Spitze abzubrechen.

      Aber das Fräulein von Pisseleu ruhte nicht, bis sie ihre Rivalin gestürzt sah.

      Viele wären übrigens mit diesem Sturz sehr zufrieden gewesen. Sie wurde an einen jungen Edelmann verheiratet, den sie sehr glücklich machte; denn also unerschöpflich loderte das Feuer ihrer Liebe, dass sie mancher kalten noch genug davon hätte abgeben können.

      Doch damit habe ich dem Gang der Erzählung vorgegriffen. Als sie aber noch das Königsliebchen war und sich eines Tages in ihrer Sänfte durch die Straßen der Stadt tragen ließ, um Bänder und Schnüre, Halskrausen und Pantöffelchen, Spezereien und güldne Haften und andere Liebesmunition einzukaufen, sah sie in ihrer Schönheit und ihrem Schmuck so verführerisch aus, dass jedermann, insbesondere die Kleriker, bei ihrem Anblick nichts anderes meinten, als den Himmel offen zu sehen, da muss ihr zufällig und nach langer Zeit am Kreuz von Trahoir – was meint ihr, wer, begegnen?

      Ihr armer Ehemann. Sie fuhr bei diesem Anblick zurück, wie wenn sie eine Viper gestochen hätte. Und seht, das heiße ich mir eine gute Ehefrau; eine andere hätte wahrlich den Kopf erst recht hoch getragen und weit hervorgestreckt, um Seiner Majestät von Ehemann ihre ganze Verachtung an den Tag zu legen.

      »Was ist Euch, schöne Frau?« fragte der Graf von Lannoy, der sie aus Verehrung begleitete.

      »Nichts Wichtiges«, antwortete sie leise; »aber da ist just mein Mann vorübergegangen, der Arme hat sich sehr verändert. Ehemals sah er aufs Haar einem Affen ähnlich, heute, scheint mir, gleicht er dem Bild des Hiob in seinem tiefsten Jammer.«

      Der beklagenswerte Makler in dem Handelsgeschäft um Recht und Gerechtigkeit stand da wie versteinert; seine Frau hatte verführerisch ihren kleinen Fuß ein wenig aus der Sänfte hervorlugen lassen, und sein Herz war