Gedichte. Фридрих Шиллер

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Название Gedichte
Автор произведения Фридрих Шиллер
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788027207459



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schon der Wahrheit milde Herrschaft scheut,

      Wie trägt er die Nothwendigkeit?«

      So rufst du aus und blickst, mein strenger Freund,

      Aus der Erfahrung sichrem Porte

      Verwerfend hin auf Alles, was nur scheint.

      Erschreckt von deinem ernsten Worte,

      Entflieht der Liebesgötter Schaar,

      Der Musen Spiel verstummt, es ruhn der Horen Tänze,

      Still trauernd nehmen ihre Kränze

      Die Schwestergöttinnen vom schön gelockten Haar,

      Apoll zerbricht die neue Leier

      Und Hermes seinen Wunderstab,

      Des Traumes rosenfarbner Schleier

      Fällt von des Lebens bleichem Antlitz ab,

      Die Welt scheint, was sie ist, ein Grab.

      Von seinen Augen nimmt die zauberische Binde

      Cytherens Sohn, die Liebe sieht,

      Sie sieht in ihrem Götterkinde

      Den Sterblichen, erschrickt und flieht,

      Der Schönheit Jugendbild veraltet,

      Auf deinen Lippen selbst erkaltet

      Der Liebe Kuß, und in der Freude Schwung

      Ergreift dich die Versteinerung.

      Laura am Klavier

      Wenn dein Finger durch die Saiten meistert,

      Laura, jetzt zur Statue entgeistert,

      Jetzt entkörpert steh' ich da.

      Du gebietest über Tod und Leben,

      Mächtig, wie von tausend Nervgeweben

      Seelen fordert Philadelphia.

      Ehrerbietig leiser rauschen

      Dann die Lüfte, dir zu lauschen;

      Hingeschmiedet zum Gesang

      Stehn im ew'gen Wirbelgang,

      Einzuziehn die Wonnefülle,

      Lauschende Naturen stille.

      Zauberin! mit Tönen, wie

      Mich mit Blicken, zwingst du sie.

      Seelenvolle Harmonien wimmeln,

      Ein wollüstig Ungestüm,

      Aus den Saiten, wie aus ihren Himmeln

      Neugeborne Seraphim;

      Wie, des Chaos Riesenarm entronnen,

      Aufgejagt vom Schöpfungssturm, die Sonnen

      Funkelnd fuhren aus der Nacht,

      Strömt der Töne Zaubermacht.

      Lieblich jetzt, wie über glatten Kieseln

      Silberhelle Fluthen rieseln,

      Majestätisch prächtig nun,

      Wie des Donners Orgelton,

      Stürmend von hinnen jetzt, wie sich von Felsen

      Rauschende, schäumende Gießbäche wälzen,

      Holdes Gesäusel bald,

      Schmeichlerisch linde,

      Wie durch den Espenwald

      Buhlende Winde,

      Schwerer nun und melancholisch düster,

      Wie durch todter Wüsten Schauernachtgeflüster,

      Wo verlornes Heulen schweift,

      Thränenwellen der Cocytus schleift.

      Mädchen, sprich! Ich frage, gib mir Kunde:

      Stehst mit höhern Geistern du im Bunde?

      Ist's die Sprache, lüg mir nicht,

      Die man in Elysen spricht?

      Der Flüchtling

      Frisch athmet des Morgens lebendiger Hauch;

      Purpurisch zuckt durch düstrer Tannen Ritzen

      Das junge Licht und äugelt aus dem Strauch;

      In goldnen Flammen blitzen

      Der Berge Wolkenspitzen.

      Mit freudig melodisch gewirbeltem Lied

      Begrüßen erwachende Lerchen die Sonne,

      Die schon in lachender Wonne

      Jugendlich schön in Auroras Umarmungen glüht.

      Sei, Licht, mir gesegnet!

      Dein Strahlenguß regnet

      Erwärmend hernieder auf Anger und Au.

      Wie silberfarb flittern

      Die Wiesen, wie zittern

      Tausend Sonnen im perlenden Thau!

      In säuselnder Kühle

      Beginnen die Spiele

      Der jungen Natur.

      Die Zephyre kosen

      Und schmeicheln um Rosen,

      Und Düfte beströmen die lachende Flur.

      Wie hoch aus den Städten die Rauchwolken dampfen!

      Laut wiehern und schnauben und knirschen und strampfen

      Die Rosse, die Farren;

      Die Wagen erknarren

      Ins ächzende Thal.

      Die Waldungen leben,

      Und Adler und Falken und Habichte schweben

      Und wiegen die Flügel im blendenden Strahl.

      Den Frieden zu finden,

      Wohin soll ich wenden

      Am elenden Stab?

      Die lachende Erde

      Mit Jünglingsgeberde

      Für mich nur ein Grab!

      Steig empor, o Morgenroth, und röthe

      Mit purpurnem Kusse Hain und Feld!

      Säusle nieder, Abendroth, und flöte

      Sanft in Schlummer die erstorbne Welt;

      Morgen – ach! du röthest

      Eine Todtenflur,

      Ach! und du, o Abendroth! umflötest

      Meinen langen Schlummer nur.

      Die Worte des Wahns

      Drei Worte hört man, bedeutungschwer,

      Im Munde der Guten und Besten.

      Sie schallen vergeblich, ihr Klang ist leer,

      Sie können nicht helfen und trösten.

      Verscherzt ist dem Menschen des Lebens Frucht,

      So lang er die Schatten zu haschen sucht.

      So lang er glaubt an die goldene Zeit,

      Wo das Rechte, das Gute wird siegen –

      Das Rechte, das Gute führt ewig Streit,

      Nie wird der Feind ihm erliegen,

      Und erstickst du ihn nicht in den Lüften frei,

      Stets wächst ihm die Kraft auf der Erde neu.

      So lang er glaubt, daß das buhlende Glück

      Sich dem Edeln vereinigen werde –

      Dem Schlechten folgt es mit Liebesblick;

      Nicht dem Guten gehöret die Erde,

      Er ist ein Fremdling, er wandert aus

      Und