Gesammelte Gedichte: Elegien, Epigramme, Sonette, Kantaten, Xenien und viel mehr. Иоганн Вольфганг фон Гёте

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Название Gesammelte Gedichte: Elegien, Epigramme, Sonette, Kantaten, Xenien und viel mehr
Автор произведения Иоганн Вольфганг фон Гёте
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788026827863



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die das heilige Gastrecht

      Unserer Insel verletzen und, unanständig und gottlos,

      Zeche verlangen vom Manne, der sie doch höflich bewirtet.

      Sollt ich solche Beleidigung dulden im eigenen Hause?

      Nein! es hätte fürwahr statt meines Herzens ein Schwamm nur

      Mir im Busen gewohnt, wofern ich dergleichen gelitten.

      Darauf sagte der Richter zu mir: Vergesset die Schläge,

      Denn Ihr habt die Strafe verdient, ja schärfere Schmerzen;

      Aber wollt Ihr bleiben und mitbewohnen die Insel,

      Müsset Ihr Euch erst würdig beweisen und tüchtig zum Bürger.

      Ach! versetzt ich, mein Herr, ich habe leider mich niemals

      Gerne zur Arbeit gefügt. So hab ich auch keine Talente,

      Die den Menschen bequemer ernähren; man hat mich im Spott nur

      Hans Ohnsorge genannt und mich von Hause vertrieben.

      O, so sei uns gegrüßt! versetzte der Richter; du sollst dich

      Oben setzen zu Tisch, wenn sich die Gemeine versammelt,

      Sollst im Rate den Platz, den du verdienest, erhalten.

      Aber hüte dich wohl, daß nicht ein schändlicher Rückfall

      Dich zur Arbeit verleite, daß man nicht etwa das Grabscheit

      Oder das Ruder bei dir im Hause finde, du wärest

      Gleich auf immer verloren und ohne Nahrung und Ehre.

      Aber auf dem Markte zu sitzen, die Arme geschlungen

      Über dem schwellenden Bauch, zu hören lustige Lieder

      Unserer Sänger, zu sehn die Tänze der Mädchen, der Knaben

      Spiele, das werde dir Pflicht, die du gelobest und schwörest.

      So erzählte der Mann, und heiter waren die Stirnen

      Aller Hörer geworden, und alle wünschten des Tages

      Solche Wirte zu finden, ja solche Schläge zu dulden.

      Zweite Epistel

      Würdiger Freund, du runzelst die Stirn; dir scheinen die Scherze

      Nicht am rechten Orte zu sein; die Frage war ernsthaft,

      Und besonnen verlangst du die Antwort; da weiß ich, beim Himmel!

      Nicht, wie eben sich mir der Schalk im Busen bewegte.

      Doch ich fahre bedächtiger fort. Du sagst mir: So möchte

      Meinetwegen die Menge sich halten im Leben und Lesen,

      Wie sie könnte; doch denke dir nur die Töchter im Hause,

      Die mir der kuppelnde Dichter mit allem Bösen bekannt macht.

      Dem ist leichter geholfen, versetz ich, als wohl ein andrer

      Denken möchte. Die Mädchen sind gut und machen sich gerne

      Was zu schaffen. Da gib nur dem einen die Schlüssel zum Keller,

      Daß es die Weine des Vaters besorge, sobald sie, vom Winzer

      Oder vom Kaufmann geliefert, die weiten Gewölbe bereichern.

      Manches zu schaffen hat ein Mädchen, die vielen Gefäße,

      Leere Fässer und Flaschen in reinlicher Ordnung zu halten.

      Dann betrachtet sie oft des schäumenden Mostes Bewegung,

      Gießt das Fehlende zu, damit die wallenden Blasen

      Leicht die Öffnung des Fasses erreichen, trinkbar und helle

      Endlich der edelste Saft sich künftigen Jahren vollende.

      Unermüdet ist sie alsdann, zu füllen, zu schöpfen,

      Daß stets geistig der Trank und rein die Tafel belebe.

      Laß der andern die Küche zum Reich; da gibt es, wahrhaftig!

      Arbeit genug, das tägliche Mahl durch Sommer und Winter

      Schmackhaft stets zu bereiten und ohne Beschwerde des Beutels.

      Denn im Frühjahr sorget sie schon, im Hofe die Küchlein

      Bald zu erziehen und bald die schnatternden Enten zu füttern.

      Alles, was ihr die Jahrszeit gibt, das bringt sie beizeiten

      Dir auf den Tisch und weiß mit jeglichem Tage die Speisen

      Klug zu wechseln, und reift nur eben der Sommer die Früchte,

      Denkt sie an Vorrat schon für den Winter. Im kühlen Gewölbe

      Gärt ihr der kräftige Kohl, und reifen im Essig die Gurken;

      Aber die luftige Kammer bewahrt ihr die Gaben Pomonens.

      Gerne nimmt sie das Lob vom Vater und allen Geschwistern;

      Und mißlingt ihr etwas, dann ists ein größeres Unglück,

      Als wenn dir ein Schuldner entläuft und den Wechsel zurückläßt.

      Immer ist so das Mädchen beschäftigt und reifet im stillen

      Häuslicher Tugend entgegen, den klugen Mann zu beglücken.

      Wünscht sie dann endlich zu lesen, so wählt sie gewißlich ein Kochbuch,

      Deren Hunderte schon die eifrigen Pressen uns gaben.

      Eine Schwester besorget den Garten, der schwerlich zur Wildnis,

      Deine Wohnung romantisch und feucht zu umgeben, verdammt ist,

      Sondern in zierliche Beete geteilt, als Vorhof der Küche,

      Nützliche Kräuter ernährt und jugendbeglückende Früchte.

      Patriarchalisch erzeuge so selbst dir ein kleines gedrängtes

      Königreich und bevölkre dein Haus mit treuem Gesinde.

      Hast du der Töchter noch mehr, die lieber sitzen und stille

      Weibliche Arbeit verrichten, da ists noch besser; die Nadel

      Ruht im Jahre nicht leicht: denn, noch so häuslich im Hause,

      Mögen sie öffentlich gern als müßige Damen erscheinen.

      Wie sich das Nähen und Flicken vermehrt, das Waschen und Biegeln,

      Hundertfältig, seitdem in weißer arkadischer Hülle

      Sich das Mädchen gefällt, mit langen Röcken und Schleppen

      Gassen kehret und Gärten, und Staub erreget im Tanzsaal.

      Wahrlich! wären mir nur der Mädchen ein Dutzend im Hause,

      Niemals war ich verlegen um Arbeit, sie machen sich Arbeit

      Selber genug; es sollte kein Buch im Laufe des Jahres

      Über die Schwelle mir kommen, vom Bücherverleiher gesendet.

      Epigramme

      Venedig 1790

      Wie man Geld und Zeit vertan,

      Zeigt das Büchlein lustig an.

1

      Sarkophagen und Urnen verzierte der Heide mit Leben:

      Faunen tanzen umher, mit der Bacchantinnen Chor

      Machen sie bunte Reihe; der ziegengefüßete Pausback

      Zwingt den heiseren Ton wild aus dem schmetternden Horn.

      Zimbeln, Trommeln erklingen; wir sehen und hören den Marmor.

      Flatternde Vögel! wie schmeckt herrlich dem Schnabel die Frucht!

      Euch verscheuchet kein Lärm, noch weniger scheucht er den Amor,

      Der