Название | Gesammelte Gedichte: Elegien, Epigramme, Sonette, Kantaten, Xenien und viel mehr |
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Автор произведения | Иоганн Вольфганг фон Гёте |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788026827863 |
Kennt er nur einmal die Welt, wird der Betrogne der Schelm.
Frankreichs traurig Geschick, die Großen mögens bedenken;
Aber bedenken fürwahr sollen es Kleine noch mehr.
Große gingen zugrunde: doch wer beschützte die Menge
Gegen die Menge? Da war Menge der Menge Tyrann.
Tolle Zeiten hab ich erlebt, und hab nicht ermangelt,
Selbst auch töricht zu sein, wie es die Zeit mir gebot.
»Sage, tun wir nicht recht? Wir müssen den Pöbel betrügen.
Sieh nur, wie ungeschickt wild, sieh nur, wie dumm er sich zeigt!«
Ungeschickt scheint er und dumm, weil ihr ihn eben betrüget;
Seid nur redlich, und er, glaubt mir, ist menschlich und klug.
Fürsten prägen so oft auf kaum versilbertes Kupfer
Ihr bedeutendes Bild; lange betriegt sich das Volk.
Schwärmer prägen den Stempel des Geists auf Lügen und Unsinn;
Wem der Probierstein fehlt, hält sie für redliches Gold.
Jene Menschen sind toll, so sagt ihr von heftigen Sprechern,
Die wir in Frankreich laut hören auf Straßen und Markt.
Mir auch scheinen sie toll; doch redet ein Toller in Freiheit
Weise Sprüche, wenn ach! Weisheit im Sklaven verstummt.
Lange haben die Großen der Franzen Sprache gesprochen,
Halb nur geachtet den Mann, dem sie vom Munde nicht floß.
Nun lallt alles Volk entzückt die Sprache der Franken.
Zürnet, Mächtige, nicht! Was ihr verlangtet, geschieht.
»Epigramme, seid nicht so frech!» Warum nicht? Wir sind nur
Überschriften; die Welt hat die Kapitel des Buchs.
Wie dem hohen Apostel ein Tuch voll Tiere gezeigt ward,
Rein und unrein, zeigt, Lieber, das Büchlein sich dir.
Ob ein Epigramm wohl gut sei? Kannst dus entscheiden?
Weiß man doch eben nicht stets, was er sich dachte, der Schalk.
Je gemeiner es ist, je näher dem Neide, der Mißgunst,
Desto eher begreifst du das Gedichtchen gewiß.
Chloe schwöret, sie liebt mich; ich glaubs nicht. Aber sie liebt dich!
Sagt mir ein Kenner. Schon gut; glaubt ichs, da wär es vorbei.
Niemand liebst du., und mich, Philarchos, liebst du so heftig.
Ist denn kein anderer Weg, mich zu bezwingen, als der?
Ists denn so großes Geheimnis, was Gott und der Mensch und die Welt sei?
Nein! Doch keiner mags gern hören; da bleibt es geheim.
Vieles kann ich ertragen. Die meisten beschwerlichen Dinge
Duld ich mit ruhigem Mut, wie es ein Gott mir gebeut.
Wenige sind mir jedoch wie Gift und Schlange zuwider,
Viere: Rauch des Tabaks, Wanzen und Knoblauch und †.
Lange schon hätt ich euch gern von jenen Tierchen gesprochen,
Die so zierlich und schnell fahren dahin und daher.
Schlängelchen scheinen sie gleich, doch viergefüßet; sie laufen,
Kriechen und schleichen, und leicht schleppen die Schwänzchen sie nach.
Seht, hier sind sie! und hier! Nun sind sie verschwunden! Wo sind sie?
Welche Ritze, welch Kraut nahm die entfliehenden auf?
Wollt ihr mirs künftig erlauben, so nenn ich die Tierchen Lazerten;
Denn ich brauche sie noch oft als gefälliges Bild.
Wer Lazerten gesehn, der kann sich die zierlichen Mädchen
Denken, die über den Platz fahren dahin und daher.
Schnell und beweglich sind sie, und gleiten, stehen und schwatzen,
Und es rauscht das Gewand hinter den eilenden drein.
Sieh, hier ist sie! und hier! Verlierst du sie einmal, so suchst du
Sie vergebens; so bald kommt sie nicht wieder hervor.
Wenn du aber die Winkel, die Gäßchen und Treppchen nicht scheuest,
Folg ihr, wie sie dich lockt, in die Spelunke hinein!
Was Spelunke nun sei, verlangt ihr zu wissen? Da wird ja
Fast zum Lexikon dies epigrammatische Buch.
Dunkele Häuser sinds in engen Gäßchen; zum Kaffee
Führt dich die Schöne, und sie zeigt sich geschäftig, nicht du.
Zwei der feinsten Lazerten, sie hielten sich immer zusammen,
Eine beinahe zu groß, eine beinahe zu klein.
Siehst du beide zusammen, so wird die Wahl dir unmöglich;
Jede besonders, sie schien einzig die schönste zu sein.
Heilige Leute, sagt man, sie wollten besonders dem Sünder
Und der Sünderin wohl. Gehts mir doch eben auch so.
Wär ich ein häusliches Weib, und hätte, was ich bedürfte,
Treu sein wollt ich und froh, herzen und küssen den Mann.
So sang, unter andern, gemeinen Liedern, ein Dirnchen
Mir in Venedig, und nie hört ich ein frömmer Gebet.
Wundern kann es mich nicht, daß Menschen die Hunde so lieben:
Denn ein erbärmlicher Schuft ist, wie der Mensch, so der Hund.
Frech wohl bin ich geworden; es ist kein Wunder. Ihr Götter
Wißt, und wißt nicht allein, daß ich auch fromm bin und treu.
»Hast du nicht gute Gesellschaft gesehn? Es zeigt uns dein Büchlein
Fast nur Gaukler und Volk, ja was noch niedriger ist.«
Gute Gesellschaft hab ich gesehn, man nennt sie die gute,
Wenn sie zum kleinsten Gedicht keine Gelegenheit gibt.
Was mit mir das Schicksal gewollt? Es wäre verwegen,
Das zu fragen; denn meist will es mit vielen nicht viel.
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