Название | Gesammelte Gedichte: Elegien, Epigramme, Sonette, Kantaten, Xenien und viel mehr |
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Автор произведения | Иоганн Вольфганг фон Гёте |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788026827863 |
Und du riefst ihm gebietend: Das Mädchen laß nur! die Sträuße,
So wie das Mädchen selbst, sind für den feineren Sinn.
Aber fester hielt er dich nur, es grinste der Lacher,
Und dein Kleid zerriß oben vom Nacken herab.
Und du warfst in begeisterter Wut den Becher hinüber,
Daß er am Schädel ihm, häßlich vergossen, erklang.
Wein und Zorn verblendeten mich; doch sah ich den weißen
Nacken, die herrliche Brust, die du bedecktest, im Blick.
Welch ein Getümmel ward und ein Aufstand! Purpurn das Blut lief,
Mit dem Weine vermischt, greulich dem Gegner vom Haupt.
Und ich sahe nur dich am Boden knieend, verdrießlich;
Mit der einen Hand hieltst das Gewand du hinauf.
Ach, da flogen die Teller nach dir! Ich sorgte, den edeln
Fremdling träfe der Wurf kreisend geschwungnen Metalls.
Und doch sah ich nur dich, wie rasch mit der anderen Hand du
Körbchen, Blumen und Kranz sammeltest unter dem Stuhl.
Schützend tratest du vor, daß nicht mich der Zufallverletzte,
Oder der zornige Wirt, weil ich das Mahl ihm gestört.
Ja, ich erinnre mich noch; ich nahm den Teppich wie einer,
Der auf dem linken Arm gegen den Stier ihn bewegt.
Ruhe gebot der Wirt und sinnige Freunde. Da schlüpft ich
Sachte hinaus; nach dir wendet ich immer den Blick.
Ach, du warst mir verschwunden! Vergebens sucht ich in allen
Winkeln des Hauses herum, sowie auf Straßen und Markt.
Schamhaft blieb ich verborgen. Das unbescholtene Mädchen,
Sonst von den Bürgern geliebt, war nun das Märchen des Tags.
Blumen sah ich genug und Sträuße, Kränze die Menge;
Aber du fehltest mir, aber du fehltest der Stadt.
Stille saß ich zu Hause. Da blätterte los sich vom Zweige
Manche Rose, so auch dorrte die Nelke dahin.
Mancher Jüngling sprach auf dem Platz: Da liegen die Blumen!
Aber die Liebliche fehlt, die sie verbände zum Kranz.
Kränze band ich indessen zu Haus, und ließ sie verwelken.
Siehst du? da hangen sie noch, neben dem Herde, für dich.
Auch so welkte der Kranz, dein erstes Geschenk! Ich vergaß nicht
Ihn im Getümmel, ich hing neben dem Bett mir ihn auf.
Abends betrachtet ich mir die welkenden, saß noch und weinte,
Bis in der dunkelen Nacht Farbe nach Farbe verlosch.
Irrend ging ich umher und fragte nach deiner Behausung;
Keiner der Eitelsten selbst konnte mir geben Bescheid.
Keiner hat je mich besucht, und keiner weiß die entlegne
Wohnung; die Größe der Stadt birget die Ärmere leicht.
Irrend lief ich umher und flehte zur spähenden Sonne:
Zeige mir, mächtiger Gott, wo du im Winkel ihr scheinst!
Große Götter hörten dich nicht; doch Penia hört’ es.
Endlich trieb die Not nach dem Gewerbe mich aus.
Trieb nicht noch dich ein anderer Gott, den Beschützer zu suchen?
Hatte nicht Amor für uns wechselnde Pfeile getauscht?
Spähend sucht ich dich auf bei vollem Markt, und ich sah dich!
Und es hielt das Gedräng keines der Liebenden auf.
Schnell wir teilten das Volk, wir kamen zusammen, du standest,
Und du standest vor mir, ja! und wir waren allein.
Mitten unter den Menschen! sie schienen nur Sträucher und Bäume,
Und mir schien ihr Getös nur ein Geriesel des Quells.
Immer allein sind Liebende sich in der größten Versammlung;
Aber sind sie zu zwein, stellt auch der Dritte sich ein.
Amor, ja! er schmückt sich mit diesen herrlichen Kränzen.
Schütte die Blumen nun doch fort, aus dem Schoße den Rest!
Nun, ich schüttle sie weg, die schönen. In deiner Umarmung,
Lieber, geht mir auch heut wieder die Sonne nur auf.
Euphrosyne
Auch von des höchsten Gebirgs beeisten zackigen Gipfeln
Schwindet Purpur und Glanz scheidender Sonne hinweg.
Lange verhüllt schon Nacht das Tal und die Pfade des Wandrers,
Der, am tosenden Strom, auf zu der Hütte sich sehnt,
Zu dem Ziele des Tags, der stillen hirtlichen Wohnung;
Und der göttliche Schlaf eilet gefällig voraus,
Dieser holde Geselle des Reisenden. Daß er auch heute
Segnend kränze das Haupt mir mit dem heiligen Mohn!
Aber was leuchtet mir dort vom Felsen glänzend herüber
Und erhellet den Duft schäumender Ströme so hold ?
Strahlt die Sonne vielleicht durch heimliche Spalten und Klüfte?
Denn kein irdischer Glanz ist es, der wandelnde, dort.
Näher wälzt sich die Wolke, sie glüht. Ich staune dem Wunder!
Wird der rosige Strahl nicht ein bewegtes Gebild ?
Welche Göttin nahet sich mir? und welche der Musen
Suchet den treuen Freund, selbst in dem grausen Geklüft ?
Schöne Göttin! enthülle dich mir, und täusche, verschwindend,
Nicht den begeisterten Sinn, nicht das gerührte Gemüt.
Nenne, wenn du es darfst vor einem Sterblichen, deinen
Göttlichen Namen; wo nicht: rege bedeutend mich auf,
Daß ich fühle, welche du seist von den ewigen Töchtern
Zeus’, und der Dichter sogleich preise dich würdig im Lied.
»Kennst