Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма

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Название Der Secretair der Marquise Du-Deffand
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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ermordet, während er bei einem Balle in der Oper vor der Thür auf mich wartete.

      Der Abbé von Gisors vergiftete sich.

      Herr von Gernay ward verrückt und erdrosselte sich mit seinen eigenen Haaren.

      Der Chevalier von Vieuville, mein Cousin, sprengte sich mit seinem Schiffe in die Luft.

      Sie sehen, die Liste ist lang, und die Namen, die sie enthält, sind berühmt Auch der Graf von Horn wird einen Platz darauf erhalten. Aber auch der Tag Philipp's von Orleans wird kommen, so steht es da oben geschrieben!

      Noch schwebt mir der Gesichisausdruck der Marquise vor, mit dem sie diese Worte sprach. Noch sehe ich diesen Schrecken, diese Ueberzeugung, die sich so tief in ihren Zügen ausprägten. Ich hatte Furcht, wie sie; aber ich versuchte ihr zu antworten und diese Bilder zu verscheuchen. Da trat eine Kammerfrau ein und meldete:

      – Der Herr Regent ist zurückgekehrt; er erwartet die Frau Marquise.

      Neuntes Kapitel

      Ich hatte versprochen, Frau von Parabère zu begleiten, und außerdem, ich muß es gestehen, empfand ich selbst eine große Lust dazu. Ich ließ mich also nicht bitten, ihr zu folgen. Cauche, der Vertraute im Palais-Royal, meldete uns an. Der Fürst ließ uns unmittelbar darauf eintreten. Ich las auf seinem Gesichte die Ueberraschung, die er bei meinem Anblicke empfand. Dessenungeachtet empfing er mich freundlich, und bat mich sehr artig, daß ich mich setzen möge.

      – Gnädiger Herr, sagte die Marquise heftig, der Graf von Horn befindet sich in der Conciergerie.

      . – Ich weiß es; er hat in der Straße Quincampoix einen Menschen ermordet.

      – Sagen Sie vielmehr, daß er eine ihm zugefügte Beleidigung gerächt hat.

      – Sie sind schlecht unterrichtet, Madame; er hat einen Wucherer, der große Summen bei sich trug, ermordet und »bestohlen«. Ein piemontesischer Abenteurer, der sich Chevalier von Milhn nennt und der Bruder eines Stallmeisters der Prinzessin von Carignan ist, hat ihm geholfen.

      – Mein Herr, das ist nicht wahr! Sie wissen es, und doch wiederholen Sie es. Das ist abscheulich!

      – Ich sage die Wahrheit.

      – Es ist nicht die Wahrheit. Hören Sie die Wahrheit: Der Graf von Horn hatte einem Juden viel Geld anvertraut. Um dieses Geld zurückzufordern, suchte er den Juden in einem Wirthshause auf, das er zu besuchen pflegte. Der Jude weigerte sich, es zurückzugeben. Herr von Horn, sehr heftig, überschüttete ihn mit Beleidigungen, und dieser Elende hat Hand an ihn gelegt. Da, mein Herr, hat er gethan, was jeder gute Edelmann gethan haben würde, was Sie selbst gethan haben würden – er hat ihm den Degen durch den Leib gestoßen.

      – Ihr Bericht ist eine Fabel.

      – Wie?

      – Ich habe den officiellen Bericht, der Graf hat gestanden, und das Portefeuille ist bei seinem Genossen vorgefunden. Hundert Zeugen haben es dargethan.

      – Was beabsichtigen Sie zu thun?

      – Die Sache wird ihren Gang gehen. Das Parlament entscheidet. Man ermordet die Unterthanen des Königs nicht ungestraft.

      – Wie, einer Ihrer Verwandten? Ein Fremder? Ein Prinz? Sie wissen, daß er nicht bei vollem Verstande ist, daß die Narrheit in der Familie fast erblich geworden.

      – Ich habe ihn nur für vernarrt in Sie gehalten, Madame, und dies ist eine Narrheit, die wir Alle mit ihm theilen,

      – Mein Herr, Sie stehen im Begriffe, eine schlechte Handlung zu begehen, eine Unwürdigkeit gegen sich selbst. Ueberlegen Sie wohl!

      – Sie sind für meinen Ruhm sehr besorgt, Madame!

      – Und wenn nun diese Verleumdungen Glauben finden, wenn die Richter ihn für schuldig erklären?

      – So werden sie ihn verurtheilen.

      – Und… wozu?

      – Ohne Zweifel zum Tode!

      Die Marquise stieß einen Schrei aus.

      Ich zitterte am ganzen Körper.

      – Zum Tode! O dieser unglückliche junge Mann! Dieser Unsinnige, der fast noch ein Kind ist! Ach, Sie werden ihn nicht sterben lassen, Sie werden ihn begnadigen!

      – Der König kann es.

      – Und Sie sind der König. Nun bin ich ruhig.

      – Aber ich müßte mich rächen. Ihr beharrliches Bitten verräth, daß Sie ihn lieben.

      – Und wenn ich ihn nun liebte? rief sie heftig. Wäre dies nicht für Sie ein Grund mehr, mein gnädigster Herr, ihm Gerechtigkeit angedeihen zu lassen? Ein so großer Fürst wie Sie, rächt sich nicht durch einen Verrath. Sie fürchten sich, Blut zu vergießen – Sie werden nicht wollen, daß das seinige vergossen werde.

      In diesem Augenblicke kündigte man den Herzog von Saint-Simon an.

      – Ah, rief die Marquise, indem sie ihm entgegenlief, da kommt mir eine Hilfe!

      Herr von Saint-Simon grüßte ernst, denn er war der Ernst, die Wichtigkeit und die Arglist in Person. Er glich seinen Memoiren, die wir gelesen haben, und die eine der schönsten Schriften über jenes Jahrhundert sind. Ueberaus streng in seinen Sitten, hatte er für Nichts Nachsicht, und am wenigsten für die Galanterie, Alle Maitreffen des Regenten haßten ihn, und es bedurfte des ganzen Ernstes der obwaltenden Verhältnisse, um Frau von Parabère abzuhalten, daß sie ihm Verachtung für Verachtung zurückgab.

      – Sie kommen wegen des Grafen Horn, sagte sie… nicht wahr, mein Herr?

      – Diese unglückliche Geschichte führt mich wirklich hierher, Madame. Bevor ich nach der Festung abgehe, wie um diese Zeit meine Gewohnheit ist, komme ich, um von dem Herrn Regenten Abschied zu nehmen und ihn an das verwandtschaftliche Band zu erinnern, das Madame und das Haus Horn verbindet.

      – Ich weiß das.

      – Sie werden nicht zugeben, mein Herr, daß der Graf von Horn entehrt werde; Sie werden mir Ihr Wort geben, daß weder die Bitten Ihrer Vertrauten, noch sonst eine persönliche Rücksicht Sie veranlassen, die Augen über dem zu schließen, was vorgehen muß. Ich werde nicht ruhig abreisen können, wenn ich nicht Ihr Ehrenwort mit mir nehme. Bedenken Sie, daß die Strafe dieses jungen Mannes die Wappen aller Häuser von Europa befleckt, und das Ihrige zunächst.

      – Wir sind soweit noch nicht,

      – Das Parlament hält seine Schlußsitzung, und es ist im Stande, bis zum Rade zu gehen.

      – Bis zum Rade! der Graf Horn auf dem Rade! Wenn der Herr Regent diese Abscheulichkeit duldet, so müssen ihn alle Fürsten ächten!

      Die Lippen des Regenten umspielte ein bitteres Lächeln.

      – Ich bin erfreut, zu sehen, wie Sie Ihre Freunde vertheidigen, Madame, sagte er. Und Sie, mein Herr, reisen Sie ruhig ab; Ihr Protege hat gute Advokaten, Sie sehen es ja. Wird seine Unschuld dargethan, so werden wir uns Alle dazu Glück wünschen. Soupiren Sie nicht mit uns, Marquise? Und Sie, Madame, wollen Sie nicht unser Gast sein?

      Diese Einladung ward in einem Tone gesprochen, daß sie mehr einer Entlassung glich. Frau von Parabère hatte keine Lust, sie anzunehmen, und ich noch viel weniger. Wir verbeugten uns, oder richtig gesagt, ich verbeugte mich, und dann gingen wir. In ihrer Wohnung angekommen, rief sie eine bretagnische Frau, die in ihren Diensten stand. Diese Frau hing mit einer Liebe an ihr, daß sie sich für ihre Herrin hätte hängen lassen.

      – Hier sind fünfundzwanzig Louisd'or, sagte sie; gehen Sie zu dem Schließer der Conciergerie, und geben Sie ihm das Geld, damit er dem Grafen von Horn ein Billet einhändige.

      In diesem Briefe beruhigte sie den Gefangenen und kündigte ihm an, daß der Regent ihr sein Wort gegeben habe, und daß ihm nichts Böses widerfahren solle.

      Auf diesen Brief antwortete der Unbesonnene: ihm sei Alles gleich, er verlange Nichts von ihr, und liebe sie nicht mehr, weil sie seine Verzeihung von einem Andern erbeten habe.

      Die Verliebten sind die thörichtsten