Название | Der Secretair der Marquise Du-Deffand |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Und weckst die Liebe, meiner Jugend süßen Schmerz.
Nur Dir zu gefallen, von Dir geliebt zu sein,
Ist all' mein Hoffen, mein Wünschen allein.
Der Gedanke an Dich bewegt mir die Brust,
Schafft himmlisches Glück, schafft göttliche Lust!
Mein Glaube an Glück ist für immer dahin,
Bleibt schnöde Dein Herz, bleibt verschlossen Dein Sinn!
Ich besitze jetzt noch diese Verse, von der Hand des Abbé Chaulieu geschrieben. Es sind die letzten, die er gemacht hat. Trotz seiner achtzig Jahre besaß er noch viel Geist.
Der Abbé sprach diese Verse mit einer Gutmüthigkeit und mit einer Ueberzeugung, die mich entzückte. Fräulein Delaunay lachte darüber ohne Spott und Hohn, wie es sich für eine ehrbare und gute Person schickt.
– Ja, ich liebe Madame, fügte der Greis hinzu. Ich bewiese es gern durch mehr, als durch Worte. Es liegen tausend Pistolen zu ihrer Verfügung bereit, aber ich kann sie nicht zur Annahme derselben bewegen.
– Schon zum dritten Male muß ich es Ihnen abschlagen, Abbé. Aus Dankbarkeit für Ihren großmüthigen Antrag rathe ich Ihnen, nicht bei vielen Frauen so zu verfahren, denn Sie könnten eine finden, die Sie beim Worte hält.
– O, ich weiß, an wen ich mich wende! war die naive Antwort.
Wir brachen in Lachen aus; er begriff nicht warum, und fuhr ruhig fort:
– Sie könnte es auf ihren Putz verwenden; sehen Sie nur, Madame, wie sie gekleidet ist! Ich kann in dieser Beziehung Nichts bei ihr erreichen. Sie kränkt mich… sie hat so einfache Kleider, wie sie keine Person trägt…
– Abbé, ich finde, daß mich Alles schmückt, was mir fehlt.
Hierauf hatte er keine Antwort.
Der Abbé betete sie deshalb um so mehr an that sein Möglichstes, um ihr zu gefallen. Seine Carossen und sein Haus gehörten mehr dem Fräulein Delaunay als ihm. Er schickte jeden Morgen, um ihre Befehle in Empfang nehmen zu lassen. Sie jagte seine Leute fort, wenn sie ihr nicht mehr gefielen, oder zwang ihn, sie gegen seinen Willen zu behalten. Alles, was von ihr kam, machte ihn glücklich. Es war eine jener Leidenschaften des Alters, die in Monomanie ausarten.
Larnage und ich hätten es diesen Abend gern gesehen, wenn sie ihrer Liebe nachgehangen hätten, ohne uns zu stören. Ich wollte meinem Geliebten über einen sehr wichtigen Punkt Antwort geben, als sie uns unterbrachen. Er brannte vor Begierde, die Unterhaltung wieder aufzunehmen, und unsere Nachbarn erlaubten es nicht. Fräulein Delaunay hatte ihre Gründe. Ich war noch nicht ihre Freundin, und die feine Fliege machte aus mir ein Werkzeug.
– Sie werden doch zwei oder drei Tage in Seaux bleiben, nicht wahr, Madame? Es werden einige sonderbare Personen hier ankommen, mit denen wir uns zu amüsieren Willens sind. Lehnen Sie es nicht ab, die Frau Herzogin hat mir befohlen, Sie nicht fortzulassen.
Mir war Nichts lieber, als zu bleiben. Ich ließ mich der Form wegen ein wenig bitten, dann willigte ich ein. Larnage dankte mir dafür mit einem Blicke, der das Herz heftig klopfen machte. Dies war noch nicht alles, und Fräulein Delaunay wollte ihre Rolle zu Ende spielen.
– Frau von Maine beschäftigt sich in diesem Augenblicke mit einem Aufsatze, den sie in Prozeß-Angelegenheiten der legitimirten Prinzen gegen die Prinzen von Geburt verfassen lassen will. Sie besitzen Geist, und die Frau Herzogin würde sehr erfreut sein, Sie dabei zu Rathe ziehen zu können.
– Mich, mein Fräulein? rief ich, im höchsten Grade erschreckt. Ich weiß nicht einmal, daß dieser Prozeß existirt. Wie kann, ich mit Denen darüber sprechen, die ihn kennen? ^
– Es betrifft nicht gerade den Prozeß, man will die Ansicht gelehrter Leute! hören, und auch Sie werden Ihre Ansicht sagen. Einer derselben kommt morgen, oder vielmehr heute – er ist wirklich ein Gelehrter.
– Mein Fräulein, ich bin nicht gelehrt, entbinden Sie mich…
– Es wird Sie amüsiren.
Alles erschien mir so außerordentlich, daß ich nicht weiter in sie drang. Aber ein Umstand war nicht minder außerordentlich: Man kannte meine Beziehungen zu dem Palais-Royal, und doch bewarb man sich um mich. Gewöhnlich ward man deswegen allein schon ausgeschlossen. Ich kümmerte mich nicht um dieses Räthsel, und fragte weiter nicht, damit Man mich frei ließe. Fräulein Delaunay entführte wirklich ihren alten Tython, und ich blieb mit Larnage allein. Ein Frösteln durchlief meinen ganzen Körper. Wir schwiegen. Endlich begann eine so leise Stimme, daß ich sie kaum verstehen konnte:
– Wann, Madame, gehen wir, um, wie ernst in Dampierre, diese theuern, geliebten Sterne zu betrachten, die so sanft auf uns herniederblicken? Ach, lassen Sie mich vor Ungeduld nicht sterben, ich beschwöre Sie!
Der Himmel war wirtlich mit Sternen besäet. Die Lichter des Festes erloschen; die Gäste, des Vergnügens und des Spazierengehens müde, zogen sich in Gruppen zurück, nachdem sie in den herrlichen Schatten umhergeirrt waren.
Ich antwortete nicht, aber ich warf einen Blick nach dem Park hinüber.
Er verstand mich und ergriff meine Hand, Wie eine Automatin stand ich auf und folgte ihm.
Wir befanden uns unter den jungen Hagebuchen, deren ich noch nicht erwähnt habe. Ich weiß nicht, wie es kam, daß ich meine Hand in der seinigen ließ, daß wir uns gegenseitig ansahen, anstatt die Sterne zu betrachten, daß er bald seinen Arm um mich schlang und mich an sich drückte, ohne daß ich Widerstand leistete. Ich habe viel gesehen, viel empfunden und viel gefühlt in meinem Leben; aber ich erkläre, daß dieses keusche Umarmen, dieses reine Drücken in meiner Erinnerung nicht ihres Gleichen haben. Es war ein Moment wirklicher Seligkeit, ein Herzensdelirium, das die Philosophen verspotten werden, und das alle andern Delirien übersteigt.
Um einen solchen Moment noch einmal herbeizuführen, würde ich mein Leben noch einmal beginnen, trotz der Langweile, die damit verknüpft ist.
Wir waren die Letzten in dem Parke, und kehrten später in unsere Zimmer zurück, als die Andern. Keiner dachte an uns, Keiner sprach von uns in der kleinen Gesellschaft, wo die Leidenschaften sich concentrirten, indem sie sich verbargen. Frau von Maine gab sich ganz ihrem Ehrgeize, ihren Plänen hin; ihr Gemahl seinen unfruchtbaren Wünschen, die Andern vielleicht der Liebe, und wir waren frei, waren glücklich; aber, ich bezeuge es, dieses Glück kostete meinem Ruhme Nichts, und als ich Larnage beim Frühstück wieder antraf, eröthete ich, indem ich ihn ansah, nicht vor Scham, sondern vor Wonne.
Um diese äußerst glückliche Zeit der Regentschaft gab es nur wenig Frauen meines Alters, die diese Röthe noch kannten.
Fünftes Kapitel
Habe ich vielleicht schon zu viel von der Frau Herzogin von Maine gesprochen? Wahrhaftig, ich weiß es nicht; ich erinnere mich dessen nicht. Ich habe dieses kleine Mädchen darum befragt; es hat mir geantwortet, daß ich noch viel von der Prinzessin zu erzählen hätte. Aber dieses kleine Wesen besitzt so viel Arglist, daß es mich vielleicht veranlassen will zu faseln, damit man meine achtzig Jahre merke.
Ich will nicht, daß Madame faselt, aber ich möchte, daß sie über diese Herzogin von Maine, über die man so verschieden urtheilt, sich noch weiter auslasse. Sollte sie etwas in ihren Memoiren verschweigen, so ist dies nicht meine Schuld; doch, man beruhige sich, ich werde
über ihre Erinnerungen wachen, daß sie Nichts übergeht.
(Anmerkung des Secretairs.)
Die Herzogin von Maine war, obwohl man es von ihr sagte, nicht eben galant. Es ist gewiß, daß sie ihre Liebhaber hatte, vielleicht zwei oder drei. War dies bei den andern Prinzessinnen nicht eben so? Und vorzüglich bei denen, die nach ihr kamen? Man bedenke nur ihre drei Nichten von Condé: Fräulein von Sern, Fräulein von Charolais und Fräulein von Clermont! Ich schwöre es, daß ich von ihren Heldenthaten nicht reden werde, nicht einmal von denen, deren man sie beschuldigt und wovon Beweise vorliegen, ich liebe das Ausschwatzen nicht, und es würde mit schlecht anstehen, sie zu tadeln.
Man