Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма

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Название Der Secretair der Marquise Du-Deffand
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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bedenken Sie…

      – Was soll ich bedenken, Madame? Ich kann nur an Den denken, der stirbt, und an Den, der ihn getödtet hat. Einen Trauerschleier – gleichviel, was es ist – ich will Nichts, wenn man Nichts findet! Ich gehe!

      Halb angekleidet, mit fliegenden Haaren, und mit herabhängenden Strümpfen eilte sie der Treppe zu und verschwand in einem Augenblicke. Im Hofe traf sie den Wagen eines ihrer Pächter, der gekommen war, um mit ihrem Intendanten zu verhandeln, Sie sprang in diesen Wagen, und ließ sich nach dem Palais-Royal. fahren.

      Man verweigerte ihr den Zutritt zu dem Regenten, da die Thür geschlossen war. Sie klopfte so heftig an, und warf den Zimmer-Huissier, der ihr den Weg vertrat, so gewaltig zurück, daß sie endlich Eintritt erlangte.

      Der Abbé Dubois arbeitete mit dem Regenten.

      – Gehen Sie hinaus, mein Herr! sagte sie zu ihm, wie zu einem Laquais.

      – Ich erwarte den Befehl des gnädigen Herrn, Madame!

      – Befehlen Sie diesem Menschen, daß er hinausgeht, mein Herr, oder ich öffne die Fenster dieses Zimmers und rufe von dem Balcon hinab, was hier vorgeht und was der Regent von Frankreich eigentlich ist.

      – Ich verlasse Sie, mein gnädigster Herr, denn die Scene wird stürmisch! flüsterte leise der Cardinal.

      Der Regent runzelte die Stirn. Er wäre lieber gegangen, als sein Minister. Bis so weit erstreckte sich seine Festigkeit nicht.

      – Mein Herr, fuhr heftig die Marquise fort, glauben Sie, daß ein Fürst nicht dieselben Pflichten zu erfüllen hat, wie ein Edelmann?

      – Was wollen Sie sagen, Madame?

      – Ich will sagen, daß ein Edelmann sein Wort nicht bricht, ohne sich zu entehren, und Sie, Philipp von Orleans, erster Prinz von Geblüt und Regent des Königreichs, Sie haben zweimal Ihr Wort gebrochen!

      – Madame!

      – Sie sind ein Feiger, ein Elender, mein Herr! Als mir die Marquise diese Scene erzählte, überlief ein kalter Schauder meine Haut.

      Der Zorn stieg in dem Regenten auf, aber er mäßigte sich, denn er fühlte sich schuldig.

      – Mäßigen Sie Ihre Worte, Madame! sagte er verweisend.

      – Nein, ich werde mich nicht mäßigen, und Sie werden mich hören. Sie haben Ihr Wort gebrochen, das Sie mir gegeben, und obgleich ich nur eine Frau bin, so ist dies ein Meineid! Sie haben Ihr Wort gebrochen, das Sie dem Adel gegeben; weder der Adel noch ich werden es vergessen. Sie haben einen Unschuldigen getödtet, Sie haben seine Familie und die Ihrige entehrt, Sie haben sich im Kothe gewälzt!

      – Madame, haben Sie nicht auch das Ihrige gebrochen? Hatten Sie nicht versprochen, jede Verbindung mit dem Gefangenen abzubrechen? Haben Sie ihm nicht geschrieben? Hier sind Ihre Briefe! Haben Sie nicht versucht, ihn entfliehen zu lassen? Ich habe auf Ihren Meineid durch einen andern geantwortet. Vielleicht habe ich Unrecht, aber Sie theilen dieses Unrecht. Ohne Sie hätte ich ihn gerettet; ohne Sie, und ohne die Beweise, die man mir diese Nacht gebracht und die mir den Befehl, den ich bedauere erlassen zu haben, entrissen, hätte er diese Strafe nicht erlitten Es ist zu spät!

      – Mein Herr! Mein Herr! rief die Marquise, außer sich vor Wuth. Es ist nicht zu spät, Sie können ihn noch retten, und Sie werden ihn retten!

      Man klopfte an die Thür. Auf den Befehl des Regenten, der erfreut war, daß diese Scene unterbrochen wurde, trat ein Palast-Officier ein.

      Elftes Kapitel

      – Was giebt es, mein Herr? fragte der Fürst.

      – Gnädigster Herr, der Polizeilieutenant läßt Ew. Hoheit melden, daß alle die Personen, die sich beehrten, Ihnen ein Bittschreiben zu überreichen, auf dem Grèveplatze in großer Trauer und schwarz behangenen Wagen angekommen sind, daß sie schweigend der Hinrichtung des Grafen von Horn beiwohnten, und nun erwarten, man löse seinen Körper vom Rade, damit sie ihn mit sich nehmen und ihm die letzte Ehre erweisen können. Was befiehlt mein gnädigster Herr?

      – Ist der Graf todt?

      – Ja, gnädigster Herr. Bevor man ihn neben den Chevalier Milhn auf das Rad flocht, hat er die Tortur erlitten.

      Als Frau von Parabère diese Worte hörte, sank sie halbtodt auf ein Sopha, und stieß ein klagendes Gewimmer aus, ohne sich um den Officier zu kümmern.

      – Man gebe seinen Körper den Verwandten, sie mögen damit machen, was sie wollen.

      Die Marquise sank in sich zusammen und bedeckte das Gesicht mit ihren langen Haaren.

      Als der Officier sich entfernt hatte, sah sie um sich. Ihre Züge waren bleich und verstört, aber sie hatten dabei einen so stolzen Ausdruck, daß der Regent unwillkürlich die Augen zu Boden schlug.

      – Sie haben gehört, mein Herr Regent, was man soeben gesagt hat. Der ganze Adel von Frankreich befindet sich auf dem Grèveplatze; er protestirt durch seine Gegenwart, durch sein Schweigen selbst, Angesichts des Volks, gegen die Treulosigkeit des Regenten von Frankreich und verlangt deshalb Gerechtigkeit.

      Der Herzog von Orleans wich vor ihr zurück, denn ihre Augen schossen Flammenblicke; sie schien die Gerechtigkeit in Person zu sein.

      – Sie haben den Grafen von Horn getödtet, weil ich ihn liebte. Ja, mein Herr, ich liebte ihn, ich liebe ihn noch, ich liebe ihn mehr als je, jetzt, da er todt ist, jetzt, wo Sie das Maß meiner Schande gehäuft, wo Sie meinen Namen mit einem blutigen Flecken gebrandmarkt haben. Ich werde Ihnen verzeihen. – Hören Sie?

      – Sie irren, Madame; meine Eifersucht hat meinen Willen nicht irre geleitet. Wenn der Graf von Horn unbestraft geblieben wäre, so hätte man dadurch ein System…

      – Sagen Sie das Andern, aber nicht mir, mein Herr! Sie wagen es, mir so etwas in das Gesicht zu sagen? O, ich werde gehen, ich werde diesen Hof verlassen Ich will nicht länger einem Edelmanne ohne Treu und Glauben angehören!

      Hierauf hatte der Regent nicht gerechnet. Eine so tragische Entwickelung hatte er nicht erwartet, denn gewöhnlich lief keine Sache im Palais-Royal tragisch aus. Gedrängt von Law und Dubois, hatte er sich eines Nebenbuhlers entledigt, der Rache und Grausamkeit war er unfähig. Jetzt bereuete er, was er gethan. Er hatte die Sache nicht so ernst angesehen. Die Verzweiflung und die Drohungen der Marquise zeigten ihm, was er gewöhnlich nicht sehen wollte, und darum wandte er sich ab.

      – Ich werde nicht bleiben! wiederholte sie. Ihre Orgien und Ihre Lustbarkeiten widern mich jetzt an. Ich verachte, ich hasse Sie! Ich werde mich in irgend einem Kloster verbergen, und nie soll man mehr von mir hören.

      – Eine ewige Verzweiflung, Marquise! Das wäre zu lange für einen so reizenden Kopf. Diese schönen Augen können nicht immer weinen.

      Er nahm zum Scherze und zur Galanterie seine Zuflucht, zu den gewöhnlichen Waffen in diesen kleinen Kämpfen. Aber diesmal ward er besiegt. Sie warf ihm einen stolzen Blick zu, dann verließ sie das Kabinet, indem sie geringschätzend sagte:

      – Sie dauern mich!

      Sie kam in einem fürchterlichen Zustande zurück. Eine Krankheit von sechs Monaten hätte sie nicht mehr verändern können. Ich war aufgestanden und hatte mich angekleidet, da ich ihretwegen besorgt war.

      – Kommen Sie, kommen Sie! sagte sie. Ich will ihn noch einmal sehen.

      Und ohne mir Zeit zur Antwort zu lassen, zog sie mich mit sich fort, die Treppe hinab, stieß mich in den Wagen des Pächters, der ein solches Fest nicht vermuthete, setzte sich neben mich, und rief dem Kutscher zu:

      – Nach dem Grèveplatze!

      Ich würde Nichts davon verstanden haben, wenn sie mich nicht nach einem Orte geführt Härte, wohin zu gehen ich durchaus keine Neigung hatte, und wo vielleicht eine öffentliche Scene stattfinden würde, die ich vermeiden wollte. So ruhig als möglich machte ich ihr darüber Vorstellungen.

      Sie antwortete mir:

      – Lassen Sie! Lassen Sie! Sie werden dort gute Gesellschaft finden.

      Dann