La San Felice. Александр Дюма

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Название La San Felice
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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machte eine Bewegung, um sich hinter Cirillo zu verstecken, Salvato aber streckte die Hand mit so plötzlicher Bewegung nach ihr aus, daß Cirillo die Gattin des Chevalier festhielt, damit der Verwundete sie sehen könnte.

      »Er hat Sie für den Engel des Todes gehalten,« sagte Cirillo zu ihr. »Beweisen Sie ihm, daß er sich geirrt hat und daß Sie im Gegentheile der Engel des Lebens sind.«

      Luisa seufzte, legte die Hand aufs Herz, ohne Zweifel, um das Klopfen desselben zu beschwichtigen, und indem sie, ohne Kraft zum Widerstande, dem Zwange nachgab, welchen Cirillo ihr auflegte, näherte sie sich dem Verwundeten.

      Die Blicke Beider kreuzten sich, um sich nicht wieder zu trennen.

      »Haben Sie eine Vermuthung, wer Ihre Mörder gewesen seien?« fragte Cirillo.

      »Ich kenne dieselben,« sagte Luisa rasch, »und ich habe sie Ihnen schon genannt. Es sind Leute, die im Dienste der Königin stehen.«

      Der Empfehlung Cirillos, Luisa so oft als möglich für sich antworten zu lassen, folgend, begnügte Salvato sich damit, daß er eine bejahende Geberde machte.

      »Und vermuthen Sie auch, in welcher Absicht diese Leute Sie zu ermorden versucht haben?«

      »Sie haben es mir selbst gesagt,« antwortete Salvato. »Es geschah, um mir die Papiere abzunehmen, deren Ueberbringer ich war.«

      »Wo befanden sich diese Papiere?«

      »In der Tasche des Rockes, welchen Nicolino mir geliehen.«

      »Und diese Papiere?«

      »In dem Augenblicke, wo ich die Besinnung verlor, war es mir, als würden sie mir geraubt.«

      »Ermächtigen Sie mich, Ihren Rock zu visitieren?«

      Der Verwundete gab durch Kopfnicken eine Zustimmung zu erkennen.

      Luisa mischte sich ein.

      »Ich will Ihnen den Rock geben, wenn Sie ihn haben wollen, sagte sie, »aber es wird nichts nützen, denn die Taschen sind leer.«

      Cirillo schien mit den Augen zu fragen:

      »Woher wissen Sie das?«

      »Unsere erste Sorge, antwortete Luisa auf diese stumme Frage, »war darauf gerichtet, wo möglich einen Aufschluß ausfindig zu machen, der uns die Identität des Verwundeten feststellen helfen könnte. Hätte er eine Mutter oder eine Schwester in Neapel gehabt, so wäre es meine Pflicht gewesen, dieselbe auf jede Gefahr hin von dem Vorfalle zu unterrichten. Wir fanden aber nichts, nicht wahr, Nina?«

      »Nein, wir fanden nichts, Signora.«

      »Und was waren es für Papiere, welche sich in diesem Augenblicke in den Händen Ihrer Feinde befinden? Können Sie sich noch darauf besinnen, Salvato?«

      »Es war nur ein einziges, der Brief des Generals Championnet, welcher dem Gesandten Frankreichs empfahl, das gute Einvernehmen zwischen den beiden Staaten so lange als möglich zu erhalten, weil er jetzt noch nicht in den Stand gesetzt sei, den Krieg zu beginnen.«

      »Sprach er auch von den Patrioten, welche sich mit ihm in Mittheilungen gesetzt haben?«

      »Ja, um ihm zu sagen, daß er sie beschwichtigen solle.«

      »Hat er auch ihre Namen genannt?«

      »Nein.«

      »Wissen Sie dies gewiß?«

      »Ja, ganz gewiß.«

      Erschöpft durch die Anstrengung, welche es ihm kostete, diese rasch auf einander folgenden Fragen zu beantworten, schloß der Verwundete die Augen und ward bleich.

      Luisa stieß einen lauten Schrei aus. Sie glaubte, er werde wieder ohnmächtig.

      Bei diesem Schrei öffneten Salvatos Augen sich wieder und ein Lächeln – war es das der Dankbarkeit oder der Liebe? – umspielte seine Lippen.

      »Es ist nichts, Signora,« sagte er, »es ist nichts.«

      »Gleichviel, sagte Cirillo, »jetzt kein Wort weiter. Ich weiß, was ich wissen wollte. Hätte blos mein Leben auf dem Spiele gestanden, so würde ich Ihnen das unbedingteste Schweigen empfohlen haben, aber Sie wissen, daß ich nicht allein bin und Sie verzeihen mir.«

      Salvato ergriff die Hand, welche der Doctor ihm bot, und drückte sie mit einer Kraft, welche bewies, daß seine Energie ihn nicht verlassen hatte.

      »Und nun,« sagte Cirillo, »schweigen Sie und beruhigen Sie sich. Das Uebel ist weniger groß, als ich fürchtete und als es hätte sein können.«

      »Der General aber,« sagte der Verwundete trotz des ihm erheilten Befehls zu schweigen, »der General muß erfahren, woran er sich zu halten hat.«

      »Der General,« antwortete Cirillo, »wird, ehe drei Tage vergehen, einen Boten oder eine Botschaft erhalten, die ihn über Ihr Schicksal beruhigen wird. Er soll erfahren, daß Sie gefährlich aber nicht tödlich verwundet sind. Er soll erfahren, daß Sie sich außerhalb des Bereichs der neapolitanischen Polizei befinden, so geschickt diese auch sein mag. Er soll erfahren, daß Sie eine Krankenwärterin haben, welche Sie für einen Engel des Himmels gehalten, ehe Sie wußten, daß es eine einfache barmherzige Schwester war. Er soll endlich erfahren, mein lieber Salvato, daß jeder Verwundete an Ihrer Stelle sein möchte und von seinem Arzt weiter nichts verlangen würde, als daß er ihn nicht zu schnell heilen möge.«

      Cirillo erhob sich, ging an einen Tisch, auf welchem Schreibmaterialien lagen, und während er ein Recept schrieb, suchte und fand Salvato die Hand Luisa's, welche diese ihm erröthend überließ.

      Als das Recept geschrieben war, übergab Cirillo es der Zofe, welche sich sofort damit entfernte, um es ausführen zu lassen.

      Dann rief er Luisa zu sich und sagte ihr so leise, daß der Verwundete es nicht hören konnte:

      »Pflegen Sie diesen jungen Mann, wie eine Schwester ihren Bruder, oder vielmehr wie eine Mutter ihr Kind pflegen würde. Niemand, selbst nicht der Chevalier, darf etwas von seiner Anwesenheit hier erfahren. Die Vorsehung hat Ihre weichen, keuschen Hände erkoren, um ihnen das kostbare Leben eines seiner Auserwählten anzuvertrauen. Sie sind der Vorsehung dafür Rechenschaft schuldig.

      Luisa ließ seufzend den Kopf sinken.

      Ach, diese Ermahnung war überflüssig und die Stimme ihres Herzens empfahl ihr den Verwundeten nicht weniger zärtlich als die Cirillos, wie mächtig diese auch war.

      »Uebermorgen komme ich, wenn mich sonst nichts abhält, wieder, fuhr Cirillo fort. »Schicken Sie daher nicht nach mir, denn nach Allem, was diese Nacht geschehen, wird die Polizei mich scharf ins Auge fassen. Es gibt jetzt weiter nichts zu thun, als was schon geschehen ist. Sehen Sie zu, daß der Verwundete keine materielle oder moralische Erschütterung erfahre. Für alle Welt und selbst für den Chevalier sind Sie die Patientin, welcher meine ärztlichen Besuche gelten.«

      »Aber,« murmelte Luisa, »wenn mein Gatte dennoch erführe –«

      »In diesem Falle nehme ich Alles auf mich,« antwortete Cirillo.

      Luisa hob die Augen gen Himmel und athmete freier.

      In diesem Augenblick kam Nina mit der verordneten Medicin zurück.

      Mit Beihilfe der Zofe legte Cirillo frischgestampfte Kräuter auf die Brust des Verwundeten, befestigte die Binde, empfahl ihm Ruhe und nahm, in Bezug auf sein Leben so ziemlich beruhigt, Abschied von Luisa, indem er ihr nochmals versprach, den zweitnächsten Tag wiederzukommen.

      In dem Augenblick, wo Nina hinter ihm die Hausthür verschloß, kam ein Carrozzello den Pausilippo herunter.

      Cirillo winkte ihm und stieg hinein.

      »Wohin soll ich Sie bringen, Eccellenza?« fragte der Kutscher.

      »Nach Portici, mein Freund. Wenn wir in einer Stunde dort sind, so bekommst Du einen Piaster Trinkgeld.«

      Und er zeigte ihm den Piaster, aber ohne ihm denselben zu geben.

      »Viva San Gennaro!« rief der Kutscher.

      Und er peitschte auf sein Pferd, welches im Galopp davonrannte.

      Bei