La San Felice. Александр Дюма

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Название La San Felice
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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einem einzigen Ruderschlage erreichte ihn das Boot, die Mannschaft desselben streckte ihm die Hände entgegen und zog ihn glorreich aus dem Meere.

      Die Capuziner in den Gondeln stimmten wie aus einer einzigen Kehle das Te Deum laudamus an, während die Matrosen auf dem Schiff ein dreimaliges Hurrah ausbrachten und die Zuschauer auf dem Molo, auf dem Kai und an den Fenstern mit jenem Wahnsinn applaudierten, welcher in Neapel jeden Triumph, möge es sein, was für einer es wolle, begleitet, der aber, wenn es sich um den Sieg einer religiösen Frage handelt, eine geradezu unglaubliche Dimension gewinnt.

       Viertes Capitel.

      Das Almosensammeln

      Wir brauchen nicht erst zu sagen, daß nach dem, was wir so eben erzählt, die Capuziner von St. Ephraim mit ihrem Kloster in hohen Ruf kamen.

      Was Fra Pacifico betraf, so ward er von diesen Augenblick der Held des gemeinen Volkes von Neapel. Es gab Niemanden, weder Mann, noch Weib, noch Kind, welches ihn nicht gekannt und wenn auch nicht für einen Heiligen, doch wenigstens für einen Auserwählten angesehen hätte.

      Diese Popularität des Bruder Almosensammlers äußerte auf seine Sammlung auch sehr bald eine augenfällig Wirkung.

      Anfangs hatte er dieses Geschäft, eben so wie sein Collegen von den andern Bettelorden, mit einem Quersac über der Schulter besorgt. Kaum aber hatte er sich ein Stunde in den Straßen von Neapel herumgetrieben, so war der Sack schon übervoll. Er nahm nun deren zwei, aber nach Verlauf einer anderweiten Stunde war auch der zweite voll so daß Fra Pacifico eines Tages, als er wieder nach Haus kam, erklärte, daß, wenn er einen Esel hätte, und seine Gänge bis zum Altmarkt, bis zur Marinella und bis nach Santa Lucia ausdehnen könne, er Abends dem Kloster eine reiche Ladung von Früchten, Obst, Fischen, Fleisch, kurz von Lebensmitteln aller Art und zwar von der besten Qualität heimbringen würde.

      Die Sache ward in Erwägung gezogen. Die Brüderschaft versammelte sich, und nach kurzer Berathung zwischen den klugen Köpfen des Klosters, welche Fra Pacificos Verdiensten volle Anerkennung zollten, beschloß man einstimmig die Anschaffung des Esels. Fünfzig Francs wurden der Ankaufe des Thieres gewidmet, welches Fra Pacifico ermächtigt ward, nach seinem Geschmacke zu wählen.

      Dieser Beschluß ward an einem Sonntage gefaßt.

      Fra Pacifico verlor keine Zeit. Schon den nächstfolgenden Tag, Montag, das heißt am ersten der drei Tage, wo in Neapel Viehmarkt gehalten wird – die beiden andern Tage sind der Donnerstag und der Sonnabend – begab er sich nach der Porta Capuana, dem Orte des Marktes, und seine Wahl fiel auf einen kräftigen Ciuccio6 aus den Abruzzen.

      Der Viehhändler verlangte hundert Francs und die Gerechtigkeit gebietet uns zu sagen, daß dieser Preis kein übertriebener war.

      Fra Pacifico erklärte jedoch dem Eselhändler, daß er kraft der Privilegien seines Ordens, welche einem guten Christen nothwendig bekannt sein müßten, blos den Strick seiner Kutte auf den Esel zu legen und dabei »Sanct Franciscus« zu sagen brauche, und daß von diesem Augenblicke der Esel dem heil. Franciscus und folglich ihm, Fra Pacifico, als seinem Stellvertreter gehören würde, ohne daß er verbunden sei, dafür die fünfzig Francs zu zahlen, welche er gutwillig anböte.

      Der Eselhändler erkannte die Richtigkeit dieser Beweisführung an, da er aber der Ansicht war, daß die Ehre, deren sein Esel theilhaftig würde, wenn er in den Dienst des heil. Franciscus träte, die fünfzig Francs, welche ihm, dem Besitzer, diese Ehre kosten würde, nicht aufwöge, so versuchte er Fra Pacifico von der getroffenen Wahl wieder abzubringen, indem er sagte, er riethe ihm als Freund, sich lieber ein anderes Thier zu wählen, weil das, welches er ausersehen, den mißlichen Vorzug hätte, alle Fehler der Thiergattung, welcher es angehörte, in sich zu vereinigen. Es sei nämlich naschhaft, starrköpfig, widerspänstig, wälze sich fortwährend, schlage bei der mindesten Veranlassung aus, könne keine Last auf dem Rücken leiden und tauge mit Einem Worte höchstens zur Zucht, so daß er, der Händler, um ihm einen Namen zu geben, welcher zugleich den Inbegriff aller Laster, mit welchen das unglückliche Thier ausgestattet war, vergegenwärtige, es nach reiflicher Ueberlegung Giacobino nennen zu müssen geglaubt, denn dies sei der einzige Name, dessen das Thier würdig sei und der von einem solchen Geschöpfe geführt zu werden verdiene.

      Wir brauchen wohl nicht erst zu bemerken, daß das italienisch geschriebene Wort Giacobino dasselbe ist wie Jakobiner.

      Fra Pacifico stieß einen Freudenruf aus. Von Zeit zu Zeit erwachte der alte Mensch wieder in ihm, und er fühlte das Bedürfniß zu streiten, zu fluchen und zu schlagen, wie zu der Zeit, wo er noch Matrose war. Ein widerspänstiger Esel, welcher Jakobiner hieß, dies war ja ganz einfach das Heil seiner Seele, welches er in dem Augenblicke fand, wo er es am wenigsten geahnt.

      Im Besitze eines so lasterhaften Thieres, konnte es ihm an rechtmäßigen Gelegenheiten und Veranlassungen, in Zorn zu gerathen, nicht mehr fehlen, und wenn sein Zorn ihn drängte, demselben lieber durch Thaten als durch Worte Luft zu machen, so wußte er nun wenigstens, auf wen er losschlagen konnte.

      So hat in dieser besten Welt alles sein Gutes, sogar der charakteristische Name, welcher dem Thiere von seinem Eigenthümer gegeben ward.

      In der That kannte alle Welt in Neapel den Haß, welchen der Bruder Pacifico schon gegen den Namen Jakobiner hegte. Indem er das diesen Namen tragende Thier schimpfte und verwünschte, so schimpfte und verwünschte er gleichzeitig die ganze Secte, welche, nach den kurzgeschorenen Köpfen und Beinkleidern aller Farben, die sich mit jedem Tage in größerer Anzahl in den Straßen zeigten, zu urtheilen, in Neapel die beunruhigendsten Fortschritte machte.

      Fra Pacificos Wahl blieb daher unverändert bei Giacobino stehen, und je mehr man dem Thiere Böses nachsagte, desto beharrlicher ward er in seinem Entschluß.

      Dem anerkannten Recht des Mönches gegenüber, welcher blos den Strick seiner Kutte über den Rücken des Thieres zu werfen brauchte, um es sofort zu seinem Eigenthum zu machen, war es dem Händler nicht möglich, sich in Bezug auf den Preis schwierig zu zeigen.

      Er verstand sich daher zur Annahme der von Fra Pacifico gebotenen fünfzig Francs, denn er fürchtete am Ende gar nichts zu bekommen, und zum Austausch für die zehn Piaster mit dem Bildniß Carls des Dritten, auf welche Fra Pacifico sich sechsundneunzig Grani wieder herausgeben ließ, denn der Piaster galt zwölf Carlini und acht Grani, ward der Esel Eigenthum des Klosters oder vielmehr des ehemaligen Matrosen.

      Mochte es nun aus Sympathie gegen seinen zeitherigen oder aus Antipathie gegen einen neuen Herrn geschehen, so schien das Thier entschlossen zu sein, Fra Pacifico sofort einen Vorgeschmack von den schlechten Eigenschaften zu geben, welche der Verkäufer aufgezählt.

      Das Pferd, sagt das neapolitanische Gesetz, muß mit einem Zügel und der Esel mit seinem Strick verkauf werden.

      In Gemäßheit dieses Rechtsgrundsatzes war Giaco bino nicht blos verkauft, sondern auch mit seinem Strick ausgeliefert worden.

      Fra Pacifico faßte demgemäß das Thier beim Strick und begann es vorwärts zu ziehen.

      Giacobino aber stemmte sich auf seine vier Füße und nichts konnte ihn bewegen, den Weg nach der Infras cata einzuschlagen.

      Nach einigen vergeblichen Bemühungen beschloß Fra Pacifico seine Zuflucht zu großen Mitteln zu nehmen. Es fiel ihm ein, daß er zu der Zeit, wo er Matrose gewesen an der afrikanischen Küste die Kameeltreiber ihre Thiere an einem Strick hatte führen sehen, welcher durch die Scheide wand der Nase gezogen war.

      Er zog demgemäß mit der rechten Hand sein Messer preßte mit der linken Giacobino's Nüstern zusammen, durch stach die Nasenscheidewand und ehe noch der Esel, welche von der Operation, der er unterworfen ward, kein Ahnung hatte, an Widerstand dagegen denken konnte, war der Strick durch die Oeffnung gezogen und Giacobino durch die Nase anstatt durch das Maul gezäumt.

      Er wollte seinen Widerstand fortsetzen und zog nach seiner Seite, Fra Pacifico aber zerrte nach der einigen Giacobino stieß ein Schmerzensgewieher aus, warf eine verzweifelten Blick auf seinen alten Herrn, wie um zu sagen »Du siehst, ich habe gethan, was ich gekonnt habe, und folgte Fra Pacifico nach dem Kloster St. Ephraim mit derselben Gelehrigkeit wie ein Hund,



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Volksthümlicher Name der Esel in Neapel. Dumme Menschen haben natürlich, hier wie anderwärts, ebenfalls das Recht, diesen Namen zu führen.