Maria Stuart / Мария Стюарт. Фридрих Шиллер

Читать онлайн.
Название Maria Stuart / Мария Стюарт
Автор произведения Фридрих Шиллер
Жанр
Серия Goldene Kollektion der Weltliteratur
Издательство
Год выпуска 0
isbn 978-5-17-165489-4



Скачать книгу

Lord, daß nicht der Nutzen

      Des Staats Euch als Gerechtigkeit erscheine.

      Nicht zweifl’ ich dran, es sitzen neben Euch

      Noch edle Männer unter meinen Richtern.

      Doch sie sind Protestanten, Eiferer

      Für Englands Wohl und sprechen über mich,

      Die Königin von Schottland, die Papistin!

      Es kann der Brite gegen den Schotten nicht

      Gerecht sein, ist ein uralt Wort – Drum ist

      Herkömmlich seit der Väter grauen Zeit,

      Daß vor Gericht kein Brite gegen den Schotten,

      Kein Schotte gegen jenen zeugen darf.

      Die Not gab diesen seltsame Gesetz;

      Ein tiefer Sinn wohnt in den alten Bräuchen,

      Man muß sie ehren, Mylord – die Natur

      Warf diese beiden feur’gen Völkerschaften

      Auf dieses Brett im Ozean, ungleich

      Verteilte sie’s und hieß sie darum kämpfen.

      Der Tweede schmales Bette trennt allein

      Die heft’gen Geister, oft vermischte sich

      Das Blut der Kämpfenden in ihren Wellen.

      Die Hand am Schwerte, schauen sie sich drohend

      Von beiden Ufern an, sei tausend Jahren.

      Kein Feind bedränget Engelland, dem nicht

      Der Schotte sich zum Helfer zugesellte;

      Kein Bürgerkrieg entzündet Schottlands Städte,

      Zu dem der Brite nicht den Zunder trug.

      Und nicht erlöschen wird der Haß, bis endlich

      Ein Zepter waltet durch die ganze Insel.

      Burleigh.

      Und eine Stuart sollte dieses Glück

      Dem Reich gewähren?

      Maria.

      Warum soll ich’s leugnen?

      Ja, ich gesteh’s, daß ich die Hoffnung nährte,

      Zwei edle Nationen unterm Schatten

      Des Ölbaums frei und fröhlich zu vereinen.

      Nicht ihres Völkerhasses Opfer glaubt’ ich

      Zu werden; ihre lange Eifersucht,

      Der alten Zwietracht unglücksel’ge Glut

      Hofft’ ich auf ew’ge Tage zu ersticken

      Und, wie mein Ahnherr Richmond die zwei Rosen

      Zusammenband nach blut’gem Streit, die Kronen

      Schottland und England friedlich zu vermählen.

      Burleigh.

      Auf schlimmem Weg verfolgtet Ihr dies Ziel,

      Da Ihr das Reich entzünden, durch die Flammen

      Des Bürgerkriegs zum Throne steigen wolltet.

      Maria.

      Das wollt’ ich nicht – beim großen Gott des Himmels!

      Wann hätt’ ich das gewollt? Wo sind die Proben?

      Burleigh.

      Nicht Streitens wegen kam ich her. Die Sache

      Ist keinem Wortgefecht mehr unterworfen.

      Es ist erkannt durch vierzig Stimmen gegen zwei,

      Daß Ihr die Akte vom vergangnen Jahr:

      «Wenn sich Tumult im Königreich erhübe

      Im Namen und zum Nutzen irgendeiner

      Person, die Rechte vorgibt an die Krone,

      Daß man gerichtlich gegen sie verfahre,

      Bis in den Tod die schuldige verfolge«—

      Und da bewiesen ist —

      Maria.

      Mylord von Burleigh!

      Ich zweifle nicht, daß ein Gesetz, ausdrücklich

      Auf mich gemacht, verfaßt, mich zu verderben,

      Sich gegen mich wird brauchen lassen – Wehe

      Dem armen Opfer, wenn derselbe Mund,

      Der das Gesetz gab, auch das Urteil spricht!

      Könnt Ihr es leugnen, Lord, daß jene Akte

      Zu meinem Untergang ersonnen ist?

      Burleigh.

      Zu Eurer Warnung sollte sie gereichen,

      Zum Fallstrick habt Ihr selber sie gemacht.

      Den Abgrund saht Ihr, der vor Euch sich auftat,

      Und treu gewarnet stürztet Ihr hinein.

      Ihr wart mit Babington, dem Hochverräter,

      Und seinen Mordgesellen einverstanden,

      Ihr hattet Wissenschaft von allem, lenktet

      Aus Eurem Kerker planvoll die Verschwörung.

      Maria.

      Wann hätt’ ich das getan? Man zeige mir

      Die Dokumente auf.

      Burleigh.

      Die hat man Euch

      Schon neulich vor Gerichte vorgewiesen.

      Maria.

      Die Kopien, von fremder Hand geschrieben!

      Man bringe die Beweise mir herbei,

      Daß ich sie selbst diktiert, daß ich sie so

      Diktiert, geradeso, wie man gelesen.

      Burleigh.

      Daß es dieselben sind, die er empfangen,

      Hat Babington vor seinem Tod bekannt.

      Maria.

      Und warum stellte man ihn mir nicht lebend

      Vor Augen? Warum eilte man so sehr,

      Ihn aus der Welt zu fördern, eh’ man ihn

      Mir, Stirne gegen Stirne, vorgeführt?

      Burleigh.

      Auch Eure Schreiber, Kurl und Nau, erhärten

      Mit einem Eid, daß es die Briefe seien,

      Die sei aus Eurem Munde niederschrieben.

      Maria.

      Und auf das Zeugnis meiner Hausbedienten

      Verdammt man mich? Auf Treu und Glauben derer,

      Die mich verraten, ihre Königin,

      Die in demselben Augenblick die Treu’

      Mir brachen, da sie gegen mich gezeugt?

      Burleigh.

      Ihr selbst erklärtet sonst den Schotten Kurl

      Für einen Mann von Tugend und Gewissen.

      Maria.

      So kannt’ ich ihn – doch eines Mannes Tugend

      Erprobt allein die Stunde der Gefahr.

      Die Folter konnt’ ihn ängstigen,