Der Dolch in unseren Herzen. Valerie Parker

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Название Der Dolch in unseren Herzen
Автор произведения Valerie Parker
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783746737843



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aufdreht, kann man sich eh nicht mehr unterhalten, ihr kennt ihn ja.“ Vivienne lächelt entschuldigend in die Runde. „Wo ist er überhaupt?“

      „Er wollte noch was zu trinken holen. Er meinte, auf die spontane Party nicht vorbereitet gewesen zu sein. Stefan hat er mitgenommen.“ Prüfend schaut ihre Mutter ihr in die Augen.

      Vivi schaut weg, mag sich jetzt nicht mit ihrer Mutter auseinandersetzen.

      Ah ja, was für ein Blödsinn. Ihre Kammer ist für solche spontanen Anlässe immer gefüllt, das können die anderen ja nicht wissen. Jetzt wird Armin richtig auf die Pauke hauen und feiern, wobei ihm ein weißes Pulver sicherlich behilflich sein soll. Unter normalen Umständen würde sie es ihm auch von Herzen gönnen. Würde sich nicht scheuen, bis zum Abwinken mitzumachen. Zwischendurch, seit sie das erste Mal während des Studiums mit Kokain in Kontakt gekommen sind, gönnen sie sich mal was. Aber heute ist ihr nicht danach. Sie ist froh, dass ihre Eltern jetzt gehen.

      „Wir werden uns dann anschließen. Hätte ich gewusst, dass es um so eine Feier geht, wäre ich nicht gekommen. Nicht falsch verstehen, Schwesterchen, ich gönne es deinem Macker, aber meine Welt ist das hier nicht, das weißt du ja. Ich hatte irgendwie was anderes erwartet, als ich deine Nachricht gelesen habe.“

      Vivienne dreht sich zu ihrer jüngsten Schwester Amelia um und muss ihr recht geben. Man sieht ihr deutlich an, dass sie sich unter den ganzen Anwälten nicht wohlfühlt. Sie hat noch nie viel dafür übrig gehabt. Sie studiert Medizin und sieht auch aus wie eine Studentin. Ihre schulterlangen schwarzen Haare hat sie zu einem losen Pferdeschwanz zusammengefasst. Sie trägt einen weißen Longsleeve und schwarze zerrissene Jeans, dazu weiße Sneakers. Amelia ist noch kleiner und dünner als Vivienne, die mit ihren 1,65 Metern schon klein ist. Aber Vivi hat wenigstens eine sportliche Figur, wobei Amelia schon knochig wirkt. Aber ihre grauen Augen strahlen immer Lebensfreude aus, was bei ihr das einzig Attraktive ist, was sie ihr aber natürlich nie sagen würde.

      „Nicht böse sein, Süße. Aber ich habe auch noch was anderen vor.“

      Jetzt dreht sie sich zu Hannah um, ihrer zweitjüngsten Schwester. Sie studiert Design und fühlt sich zwischen Anzugträgern ebenfalls unwohl. Sie umarmt Hannah ebenfalls. „Kein Problem, aber schön, dass du trotzdem gekommen bist.“ Sie schaut ihre Schwester an. Ihre schwarzen Haare trägt sie kurz und stoppelig, was ihr bei dem hübschen Gesicht auch sehr gut steht. Hannah hat eine ähnliche Figur wie sie, schlank und sportlich. Sie trägt eine helle Jeans mit einem rot-schwarzen Karohemd darüber. Ihre Füße hat sie in schwarze Boots gesteckt.

      Auch Hannah schaut sie an, als ob sie heute etwas anderes erwartet hat. Kein Wunder, denn wenn es nur um den gewonnenen Fall gegangen wäre, hätte sie ihre Schwestern nie eingeladen.

      Unbehagen steigt in ihr auf, was ihre Mutter sofort bemerkt. Sie hatte schon immer ein gutes Gespür dafür, wie es ihren Töchtern geht. „Dann bring uns doch noch zur Tür, Liebes. Ich denke nicht, dass wir noch auf Armin warten müssen, oder?“ Sie blickt zu seinen Eltern, die bestätigend die Köpfe schütteln.

      Ihre Mutter geht voraus, und Vivienne bildet das Schlusslicht. Gerade will sie ihrer Mutter die Haustür öffnen, als diese von außen geöffnet wird und Armin und Stefan eintreten, jeder mit einem Kasten Bier bepackt.

      „Ach, mein Junge, dann können wir uns ja doch noch von dir verabschieden. Wir wollen das Feiern lieber euch jungen Leuten überlassen. Noch mal herzlichen Glückwunsch.“ Liebevoll umarmt Angelika Armin, und er erwidert diese Geste auf die gleiche Weise, wenn nicht sogar noch inniger. Woran Vivienne erkennt, dass er die eine oder andere Nase schon gezogen hat. Arschloch!

      „Danke Mutter, und kommt gut nach Hause.“ Armin nickt seinem Vater und ihren Eltern zu und schenkt ihren Schwestern zum Abschied ein Zwinkern. „Kommt alle gut nach Hause. Ich gehe mich mal wieder um meine Gäste kümmern.“

      Und schwups ist er auch schon weg. Als ob seine Verlobte Luft für ihn wäre. Für Vivi ist es nur ein Zeichen, dass er genau weiß, was er verbrochen hat.

      Zum Abschied umarmt sie alle noch mal, außer Armins Vater, da er Körperkontakt meidet. Hannah flüstert ihr ins Ohr, dass sie sie morgen anruft.

      Seufzend schließt sie die Tür. Selbst Stefan, Armins bester Freund, hat sich schon aus dem Staub gemacht.

      Bevor sie sich wieder in die Höhle des Löwen begibt, muss sie zur Toilette. Wobei sie eigentlich keine Lust hat, noch mal ins Wohnzimmer zu gehen, um zumindest ihre Freundinnen und ihren Bruder zu begrüßen.

      - 2 -

      Nachdem sie länger als nötig im Bad gewesen ist, um ihre brodelnde Wut zu beruhigen, steht sie wieder im Wohnbereich und schüttet sich ein Glas Champagner ein. Sie prostet sich selbst zu. Auf ihre Verlobung, haha. In einem Zug trinkt sie das Glas aus und stellt es wieder auf den Tisch.

      Der Ring brennt sich durch ihre Hose an ihr Bein. Mittlerweile hat Armin Musik angemacht, und das Stimmengewirr ist lauter geworden. Das Gelache und Gegröle geht ihr tierisch auf die Nerven, und sie ist eigentlich ganz froh, dass sie auch jetzt noch niemand bemerkt hat. Ein bisschen ist sie enttäuscht, denn keine ihrer Freundinnen hält es für nötig, mal zu ihr zu kommen. Auch wenn Vivi sie eigentlich begrüßen wollte, genauso wie ihren Bruder, nur kann sie sich im Moment nicht dazu durchringen.

      Aber wenn es ums Partymachen geht, sind die beiden nicht zu halten. Wahrscheinlich haben sie auch schon von dem weißen Zeug gekostet. Dann vergessen sie eh alles um sich herum. Verübeln tut sie es ihnen nicht, sie macht es selbst oft genug, um den Alltag mal hinter sich zu lassen.

      Vivienne braucht dringend eine Zigarette und geht an ihrem Flachbildschirm vorbei, um auf die große Dachterrasse zu treten. Sie raucht nur selten, meistens am Abend, und das auch nicht immer. Aber jetzt braucht sie ganz dringend eine.

      Sie geht zu der Ecke der Terrasse, die sie mit einem rot-weißen Strandkorb ausgestattet und davor ein kleines Tischchen gestellt hat. Hier sitzt sie am liebsten. Ihre Terrasse ist von außen nicht einzusehen, da sie erstens höher liegt als alle anderen Häuser und zweitens von einer hüfthohen Steinmauer umgeben ist. Davor hat Vivi Blumenkübel bepflanzt. Eine Aufgabe, die sie nach der Arbeit beruhigt. Neben dem Strandkorb stehen zwei Liegen zum Sonnen. Auf der anderen Seite der Terrasse steht ein großer grauer Gartentisch mit Stühlen.

      Nach ihren Zigaretten greifend setzt sie sich in den Korb. Sie hofft, dass sie noch länger allein ist, wobei der ein oder andere zum Rauchen schon hier draußen war, was sie an den vielen Kippen im Aschenbecher erkennt.

      Tief inhaliert sie den Qualm, um ihn gleich darauf geräuschvoll wieder auszupusten.

      Immer noch kann sie kaum begreifen, was Armin heute abgezogen hat. Und sie dann auch noch zu ignorieren, ist ja wohl die Höhe. Die Wut kocht wieder hoch, sie würde am liebsten zu ihm reingehen und ihm eine klatschen.

      Zu ihrer Schande muss sie gestehen, dass sie schon immer gern zugeschlagen hat, dass sie, obwohl sie eine einfühlsame Familienanwältin ist, auch sehr temperamentvoll sein kann. Sie neigt tendenziell zwar nicht dazu, zuzuschlagen, aber Armin hat sie einmal so sehr zur Weißglut getrieben, da hat sie das erste Mal die Hand gegen ihn erhoben …

       Sie waren auf einer Party gewesen, wie so oft am Wochenende, und hatten sich ordentlich abgeschossen. Zu diesem Zeitpunkt waren sie zwei Monate zusammen. Armin war schon immer ein Womanizer und hatte ein nettes, aufgeschlossenes Wesen. Er meinte zwar immer, nicht mit den jungen Frauen zu flirten, was sich für Vivienne aber immer so anfühlte.

       Sie stand mit ihren Freundinnen rauchend auf der Terrasse und beobachtete Armin, wie er mitten im Wohnzimmer zwischen den anderen tanzte und dabei immer wieder einer Blondine zuzwinkerte, die dann mit wackelnden Hüften auf ihn zugeschlendert kam.

       Strahlend hatte er sie angelächelt und ihr seine Hände auf die Hüften gelegt, die weit ausgeprägter waren als ihre eigenen. Hinzu kam, dass sie auch noch zehn Zentimeter größer war als Vivi. Die Blondine, die Vivienne nicht mit Namen kannte, hatte sie schon öfter gesehen, wie sie auf Partys ein Auge auf