'I'-Gene. C.-A. Rebaf

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Название 'I'-Gene
Автор произведения C.-A. Rebaf
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742733757



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KHK zu 'entern‘, sprich: zu besiedeln, und mit ihm in das Weltall zu fliegen. Um eine saubere Bezeichnungs-Kultur beizubehalten möchte ich den Terminus 'Kleinhimmelskörper‘ (KHK) als Überbegriff hiermit etablieren. KHKs erreichen bekanntermaßen Geschwindigkeiten von 45.000 km/sec. Das ist weit mehr als die Apollo-Kapseln bei der Mondlandung 1969.

      Meine Verehrung an die Bioinformatik in Leipzig, die einen so hervorragenden Gedankenanstoß in die von dieser Biowissenschaft soweit abgelegene Astronomie schickte.

      mir ein nettes, neues Spiel für uns beide: Jeder von uns lädt zwei Menschen ein und wir schauen dann, ob es ein guter Abend wird. Außerdem sollen die Eingeladenen zwischen uns geheim bleiben, damit erhöht sich die Spannung!“ Carol war begeistert von ihrer Idee. Thor gab ihr einen Kuss und sagte: „Du übertriffst dich, das gefällt mir! So machen wir das“. In seinem Kopf war klar, er würde Björn und Andromeda einladen. Wen sonst?

      Carol war eine hübsche Frau, nicht besonders mager und nicht vollschlank, eben ein gutes Mittelmaß, jedoch mit zwei wunderschönen, straffen, großen Brüsten, die Thor immer wieder bewunderte. Alles andere als Mittelmaß!

      Sie gab sich große Mühe, sich besonders weiblich zu kleiden und bevorzugte Röcke mit Pullover, die sie mit ihrem hervorragenden Farbempfinden gekonnt mit einer Palette von farbigen Strumpfhosen kombinierte. Ihr mittelbraunes glattes Haar trug sie halblang, zuweilen offen und wenn sie dachte, die Haare wären zu schmutzig, auch als Ross-Schwanz.

      Thor hatte sich daran gewöhnt, dass er ihr Zeit lassen musste, wenn sie mit ihrem Outfit nicht mehr weiter wusste. Sie konnte ihren halben Kleiderschrank dann ausräumen und probierte etliche Kombinationen an, die er dann mit Kennerblick begutachtete. Eigentlich war er im tiefsten Inneren kein Karl Lagerfeld, aber er gab sich große Mühe, ihr das nicht zu zeigen und fand immer die richtigen verbalen Beschreibungen für ihre Kombinationen. Das war seine Stärke. Gelegentlich amüsierte er sich über die Modenschau im Schlafzimmer und beamte sich in eine Metaebene an die Schlafzimmerdecke, um besser beobachten zu können. Dann sah er aus dieser Perspektive sie und sich von oben, wenn sie zwischen dem großen Bett und Schrank hin und her schwänzelte, mal angezogen, mal halb nackt, er sich dagegen auf dem Bett räkelte und ihr vergnügt zu schaute. Die kleinen Freuden einer langen Ehe. Thor nannte sei Frau im Geheimen 'Frau Bademantel'. Ihr halbes Leben verbrachte Carol in diesem weißen Kleidungsstück. Die Hausarbeit am Morgen, wie das Aus- und Einräumen des Geschirrspülers, Staub wischen und saugen, Katzenklo säubern, Kochen, alles erledigte sie in diesem Aufzug. Ja, sogar den GeVau mit ihrem Mann verrichtete sie in diesem Gewandt. Er bemerkte dann trocken: „Frau Bademantel poppt sogar im weißen Bademantel.“

      Carol pflegte ein ausschweifendes Eheleben und betrieb es aktiv, wann immer sie Lust dazu hatte. Das konnte auch schon einmal nachts um 3 Uhr sein, natürlich in den üblichen Stoßzeiten 7-11 Uhr, aber auch die literarisch beschriebene 'Liebe am Nachmittag', vor und nach dem Fünf-Uhr-Tee, war ihr nicht fremd.

      Ihre Umgebung hätte ihr das nicht zugetraut; sie war von außen eine normale, gepflegte Durchschnittsfrau mit einem weiblichen Beruf im sozialen Umfeld.

      Eine ihrer Spezialitäten war der Ge-Vau in Sportsocken. Nur wenn ihr Körper auf Betriebstemperatur war, brachte sie die Energie und Geschmeidigkeit sogar für einen TWIN auf. Danach schnurrte sie wie ihre Katze Kitty und schlief ein.

      Ge-Vau mit Musik und Bademantel liebte sie auch. Am liebsten zu Bolero von Ravel. Es gelang ihr aber selten bis nie ihren Orgasmus mit der Länge des Musikstückes zu synchronisieren und den orgiastisch-musikalischen Höhepunkt der Musik am Ende erlebte sie meist bereits schlafend.

      Am nächsten Morgen bekam Thor überraschend Besuch im Büro. Nico, ein uralter Bekannter, schneite einfach so herein. Der doch immer so resolute Empfang am Institutseingang konnte ihn nicht abwimmeln. „Hey, Thor, wie geht es Dir?“, startete Nico einen langen Redeschwall. Thor war einerseits etwas verärgert über die Störung, hätte er doch lieber mit Andromeda geredet, was ihre Recherche ergab. Andererseits setzte er sich sehr gerne mit Nico auseinander. Das ergab für ihn immer neue Horizonte, da sein Freund in die Kategorie extremer Querdenker einzuordnen ist. Es war so ein Ritual, dass sie zu Beginn eines Treffens sich kurz über ihre aktuellen Probleme austauschten. Nico war von Hause aus Molekularbiologe, betrieb ein kleines eigenständiges Privatlabor und musste nicht für seinen Lebensunterhalt sorgen, da er Mitglied einer Familie war, der ein großer Weltkonzern gehörte. Die Gewinne der Firma wurden nach einem vererbten Schlüssel an die Familienmitglieder verteilt und waren für Nico so hoch, dass er den größten Teil wieder auf sein Konto bei der firmeneigenen Hausbank zurückzahlte, weil er ein bescheidenes Leben führte und ihn Dinge, wie einen Ferrari, eine Finka auf Malle oder eine Villa am Rodeo-Drive, nicht reizte. War er doch mit seiner Eigentumswohnung in Berlin-Neukölln zufrieden und genoss die Buntheit der Stadt..

      „Weißt du, ich habe gerade ein spannendes aber uraltes Kapitel in der Biologie entdeckt 'Die Arten‘ “, platzte Nico heraus. „Das ist gerade kein Ruhmesblatt, mit dem sich die Biologie schmücken kann! Ich verstehe ja noch, dass es in der Natur des Menschen liegt, die Phänomene, die man beobachtet, kategorisieren zu wollen, ja geradezu zu müssen. Also fing man früh an: Der alte Linné hatte schon im 18. Jahrhundert mit seiner Taxonomie begonnen, alles Leben in Schubladen zu packen: 'Fagus‘ die Buche, da es aber viele verschiedene Buchenarten gibt 'Fagus sylvatica‘ die Rotbuche, eine genauere Schublade. Also 'Gattung' und 'Art'. 'Panthera‘ alle pantherartigen, dann 'Pantheraleo‘, der Löwe. Dieses morphologische Artenkonzept ist schön und gut, kommt aber sofort an seine Grenzen, wenn man die Fortpflanzung mit berücksichtigt. Ein Pferd und ein Esel lassen sich morphologisch abgrenzen, aber, siehe da sie paaren sich und ergeben unfruchtbare Hybride: Muli. Tiger und Löwe lassen sich im Zoo sehr wohl kreuzen, aber solch ein Hybrid wird in der Natur nie gefunden. Natürlich, weil Löwen in der Steppe und Tiger im Urwald leben und die Schnittmenge Urwald am Rand der Steppe sehr klein ist.“ Nico dozierte wie ein Professor und fuhr erbarmungslos fort: „Aber jetzt kommt der Hammer! Neueste Studien mit Arabidopsis-Pflanzen haben folgendes ergeben: Es wurden nach der klassischen Taxonomie 280 Arabidopsis-Pflanzen aus unterschiedlichen Regionen untereinander gekreuzt und in 2 % der Resultate, also bei 20 Pflanzen, wurden Mickerling, eine sogenannte Hybrid-Nekrose, gefunden, die nicht richtig wuchsen! Das ist doch die Höhe! Man sollte doch erwarten, dass die Natur sich an die Regeln hält, oder? Arabidopsis und Arabidopsis haben gefälligst immer stabilen Nachwuchs zu haben! Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder macht, was er will?“, witzelte Nico. Das war seine Art von Humor. „Weiß man denn die Ursachen der Nekrosen?“, fragte Thor, der über diese Ausführungen erstaunt war und immer interessierter wurde. „Natürlich …“, ereiferte sich Nico, „…deine Berufs-Spezies, die 'Next-Generation-Sequencer‘ haben es an den Tag gebracht. Die Kombination zweier Gene, die für die Immunabwehr der Pflanzen zuständig sind, ergeben eine so hervorragende Immunabwehr in den Nachkommen, dass auch ganz normale Pflanzenzellen als Fremdkörper erkannt werden und zum Absterben gebracht werden. Diese Über-Immunabwehr überleben die kleinen Pflänzchen nicht. Was sagst du dazu? Was lernen wir daraus für die Fortpflanzung? Ist sie Arten übergreifend oder nicht?“ „Naja, wir haben beim Menschen ja auch das Phänomen 'Rhesus-Faktor', bei dem das erste Kind davon-kommt, alle anderen jedoch ohne Blutwäsche keine Chancen haben, wie die Familie Goethe in Weimar ja im 19. Jahr-hundert leidvoll erfahren musste. Das passt doch in diese Kategorie“, ergänzte Thor, um mit seinem Wissen auch etwas glänzen zu können. „Guter Punkt“, fügte Nico kurz hinzu, und was machst du gerade so? „Nico, ich will nicht unhöflich sein, aber ich habe gerade ganz limitierte Zeitressourcen. Ich schlage deshalb folgendes vor: Ich lade dich zu unserer intimen Party heute Abend zu uns nach Hause ein, da sind einige interessante Leute, die dir sicher gefallen werden und dann diskutieren wir mein Thema zusammen. Passt das?“ Thor war froh, noch einmal eine Kurve gekratzt zu haben. „Na gut, machen wir so“, brummte Nico und schon stand er auf und trollte von dannen.

      Da Thor schon Björn und Andromeda eingeladen hatte, wartete er jetzt mit drei Gästen auf. Vielleicht hatte Carol eine Absage?

      Leipzig, 2053 n. Chr.: Einsitzer von Andromeda oder Hera streitet mit Athene

      Andromeda hatte eine eigene Internet-Suchmaschine programmiert, die mit Schwerpunkt