'I'-Gene. C.-A. Rebaf

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Название 'I'-Gene
Автор произведения C.-A. Rebaf
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742733757



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völlig veraltet, aber es funktionierte noch immer und war nicht tot zu kriegen.

      Er stürmte die Treppen hinauf und erreichte verschwitzt den Meeting-Room 'Neandertal'. Alle Konferenzräume hatte Namen nach bedeutenden Knochen-Fundstätten. Dort angekommen, war die kleine Runde für die montägliche Wochenbesprechung bereits versammelt, er war der letzte. „Sorry, Drohnen-Unfall bei der Linie 15“, entschuldigte er sich und fuhr fort „Was steht heute Morgen an?“ „Wir haben immer noch die ungeklärte Sequenz! Andromeda tappt völlig im Dunkel, aus welchem Genom der Großteil der DNA-Sequenz stammt. Sie hat inzwischen alles Humanoide durch-getestet. Das war schon ein riesiger Aufwand: Neandertaler, A 001, Denisova, Maja, Pygmäen, Aboriginees etc., etc.. Sie erwartet von uns einen Hinweis.“ Björn, ein Mitarbeiter von Thor, beendete damit sein Minireferat. Dieser wirkte ganz geistesabwesend und knallte als Antwort sein Smart-Phone auf den Tisch, das er wieder zusammengesetzt hatte. „Das ging wohl auch kaputt!“, fluchte er. In diesem Moment erwachte das ultraflache Teil aus seinem Tiefschlaf und zeigte ein Vergrößerung des letzten Bildes von Andromedas Dokument. Es war nur zu lesen:

      … Knöchelchen und sagte, das sieht ja eher aus, als ob es von einem Hund stammt…

      „Was hast du denn, funktioniert doch alles!“, sagte Szophia, die einzige Mikrobiologin in der Runde. „Was steht denn da, ich kann die alte Schrift nicht lesen, heißt das 'Knöchelchen' und 'Hund'? Die Nachricht ist ja von Andromeda!“ ereiferte sie sich. „Ja, sie hatte wieder ein altes Dokument bei eBay aufgetan und mich gefragt, ob sie es ersteigern soll“, erklärte Thor. „Und was war deine Antwort?“ fragte Björn. „Keine, der Drohnen-Unfall kam dazwischen, ich rufe sie sofort an, entschuldigt. Aber unter uns: 'Hund' was soll das?“ murmelte er noch beiläufig, ergriff das Telefon und rief Andromeda an. „Hey Andromeda, wir wurden unterbrochen, wieder einmal eine Drohne in der Oberleitung der Linie 15.“ „Ja, mit meinem Auto wäre das nicht passiert, ich habe den Drohnen-Schutz schon lange montieren lassen“, antwortete sie schnippisch und biss sich auf die Lippen. Das war nun schon der zweite Affront gegen ihn heute und der Tag war noch so jung. „Kaufen“, sagte Thor kurz. „Was kaufen?“, fragte Andromeda verdattert zurück. „Na, das Dokument!“ half er ihr auf die Sprünge. „Welches Dokument?“ „Ja, das von Carters Diener mit der kurzen Unterhaltung wegen der Knöchelchen.“ „Verdammt, das ist mir durch die Lappen gegangen, der Endpunkt der Versteigerung ist verstrichen! Ich schaue gleich nach, ob ich den Zuschlag erhalten habe. Warte bitte einen Moment.“ Nach kurzer Pause, läutete das Telefon im Konferenzraum ‚Neandertal‘ wieder und Andromeda teilt der Runde mit, dass sie überboten wurde. Das Dokument war für die Wissenschaft verloren.

      „Na, was soll`s, lass uns die Sache auf den Hund bringen!“, witzelte Szophia, „bevor wir in irgend einen Aktionismus verfallen, soll Andromeda doch anhand weniger einschlägiger Gensequenzen, schauen, ob das Hundegenom ein Ansatz ist.“ „Und dein Vorschlag ist kein Aktionismus? Nur weil das Wort 'Hund' fällt, sollen wir die Forschung darauf ausrichten?“, antwortete Thor sarkastisch. „Hast du eine bessere Idee?“, unterstütze Björn seine Kollegin. Wäre er nicht absolut stockschwul und auch noch ein Vertreter der Weiblichkeit in dieser Kategorie, er hätte sich in die hübsche, kleine, rundliche Frau mit dem rabenschwarzen Bob verlieben können. „Nein, warum nicht Aufwand für einen ersten Genvergleich mit canis vulgaris, oder wie das heißt, einsetzen. Es sollte für Andromeda ohne großen Aufwand zu machen sein. „Wir rufen sie gleich zurück und schlagen ihr das vor“, bemerkte Thor trocken. Schon hatte er das Smartphone in der Hand und rief Andromeda erneut an. „Hey Andromeda, wir meinen, auf Grund der mysteriösen Hinweise heute Morgen, du solltest die unbekannten Gensequenzen des kleinen Knöchelchens versuchsweise mit Sequenzen vom Hund abgleichen. Erst einmal die spezifischen Kernsequenzen. Was meinst du dazu?“ „Ausgerechnet 'Hund', das ist schwierig. Durch die Züchtung von verschiedenen Hunderassen ist eine riesige genetische Vielfalt entstanden. Eine wirklich spezifische Kernsequenz gibt es meines Wissens nicht. Sollte ich mich jetzt mit Kynologie beschäftigen? Es wäre schon wichtig, zu wissen, ob es Pudel oder Mops sein soll“, kam es etwas schnippisch aus der Telefonanlage. Thor hatte inzwischen auf Bild-telefonie umgestellt und alle konnten Andromeda sehen und hören. „Schakal“, sagte Szophia, „der ist nahe am Wolf und vielleicht eine hündische Urform. Für Thor war das alles etwas lächerlich und er stimmte eher aus Langeweile zu. Er wollte die Konferenz jetzt möglich schnell beenden und sich um andere Dinge kümmern. Geduld war nicht seine Stärke, die überließ er gerne seinen Mitarbeitern. „Also gut! Nehmen wir Schakal, das ist eh' eine Schnapsidee“, beschloss Thor, „bis wann hast du Ergebnisse mit deiner Datenmühle?“ Er wollte zum Abschluss witzig sein. „Wenn wir Glück haben, morgen früh. Ich werde alle Mühe haben, richtige Schakal-DNA-Sequenzen zum Vergleich heute im Netz aufzutreiben. Beim Menschen ist das einfacher. Ich mache mich gleich dran“, sagte sie und legte auf. „An die Arbeit!“, trieb Thor seine Leute an und löste das Meeting auf.

      Berlin, Grunewald, 2053 n. Chr.: Das Sternentor

      Ein alter Professor der Astronomie saß, wie jeden Tag, über seinen Sternkarten. Er war im Institut in Berlin-Grunewald noch geduldet, hatte einen Schreibtisch im Gruppenraum, zusammen mit den jungen Doktoranden. Alle nannten ihn witzelnd den 'Post-Prof‘, in Anlehnung an 'Post-Doc‘. Mit letzterem werden die Wissenschaftler bezeichnet, die nach ihrer Promotion ihre Forschungsarbeiten weiterführen, was im 'best case‘ zu einer Habilitationsschrift führt und das Sprungbrett in den Olymp der Spitzenforscher darstellt. Die Bezeichnung 'Post-Prof‘ für jemanden, der nach jahrelanger aufreibender Arbeit doch nicht den Nobelpreis erhielt und weiterhin als Wissenschaftler nur aus Mangel an anderen Alternativen auch nach der Emeritierung weiter wurschtelt, ist sehr zynisch. Aber Peter erging es so. Seine hübsche, temperamentvolle Frau war ihm in jungen Jahren davon-gelaufen, weil er seiner Forschung erheblich mehr Zeit widmete als ihr. Mit den Jahren war alles nur noch Routine und er kam aus seinem Hamsterrad bis heute nicht heraus. In den Zeiten, wo nur noch Computer, deren Rechenstärke und Schnelligkeit im Verbund des Internets, eine Rolle spielten, war es schon sehr vermessen, dass er sich ein-bildete, mit Sternkarten und Gedrucktem etwas für die Wissenschaft beitragen zu können. Aber ein Mensch, der sein Leben lang so hart gearbeitet hatte, entwickelt den notwendigen Biss und Durchhaltewillen.

      Gerade diskutierten die jungen Doktoranden um ihn herum die neueste Nachricht aus dem Netz. Ein Astronom aus Cambridge hatte eine sensationelle Entdeckung gemacht: Unter Zuhilfenahme einer in der Astronomie zunächst unbekannten Datenbank, betrieben von einer in diesen Fachkreisen unbekannten Bioinformatikerin aus Leipzig, war es gelungen, einen alten syrischen Text neu zu deuten. Das zu Grunde liegende Prinzip war denkbar einfach. Die Wissenschaftlerin zerlegte alle mögliche Informationen in einzelne Pakete und stellte sie in eine gigantische Datenbank, vergleichbar mit Wikipedia der alten Zeit. Danach wandte sie einen von ihr erdachten raffinierten Algorithmus an und verknüpfte die Datenpakete neu. Eigentlich war dieses Vorgehen zum Erlangen von Hintergrundinformationen in der Anthropologie gedacht. Aber in Cambridge hatte ein Kollege ihre für alle zugängliche Datenbank entdeckt und auf Fragestellungen der Astrono-mie angewandt. Nach einigen Fehlversuchen gab er das Stichwort 'Sternentor‘ ein.

      Dieser Begriff wurde gleich nach der Jahrtausendwende von Hollywood entdeckt und keiner weiß genau, warum und wieso, mit magischen, kreisrunden Wasserwänden in Verbindung gebracht, durch die Menschen verschwanden und in neue Welten ge-'beamt', sprich: transferiert, wurden. Das eigentliche Problem wurde durch einen kühnen Filmschnitt jeweils übergangen: Wie in aller Welt und unter Berücksichtigung derzeitigen realen physikalischen Wissens, konnte ein 70 bis 120 kg schwerer Körper, mit Army-Ausrüstung, in so kurzer Zeit solche riesigen Entfernungen zurücklegen? Klar, es wurde mit Krümmung der Zeitebene, Wurmlöchern und ähnlichem Einsteinschen Mysterien argumentiert, aber einen vernünftigen Menschen, der mit beiden Beinen auf der Erde steht, überzeugte das nicht. Deshalb blieben alle verfilmten 'Sternentore‘ im Bereich des Phantastischen und der Illusionen des Films.

      So sah Peter, der 'Post-Prof‘ und Realist, die Dinge auch. Jedoch – irgend etwas musste an dem Begriff doch daran sein. Peter war überzeugt, dass es tatsächlich ein Synonym für etwas war, was die Urmenschen schon geprägt hatte, aber dessen wirkliche Bedeutung nicht überliefert worden oder aber die Überlieferung im Laufe der langen Zeitspanne bis heute