Old Surehand I. Karl May

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Название Old Surehand I
Автор произведения Karl May
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783746747453



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      »Es giebt noch viele, viele Bleichgesichter, die ebenso gesinnt sind und denken wie ich. Hier liegen eure Waffen, und dort stehen eure Pferde. Reitet fort! Aber wir werden diesen Platz scharf bewachen; falls ihr hierbleiben oder zurückkommen und uns beschleichen solltet, würden euch unsre Kugeln sicher treffen!«

      »Wir werden fortreiten, ohne uns nur einmal umzublicken. Howgh

      Von den Weißen hatte mir bis jetzt keiner auch nur mit einem Worte widersprochen; nun aber trat Parker zu mir und fragte:

      »Ist das Euer Ernst, Sir?«

      »Natürlich!«

      »Ihr wollt ihnen wirklich die Freiheit geben?«

      »Ja.«

      »Nehmt mir's nicht übel, Sir, aber ich muß Euch sagen, daß dies ein Fehler ist, der – –«

      Da unterbrach ich ihn mit der kurzen, strengen Frage:

      »Ihr wißt jetzt, wer ich bin?«

      »Yes

      »Also nicht der Mr. Charley, den Ihr für einen halben Idioten und ganzen Dummkopf hieltet?«

      »Nein, sondern Old Shatterhand, Sir.«

      »So schweigt, und unternehmt es nicht, mir Vorschriften zu machen oder das, was ich thue, zu kritisieren! Ihr mögt ein guter Mensch und ein ganz brauchbarer Westmann sein, aber Eurer Kritik war ich schon entwachsen, ehe ich meinen Fuß zum erstenmale auf den Boden des wilden Westen setzte. Wer Hatatitla, den berühmten Hengst Old Shatterhands, für einen Kutschengaul halten kann, der darf sich nicht unterfangen, mir gute Lehren zu erteilen. Basta!«

      Nach diesem Verweise wendete ich mich von ihm ab und ließ ihn stehen. Ich hatte meinen Grund, in diesem Tone mit ihm zu sprechen. Er war zwar gestern freundlich mit mir gewesen, hatte aber dann gezeigt, daß er sehr hoch von sich dachte, obgleich er sich mit Westmännern ersten Ranges nicht im entferntesten vergleichen konnte. Wenn wir zusammenblieben und er bei diesem Selbstgefühle verharrte, so konnte er uns leicht in große Verlegenheiten bringen; daher diese Art und Weise meines Tadels, der wie ein großes Selbstlob klang und die mir sonst gar nicht eigen war.

      Die Comantschen bestiegen ihre Pferde, nickten mir dankend zu und ritten davon, ohne die andern mit einem verabschiedenden Blicke zu beachten. Das war selbst für Old Wabble zu viel, der nichts gesagt hatte, obwohl er nicht ganz mit mir einverstanden war.

      »Bockbeinige Kerle!« brummte er. »Als ob wir so ganz und gar nicht vorhanden wären! Meint Ihr nicht, daß ihr zu gütig gegen sie gewesen seid, Mr. Shatterhand?«

      »Nein.«

      »Es kann mir nicht einfallen, Euer Thun zu beurteilen. Ihr wißt stets, was Ihr thut, wenn andre es auch nicht begreifen; aber versprechen hättet Ihr doch vielleicht nicht sollen, daß wir ihnen nicht nachspüren werden. Wenn wir Old Surehand befreien wollen, müssen wir doch wissen, wohin er geschleppt worden ist.«

      »Ich weiß es; ich habe sie belauscht, ehe ich sie niederschlug. Sie haben ihn nach Saskuan-kui, dem ›Blauen Wasser‹ gebracht.«

      »Das ist gut, mir aber unbekannt. Wißt Ihr vielleicht, wo es liegt, Sir?«

      »Ja. Ich bin zweimal dort gewesen.«

      »Aber ich befürchte, sie melden dort, was geschehen ist, und daß wir kommen werden.«

      »Im Gegenteile! Hätte ich da die Gefangenen freigelassen? Grad das war ein Schachzug, der uns sicher Vorteil bringen wird. Ich habe übrigens Old Surehand mit keiner Silbe erwähnt. Sie werden annehmen, daß ich entweder von ihm nichts weiß oder keinen Grund habe, mich um ihn zu bekümmern. Glaubt mir, Mr. Cutter, ich habe keinen Fehler begangen. Wir haben dabei noch den Vorteil, diese beiden Comantschen los zu sein; sie wären uns höchst unbequem geworden, und ihrem Tode hätte ich nicht zugestimmt.«

      »Ihr habt recht, Sir; th'is clear. Und meint Ihr wirklich, daß wir hier sicher sind und daß die Kerls nicht heimtückisch zurückkehren werden?«

      »Sie kommen nicht wieder. Damit wir aber keine Vorsicht außer acht lassen, wollen wir diesen Platz aufgeben, das Feuer auslöschen und uns einen andern suchen. Das mag sogleich geschehen.«

      Als das Feuer ausgetreten war, ritten wir eine Strecke zurück, wo es eine geeignete Stelle gab. Dort legten wir uns zum Schlafen nieder, nachdem zwei Wachen ausgestellt worden waren. Ich blieb noch lange wach und hörte ebenso lange die Gefährten miteinander flüstern.

      Den Gegenstand ihrer leisen Unterhaltung konnte ich mir denken; sie sprachen über den sonderbaren und von ihnen ungeahnten Fall, daß dieser Mr. Charley sich einen Scherz mit ihnen gemacht hatte und eigentlich Old Shatterhand gewesen war. Jedenfalls empfand Old Wabble eine nicht geringe Befriedigung darüber, daß er es gewesen war, der mich zuerst erkannt hatte.

      Am andern Morgen galt es vor allen Dingen, zu erfahren, wer von ihnen gern mit nach dem Saskuan-kui ritt und wer nicht. Als ich mich erkundigte, baten alle dringend, sie mitzunehmen. Jetzt, da sie wußten, wer ich war, hatten alle etwa vorher gehegten Bedenken aufgehört, und ein jeder war überzeugt, daß der Ritt höchst interessant sein und ein gutes Ende nehmen werde. Selbst Sam Parker zeigte trotz des gestrigen Verweises eine Begeisterung, die gewiß aus dem Herzen kam, und Jos Hawley benutzte eine Gelegenheit, mir unter vier Augen zu sagen:

      »Wer hätte das gedacht, Sir, daß Ihr Old Shatterhand seid! Nun es aber so ist, freut es mich doppelt, daß Ihr mein Herz mit Eurer Erzählung beruhigt habt; das kann ich Euch versichern. Ich bin ein alter, ganz gewöhnlicher Westläufer; aber stellt mich dahin, wo ich zu brauchen bin, so werdet Ihr sehen, daß ich Euch keine Schande mache!«

      Als wir aufgebrochen waren, folgte ich zunächst dem Wasser, an welchem wir gelagert hatten, vielleicht eine Stunde lang; dann wich das Thal, in welchem es floß, von der bisherigen östlichen Richtung ab, indem es sich nach Süden wendete. An dieser Stelle war das Gras niedergedrückt und zertreten, und Old Wabble stieg vom Pferde, um diese Spuren zu untersuchen.

      »Wollt Ihr das nicht lieber lassen, Mr. Cutter?« bat ich ihn. »Ich halte es für unnötig, und zweitens ist es uns verboten.«

      »Verboten?« fragte er. »Wer kann uns verbieten, hier nachzuforschen, was diese Fährte zu bedeuten hat?«

      »Ich habe den Comantschen mein Wort gegeben, ihnen nicht nachzuforschen.«

      »So meint Ihr, daß es ihre Spuren sind?«

      »Ja.«

      »Hm! Möchte es bezweifeln.«

      »Warum?«

      »Wenn sie hierher geritten wären, hätten wir ihre Hufeindrücke unterwegs sehen müssen.«

      »Nein. Zwischen ihrem Aufbruche und dem unsrigen ist so viel Zeit vergangen, daß sich das Gras inzwischen wieder aufgerichtet hat; hier aber, wo sie Lager machten und höchst wahrscheinlich erst vor ganz kurzem wieder fortgeritten sind, ist es liegen geblieben.«

      »Dieses Argument scheint richtig zu sein, Sir, doch muß ich mir sagen, daß es nicht sehr vorsichtig von diesen Indsmen gewesen wäre, wenn sie die Nacht nur eine Stunde weit von unserm Lagerplatze zugebracht hätten. Ich möchte lieber annehmen, daß sie ohne Unterbrechung weitergeritten sind.«

      Sam Parker stimmte ihm bei, und auch die andern gaben ihm recht; darum erklärte ich ihnen:

      »Man muß sich in die Lage dieser beiden Indianer versetzen. Sie sind während des ganzen gestrigen Tages geritten und brauchen wieder einen Tag, um nach dem Saskuan-kui zu kommen. Um das zu leisten, müssen Menschen und Pferde wenigstens einmal längere Zeit ausruhen; das versteht sich ganz von selbst.«

      »Ja, aber doch nicht so nahe dem Orte, an welchem wir uns befanden,« warf Old Wabble ein.

      »Warum nicht? Ich habe ihnen die Freiheit gegeben und ihnen versprochen, sie nicht zu verfolgen; sie wissen, daß Old Shatterhand kein Lügner ist, und haben sich hier also vollständig sicher gefühlt. Dazu kommt noch ein Umstand, den Ihr nicht unbeachtet lassen dürft, nämlich der, daß man bei