Название | Dame ohne König |
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Автор произведения | Sigrid Ellenberger |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847652700 |
Zugegeben, mein Busen war nicht mehr so straff wie vor den Schwangerschaften aber dafür wurde ja der Push-up erfunden.
Ich war zwar nicht Heidi Klum – obgleich ich bezweifelte, dass an diesen Top-Models alles echt war – aber was ich sah, fand ich ganz in Ordnung.
7 Uhr 30 (ausgeruht und mit meinem Aussehen immer noch zufrieden)
Am nächsten Morgen bereitete ich Julia und Swenja auf unsere gemeinsame Wohnungsbesichtigung vor.
„Hört mal, ihr beiden, ich habe euch doch schon erklärt, dass wir hier ausziehen müssen. Unser Haus gehört ja nun den Schneiders. Und Papa ist ja auch nicht mehr hier. Und wir drei und Robert brauchen ja ein neues Haus. Und ...“
Hörten die überhaupt zu? Wem stotterte ich denn diesen Monolog vor? Meine beiden Töchter waren absolut desinteressiert. War Kindern egal, wo sie wohnten? Oder mit wem? Nein, das konnte nicht sein!
„Heute Nachmittag jedenfalls besuchen wir Inge auf ihrem Bauernhof.“
Plötzlich kam Leben in Swenjas Augen.
„Gibt es da Tiere?“
Inge hatte zwar ununterbrochen geredet, aber von Tieren hatte sie nichts gesagt.
„Ich weiß es nicht, lasst uns einfach mal nachschauen, ja?“
„Au ja“, kam es nun auch von Julia einigermaßen begeistert.
„Aber Robert kommt mit!“ beharrte Swenja.
„Aber sicher. Schließlich muss es ihm dort auch gefallen, nicht wahr?“
Ja, bei uns hatte sogar der Hund ein Mitbestimmungsrecht.
Swenja nickte und Julia strahlte über das ganze Gesichtchen.
„Schön, nach dem Mittagessen fahren wir los. Jetzt wird gefrühstückt und dann darf Swenja in den Kindergarten. Und wir Julia“, wandte ich mich an die Kleinste, „gehen mal einen Computer kaufen.“
Nachdem ich Swenja mit nicht weniger als fünf Küsschen vor ihrem Kindergarten verabschiedet hatte, fuhr ich mit Julia beim Computerfachmarkt vor. Dort erklärte man mir, zwar immer noch in Fachchinesisch, dass mein Problem eigentlich gar kein Problem sei. Ein entsprechendes Gerät sei durchaus erschwinglich und Übersetzungsprogramme seien schon Standardsoftware. Der Verkäufer kicherte: „wenn Se nich grade chinesisch übersetzen wollen.“
Nein, fürs Chinesische sorgte er ja schon.
Nun, damit konnte ich leben. Wenigstens brachte mich diese Information nicht um eine erholsame Nacht.
11:00 Uhr (vor leeren Kisten)
Mit Julia wieder zuhause angekommen, spielte ich mit ihr Kisteneinräumen. Das spielten wir seit einer Woche jeden Tag und langsam kam mir das Spiel schon zu den Ohren heraus. Aber Julia machte es Spaß und meine Umzugskisten füllten sich unaufhörlich mit Geschirr, Gläsern, Töpfen, Krimskrams, Bildern, alten Erinnerungsstücken und eben allem, was vor einem Umzug zu packen war.
Ich schaute mich in unserem, pardon, unserem ehemaligen Heim um und die Wehmut packte mich. Zuviel erinnerte mich an Klaus und unsere doch meist glückliche Zeit. Für die Kinder war es sicher ebenso belastend, mit Möbeln zu leben, die ständig an Papa erinnerten. Da fasste ich einen Entschluss. Unsere gemeinsamen Möbel würde ich verkaufen, notfalls sogar verschenken. Wo immer wir hinziehen würden, wollte ich mir ein neues Leben - mit neuen Möbeln – einrichten. Koste es, was es wolle!
„Ich pfeif' auf das Geld!“
Julia schaute mich verwirrt an.
„Mama denkt nur mal wieder laut, Schatz. Pack nur schön weiter!“
Oh mein Gott, ich redete schon wieder laut. Ganz sicher ein Vorbote von Alzheimer.
Fakt war, ich war wild entschlossen, mich von gemeinsamen Erinnerungen zu lösen, sonst würde ich mich innerlich nie einem neuen Leben zuwenden können.
Mit diesem Entschluss im Kopf, machte sogar das Einpacken wieder Spaß.
14:00 Uhr (Puls kurz vor dem Exodus)
Nach einem schnellen Mittagessen aus der Mikrowelle – hoffentlich verpetzte mich keiner beim Kinderschutzbund – ging es los. Wir kletterten in meine alte Rostlaube und fuhren Richtung Hintere Straße. Die Wegbeschreibung, die Inge mir am Telefon durchgegeben hatte, war präzise, so dass ich keine Schwierigkeiten hatte, den alten – und alt war hier wirklich wörtlich zu nehmen - Bauernhof zu finden.
„Mama, daaaaa.“ Julia zeigte begeistert auf die hintere Hofecke.
„Mensch, Mama, guck' mal, Minischweinchen.“ Swenja war ganz aus dem Häuschen. Robert bellte die schwanzwedelnden Wesen an, in der Erwartung, sie würden dann mit ihm spielen.
Inge hatte zwar in ihrem Inserat keinen Preis genannt, aber eines war klar: um in diese Baracke einzuziehen, müsste sie eigentlich noch was draufzahlen.
Der Hof war groß und sauber, Enten und Hühner waren durch einen engmaschigen Verschlag vom Hof abgetrennt. Die Schweine – sie waren wirklich schnuckelig klein – suhlten sich in einem Schlammloch.
Das Hauptgebäude war bis auf das Fachwerk abgerissen, lediglich im Erdgeschoss gab es schon wieder Zwischenwände und die Ausmauerarbeiten hatten begonnen. Dann gab es ein noch renovierungsbedürftiger aussehendes Nebengebäude und einen Holzstall.
Ich fragte mich insgeheim, wo, um alles in der Welt, hier eine Wohnung zu vermieten war.
„Hallo, ich bin Inge“, rief mir eine offensichtlich gut gelaunte, blondgelockte Frau zu. „Und ihr seid bestimmt die Holms.“
„Ja. Das sind Swenja und Julia. Ich bin Constanze.“ Aber das wusste sie ja bereits. Ich streckte ihr meine Hand entgegen, aber Inge umarmte mich warmherzig.
„Der ist ja schön“, deutete sie auf Robert.
„Darf ich vorstellen: Robert.“
Sie kuschelte ihm das Fell: „Hallo Robert.“
An uns gewandt, fragte sie: „Soll ich euch erst einmal alles zeigen?“
Hatten wir etwa doch noch nicht alles gesehen? In mir keimte ein Funken Hoffnung auf, irgendwo hinter einer dieser grünen Hecken noch ein schnuckeliges Einfamilienhäuschen für fünfhundert Euro Miete zu entdecken.
Weit gefehlt!
Was wir gesehen hatten, war alles! Und das war nicht sonderlich Erfolg versprechend.
„Ich wohne momentan im Dienstbotenhaus. Das war es früher nämlich einmal“, erklärte Inge. „Aber in vier Wochen soll das Erdgeschoss des Haupthauses fertig sein und in ungefähr drei Monaten der Rest.“
„Oh, das ist echt schade, weil wir in spätestens drei Wochen aus unserem Haus ausgezogen sein müssen“ , setzte ich Inge unsere Lage auseinander. Insgeheim war ich erleichtert, nicht in dieses Chaos einziehen zu müssen.
Inge überlegte kurz.
„Da könnte ich euch nur anbieten, dass ihr drei in drei Wochen hier unten einzieht und ich noch bis zur Fertigstellung des Obergeschosses im Dienstbotenhaus wohnen bleibe. In drei Wochen ist hier außer der Tapete bestimmt alles drin.“
Ich fand das unglaublich nett von Inge, dass sie das auf sich nahm. Nur uns zuliebe. Ich konnte mir zwar kaum vorstellen, dass sich dieser Rohbau in nur drei Wochen zu einem Chalet verändern sollte, aber Inge wusste sicher, wovon sie sprach. Auf dem Schild in der Hofeinfahrt hatte ich „Architekturbüro