Schneeflöckchen Weißröckchen. K. Spitschka

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Название Schneeflöckchen Weißröckchen
Автор произведения K. Spitschka
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847643654



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neben der Tür, aber die reichen nicht. Ich ziehe mein Hemd aus und wische damit den Boden auf.

      Wollte ich nicht baden? Ich ignoriere den Geisteskranken der meine Klingel fickt und gehe ins Bad. Die Frau im Spiegel kenne ich nicht! Ich drehe den Hahn auf und lasse Wasser ein. Schön heiß! Als die Wanne halbvoll ist, versuche ich hineinzusteigen, aber es gelingt mir nicht. Mein Schienbein brennt wie die Hölle. Ich setze mich erschöpft auf den Badeteppich und tupfe mit einem schmutzigen Handtuch an meinem Bein herum. Da fällt mein Blick auf den Boden.

      VALIUM! Hinter dem Wäschekorb liegt eine Packung VALIUM!

      WIE HERRLICH IST DAS DENN?

      Drei Stück davon zusammen mit einem Gläschen Wodka – ein TRÄUMCHEN!!!!

      VALIUM im Bad, Wodka in der Küche!

      Es würgt mich beinahe vor Glückseligkeit.

       Vier

      „Baby wenn’s fade wird, geh‘ ich heim!“ Jackson sah mich fragend an. „Okay. Bin todmüde.“ Ich gähnte und brachte meine Freundin zur Tür. Wir umarmten uns wie immer. „Ich weiß genau, dass du dir gleich einen runterholst.“, flüsterte sie in mein Ohr. „Du Ferkel! Sieh‘ zu dass du nach Hause kommst!“ „Du hast seit Ottersberg ein Grinsen im Gesicht … hoffentlich wird das nicht chronisch! Irgendwie habe ich das Gefühl, da kommt was auf uns zu …“ Sie fuchtelte drohend mit dem Zeigefinger vor meiner Nase herum. „Mach‘ dich vom Acker!“, lachte ich.

      Nach einer Katzenwäsche schlüpfte ich ins Bett und machte die Augen zu. Kennen sie den Film ‚Dirty Dancing‘? Wie die 17jährige Baby diesem Jonny zum ersten Mal begegnet und blubbert „ich habe die Melonen getragen“ und aussieht wie eine blonde dumme Kuh? Auf einem Gänseblümchen kauend? Ich konnte nicht glauben, dass mir heute das Gleiche passiert ist! Schönen Männern begegnet man öfter, deswegen rutscht einem noch lange nicht die Pumpe ins Höschen. Aber der Typ heute Abend war nicht von dieser Welt! Groß, muskulös, charismatisch … wunderschöne Augen, die mich ansahen als würden sie mich röntgen! Ich, sonst stolz und selbstbewusst, verlor augenblicklich meine Muttersprache!

      Als Jack und ich die Disco verließen, kam der Mann zur Tür herein. Er blieb abrupt vor mir stehen, warf sein langes braunes Haar nach hinten und musterte mich. Seine Mundwinkel zuckten zynisch! Er sah mir direkt in die Augen! Was für ein Gesicht! Das erotischte Lächeln das ich je gesehen habe! Leute! Lagerfeld und co. könnten mit dem Kerl viel Kohle machen! Dann sagte er „Hallo“ und ich sagte „blubb“. Er lachte, ging in die Disco und ich trampelte Jackson hinterher.

      „Wow! War das eine Schnitte!“ Jackson pfiff anerkennend Richtung Eingang. „Aber du hast ja bereits was Nettes zu Hause nicht wahr? Hallo? Lisa? Ach herrje, du hast einen Platten!!“

      „WAS?“

      „Scherz! Fahren wir? Ich könnte auch fahren, wenn du weiter auf deinem Gänseblümchen kauen möchtest? Möchtest du? Gnädigste? SOLL ICH FAHREN?“, schrie Jack.

      „Was?“

      „Willst du nochmal reingehen?“, lachte meine Freundin. „Neiiiin! Auf keinen Fall! Komm‘ jetzt, wir fahren! Steig‘ ein!“ sagte ich hektisch. „Gut! Der Mini ist deiner!“, gackerte Jack. „Was hast du denn? Ich werde ja wohl wissen wo mein Auto steht. Bin doch nicht besoffen!“ Allmählich ging mir die Alte auf den Sack!

      Bis nach Hause hatte ich kein Wort gesprochen. Jackson schon. Sie wollte noch mit rauf in meine Wohnung auf einen Absacker. Ich war wohl nicht gastfreundlich genug … Deshalb lag ich jetzt in meinem großen Bett und hatte Robert Plant im Ohr.

      You need coolin, baby, I’m not foolin,

      I’m gonna send you back to schoolin.

      Way down inside honey, you need it, I’m gonna give you my love.

      I’m gonna give you my love.

      Um 5Uhr15 prügelte mich mein Wecker aus dem Bett. Der gemeine Kerl stand weit weg von mir auf einer Kommode. Micks Idee, weil ich früher oft verpennt hatte. Ich schlürfte mit geschlossenen Augen ins Bad und stellte mich unter die Dusche.

      „You’ve been coolin‘, baby, I’ve been droolin‘, all the good times I’ve been missusin’, way, way down inside, I’m gonna give you my love, …”

      Ich musste dringend nochmal ins Hell’s Kitchen. Und ich sollte mir in der Frühstückspause die CD von Led Zeppelin besorgen!

      Ich stöckelte im Kostümchen aus dem Haus zu meinem Auto, .. dass nicht zum ersten Mal auf dem falschen Parkplatz stand. Mann, Mann, Mann! Schon lief mir unser Nachbar vor die Gucci Sonnenbrille. „Fräulein Bäumel, das geht so nicht! Ich musste gestern meinen Wagen raus auf die Straße stellen, weil sie meinen Parkplatz in Beschlag genommen haben. Wir müssen uns alle an die Regeln halten, sonst geht’s hier drunter und drüber! Jeder hat seinen festen Stellplatz! Ich will hier kein Chaos!“ Der Typ hatte eine ungesunde Gesichtsfarbe. „Guten Morgen Herr Horn! Entschuldigen sie, dass ich mich versehentlich auf ihren Platz gestellt habe. Sie hätten sich gerne auf meinen stellen dürfen.“ Was macht der Rentner um diese Zeit hier draußen? „Versehentlich? Hatten sie getrunken? Wie kann man denn einen zugewiesenen Parkplatz mit einem anderen verwechseln? Hier ist doch alles wunderbar ausgeleuchtet!“, schnaubte der alte Mann. Ich warf meine Tasche in den Mini. „Es tut mir Leid. Kommt nicht wieder vor. Ich muss zur Arbeit!“ „Ihre halbnackte Freundin hätte ihnen sagen können, dass sie gerade dabei sind falsch zu parken! Die war doch heute Nacht dabei! Naja! Was soll man von so einer schon halten, die von oben bis unten tätowiert ist und blaue Haare hat!“ Ich ließ den Arsch stehen, stieg in mein Auto und machte das Radio an. Ozzy Osbourne begrüßte mich mit ‚Facing Hell‘! Na dann! Ich nickte dem Horn zu und verpasste ihm eine Ladung Straßenstaub.

      In der Tiefgarage meines Arbeitgebers kam mir Kollegin Irmingard Windisch entgegen. „Hallo Knackarsch!“, flötete sie. „Ich wünsche dir auch einen guten Morgen. Gehst du in der Pause mit mir raus?“, fragte ich. „Wo soll‘s denn hingehen?“ „Ich möchte rüber in den Musikmarkt, mir eine CD besorgen“. Irmi drückte im Aufzug aufs Knöpfchen. „Eine CD? Von wem denn?“, zwitscherte sie neugierig, als wir im zweiten Stock ausstiegen. „Led Zeppelin“. „Hä? Kenn‘ ich nicht! Aber da drüben kann man himmlischen Kaffee trinken. Neulich hatte ich einen Kaffee mit Nussgeschmack. Lecker! Wie bekommen die nur den Geschmack da rein?“ „Monin!“, sagte ich und sperrte mein Büro auf. „Hä?“ „Irmi vergiss‘ es, okay? Bis später.“ Ich trat ein und schloss die Tür hinter mir. Mein Büro hatte etwa die Größe einer Umkleidekabine. Ich presste mich hinter den Schreibtisch und warf den Computer an. Dann stellte ich den Blumentopf, den ich von Mick bekommen hatte zur Seite und öffnete das Fenster, mein einziges Plus in diesem Raum. Kaum hatte ich meine Jacke ausgezogen, kam die Werner herein. Sie hatte eine dicke Backe. „Guten Morgen Lisa“, jammerte die Frau. „Sie müssen heute meinen Job übernehmen! Sehen sie mich an! Ich habe um 7Uhr30 einen Termin beim Zahnarzt!“ Sie klatschte mir einen Stapel Unterlagen auf den Tisch. „Morgen um 10Uhr haben wir eine Besprechung. Heute komme ich garantiert nicht mehr! Ich will nicht daran denken, was die in der Praxis gleich mit mir anstellen“. Als sie ging, hatte ich plötzlich viel zu tun.

      Ob Jack nochmal mit mir nach Ottersberg fährt?

      … way, way down inside, I’m gonna give you my love, …

      Ich werde Irmi fragen ob sie mich aufs Land begleiten möchte.

       Fünf

      „Aber du bist ja angezogen!“ „Yes!“ „Wollten wir nicht im Bett frühstücken?“ Mick stand vor mir und zog ein Gesicht wie ein Rotzlöffel, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte. „Weißt du, manchmal führst du dich auf wie ein Kleinkind! Wenn du Hunger hast, frühstücken wir, aber danach will ich raus. Das Wetter ist super! Ich sitze die ganze Woche im Büro! Heute möchte ich die Sonne genießen! Wir könnten in die Stadt gehen, uns vors ‚Alex‘ setzten, Prosecco schlabbern, and so on! Vielleicht treffen wir unsere Freunde? Soll ich gleich