Ein verhängnisvoller Wunsch. Sabine von der Wellen

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Название Ein verhängnisvoller Wunsch
Автор произведения Sabine von der Wellen
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753190457



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hoffe du hattest erholsame Feiertage. Wir müssen aber noch unbedingt über die Sache sprechen, die dir da letzte Woche so dumm widerfahren ist.“

      Isabel warf sich im Bett herum. Nein, bloß nicht daran denken.

      Etwas anderes musste her. Es musste doch etwas Nettes zu denken geben!

      Isabel sah sich vor dem Fenster stehen und nach draußen in die tiefe Nacht sehen. Plötzlich sah sie jemanden am gegenüberliegenden Fenster und sie fing an, sich auszuziehen …

      „Nein!“ Isabel setzte sich auf. Das ist ja nicht auszuhalten. An ihren Auftritt vor dem perversen Lustmolch will sie nie wieder denken.

      Sie stand auf und schlich mit ihrer Decke unter dem Arm ins Wohnzimmer. Dort ließ sie sich auf das Sofa fallen und drückte an der Fernbedienung den Fernseher an. Hier wollte sie sich einlullen lassen, bis sie einschlief. Das schien ihr die einzige Medizin gegen hemmungslos plagende Gedanken zu sein, auch wenn das hieß, die Nacht auf dem Sofa zu verbringen. Sie würde sie schon irgendwie überstehen und Morgen begann ein neuer Tag, ein neues Jahr und ein neues Leben. Sie musste sich nur überlegen, wie sie es ausfüllte.

      Ihr fiel der Gedanke mit den One-Night-Stands ein, die ihre Situation bereinigen könnten. Und jetzt wurde ihr auch klar, was „die Situation“ ist, die sie damit bereinigen könnte. Sie hatte in den letzten Jahren immer wieder daran gedacht. Was wäre, wenn sie von so einem One-Night-Stand schwanger wurde? Ein Kind nur für sich.

      Sie hatte sich das manchmal gewünscht, wenn der Typ nicht ganz so ein arrogantes Arschloch war und die Nacht nicht ganz so ätzend. Aber meistens gingen die One-Night-Stands erschreckend unbefriedigend aus. Irgendwie musste Isabel feststellen, dass sie so schnelle Nummern nicht mochte und ein Minimum an Gefühl für den Menschen, der einem die Klamotten vom Leib riss, schon vorhanden sein sollte. Aber sie hatte dennoch einige Male, wenn der Zeitpunkt passend war, genommen, was sich anbot. Dummerweise sind die Männer von heute nicht mehr so gutgläubig. Sie nehmen Kondome, auch wenn sie ihnen schwor, dass sie nicht nur regelmäßig ihre Pille nahm, sondern ihre Gebärmutter auch noch eine Mütze trug und sie gesundheitlich ein Unbedenklichkeitszertifikat aufweisen konnte. Sie hatte sogar schon mehrmals eine Allergie gegen Kondome ins Feld geführt, was aber keinen der Herren interessiert hatte.

      Isabel versuchte weiter einzuschlafen und die Gedanken zu verdrängen. Aber sie konnte erneut den Erinnerungen über die vielen Desaster in ihrem Leben nicht entfliehen. Sie hatte nie Glück. Weder mit ihren Beziehungen noch mit den One-Night-Stands noch mit sonst etwas.

      Während sie die Erinnerungen an ihre Verflossenen an sich vorbeiziehen ließ, wurde ihr klar, dass die letzten eigentlich nur noch einen Zweck erfüllen sollten. Und das erschreckte sie ein wenig. Sie hatte sich das noch nie eingestanden. Aber in den letzten Jahren verhütete sie nicht mehr und versuchte fast schon krampfhaft einen Mann dazu zu bringen, zum richtigen Zeitpunkt ohne Kondom mit ihr zu schlafen. Aber sie war nicht mehr ausnahmslos jung und schön und die Männer wirklich vorsichtig. Vielleicht war ihnen klar, dass sie eine von den Gebärfreudigen mit letzter Chance war.

      Isabel warf sich auf dem kleinen Sofa erneut auf die andere Seite. Sie musste den Gedanken an ein Kind wirklich begraben oder sich künstlich befruchten lassen.

      Oh mein Gott! stöhnte ihr Gewissen entsetzt auf. Auch dazu brauchst du einen Mann. Dann schaff dir doch besser ein Haustier an. Dafür brauchst du nichts weiter als dich selbst. Für dich ist der Zug echt abgefahren.

      Isabel liefen Tränen auf ihr Sofakissen. Aber wenn sie in Selbstmitleid versank und herumheulte, dann ließ ihr Gewissen sie wenigstens in Ruhe, und auch die bösen Gedankenattacken. So kann sie vielleicht doch endlich einschlafen. Sie wollte doch nichts weiter als ein wenig Ruhe. Morgen begann ein neuer Tag in einem neuen Jahr. Ab Morgen würde dann alles anders werden.

      Am nächsten Tag parkte Isabel ihren weißen Beetle auf dem großen Parkplatz vor dem imposanten Gebäude der Möbel Altwerna Werke. Sie arbeitete seit neun Jahren dort und würde ihre rechte Hand für diesen Betrieb geben.

      Schon an der Tür wurde sie mit freundlichen Neujahrsgrüßen empfangen und erwiderte sie fröhlich. Sie hatte sich fest vorgenommen, dieses Jahr zu ihrem Jahr zu machen. Es reichte, dass sie den ganzen Neujahrstag in Selbstmitleid zerfließend und mit ihrem Schicksal hadernd vor sich hin sinniert hatte, bis sie endlich auf dem Sofa eingeschlafen war.

      Als sie am Morgen erwacht war, hatte sie die Sinnlosigkeit ihres sich selbst zerfleischenden Selbstmitleids erkannt und sich überlegt, dass es so mit ihr nicht mehr weitergehen konnte. So hatte sie beim Frühstück beschlossen, ihrem Leben eine neue Wendung zu geben und sich nicht mehr so runterziehen zu lassen. Sie hatte schließlich einen tollen Job, verdiente gut, hatte eine schöne Wohnung und war gesund. Das wollte sie sich vor Augen halten und nichts anderes.

      Außerdem beschloss sie, dass sie sich nicht mehr von ihrer biologischen Uhr und ihrer Familie bedrängen lassen durfte.

      Als ihre Schwester Karin ihr erstes Kind bekam und ihr langsam bewusstwurde, dass sie selbst bald eine alte Schachtel war, begann sie mit Männern zu schlafen, um schwanger zu werden. Und dann, nach ihrem vierunddreißigsten Geburtstag, als ihr plötzlich nach einer Liebesnacht mit einem gutaussehenden jungen Mann auffiel, dass er nicht im geringsten Anstalt machte, sich ihr für weitere Treffen aufzudrängen, wurde ihr bewusst, dass sie ihre besten Jahre hinter sich hatte und es nicht leichter für sie wurde. Er hatte vor dem Sex ein ganzes Arsenal Kondome ausgepackt und sie war sich nicht sicher, ob er nicht sogar drei übereinander stülpte, weil es ewig dauerte, bis er endlich bereit war. Der Sex war zwar prickelnd gewesen, weil er göttlich gebaut war und so süß mit Grübchen lächelte, aber auch erschreckend kurz und nichts, um auch nur in die Nähe eines Orgasmus zu kommen. Danach war er aufgestanden, hatte noch einmal höflich gelächelt und war gegangen. Kein: „Können wir uns noch einmal treffen?“ Kein: „Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt! Wollen wir zusammenbleiben?“ Gar nichts!

      Nicht, dass sie darauf eingegangen wäre. Gott bewahre! Aber so gar keine Möglichkeit zu haben, dem Mann der letzten Nacht noch einen Tritt in den Allerwertesten zu geben, nachdem man gnädig lächelnd über seinen Anflug von romantischen Liebesbeteuerungen hinweggesehen hatte, war nicht leicht zu verkraften. Und einzusehen, dass er nicht der Vater des Wunschkindes werden würde, war bedrückend, aber erst noch kein Drama. Aber diese Fälle häuften sich und sie war bald so weit, von sich aus die Männer zu fragen, ob es vielleicht eine Zukunft geben könnte, nur um sie noch öfters ins Bett zu kriegen. Schleichend und fast unbemerkt war aus ihr das weinerliche, einsame Mäuschen geworden, das sich aufdrängte und die Männer um mehr anbettelte, nur um ihre biologische Uhr zu übertölpeln und der Einsamkeit ein Schnippchen zu schlagen. Aber die Männer waren nie um Ausreden verlegen.

      Das war der Punkt, an dem sie wusste, dass alles zu spät war und sie es nur noch mit größter Mühe schaffen konnte, einen Mann für sich zu gewinnen, der zur rechten Zeit seinen Freund am rechten Ort platzierte. Von einem Mann für eine gemeinsamen Zukunft ganz zu schweigen. Mit reiner Überredungskunst war da nicht mehr viel zu gewinnen.

      Gut, es gab Anwärter, die wollten sie und waren bestimmt zu allem bereit. Aber was sollte sie mit dem kahlen Nerd aus der Entwicklungsabteilung, der mit seinem Computerprogramm umgehen konnte, aber ansonsten offensichtlich weit entfernt von jeglicher Realität war. Isabels Gewissen mahnte beständig, dass der Vater ihres Kindes unbedingt ein Minimum an Intelligenz, Charakter und Schönheit mitbringen und vor allem Gefühle bei ihr auslösen sollte, um etwas zu haben, an dass man sich gerne erinnerte. Das war ihr wichtig. Sie wollte das Kind ansehen und sich daran erinnern, was sie mit dessen Vater verbunden hatte. In dem Punkt kam zumindest Isabels romantische Ader durch, die sich den Traumprinzen aber schon abgeschminkt hatte. Genauso wie den Traum von dem schönen, unglaublich süßen und lieben Kurztrip ins Glück, der wissentlich mit ihr ein Kind zeugte, weil er sie für die unglaublichste Frau in seinem Leben hielt und wert genug, um seine wertvollen Gene weiterzuverbreiten.

      Aber vielleicht wollte ihr Körper kein Kind mit einem Unbekannten, der keine Gefühle in ihr auslöste. Vielleicht waren Gefühle der Erfolgsgarant für eine Schwangerschaft. Irgendwelche Gefühle. Es mussten schließlich nicht alles niederringende, große, romantische Gefühle sein. Sie wäre