Название | Ein verhängnisvoller Wunsch |
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Автор произведения | Sabine von der Wellen |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753190457 |
Bedingungslos ergeben …?
Erneut schüttelte etwas ihr Gewissen wach und Isabel kämpfte energisch darum, die aufkeimenden Gedanken nicht an die Oberfläche dringen zu lassen. Aber erfolglos.
Es hatte ihn gegeben. Den bedingungslos Ergebenen. Cedrics jüngerer Bruder Till. Er und seine beiden älteren Geschwister lebten in dem großen Gut neben ihrem Zuhause aus Kinderzeiten. Und Till war es, dem sie wissentlich mehrmals das Herz gebrochen hatte. Ihre ganze Kindheit lang hatte er es ihr immer wieder zu Füßen gelegt. Erst hatte sie es genossen, seine ständige Aufmerksamkeit zu haben. Aber später wollte sie das nicht mehr und machte ihm das erbarmungslos klar, völlig davon überzeugt, dass sie eine Berechtigung dazu hatte, weil sie einen anderen liebte.
Du warst noch ein Kind!
Mit dieser Ausrede tröstete Isabel sich lange, wenn sie die Erinnerungen an ihre Kindheit überfielen und ihr Gewissen und ihr Selbstbewusstsein marterten. Ihr Gewissen litt bei den alten Geschichten, weil Isabel wusste, dass sie Till immer wieder wehgetan hatte, obwohl er ihr bester Freund gewesen war. Und ihr Selbstbewusstsein, weil sie sich selbst verletzt und ungeliebt gefühlt hatte, weil Cedric sie ignoriert hatte. Schließlich wollte sie nur ihn, doch der hatte sie nie auf seinem Radar.
Manchmal kam es ihr so vor, als hätte sie, bevor sie volljährig war, schon all ihr Pensum an Liebe verschossen, das dieses Leben für sie vorgesehen hatte.
Sie musste an ihr damaliges Zuhause denken, dass ihre Familie bewohnt hatte. Es war ein altes Heuerhaus, das im Schatten des riesigen Guts der Familie Schneider stand. Es war ein uraltes, wunderschönes Fachwerkgebäude gewesen, mit einer riesigen Diele und einem urigen Dielentor, kleinen Butzenfenstern und einem eigenen Brunnen, der ihre Fantasie immer besonders beflügelt hatte. Der Holzdeckel auf der etwa einen Meter hohen, gemauerten Einfassung verschloss die Untiefen einer anderen Welt vor ihrer und ließ weder die Monster aus der Unterwelt heraus noch die Frösche zum Küssen.
Sie hatte dieses Haus geliebt, aber es wurde ihr fast zum Verhängnis. Eines Tages brannte es lichterloh und ihr Vater hatte sie und ihre Schwester gerade noch rechtzeitig retten können. Deshalb waren sie damals weggezogen und sie musste ihrer schönen Kindheit Lebewohl sagen - und ihrer Liebe.
Nein, an Cedric wollte sie nicht mehr denken. Jeder Gedanke an ihn schmerzte seltsamerweise immer noch. Wahrscheinlich wird es das auch noch auf ewig tun. Er war der Mann, den sie für sich und ihr Leben auserkoren hatte, der sie sogar lange in ihren Träumen verfolgte und der sie niemals wollte. Vielleicht gab es keinen Märchenprinzen für sie, weil sie Cedric nicht bekommen hatte.
Hör auf mit dem Scheiß. Was hättest du bei ihm gehabt? Er ist nie auch nur im Ansatz ein Märchenprinz gewesen.
Für Isabel damals schon. Auch wenn er ein seltsamer, komplizierter Junge war, den sie nie ganz verstand und der ihr durchaus auch mal Angst machen konnte. Sie hatte erlebt, wie er seinen kleinen Bruder vor ihren Augen misshandelt und quält hatte. Er war eigentlich kein netter Mensch. Überhaupt nicht. Dennoch hatten ihre Gefühle sich auf ihn ausgerichtet. Sie mochte seine braunen Haare, seine braunen Augen und seine süße Nase. Er war nicht besonders groß, aber durchaus gut gebaut. Und wenn er sich ihr gegenüber mal ein wenig netter gab als bei allen anderen, dann konnte sie das richtig glücklich machen. Dann hatte sie das Gefühl, etwas Besonderes zu sein.
Was dich an ihm hängen ließ war dein gottverdammtes Helfersyndrom. Du glaubtest ständig ihm helfen zu müssen.
„Er hatte es auch nicht leicht. Sein Vater war früh bei einem Treckerunfall ums Leben gekommen und Cedric musste das Gut führen, als er nicht mal fünfzehn war“, verteidigte Isabel sich und ihn in Gedanken.
Aber er wollte deine Hilfe nicht. Er wollte nichts von dir und hat dir das auch gezeigt, wo er konnte. Du hast das bloß nicht geschnallt!
Doch, das hatte sie. Aber sie konnte das nicht glauben. Sie war damals der Meinung, wenn sie sich in jemanden verliebt, so richtig, mit Herz und Verstand, dann wird er das auch erwidern.
Du warst schon immer dumm und naiv. Wieso glaubst du, dass dich überhaupt jemand will!
Erbarmungslos drängen sich ihre Reinfälle mit dem anderen Geschlecht an die Oberfläche als würden sie ihr etwas klarmachen wollen. Dabei war sie in den letzten Jahren mit ihren Ansprüchen schon ganz schön in den Keller gegangen. War sie nicht sogar schon dazu übergegangen, jeden für in Ordnung zu befinden, der sich nicht ganz so dämlich anstellte und ihr netterweise das eine oder andere Getränk spendierte, was ein gewisses Maß an Interesse an ihr zeigte? Wenn sie nun so darüber nachdachte, musste sie sich eingestehen, dass ihre letzten Liebhaber sowieso nur noch einem Minimum dessen entsprachen, was ihr eigentlich so vorschwebte. Manchmal nicht mal mehr das.
Wieder marterte sie ihr Selbstwertgefühl und versuchte ihr klarzumachen, dass ihre Chancen längst verspielt waren. Das brachte ihr Selbstmitleid auf den Plan, das heiße Tränen über ihre Wangen rollen ließ.
Isabel starrte mit verschwommenem Blick auf das Gemisch gelber Soße, aus dem noch hier und da ein weißes Fleischstück herausragte, sowie ein paar Morcheln und Bambussprossen. Ein Häufchen Reis schien die gelbe Flüssigkeit magisch anzuziehen.
Sie schob energisch den Teller noch weiter von sich weg.
„Wo bist du nur geblieben, Traumprinz? Wo nur?“ Ihr Blick lief wie zufällig zu dem kleinen Eckregal mit den Rosen in der weißen Vase.
Die roten Rosen! Wenn sie nicht von Hardy waren, von wem dann?
Sie zählte in Gedanken ihre Verflossenen auf, die ihr vielleicht so noch einmal einen netten Gruß zum neuen Jahr senden wollten. Aber Isabel konnte sich nicht denken, warum sie die Rosen vor die Tür gelegte hatten und nicht hereingekommen waren?
Vielleicht hatte derjenige nur Angst, dass du dich ihm voller Verzweiflung an den Hals wirfst und ihn mit Selbstmord drohst, wenn er dich nicht in den nächsten fünf Minuten zu einem Traualtar schleppt und mit dir ein Kind zeugt.
Das war gemein. So verzweifelt war sie gar nicht. Und sie wollte doch gar nicht heiraten. Ein Mann für immer - daran glaubte sie sowieso nicht mehr. Wenn sie darüber nachdachte, fiel ihr auch niemand ein, mit dem sie wirklich jeden Tag zusammenhocken wollte, dem sie die Wäsche waschen und den sie bekochen und bemuttern wollte. Nein, dazu war sie wahrscheinlich schon zu lange Single, um damit noch zurecht zu kommen.
Aber ein Kind …!
Isabel seufzte auf und unterdrückte die erneut aufsteigenden Tränen.
Warum gab es keine Automatik, die bei einer Frau den Kinderwunsch nur einschaltete, wenn sie den passenden Mann dazu hatte? Ansonsten blieb man von jeglichem Gedanken an so ein kleines Wesen verschont. Und warum war es so schwer, einen passenden Mann zu finden?
In den letzten Jahren hatten alle bei ihr eine faire Chance gehabt, außer … na gut, Michael hatte sie mit vielen bösen Worten rausgeschmissen, nachdem sie ihn mit einer anderen Frau auf ihrem Sofa erwischt hatte. Dieses Schwein!
Sie schüttelte mit zusammengekniffenen Augen den Kopf. Der bloße Gedanke an ihn ließ ihren Magen noch mehr rebellieren. Dabei hatte sie ihm einen Job besorgt und ihn bei sich wohnen lassen, weil er angeblich eine schlimme Zeit