Название | Mutige Studenten |
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Автор произведения | Geri Schnell |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750221314 |
«Ach die Männer! Du interessierst dich sicher für das unterm Lendenschurz. Da muss ich dich enttäuschen, das erinnert eher an die hängenden Gärten von Babylon. Es war selten, dass sich ein Lendenschurz aufrichtete, dies passierte ab und zu, wenn ich mit einem Kerl allein Pflanzen einsammelte und er in meinen Ausschnitt schaute. Da stellte ich fest, dass sie recht gut bestückt sind.»
«Du bist unglaublich», protestiert Anna, «als ob ich nur an das Eine denke, ich bin doch kein Mann!»
«Entschuldigung, ich wusste nicht, na lassen wir das. Zurück zu den Männern, die hatten zu viel zu tun, das Beschaffen der Nahrungsmittel erfordert im Dschungel einen grossen Aufwand. Die Jagt ist nicht einfach, da brauchst du Tage, um ein paar Kalorien aufzutreiben.»
«Du meinst, die brauchen die gesamte Zeit, um sich die Lebensmittel zu beschaffen», fragt Anna nach, «das ist nicht besonders wirtschaftlich, ich hoffe, du konntest ihnen zeigen, wie man es besser macht.»
«Nein, ich war nicht als Entwicklungshelfer im Dorf», berichtigt Olivia, «das Leben dort ist nicht so hektisch wie hier, die Bewohner sind den ganzen Tag beschäftigt ihren Kalorienbedarf zu decken.»
«Sie haben sicher Zeit, das Leben zu geniessen», meint Tim, «was machen Sie zur Entspannung?»
«Wenn sie etwas Zeit haben, dann sind sie kreativ tätig. Sie flechten einen Korb oder schnitzen eine Figur. Die Männer basteln dauernd an ihren Blasrohren oder Pfeilbogen herum, sie versuchen sich steht’s zu verbessern, diese Eigenschaft scheint dem Menschen angeboren zu sein.»
«Eine erstaunliche Feststellung», meint Tim, «diese Eigenschaft scheint selbst im Dschungel nicht zu verkümmern, je härter die Bedingungen, umso mehr ist man gefordert, wirklich eine erstaunliche Feststellung.»
«Machst du dich lustig über diese Menschen?»
«Nein, keineswegs, es war nicht ironisch gemeint, ich bewundere die Leute, die sich unter solchen Bedingungen durchschlagen müssen. Allerdings befürchte ich, wenn sie sehen, wie man anderswo lebt, werden sie sich auf den Weg machen, um das einfachere Leben zu suchen.»
«In diesem Dorf besteht keine Gefahr. Die sind so abgelegen, dass wirklich keine Kontakte zur Zivilisation hergestellt werden kann.»
«Sie hatten doch Kontakt zur Zivilisation», bemerkt Anna, «allein deine Anwesenheit war genug Kontakt, die werden sich fragen, wozu du dies und jenes Utensil benötigst, dann müssen sie nur noch eins und eins zusammenzählen, dann kommen sie schon drauf wie der Hase läuft.»
«Sicher war meine Anwesenheit eine Provokation für die Leute», versucht sich Olivia zu erklären, «deshalb bin ich auch nicht als Entwicklungshelferin hingegangen, im Gegenteil, die Leute hatten Mitleid mit mir, weil ich im Dschungel so hilflos war. Das war auch der Grund, warum ich keine moderne Ausrüstung mitnehmen durfte. Deshalb hatte ich kein Mobiltelefon mit dabei, lediglich der Fotoapparat wurde mir von der Regierung gestattet. Ich benutzte ihn übrigens recht selten und wenn, nur so, dass es niemand bemerkte. Ich habe auch keine Fotos gezeigt, wenn sie mich mit dem Apparat hantieren sahen, wussten sie nicht, was ich damit mache.»
«Schon gut Olivia», beruhigt Anna, «du musst dich nicht verteidigen, ich denke, du hast es schon gut gemacht. Jetzt ist es eh zu spät, die Dorfbewohner müssen deinen Besuch verkraften. So wie du es erzählst, werden sie es schaffen.»
Inzwischen verlassen sie bereits die Autobahn, schon bald sind sie zu Hause in ihrer Studentenwohnung. Olivia freut sich auf ihr Bett, auf eine Bratwurst und viele andere Kleinigkeiten, auf die sie die letzten Wochen verzichten musste.
Am späteren Vormittag macht Anna Kaffee. Vorsichtig klopft sie an die Türe von Olivia.
«Hast du Lust auf feinen Bohnenkaffee?»
«Da kann ich nicht nein sagen, ich bin schon einige Minuten wach, ein Kaffee ist genau richtig.»
«Gut, ich hole zur Feier des Tages noch frische Brötchen in der Bäckerei, ich bin in drei Minuten zurück.»
«Mit was habe ich das verdient», fragt Olivia, als Anna von der Bäckerei zurückkommt.
«Nun, du hast mir gestern bei meiner Semesterarbeit sehr viel geholfen.»
«Ich?», fragt Olivia verwundert, «ich habe doch gar nichts Schlaues gesagt, ich war viel zu müde.»
«Doch hast du!», erklärt Anna, «die Bemerkung über die Dorfbewohner, welche sich den ganzen Tag abmühen müssen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, damit triffst du einen wunden Punkt in unserm Wirtschaftssystem.»
Das war nun Olivia zu hoch. So früh am Morgen war sie noch nicht in Stimmung zu grossen Diskussionen. Sie ist zufrieden, dass sie Olivia helfen konnte.
«Wir benötigen nur siebzehn Prozent unserer Tagesarbeit zur Beschaffung der Nahrungsmittel. Wenn wir sie Importieren, ist der Prozentsatz noch tiefer.»
«Und, wenn schon, was hat das mit der Wirtschaft zu tun?»
«Es trifft genau ins Schwarze. Uns ist es langweilig, wir wissen nicht mehr, womit wir uns beschäftigen müssen. Jahrelang war die Autoindustrie unser Motor, welcher die Wirtschaft am Leben hielt. Nun hat beinahe jeder sein Auto, zudem wird die Lebensdauer der Autos immer länger, der Absatz stagniert. Da hilft auch Werbung nichts mehr, die Menschen haben sich abgestumpft. Zudem ist inzwischen jedem klar geworden, dass ein grosses Auto kein Statussymbol mehr ist, die Probleme mit der Umwelt reduzieren den Anreiz zusätzlich.»
«Da erzählst du doch nichts Neues», wirft Olivia ein, die eigentlich noch zu wenig wach ist, um eine solche Diskussion zu führen.
«Jede Kultur nutzte die überschüssige Zeit damit, Dinge zu bauen, die keinen direkten Nutzen bringen. Als bestes Beispiel fallen mir die Pyramiden ein. Weil das Niltal so fruchtbar war, musste man nicht jeden Mann in der Landwirtschaft einsetzen. Bereits die Pharaonen wussten, dass der Mensch eine Beschäftigung braucht, sonst wird er unzufrieden. Deshalb begannen sie, die Pyramiden zu bauen. Sie mussten die Kriegsgefangenen beschäftigen und entschieden sich, Pyramiden zu bauen, wie die Geschichte zeigt, eine lohnende Investition in die Zukunft, noch heute profitieren die Menschen am Nil von den Touristen, welche die alten Bauwerke bestaunen wollen.»
«Jetzt bist du ganz übergeschnappt», entsetzt sich Olivia, «die Pyramiden wurden von den Pharaonen aus reiner Geltungssucht und aus ihrer Überzeugung, dass sie nach dem Tod ein neues Leben erwartet, gebaut. Nur deshalb versuchten sie möglichst viel mitzunehmen und liessen die Pyramiden bauen.»
«Natürlich stimmt das, doch bedenke, wenn sie neunzig bis hundert Prozent zur Nahrungsbeschaffung hätten aufwenden müssen, hätten sie die Pyramiden nie bauen können, weil ihnen die Bauarbeiter verhungert wären. Ist doch logisch – oder!»
«Ja, so gesehen hast du Recht, doch was hat das mit unserer Wirtschaft zu tun?»
«Sehr viel, zu jeder Zeit setzten die Menschen ihre überschüssigen Ressourcen für Dinge ein, die es nicht unbedingt braucht. Ein zweites Beispiel, die Dombauten im Mittelalter, hier zeigt sich auch deutlich, wie die Finanzierung geregelt wurde. Leute die nicht direkt mit dem Bau zu tun hatten, mussten durch hohe Steuern den Bau finanzieren.»
«Ja und die armen Familien sind dabei beinahe verhungert.»
«Schon, doch es hatte gereicht, die Kirchen stehen in unseren Städten, wie viele Leute dabei ihr Leben hergeben musste, das interessierte niemand. Das Leistungsprinzip spielte schon damals, nur wer arbeitet und Leistung bringt, hatte ein Recht zu überleben.»
«Das ist doch eine gewagte Theorie, die würde ich nicht herumerzählen.»
«Natürlich gilt dieses Prinzip heute nur noch bedingt, die Menschen sind sozialer geworden, wir können uns Wohltätigkeit leisten.»
«Zum Glück, mit dem Mittelalter möchte ich mich nicht beschäftigen, das war mir zu grausam. Da bin ich mit meinen Pfahlbauern besser bedient, die hatten es friedlicher.»
«Schon,