Название | Die du im Himmel bist |
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Автор произведения | Artjom Maier |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783752913156 |
Glück gehabt, dass wir nicht auf dem Baum gelandet sind, dachte Artreyu. Doch als er ein paar Schritte nach vorne machte war er von seinem Glück noch mehr überzeugt. Vor ihm lag ein 15 bis 20 Meter tiefer Abgrund, als er hinunter schaute sah er einen kleinen Bach und einen Haufen Geröll und spitzer Steine. Dort unten zu landen wäre weitaus unangenehmer als auf dem Baum. Über diese Schlucht führte ein wackeliges etwas, was Artreyu nicht unbedingt als eine Brücke bezeichnen würde. Es waren einige Seile, die einige vermoderte Bretter miteinander verbanden und zur anderen Seite führten. Artreyu zog an einem der Seile, es fühlte sich an, als ob es gleich reißen würde. Er schüttelte den Kopf und kehrte die paar Meter zur Kapsel zurück wo die anderen Crewmitglieder schon fleißig diskutierten, wo sie sich theoretisch befinden könnten.
Es wurde langsam dunkel und die Crew machte sich ein Lagerfeuer um sich etwas zu wärmen, es war zwar nicht kalt aber durch den Verlust der Muskelmasse im Weltraum war es doch nicht verkehrt sich warm zu halten. Außerdem darf man den psychischen Aspekt eines Lagerfeuers in einer Extremsituation nicht unterschätzen. Er spendet Licht, Wärme und Geborgenheit. Und hält unerwünschten Besuch wie mögliche Raubtiere auf Abstand. Den Astronauten ging es gut, Val und Bob unterhielten sich gelassen, Artreyu vertilgte die Vorräte und war so entspannt, dass er fast einschlummerte. Er war in einem Dämmerzustand, der momentan irgendwie der Umgebung entsprach. Die Sonne verschwand langsam hinter dem Horizont, die Vögel sangen leise vor sich hin, fast wie die zwei Kameraden die für Artreyu zu einem Hintergrundrauschen wurden und das Adrenalin welches durch den Absturz ausgeschüttet worden war, floss nicht mehr durch die Blutlaufbahn. Es stellte sich eine allgemeine Entspannung ein, dass alle wohlauf waren, und dass das Rettungsteam sie bald Heim bringen würde. Als Artreyu jedoch an sein leeres Haus dachte wurde ihm etwas mulmig im Bauch.
Doch im selben Moment wurde er aus seinem Halbtraum schnell herausgerissen. Er sah eine Frau schnellen Schrittes auf die wackelige Brücke hinauf laufen. Sie balancierte darauf und blieb etwa in der Mitte stehen. Die Frau schien ziemlich klein zu sein, sie hatte einen gelben Stoff um sich gewickelt, was Artreyu an ein indisches Frauengewand namens Sari erinnerte. Der Sari ist einfach ein langes Stück Stoff, welches die Frauen in Indien durch ausgefallene Wickeltechniken als Kleid tragen. Außerdem hatte die Frau noch einen gelben Sonnenschirm in der Hand, der ihr beim balancieren half. Artreyu war sich ziemlich sicher, dass er und die Crew nicht in Indien gelandet waren, deshalb wunderte er sich über den Kleidungsstil dieser Frau. Was ihn jedoch mehr beschäftigte war ihre Sicherheit und das Leuchten, welches von ihr ging.
Kapitel 2
Man musste kein Ingenieur sein, um zu wissen, dass diese Brücke reif für die Mülldeponie war. Artreyu sprang sofort auf und rannte so schnell er konnte zu der Hängebrücke.
„Halt, Vorsicht! Kommen Sie da runter!“, rief er der Fremden zu.
Seine Kameraden wurden plötzlich auch hellwach:
„Artreyu, was machst du, was ist los?“, da sahen sie aber ihren Kommandanten wie er bereits vorsichtig aber bestimmt die Hängebrücke betrat.
Artreyu lief auf die Frau zu, die offensichtlich ziemlich verwirrt, oder vielleicht sogar erschrocken, über sein Handeln war. Sie erstarrte an Ort und Stelle, senkte ihr Haupt und schaute ängstlich auf diesen komisch gekleideten Mann. Schließlich hatte dieser noch immer seinen Raumanzug an.
Artreyu versuchte mit der Frau Augenkontakt herzustellen, jedoch schien sie seinen Blick zu meiden. Was ihn aber verwunderte war, dass sie in der Mitte, etwa in der Gegend vom Solar Plexus leicht leuchtete. Sein Blick war hin und hergerissen zwischen ihren Augen, dem Leuchten, und den tiefen steinigen Abgrund unter ihm.
„Haben Sie keine Angst, ich möchte Ihnen helfen.“
Doch die Frau schien ihn nicht zu verstehen. Schließlich gelangte Artreyu zu der Stelle an der die Frau stand und streckte seine Hand nach ihr aus.
„Keine Angst, kommen Sie, wir müssen hier runter, die Brücke ist nicht sicher“, sagte er und versuchte, sie so sanft wie in dieser Situation möglich, anzulächeln. Die Frau blickte ihm nun ganz kurz in die Augen und lächelte verlegen zurück. Sie sah wirklich merkwürdig aus. Ihre Haut war ganz gelb, ihre Gesichtszüge sehr fein, genauso wie ihr Körperbau. Sie war sehr klein, und ging Artreyu grade mal bis zur Brust. Er war zwar für einen Astronauten sehr groß, jedoch kein Riese. Ihre Augen wirkten jedoch riesig und waren irgendwie gelblich, was jedoch an der Lichtquelle unter ihrer Brust liegen konnte. Artreyu konnte nicht sehen, was da leuchtete, aber die Leuchtkraft war sehr stark und ging durch den Stoff, der den Körper der Frau bedeckte, hindurch. Diese Frau war alles andere als normal und Artreyu konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Seine Hand war immer noch ausgestreckt. Und langsam, ganz langsam hob diese Frau ihm ihre entgegen. Ihre Angst löste sich auf. Doch kaum, dass sich ihre Hände berührten, hörte Artreyu seine Kameraden, die ihm panisch zuriefen, er solle sofort zurückkommen, die Brücke sei nicht sicher. Die Frau erschrak sich und zog schnell ihre Hand zurück. Artreyu lächelte sie wieder sanft an und drehte sich zu seiner Crew, die schon ebenfalls an der Hängebrücke angelangt war.
„Bleibt da! Kommt nicht näher, ich habe alles unter Kontrolle, ich hole sie gleich…“ Doch kaum als er diese Worte gesprochen hatte, fühlte er, wie ihm der Boden unter den Füßen verschwand. Ein Seil war gerissen und er und diese mysteriöse Frau verloren das Gleichgewicht und stürzten in die Tiefe. Artreyu versuchte noch mit einer Hand das Seil zu packen, und mit der anderen die grazile Hand der Frau. Das Seil verfehlte er. Die Hand der Frau hielt er jedoch fest umschlossen. Aber was würde ihm das nutzen? Die beiden stürzten in die Tiefe, Artreyu konnte nichts tun. Ein letztes Mal lächelte er der Frau zu, um ihr zumindest irgendwie den Tod erträglicher zu machen, doch die Frau lächelte unerwarteter weise zurück. Sie machte eine seltsame Handgeste und Artreyu fühlte, wie er statt auf dem Boden hart aufzuschlagen, von der Luft aufgefangen wurde. Der Aufschlag war immer noch hart, jedoch fühlte sich dieser wie ein Sturz aus zwei, drei Metern an und nicht wie von geschätzten 20, die diese Hängebrücke von den Steinen am Boden trennten. Trotz der weichen Landung schlug er mit dem Kopf auf einem der Steine auf, er konnte fühlen wie ihm das warme Blut den Nacken hinunterlief und ihm wurde schwindelig. Die Frau war unverletzt. Sie stand neben Artreyu und schaute ihn besorgt an. Artreyu starrte zurück. Was war passiert? Die mysteriöse Frau tastete nach seiner Wunde, dann schaute sie ihn wieder an und lächelte erleichtert. So als ob sie wüsste, dass es ihm gut gehen würde. Sie nahm ihn bei den Händen und senkte ihr Haupt, eine Art Abschiedsgruß, denn dann verschwand sie, ohne einen Kratzer, zwischen einem Felsspalt. Artreyu konnte nichts weiter tun als ihr hinterher zu blicken.
„Wer bist du?“, brachte er noch aus sich heraus, doch diese Worte waren zu leise gesprochen, als dass die Frau ihn hören konnte. Sie war weg. Von oben konnte Artreyu nun ganz deutlich die Crew seinen Namen rufen hören und laut vor sich hin fluchen. Er dachte jedoch nicht an seine Verletzungen, er wusste nicht einmal wie ernst er verletzt war. Der Frau ist nichts passiert, wie war das möglich. Er gab sich selbst für diesen Unfall die Schuld, wäre er nicht zu dieser Frau hingegangen, hätte die Brücke sie vermutlich gehalten und nichts von all dem wäre passiert. Doch dieses Leuchten, welches diese mysteriöse Frau ausstrahlte, hatte ihm keine Wahl gelassen als zu reagieren.
Liora, dachte er.
Er hob seinen Blick nach oben zu seinen Kameraden. Schon wieder hatte er keinen kühlen Kopf bewahrt und sich in eine gefährliche Situation gebracht, schon wieder versagt. Es wurde schwarz vor seinen Augen, er spürte seinen eigenen Pulsschlag im Ohr, er spürte sein warmes Blut, aber er