Die du im Himmel bist. Artjom Maier

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Название Die du im Himmel bist
Автор произведения Artjom Maier
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752913156



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weiß dann du!“ Plötzlich drehte sie ihren Kopf zu Artreyu, „Hattest du da oben auch diesen Traum?“

      „Im Weltraum?“

      Sie nickte.

      „Ich weiß es nicht mehr, ich glaube nicht.“

      „Es muss überwältigend sein von da oben die Erde zu sehen und den unendlichen Raum um sich herum zu wissen“, schwärmte Liora, sie schien sogar noch stärker zu leuchten als zuvor, was Artreyu immer stärker irritierte.

      „So überwältigend, dass ich fast meinen Job verloren hätte“, gab Artreyu mit einem Lächeln zurück.

      „Mach dir nichts daraus! Sowas passiert eben“, Liora strich ihm übers Haar.

      „Ich hoffe es passiert das nächste Mal nicht wieder.“

      Liora setzte sich auf, räkelte sich und gähnte. Plötzlich hatte sie einen Einfall:

      „Übernachten wir doch heute hier!“, als sie nun saß, und auf eine Antwort wartete ging von ihr weiterhin ein sanftes Leuchten aus, obwohl sie ja die Position gewechselt hatte. Artreyu suchte automatisch nach einer Lichtquelle doch tappte wieder buchstäblich im Dunkeln.

      „Artreyu?“

      „Ja?“, antwortete er zögerlich und offensichtlich aus seinen Gedanken herausgerissen.

      „Sollen wir heute hier schlafen?“, wiederholte sie die Frage Silbe für Silbe.

      „Liora?“

      „Artreyu?“

      „Du leuchtest!“

      „Was?“, gab sie mit einem verschmitzten Lächeln zurück. Ihre Körpersprache verriet dass sie sich nicht auf dieses Gespräch einlassen wollte, sie benahm sich als ob sie sich ertappt fühlte, aber es nicht zugeben mochte. Doch das Leuchten wurde sogar noch intensiver. Sie leuchtete nicht mehr, sie strahlte! Und zwar so stark, dass Artreyu auf dem Dach des Geländewagens aufsprang, und um Liora sein Hemd legte, in der Hoffnung das Strahlen irgendwie zu unterbrechen. Er konnte zwar erkennen, dass sie nicht brennt aber er wusste nicht wie er ihr anders helfen konnte. Angst und Verzweiflung stiegen in ihm auf.

      „Du strahlst etwas ab!“, stieß er aus, seine Stimme war voller Aufregung. Doch genau in diesem Moment hörte das Strahlen auf. Es war wieder dunkel. Sehr dunkel. Es herrschte nun die totale Finsternis für Artreyu, denn das grelle Licht, was um Liora strahlte, hatte ihn offensichtlich geblendet. Er konnte kaum noch etwas erkennen.

      „Was machst du da!“, Liora schob ihn weg, nahm das Hemd von ihrem Haupt und fing zu lachen an, während Artreyu versuchte sich wieder an die Dunkelheit zu gewöhnen.

      „Du hast wirklich geleuchtet, es war kein Scherz“, Artreyu wusste nicht was er sagen sollte.

      „Natürlich“, brachte Liora noch durch ihr Gelächter raus versuchte ihn zu kitzeln und beide landeten wieder in der Liegeposition auf dem Dach des SUVs. Artreyu konnte nicht anders als zu lachen, er wollte es nicht, aber was hätte er tun sollen?

      „Spinner!“, sagte Liora neckisch.

      -Spinner, mag durchaus sein-, dachte Artreyu für sich. Er fühlte sich wirklich so, wie ein Spinner. Es ging ihm gut. Aber da war was, etwas was er nicht verstehen konnte. Etwas was schon immer da war, irgendwo tief in ihm drin, jetzt aber an die Oberfläche wollte. Hat Liora wirklich geleuchtet, oder war es eine externe Lichtquelle die Artreyu wegen seiner Müdigkeit übersehen hatte. Hatte Artreyu halluziniert? Seit dem Zwischenfall aus der ISS konnte er seinem Urteilsvermögen nicht mehr bedingungslos trauen.

      Kapitel 1

       -Ein Jahr später-

      Die Sojus Kapsel fiel beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre wie ein Geschoß vom Himmel. Die kleine Kapsel, die gerade einmal Platz für drei Personen bot, war auf ihrem Rückflug voll besetzt. Als Kommandant der Sojus hatte Artreyu die Aufgabe die Crew sicher und heil zurückzubringen und so kommentierte er dabei jeden seiner Handgriffe, damit die Bodenkontrolle über alles Nötige im Bilde war. Die zwei anderen Crewmitglieder waren still und hofften, dass auch diesmal alles gut gehen würde. Schließlich ist die Sojus eines der sichersten Raumschiffe der Welt. Die Kapsel befand sich im freien Fall und die Astronauten fühlten den Druck des vielfachen ihres eigenen Gewichtes, da sie nun die Schwerkraft wiederhatte. Die Umstellung von schwerelos auf beinahe 4g war ein einmaliges Erlebnis. Jeder Handgriff fühlte sich so an, als ob die Arme mit Blei gefüllt wären. Außerdem war es der Crew durch die Rotation der Kapsel kotzübel.

      Plötzlich knallte es. Für Artreyu hörte es sich so an, als ob jemand mit einem Vorschlaghammer gegen die Schiffsverkleidung hämmern würde. Er merkte wie angespannt seine Kameraden waren und gab die entlastende Erklärung zur Bodenkontrolle:„Orbital-und Servicemodul wurden planmäßig abgesprengt.“

      Doch kaum dass sich die Anspannung mehr oder weniger gelöst hatte, fing die Kapsel extrem zu rotieren an.

      „Bodenkontrolle wir kommen vom Kurs ab!“ Artreyu versuchte gelassen zu wirken und einen kühlen Kopf zu behalten. Die anderen Crewmitglieder wirkten leicht verstört, was Artreyu jedoch nicht von seiner Aufgabe ablenkte. Seine ganze Aufmerksamkeit war nun bei der Kapsel. Er würde alles tun, um sicher zu landen.

      Was seine Konzentration jedoch etwas störte, war der Rauch den er plötzlich aus dem Augenwinkel sah.

      „Feuer!“, schrie einer der Crewmitglieder auf.

      War eine Leitung durchgebrannt? Trat irgendwo eine Flüssigkeit aus oder war die Außenhülle beschädigt? Artreyu schossen schreckliche Bilder durch den Kopf. Doch bevor er reagieren konnte schlug Bob Sher, das Crewmitglied, welches das Feuer als erstes bemerkt hatte, die kleine Flamme mit der Hand aus. Die Situation wurde nicht besser. Die Kapsel rotierte wie wild, die Crew war stark vom Kurs abgekommen und keiner an Bord wusste, was da überhaupt geschah. Als Kosmonaut war es Artreyu klar, dass jeder Flug sein letzter sein konnte. Und er war sich dessen bewusst, doch sein Job war es bis zum Schluss an einen Erfolg der Mission festzuhalten. Auch wenn die Karten plötzlich gegen ihn und seine Crew standen ließ er nicht locker. Er versuchte die Kapsel irgendwie zu stabilisieren.

      „Wir haben keinen Funk mehr“, Artreyu machte seine Arbeit und dazu gehörte auch alle auf dem Laufenden zu halten.

      „Wir werden verbrennen!“ stellte Val Thomas, das andere Crewmitglied nüchtern fest.

      „Die Hülle scheint intakt zu sein“, gab Artreyu trocken zurück. Dann drehte er sich zu Val Thomas, „wir werden es schaffen, wir müssen daran glauben!“

      Val nickte und versuchte sich ein Lächeln abzuringen, doch sein Gedankengang wurde durch eine abrupte Bremsung unterbrochen. Er dachte an den Aufprall doch das konnte nicht sein, so viel Zeit war noch nicht vergangen. Die Kapsel müsste noch einige Minuten lang unterwegs sein, bevor sie Bodenkontakt haben konnte. Val schaute zu Artreyu. Dieser lächelte, „der Fallschirm wurde ausgefahren.“

      Die Crew atmete tief durch, es war also tatsächlich möglich, dass die Männer noch den Abend erleben dürften und in einigen Stunden ihre Familien sehen würden.

      Die Rotation der Sojus hörte allmählich auf und die Kapsel wurde aus dem freien Fall auf etwa 25km/h abgebremst.

      Artreyu wusste, dass das schlimmste überstanden war. Aber es war noch nicht vorbei. Die kurze Freude über die wiedererlangte Kontrolle über die Kapsel wich seinen Verpflichtungen als Kommandant. Er checkte die Monitore, „wir haben immer noch keine Funkverbindung aber ich habe die Kontrolle über die Kapsel wiedererlangt.“ Bob Sher klopfte ihm voller Anerkennung auf die Schulter und lächelte.

      Als Artreyu aus der Kapsel ausstieg, wusste er, dass das Rettungsteam noch eine Weile brauchen würde um ihn und seine zwei Kameraden zu finden. Er wollte sich umsehen. Wo war die Kapsel gelandet? Hatte sie jemanden verletzt? Nun, die zweite seiner Fragen war schnell beantwortet. Es war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Er setzte sich. Die Schwerkraft zog seinen