Die beiden edlen Vettern. William Shakespeare

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Название Die beiden edlen Vettern
Автор произведения William Shakespeare
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754178249



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      Wenn eines Meisters Meisterstück Ihr wäret,

      Ich würd' Euch kaufen, mich vor Gram zu warnen,

      So herzzerreißend stellet Ihr ihn dar.

      Doch da Ihr mir als Weib verschwistert seid,

      Trifft Euer bittres Leid so lebhaft mich,

      Daß es von meinem Herz abprallen soll

      Auf meines Bruders Herz und es erweichen,

      Wär' es so hart als Stein. Drum seid getrost!

      THESEUS.

      Jetzt in den Tempel! Laßt andächtig uns

      Die heiligen Gebräuche dort verrichten.

      ERSTE KÖNIGIN.

      O, diese Feier! Länger wird sie dauern

      Und mehr Euch kosten, als ein Krieg für uns.

      Bedenkt, daß Euer Ruhm die Welt erfüllt.

      Was schnell Ihr thut, ist drum nicht übereilt.

      Mehr werth, als andrer langes Ueberlegen

      Ist Euer plötzlicher Entschluß, – mehr werth

      Als all ihr Handeln, Euer Ueberlegen.

      Doch wenn Ihr unverweilt zum Werke schreitet,

      Betäubt Ihr sie, wie Spiritus den Fisch,

      Eh' sie sich rühren. Edler Fürst, bedenkt,

      Wie hart gebettet unsre Kön'ge liegen!

      ZWEITE KÖNIGIN.

      Wie ruhelos auf unsrem Lager wir,

      Da unsre theuren Gatten keine haben –

      DRITTE KÖNIGIN.

      Wie's Todten doch geziemt. Wer überdrüssig

      Des Sonnenlichts, durch Strick, Dolch, Gift und Sturz

      Den eignen Tod gesucht hat und gefunden,

      Selbst dem gibt menschlich Mitleid noch ein Grab!

      ERSTE KÖNIGIN.

      Doch unsre Gatten faulen in der Sonne,

      Obgleich sie lebend gute Herrscher waren.

      THESEUS.

      Ihr redet wahr, und Trost will ich Euch bringen,

      Ein Grab den Todten geben, doch dazu

      Muß ich mit Kreon, Thebens Herrscher, kämpfen.

      ERSTE KÖNIGIN.

      Gewiß, ein solcher Kampf steht Euch bevor.

      Jetzt nimmt die Hitze ab, die Zeit ist günstig,

      Unnütze Arbeit lohnt nur eigner Schweiß.

      Jetzt wähnt er sicher sich und träumet nicht,

      Daß wir vor Euch Gewalt'gem unser Flehn,

      Von Thränen unterstützt, erschallen lassen.

      ZWEITE KÖNIGIN.

      Jetzt greift ihn an, wo er vom Siege trunken –

      DRITTE KÖNIGIN.

      Und wo sein Herr in üpp'gem Nichtsthun schwelgt.

      THESEUS.

      Artesius, du bist der rechte Mann,

      Dies Unternehmen klüglich einzuleiten,

      Die nöth'ge Zahl der Truppen zu bestimmen

      Und was zu unsrem Zwecke dienen kann

      Vorzubereiten. Dir sei's überlassen,

      Indeß wir selbst den großen Lebensact

      Vollziehen, dieses kühne Unternehmen –

      Uns zu vermählen.

      ERSTE KÖNIGIN.

      Schwestern, laßt uns gehn,

      Umsonst war unser Flehen! Dieser Aufschub

      Beraubt uns jeder Hoffnung.

      ALLE DREI.

      Lebet wohl!

      ZWEITE KÖNIGIN.

      Zur Unzeit kamen wir. Doch konnte Leid

      Sich je den besten Augenblick zur Bitte

      Frei wählen?

      THESEUS.

      Edle Frau'n, die heil'ge Handlung,

      Zu der ich schreiten will, ist wicht'ger mir

      Als jeder Krieg, und geht mich näher an

      Als alles andre, was ich je vollbracht

      Und was ich künftig noch vollbringen werde!

      ERSTE KÖNIGIN.

      Um so viel hoffnungsloser unsre Bitte!

      Wenn ihre Arme, die die Macht besitzen,

      Selbst Zeus vom Götterrathe fern zu halten,

      Im sanften Licht des Mondes Euch umschlingen,

      Ihr Purpurlippenpaar an Eurem hängt,

      Was werd't Ihr da an Kön'ge, die verwesen,

      An grambedrängte Königinnen denken?!

      Wie soll Euch kümmern, was Ihr selbst nicht fühlt,

      Wenn, was Ihr fühlt, selbst Mars bewegen könnte

      Die Trommel hinzuwerfen? Eine Nacht

      Mit ihr und jede Stunde macht für hundert

      Euch zum Gefangenen, daß Ihr alles andre

      Vergessen werdet über diesem Mahl,

      So Euch geboten wird!

      HIPPOLYTA (vor Theseus kniend).

      Obgleich ich fürchte,

      Ihr möchtet wen'ger liebeeifrig sein

      Als zornig, daß ich Euch mit Bitten plage,

      Doch mein' ich, folgt' ich nur dem eignen Wunsche

      Und suchte meine Freude nur, wo jene

      An dem, was schnelle Heilung fordert, leiden,

      So dürfte jede Frau mit Recht mich tadeln.

      Darum, o Herr, laßt meiner Bitten Kraft

      Erproben mich, ob sie Euch rühren können,

      Ob machtlos sie verhallen! Schiebt die Feier,

      Die wir begehen wollen, auf und hängt

      Um Euren Nacken, der mein Eigenthum

      Und den ich diesen armen Königinnen

      Zu Lehen jetzt will geben, Euren Schild!

      ALLE DREI.

      Ja helft, auf Euren Knieen fleht für uns!

      EMILIA.

      Wenn Ihr der Schwester rührendes Gesuch,

      Das sie so dringend an das Herz Euch legte,

      Nicht in dem gleichen Sinn und schnell erfüllt,

      So werd' ich nie Euch mehr um etwas bitten

      Und niemals einem Manne mich vermählen!

      THESEUS.

      Ich bin bewegt; steht auf! Mich selber drängt's

      Zu thun, was Ihr da knieend von mir fordert.

      Pirithous,