Bauern, Bonzen und Bomben. Ханс Фаллада

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Название Bauern, Bonzen und Bomben
Автор произведения Ханс Фаллада
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752994957



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»Den hart ich mir anders gedacht.«

      »Anders gedacht. Der ist gut so, wie er ist. Schon die beiden Kerle, die mit ihm spielen. Das muß die reine Freude sein für den Herrn Finanzrat.«

      »Wer ist denn das?«

      »Na, den in der grauen Uniform mußt du doch kennen. Den kennt doch jedes Kind. Nicht? Das ist der Hilfswachtmeister Gruen aus dem Kittchen. Mall-Gruen nennen sie ihn, weil er verrückt ist, seit ihn die Muschkoten November 18 an die Wand gestellt haben.«

      »Warum denn?«

      »Weil er sie zu sehr gezwiebelt hat, wahrscheinlich. Sie haben nach ihm Scheibenschießen gemacht, und daß er dabei leben geblieben ist, das hat er, glaub ich, selber noch nicht kapiert. – Du mußt mal aufpassen, wenn die Rechten schwarzweißrot flaggen, dann kann er an keiner Flagge vorüber. Zieht den Hut und verkündet: ›Unter dieser Fahne haben wir nicht gehungert.‹ Die Kinder laufen ihm in Scharen nach.«

      »Und so was ist Beamter?«

      »Warum nicht? Zellen wird er wohl noch auf- und zuschließen können.«

      »Und der Dritte?«

      »Das ist der Lokomotivführer Thienelt. Dienstältester Lokomotivführer im Bezirk. Hinter dem ist schon die ganze Reichsbahndirektion hergewesen, er soll Dienstuniform anziehen. Er tut es nicht. Warum wohl?«

      »Keine Ahnung. Sag schon.«

      »Na, sehr einfach. Er tut es nicht, weil er dann die Dienstmütze aufsetzen müßte.«

      »???«

      »Du bist zu doof, Wenk. Saufen kannst du gut, aber zu doof bist du doch. – Weil an der Dienstuniform ein neumodischer Adler ist und er ist noch für die altmodischen ...«

      »Und er tut's nicht?«

      »Er tut's nicht. Nun haben sie ihn auf 'ne Rangierlokomotive gesetzt, aber er denkt: meine zwei Jahre bis zur Pension halt ich's noch aus. Die Oberen lassen ihn jetzt in Ruhe, aber die Kollegen. Kollegen sind immer das Schlimmste.«

      Pause. Stuff trinkt ausgiebig.

      »Mittlerweile könnte der Kalübbe endlich mal pinkeln gehen, daß ich ihn draußen unauffällig sprechen kann.«

      »Glaubst du denn, er tut es?«

      »Wenn man es richtig anpackt, tut er es.«

      »Du riskierst was dabei.«

      »Wieso? Wenn es rauskommt, bin ich besoffen gewesen.«

      – – –

      »Du, Stuff, der Einzeljüngling am Ecktisch fixiert dich immer.«

      »Wenn's ihm Spaß macht. Nee, den kenne ich nicht. Ehemaliger Offizier taxiere ich. Reist jetzt in Ölen und technischen Fetten.«

      »Sieht ganz so aus, als möcht er mit dir reden.«

      »Vielleicht kennt er mich. – Prost! Prost!« schreit Stuff durch das ganze Lokal dem unbekannten jungen Mann zu, der das Bierglas grüßend gegen ihn erhob.

      »Kennst du ihn doch?«

      »Keine Ahnung. Der will was. Na, er wird schon kommen.«

      »Komisch eigentlich, dir so zuzuprosten.«

      »Warum komisch? Wenn ihm meine Kartoffelnase gefällt? Na, ich will erst noch mal einen Schnaps verlöten, Kalübbe sitzt ordentlich fest.«

      »Du, Stuff«, fängt Wenk wieder an. »Der Tredup hat sich heute über dich beklagt. Du läßt ihn nichts verdienen.«

      »Tredup kann mir. Mit Tredup rede ich schon vierzehn Tage nichts.«

      »Wegen der Ochsen?«

      »Wegen der Ochsen! Glaubt der Ochse, ich bringe seinen Artikel über die Ochsenpfändung, bloß damit er seine fünf Pfennig die Zeile kriegt?!«

      »Geld hat er, glaube ich, nötig.«

      »Haben wir alle. Ich will dir was sagen, Wenk, alle Leute, die zu wenig Geld haben, taugen nichts. Tredup ist scharf auf Geld wie die Katze auf Baldrian.«

      »Vielleicht schiebt er Kohldampf mit seiner Familie.«

      »Soll ich deswegen alle mit seinem blöden Bericht vor den Kopf stoßen? Bring ich was für die Bauern, dann freu dich für deinen Annoncenteil: Finanzamt, Polizei, Regierung mit ihren Bekanntmachungen, alles schnappt ab.«

      »Aber er sagt, er hat dir einen zweiten Bericht gegen die Bauern geschrieben.«

      »Und –? Soll ich gegen die Bauern sein? Nee, so ein bißchen Sympathie hat man doch noch. Säße ich sonst hier und lauerte auf den Kalübbe, der partout nicht aus den Hosen will? – Na, endlich! Wenn man den Esel nennt ... Bis nachher!«

      Und Stuff geht schwerfällig dem Kalübbe nach.

       2

      Stuff stellt sich im Pissoir an das Becken neben Kalübbe. Der stiert tiefsinnig in das rinnende Wasser. Stuff sagt: »Nabend, Kalübbe!«

      »Nabend! Ach so ja, du Stuff. Es geht so, nicht wahr?«

      »So wie immer: beschissen.«

      »Wie kann es auch anders gehen?«

      »Na so was! Klagen jetzt auch schon die Beamten?«

      »Beamter, na ja, Beamter ...«

      »Etwa nicht? Wenn mein Schabbelt was in den Kopf kriegt, macht er die Bude zu und ich sitze auf der Straße.«

      »Wer's glaubt. Wo dich die ganze Provinz kennt.«

      »Eher schon dich. Seit den Ochsen ...«

      »Entschuldige, Stuff, ich muß wieder zum Skat ...«

      »Natürlich. – Ist es wahr, daß morgen Lokaltermin ist?«

      »Möglich. – Der Thienelt und der Gruen warten.«

      »Und daß du die Täter identifizieren sollst?«

      »Ich muß jetzt zum Skat!«

      »Und daß deine Hilfe, der Thiel, ohne Kündigung auf die Straße gesetzt ist?«

      »Wenn du doch alles weißt, warum fragst du noch? Also Nabend, Stuff!«

      »Ich will dir etwas verraten, Kalübbe. Du wirst strafversetzt. Aber halt's Maul.«

      Kalübbe starrt ihn an, ohne zu reden. Das Wasser läuft und rinnt und gurgelt in dem Becken. Die beiden Männer stehen einander gegenüber.

      »Ich? Du meinst mich? Ich und strafversetzt? Dir haben sie ja ins Gehirn geschissen! Laß mich zufrieden mit deinem Quatsch. Ich habe meinen Ochsen nach Haus gebracht.«

      »Grade weil. In den Stall vom Gemeindevorsteher hättest du sie stellen sollen. Dann hätt's keinen Klamauk gegeben.«

      »Der Finanzrat sagt, ich hätt's gut gemacht.«

      »Der Finanzrat! In der Suppe rühren schon viel goldenere Löffel.«

      »Ich werde nicht strafversetzt.«

      »Doch wirst du. Höre zu, Kalübbe ...«

      Drei Mann dringen in die Schifferade. Kalübbe dreht sich zum Spiegel und fängt umständlich an, sich die Hände zu waschen. Die drei Mann begrüßen Stuff lebhaft und lärmend. Er stellt sich an ein Becken und tut sehr beschäftigt, schielt dabei nach Kalübbe. Der aber macht keine Anläufe mehr, zu gehen. Stuff grinst vor sich hin.

      Nach einer Weile ziehen die Leute ab und lassen Stuff und Kalübbe wieder allein.

      Kalübbe sagt brüsk: »Ich will dir was sagen, Stuff. Ich habe es mir überlegt: vielleicht werde ich wirklich strafversetzt. Die machen das heute so. Verantwortung haben nur wir Untern. Aber dich geht das nichts an und wenn du in deiner gottverdammten Chronik ein Wort davon schreibst ...«

      »Kein Wort. Du wirst