Название | Alexanders letzter Traum |
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Автор произведения | Heinz-Joachim Simon |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862826650 |
„Du meinst, ich schulde ihm etwas?“ fragte er unzufrieden.
„Er ist ein hartnäckiger Kämpfer. Du wirst sicher noch Gelegenheit haben, es ihm zu entgelten.“
Zum Abtragen dieser Schuld sollte es nicht kommen, aber Alexander sprach seit den Tagen von Halikarnassos immer mit Hochachtung von Memnon.
Im Morgengrauen griffen die Perser wieder an und warfen uns zur ersten Mauer zurück und steckten unsere Belagerungstürme und Katapulte in Brand. Doch Alexander raste wie ein Berserker, und gegen Nachmittag gelang es uns ein zweites Mal, die zweite Mauer zu erreichen, und doch wurden wir wieder vertrieben. So ging es einige Tage lang hin und her und unser König war die ganze Zeit unleidlich. Halikarnassos und Memnon verhielten sich einfach nicht so, wie es sich gegenüber dem Sohn eines Gottes gehörte. Vielleicht peinigte Alexander auch der Gedanke, ob er nicht doch nur das Ergebnis einer Liebesnacht zwischen Olympias und Philipp war?
Ich traf Alexander eines Nachts, als ich von einer Patrouille zurückkam, wo ich die Wachtposten kontrolliert hatte, auf der zweiten Mauer. Mit zurückgelegtem Kopf starrte er den Mond an, die Hand weit ausgestreckt, als wolle er nach ihm greifen, als wolle er das Licht auf sich konzentrieren. Kann sein, dass er in dieser Nacht zu Zeus–Amun betete und ihn daran erinnerte, dass er ihn, Alexander, nicht im Stich lassen durfte. Ich störte ihn nicht bei seiner Andacht. Aber vergeblich war sein Gebet nicht.
Am nächsten Tag war die Stadt leer. Zwar waren nicht die Einwohner verschwunden, aber Memnon und die Perser waren fort. Als wir in die Zitadelle eindrangen und die Türme bestiegen, sahen wir auf dem Meer die Segel vieler Schiffe. Memnon hatte Halikarnassos aufgegeben. Natürlich legten wir dies als Sieg aus und Alexander ließ seine Männer plündern und feiern. Aber wohl fühlten wir uns alle nicht. Wohin segelte Memnon? Wenn er nach Griechenland segelte, bestand die Gefahr, dass Griechenland abfiel. Alexander war nur Hegemon geworden, weil seine Faust den Griechen die Kehle zudrückte. Aber bald kam die Nachricht, dass Memnon nach Kos gesegelt war und dort auf Befehle des Großkönigs wartete.
Im Kriegsrat herrschte bei uns allgemeine Ratlosigkeit.
„Warum nutzt er nicht seine Möglichkeiten? Leonnatos, du kennst ihn am besten und hast ihn mir als klugen Kopf geschildert“, fragte Alexander unzufrieden.
„Vielleicht will der Großkönig nicht einem Griechen den Ruhm zuteil werden lassen, Griechenland erobert zu haben“, mutmaßte ich.
„Dareios wird doch seinen eigenen Feldherrn nicht behindern!“ wehrte Alexander verärget ab. „Dieser Memnon ist mir wie ein Dorn in der Ferse.“
Wie wir später erfuhren, war meine Vermutung so falsch nicht.
Nicht die vierhundert Schiffe des Memnon beunruhigten Alexander, sondern die offene Rechnung in Halikarnassos. Es dauerte noch eine Weile, ehe wir endlich die Stadt verlassen konnten, denn er hatte erst einmal genug damit zu tun, die Region zu ordnen. Er setzte eine abgehalfterte Königin in Halikarnassos wieder in ihre Rechte ein, die ihn darauf flugs adoptierte, so dass über die wahren Herrschaftsverhältnisse keine Missverständnisse aufkommen konnten. Mit Freiheit und Volksherrschaft hatte das jedenfalls nicht viel zu tun. Aber darüber sollten sich die Athener das Maul zerreißen, uns Makedonen regte es nicht groß auf. Als endlich der Abzug bevorstand, teilte Alexander das Heer. Parmenion sollte die anatolische Hochebene besetzen, während wir entlang der Küste durch Karien, Lykien und Kilikien weitermarschieren würden, um die Küstenregion unter Kontrolle zu bekommen. Wir würden dadurch Memnon mit seiner Flotte vom Festland absperren. Von den Scharmützeln will ich nicht berichten, denn die waren so langweilig wie siegreich, jedoch von einem Wunder, das Kallisthenes als Gotteswunder bejubelt hat.
Wir marschierten einen Küstenstreifen direkt am Meer entlang, der eigentlich als unpassierbar galt, da normalerweise Westwind herrschte, der das Wasser bis an die Steilküste drückte. Als wir erschienen, drehte der Wind und das Meer ging zurück. Ein kräftiger Nordwind legte vor uns einen Streifen Strand frei, den wir als Straße benutzen konnten. Sicher ein erfreulicher Zufall, doch Alexander gab an, dass ihm Amun zu Hilfe gekommen sei und unsere braven Makedonen schluckten dies und fingen nun langsam auch an daran zu glauben, dass er der Sohn eines Gottes war. Nachdem wir Aspendos erreicht hatten, wollten wir uns dem Landesinneren zuwenden, um uns mit Parmenion wieder zu vereinigen. Wir hatten die Nachricht bekommen, dass der Großkönig das größte Heer zusammenzog, das die Welt bis dahin gesehen hatte. Nun ja, wir wissen doch, wie die Orientalen übertreiben.
„Es wurde auch Zeit, dass er seinen Hintern vom Thron bewegt!“ war Alexanders Kommentar dazu. Dies sagte er nach einem anderen wundersamen Ereignis, das unter uns Gefährten lange Zeit für Gesprächsstoff sorgte.
Ich hatte in dieser Nacht zusammen mit Attalos Dienst vor Alexanders Gemächern in Aspendos und wir hatten uns die Zeit damit vertrieben, indem wir dem Würfelspiel huldigten und mein Freund verlor ein gutes thessalisches Pferd, das seitdem Phokis als Leibtier dient. Als es Zeit war, den König zu wecken, ging ich in sein Schlafgemach. Als ich an sein Lager treten wollte, sah ich auf seinem Kopf einen Vogel. Die Schwalbe sah mich mit geneigtem Kopf an und schien keine Angst vor mir zu haben. Sie schilpte, flog jedoch nicht davon. Alexander erwachte und sah erstaunt hoch und ich deutete auf sein Haupt. Nun bemerkte er, dass sich ein Vogel auf seinem Kopf einnisten wollte und fuhr sich durchs Haar. Die Schwalbe flog kurz auf und setzte sich wieder auf seinen Kopf.
„Was für ein mutiger kleiner Kerl“, staunte der König.
„Muss irgendetwas zu bedeuten haben.“
„Geh und hol den Priester.“
Ich verließ das Schlafgemach. Attalos sah mich fragend an und ich sagte ihm, was los war, und wir liefen zu Aristander und erzählten ihm die seltsame Geschichte. Er trommelte Wahrsager, die Gefährten und sogar Kallisthenes zusammen und wir gingen zu Alexanders Schlafgemach zurück. Und tatsächlich, noch immer lag Alexander auf seinem Lager und hatte die Hand ausgestreckt, und auf seinem Arm lief die Schwalbe auf und ab und schilpte dabei. Obwohl sich der Raum nun mit Männern füllte, ließ sich der Vogel nicht stören und konzentrierte sich allein auf Alexander.
„Aristander, was hat das zu bedeuten?“ flüsterte Alexander.
„Hm, die Schwalbe ist ein geselliges Tier. Sie lebt bei den Menschen.“
„Aber so ein geselliges Tier habe ich noch nicht erlebt.“
„Es ist eine Botschaft!“ drängte sich Kallisthenes vor. Sein eingefallenes Gesicht mit der Pergamenthaut nickte eifrig.
„Schön. Aber was für eine?“ fragte Alexander seufzend.
Er mochte Kallisthenes nicht besonders. Aber dieser war ein Neffe des Aristoteles, seines geliebten Lehrers, und er hatte sich den Kerl aufschwatzen lassen, damit er den Griechen von dem Feldzug berichtete und bisher hatte er seine Sache auf zu Alexanders Zufriedenheit erledigt. Ich fand seine Berichte ein wenig schmalzig. Ich wusste, was Kallisthenes nicht wusste, dass Alexander dem Eumenes jeden Abend sein Tagebuch diktierte, um die Ereignisse aus seiner Sicht festzuhalten.
„Ich glaube, er will dich warnen“, sagte Kallisthenes.
„Wovor?“
Kallisthenes zuckte mit den Achseln.
„Ich werde sofort den Göttern opfern und die Leber lesen“, beeilte sich Aristander zu versichern. So ganz wohl fühlten sie sich nun alle nicht.
„Vielleicht will er dich im Auftrag der Göttervor dem Großkönig warnen“, mutmaßte Philotas, der sich auch ins Schlafgemach gedrängt hatte. „Vielleicht sollten wir doch auf seine Verhandlungsangebote eingehen. Wenn er wirklich ein so großes Heer zusammenzieht, warnen dich die Götter zu Recht.“
„Du redest wie dein