Название | Clone Designer - 2984 |
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Автор произведения | Till Symon |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783752908718 |
»Du machst mir mehr Probleme als ich schon habe.«
»Wo ist deine Tochter?«
»Egal, was passiert, das werde ich erst verraten, wenn mein Backup vernichtet ist. Wer verfügt jetzt über die Braincloner?«
»Immer noch das Elite Komitee. An dein Backup wird Castello vielleicht rankommen, aber nicht an die Braincloner. Diese Hürde will er gerade nehmen und der größte Widerstand kommt aus den eigenen Reihen.«
»Castello würde mich beliebig reanimieren können. Was ist mit Code5?«
»Immer noch auf dem Index. Backups dürfen nicht dupliziert werden. Wo und wann war dein letzter Backup, Mel?«
»Ich war auf der Iseris in einer Bot Kolonie, namens Positive Concept. Kurz vor meinem Unfall hat Castello mich zu einem außergewöhnlichen Backup geschickt.« Mels Stimme wurde flehend. »Du musst ihm zuvorkommen und mein Backup vernichten. Dann kann ich mich selbst zerstören und der Teufelskreis ist durchbrochen.«
Clark und Mel waren vor der Schleuse angekommen. Sie standen für einen Moment da und schwiegen. Clark versuchte, sich in die Lage von Mel zu versetzen. Diese lange grausame Einsamkeit, als eine Art Querschnittsgelähmter, dessen Sinne auf Hören, Sehen und Sprechen beschränkt waren. Mels Stimme wurde leise, zitterte. »Du musst jetzt verschwinden. Ich muss hier bleiben ... und bitte ... lass mir den Bot da.« Clark schluckte. »Ich weiß, du hast Angst. Aber Castello würde ihn sofort identifizieren. Er ist offiziell auf mich registriert. Er schadet dir nur. – Daisy, Normalstart vorbereiten.«
Clark betrat die Schleuse. Für einen Moment schaute er noch Mel in die Kameraaugen. »Clark, bitte hilf mir ... es ist unerträglich.« Das Schleusentor fuhr herunter und Clarks Schiff startete. Mel konnte es durch eine Scheibe als einen immer kleiner werdenden leuchtenden Punkt sehen, bis er ganz erlosch und für ihn wieder die totale Einsamkeit entflammte.
Iseris
Auch Clark schaute noch einmal unruhig zurück. Es dauerte nur ein paar Sekunden, und als von dem Koloss der Conestar 64 in der Dunkelheit des Weltalls nichts mehr zu sehen war, geriet Clark ins grübeln. Hätte er Mel nicht doch besser mitnehmen sollen? Bis Castello bemerkte, dass Mel weg war, hätte er einen erheblichen Vorsprung aufbauen können. Doch er kannte Mel zu gut und wusste, dass ein Sturkopf wie er nicht davon abzubringen wäre, seinen Entschluss zu ändern. Vielleicht war es sogar der richtige. Clark wartete bis zum verlassen der Identifikationszone bis er das Ziel angab.
»Daisy, unser Ziel ist die Iseris. Bot Kolonie Positive Konzept.«
»Negativ, die Kolonie Positiv Konzept gibt es nicht mehr. Die Iseris ist ein Format für Agrarwirtschaft und Wellness der Allsa-Gruppe.«
»Sie haben also schon angefangen, alle Spuren zu beseitigen und bauen den Formaten zum Wellnesspark um?«
»Negativ. Das Terraforming war bereits vor 140 Jahren mit einer Ecopoesis zur Agrarwirtschaft und Wellness angelegt. Die Botkolonie wurde nur vorübergehend genutzt, als die Ecopoesis noch nicht abgeschlossen war.«
»Dann haben die schon viel länger vorausgeplant als angenommen. Was befindet sich jetzt an der Stelle, wo früher die Kolonie war?«
»Ein Badesee.«
»Wie tief?«
»Er ist mit 10 Metern an der tiefsten Stelle angegeben. Ich messe aber 100 Meter.«
»Dann werde ich wohl auf Tauchstation gehen müssen.«
»Negativ. Wenn du in den Badesee eintauchst, wirst du sofort verhaftet und dein Schiff konfisziert. Es ist ein geschützter Bereich.«
»Das weiß ich auch. Ich dachte mehr an eine persönliche Freizeitgestaltung.«
Clark grinste. Immer wenn es für Allsa heikel wurde, verstand man es exzellent, kritische Zonen zu kaschieren. Damals war es für ihn das ganz normale Business gewesen. Doch jetzt hatte er das Bild von seinem hilflosen, gedemütigten Freund Mel vor Augen. Die Positive Concept in einem Badesee versenkt. Wellness. Dieser Zynismus passte zu Castello. Der Ort, an dem Mels grausames Schicksal begann, wird nun ausgerechnet von einem Wohlfühlparadies geschützt.
Als Clark aus seinem Dämmerschlaf erwachte, füllte die Iseris bereits die gesamte Frontscheibe. Es waren solche Momente, wo jeder ein hohes Maß an Ehrfurcht und Respekt verspürte über das, was der Mensch alles erschaffen hat. Formaten, diese künstlich angelegten Planeten, sind die größten Baustellen im Universum und wohl auch sein größtes Faszinosum. Ein Prozess, der drei bis vierhundert Jahre bis zur Formation braucht und noch einmal weitere hundert Jahre, bis eine stabile Atmosphäre herrscht, um dann langsam mit der Bewirtschaftung zu beginnen. Auch die Iseris war so eine planetarische Rohmasse. Aus der Ferne wirkte sie wie ein Wüstenplanet mit Masern. Diese Ecospots waren riesige Feuchtgebiete und über den ganzen Formaten verteilt, die mit Plankton und Bakterienkulturen jenen Prozess auslösten, der die Atmosphäre produzierte. Die Ecopoesis.
Clarks Ziel war an der Nordkappe platziert und von einem dünnen Wolkenband verhüllt. Er war beeindruckt, als er es durchstieß. Vor ihm erstreckte sich ein gigantisches Erholungsgebiet, mit wunderschönen Parks und einer farbenprächtigen Botanik. Nichts wirkte hier gedrungen. Die Hotel- und Veranstaltungsanlagen waren locker und unscheinbar verteilt. Das Herz bildete ein malerischer See in leuchtendem Türkis von 10 Kilometern Durchmesser. Am südlichen Ende lag die Rampe für die Raumschiffe und die Empfangshalle. Nie wäre es Clark in den Sinn gekommen, an einer solchen Massenveranstaltung teilzunehmen. Und es waren Massen, die im ständig pendelndem Verkehr an- und abreisten. Rund eine Millionen Menschen konnte das Gebiet aufnehmen, aber sie verloren sich in dem enormen Platzangebot. Das gesamte Wellnessgelände war eingezäunt. Umliegend befanden sich einige Siedlungen mit Service- und Produktionsanlagen für die Agrarwirtschaft.
Wie bei allen Formaten war Wasser das größte Problem. 95% der Iseris bestanden noch aus Wüste. Soweit es die Erschließung des Formaten zuließ, wurden riesige Felder angelegt. In den Wüstengebieten war die Luft noch so dünn, dass sich ein Mensch dort nicht lange aufhalten könnte. In tausend Jahren wäre die Ecopoesis so weit fortgeschritten, dass 30% des Formaten nutzbar wären, sollte die Atmosphäre nicht plötzlich kippen, wie bei anderen Formaten, die dann als Leichen durch das Weltall schwirrten. Im Extremfall blieben dann nur wenige Wochen, um einen ganzen Formaten zu evakuieren. Aber die Iseris schien gut zu gedeihen. Um die dunkel-grünen Ecospots bildeten sich immer breiter werdende hellgrüne Halos. Ein Zeichen, dass sich die Ecopoesis ausdehnte. Eine überfreundliche Stimme meldete sich per Intercom. »Guten Tag. Wir möchten Clark auf Rampe 11 begrüßen.«
Natürlich war man immer bemüht, hochtechnische Anlagen unauffällig in das Landschaftsbild einzufügen. Doch was man hier auf dem riesigen An- und Abfluggelände kreiert hatte, war an Kitsch durch nichts zu überbieten. Das Servicepersonal flog mit großen, bunten Flügeln wie Schmetterlinge durch die Gegend und die Versorgungsfahrzeuge wirkten wie überdimensionales Kinderspielzeug. »Daisy, wir bleiben immer auf Intercom. Scan die Leute hier, vielleicht findest du etwas besonderes. Ich nehme den Bot mit.«
Clark war gelandet und verließ sein Schiff. Während er über die Rampe in Richtung Empfangshalle lief, säumte eine Schar junger Frauen und Männer seinen Weg. Alle von makellosem Antlitz, als wären sie aus einem alten Wachsfigurenkabinett entlaufen. »Clark, wir freuen uns, dass du hier bist. Clark, wir lieben dich«, riefen sie euphorisch und applaudierten. Dazu bunte Lichteffekte, eine dramatische Musik wie aus dem Opening eines alten Filmklassikers und es rieselten unaufhaltsam zarte Blüten vom Himmel. Clark fand diesen Zirkus nur peinlich. In der Empfangshalle angekommen, hörte er nur wenige Meter vor dem Rezeptionstresen