Название | Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen |
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Автор произведения | Ludwig Bechstein |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742749215 |
Brüder, daß dieser Dampf Satan selbst war, den nun
der Herr von diesem Insellande vertrieben. Und betrat
das Ufer freudig und predigte Jesum Christum. Er zerstörte
den Tempel Fosetes und baute an seiner Stätte
die erste Kirche. Als Wilibrord eines der Tiere
schlachtete, welche um Fosetes Tempel weideten und
für heilig und unverletzbar galten, glaubten die Bewohner,
er werde alsbald sterben, da dies aber nicht
geschah, so ließen sie sich taufen. Selbst die Seeräuber
in späterer Zeit achteten dieses Land also heilig,
daß sie nie etwas davon hinwegführten, ja den frommen
Einsiedlern, die dort wohnten, reichten sie sogar
einen Teil ihrer Beute. So ist auch bis auf den heuti-
gen Tag alldort ein tiefer heiliger Brunnen, darinnen,
dem Meeresstrande so nahe, doch süßes Wasser
quillt. Daraus sind die heidnischen Bewohner des
Landes getauft worden.
169. Der Jungfernstuhl und der Mönch auf
Helgoland
Da die eilftausend Jungfrauen unter Anführung der
heiligen Ursula aus Albion gen Köln zogen, kamen
sie auf ihrer Meerfahrt auch nach dem grünen Helgoland
und landeten allda, aber die Einwohner verfolgten
einige an das Land Gekommene, daß sie nicht
wußten, wie sich retten, da eilten sie an den Strand
und sprangen auf das Wasser, darin gingen sie nicht
unter, sondern es hob sich ein Fels unter ihren Füßen,
auf dem sie ruhten, bis ihr Schiff herankam und sie
einnahm. Dieser Fels hat davon den Namen Jungfernstuhl
erhalten. Um ihn her wurden noch lange Jahre
die Fußtapfen der Jungfrauen tief in den Boden eingedrückt
ersehen. Aber zur Strafe verwünschten die
Jungfrauen alles auf der Insel, außer die Menschen.
Da verwandelte sich alles Geräte in Stein. Ein Prediger
hat davon lange ein Endchen Wachslicht in Verwahrung
behalten, das ganz zu Stein geworden.
Als hernachmals Helgoland dennoch christlich geworden
war, hielten seine Bewohner fest am alten
Glauben. Da sendete der König einen Mönch, welcher
Luthers Lehre angenommen hatte, dorthin, diese
Lehre dort zu predigen, aber die Einwohner stürzten
ihn von einem Felsen herab in das Meer. Da wuchs
ein steinern Gebilde aus der Tiefe, ganz wie ein
Mönch gestaltet, und auf der Klippe ging der Geist
des Bekehrers um und predigte mit einer Donnerstimme,
so lange, bis sich die Leute dennoch zur neuen
Lehre bekehrten, dann hatte der Geist Ruhe, aber der
steinerne Mönch blieb als ein sonderbares Wahrzeichen
stehen.
170. Mannigfual
In der Nordsee, erzählen die nordfriesischen Seefahrer,
steuert ein Riesenschiff. Sein Umfang ist untümlich
groß, die Masten sind höher als alle Kirchtürme,
die Taue sind so dick wie große Tannen. In der Takellage
sind Öffnungen, dahinein die Matrosen zum öftern
gehen, der Einkehr halber, um eine Stärkung zu
sich zu nehmen, denn wer als junger Matrose da hinaufklettert,
der kommt erst in hohen Jahren mit grauem
Haar und Bart wieder herunter. Der Kapitän reist
zu Pferde auf dem Verdeck herum, um seine Befehle
zu erteilen, und ist froh, wenn er in einem Tage herumkommt.
Dieses wundersame Schiff heißt der
Mannigfual. Insgeheim hält es seinen Kurs nur im
hohen Norden, im tiefsten Fahrwasser, denn sonst
könnte es in der Landnähe bald aufsitzen. Einstmals
wurde das Schiff dennoch südwärts getrieben, es befand
sich im Atlantischen Ozean und kam in den
Kanal zwischen Dover und Calais. Da war ihm das
Fahrwasser zu schmal, es füllte beinahe den Kanal
ganz aus, da hätten die Franzosen auf trocknem
Boden über das Schiff weg nach England spazierengehen
können. Da fiel dem Kapitän ein guter Gedanke
ein, er ließ die Backbordseite, nach Dover zu, ganz
mit weißer Seife bestreichen, das glückte, jetzt wisch-
te der Mannigfual glücklich durch die Meerenge und
kam in die Nordsee. Aber die abgescheuerte Seife und
der Schaum, den es gab, verliehen den Felsen der britischen
Küste bei Dover ihre weiße Farbe bis auf den
heutigen Tag.
Einst geriet der Mannigfual in die Ostsee, Gott
weiß wie. Da war das Wasser gar zu seicht. Die
Schiffsleute warfen ihren Ballast, Schlacken und
Asche über Bord, um das Schiff flott zu machen. Daraus
ist die Insel Bornholm entstanden, und aus dem
Unrat der Kabuse das dabeiliegende Inselchen Christiansoe.
171. Der Geldsot
In Süddithmarschen bei Marne rinnt eine helle Quelle
über die Marsch hin, die blinkt wie Silber. Nahe
dabei hat ein Dorf gestanden, das verheerte erst der
Moskowiterkrieg, nachher kam die Seuche, und da
starb es ganz aus bis auf einen einzigen Mann, das
war der Hirte, und der erbte nun all das Geld und Gut,
das die Verstorbenen hatten zurücklassen müssen,
doch half es ihm auch weiter nichts, denn er verließ
den Ort nicht. Er hatte aber seine Lust daran, alles zusammenzutragen,
und versenkte dann alles hinab in
den Quellbrunnen, und dann starb er und hinterließ
keine Erben. Es mochte es aber im Vorbeireisen doch
jemand gesehen haben, was der Hirte getan, denn die
Sache kam unter die Leute, und der Brunnen wurde
der Geldsot geheißen. Wenn einer mit einem Stocke
in den Quell hineinstieß, klang es hohl, und man
konnte bisweilen in der Tiefe den kleinen grauen
Mann sehen, wie er, einen schwarzen Hut auf dem
Kopf und ein brennendes Licht in der Hand, nachsieht,
ob der Schatz noch ganz vorhanden ist. Wollte
einer versuchen und hinabgreifen, so war der Hirte