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Schloß Louvers, das in den See hineingebaut

       stand.

       Da nun Kaiser Albrecht von allen diesen Dingen

       die Kunde vernahm, geriet er in großen Zorn, nahm

       gleich ein Kriegsheer, die Schweizer zu züchtigen.

       Aber auf diesem Zuge, da er durch den Aargau ritt

       und gen Brugg wollte, wurde er von seinem eigenen

       Neffen, Johann, Herzog von Schwaben, ohnweit Königsfelden

       meuchlings erschlagen. Darum behielten

       die Schweizer Frieden und ihre Freiheit bis auf den

       heutigen Tag. Das ist die Sage von der Schweizer

       Bündnis und der Tat des Tell, welch letztere nur wie

       eine einzelne Alpenrose in den Kranz der Geschichte

       sich einflocht. Es ist bekannt, daß die Sage vom

       glückhaften Pfeilschuß auch in Dänemark sich findet,

       und nicht unmöglich ist, daß die frühern Einwanderer

       aus dem Norden sie schon mitgebracht und sie sich

       dann verjüngt hat. Ja, die drei ersten Gründer des

       Bundes der Schwyzer, Unterwaldner und derer von

       Uri – denen sich dann Zürich, Luzern, Zug, Glarus,

       Freiburg und Solothurn anschlossen, denen endlich

       Schaffhausen und Appenzell folgten – galten und gelten

       dem Landvolke als drei Telle, die in einer Felskluft

       verzaubert schlafen, wie Kaiser Friedrich im

       Kyffhäuser und Kaiser Karl im Untersberge. Sollte

       das Schweizer Vaterland in Not kommen, so werden

       die drei Telle aus ihrer Gruft hervorgehen und es aufs

       neue befreien. Den Weg zu ihrer Höhle weiß keiner,

       nur zufällig kam einst ein Hirte, der einer verlaufenen

       Ziege suchend nachging, an eine Höhle, da fand er die

       drei Männer, und der eine Tell richtete sich vom

       Schlummer auf und fragte: Welch Zeit ist's auf der

       Welt? – Hochmittag! antwortete der Hirte. – So ist's

       noch nicht an der Zeit! sprach der Tell und legte sich

       wieder zum Schlummer hin. Keiner hat nachher die

       Höhle wiedergefunden.

       7. Luzerner Hörner und Mordnacht

       Da die Schweizer aufstanden und zu Felde zogen

       gegen ihre Unterdrücker, gebrauchten sie allerlei

       Kriegsinstrumente. So hatten die von Uri einen Mann,

       den hießen sie den Stier von Uri, der blies ein mächtig

       Urhorn, das mit Silber beschlagen war; und wenn

       man einen Keil ins Mundstück schlug, konnte man

       auch daraus trefflich trinken. Die Luzerner brauchten

       eherne Hörner, wie die alten Römer gebraucht, die

       hießen sie Harschhörner, und die hatte ihnen König

       Karl verliehen, als sie mit ihm in der Roncevaller

       Schlacht gestritten, wo Held Roland fiel.

       Zur Zeit, als die Schweiz sich erhob, gab es in Luzern

       eine Partei, die war noch gut österreichisch gesinnt,

       die erkannten sich an den roten Ärmeln, die sie

       an ihren Wämsern trugen. Die versammelten sich

       unter dem großen Schwibbogen an der Ecke der

       Schneiderzunftstube und verabredeten, daß sie um

       Mitternacht alle Eidgenössischen überfallen und morden

       wollten. Ein Bettelbube vernahm's, ward aber

       entdeckt und mit dem Tode bedreut, wenn er nicht

       schweige; mußte deshalb einen Eid schwören, niemand

       den Anschlag anzusagen. Der Knab' ging auf

       die Metzgerzunftstube, da zechten noch viele Gesellen,

       und der Knabe legte sich auf die Ofenbank und

       seufzte:

       O Ofen, o Ofen, was muß ich dir klagen,

       Wel ich's beim Ced sonst niemand darf sagen.

       Die Landsknecht wollen, wenn's Zwölfe wird schlagen,

       Alles morden und alles erschlagen.

       Da horchten die Zecher hoch auf, und lief alsbald

       einer aufs Rathaus, ein anderer zum Glöckner, daß er

       nicht Zwölfe anschlage, ein dritter und vierter und

       fünfter zu den Zünften, und kamen den Rotmänteln

       zuvor. Hernachmals ist das Bild des Knaben auf der

       Metzgerzunftstube hinter dem Ofen gemalt lange Zeit

       zu sehen gewesen.

       8. Die Herren von Hohensax

       Zwischen dem Altmann-Berge, dem Nachbar des

       Hohen Säntis, und dem Rheintale liegt die alte

       Stammburg der Freiherren von Hohensax. Deren einer

       hieß Hans Philipp, war ein ritterlicher Kriegsheld und

       zog ins Niederland, für dessen Freiheit er mitfocht,

       war ein Protestant und gerade in Frankreich, als die

       Ketzerverfolgung begann. Mit Mühe entrann er der

       Pariser Bluthochzeit. Dieser Freiherr von Hohensax

       hielt die alten Lieder gar wert, welche die Minnesänger

       in der Schweiz und in Schwaben gedichtet und gesungen

       hatten, und besaß von ihnen jenes hochwerte

       Buch, das ein Stolz der deutschen Poesie, jetzt aber in

       den Händen der Franzosen ist, die es vordessen aus

       Deutschland entführt haben und nimmermehr wieder

       herausgeben, weil man es ihnen nicht wieder genommen

       hat, da es rechte Zeit dazu war. Gar wert hielt der

       Freiherr das alte Liederbuch, da geschah es, daß ihn,

       manche sagen um des Glaubens willen, sein Neffe Ulrich

       Georg von Hohensax erschlug, das geschah im

       Jahre 1559. Darauf kam das Buch mit dem unverwelklichen

       altdeutschen Liederschatz in die Hände und in

       die Liberei des Kurfürsten von der Pfalz gen Heidelberg,

       von wo es durch die Franzosen weggeschleppt

       wurde. Wunderbares aber begab sich mit dem Leich-

       nam des Ermordeten; dieser verwesete nicht, als er in

       der Kirche zu Sennewald beigesetzt war, das dünkete

       die Umwohner ein absonderliches Zeichen, und meinten,

       obgleich der Verstorbene stetig ein Protestant gewesen,

       er müsse etwa doch ein heiliger Mann gewesen

       sein. Verschafften sich heimlich von ihm erst

       einen Finger, dann deren mehr, endlich wurde der

       ganze Leichnam hinweggeführt, gerade wie sein alter

       Liederschatz, nur mit dem Unterschied, daß die Sennenwalder

       Klage erhoben um den Leichnam des Hohensaxers