Название | Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang |
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Автор произведения | Johann Gottfried Herder |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 4064066398903 |
7 Aufz. 2. Auftr. 2.
8 Auftr. 3.
9 Auftr. 3.
10 Dritte Scene.
11 Theatre des Grecs, Tom. 2. p. 89.
12 Laok. p. 3. 4. 31. 32.
13 p. 33–49.
14 p. 33. 34.
15 p. 3. 52. 34.
16 p. 41–49.
17 p. 42.
18 p. 32.
19 p. 49.
20 Sophokl. Philokt. Akt. 4. Scen. I.
21 Litt. Br. Th. 5. Br. 82–84.
22 Laok. p. 33.
23 Laok. p. 43.
24 p. 33.
VI.
Der große Winkelmann hat uns die schöne Griechische Natur so Meisterhaft gezeiget, daß wohl keiner, als ein Unwissender und Fühlloser, es leugnen wird, »ihr Hauptgesetz in der bildenden Kunst sey Schönheit gewesen.« Deß ohngeachtet dünkt mich noch die erste Quelle mit einigen ihrer Adern unentdeckt: warum die Griechen in Bildung des Schönen so hoch gekommen, um allen Völkern der Erde hierinn den Preis abzulaufen? Herr Leßing giebt auch ein Supplement1 dazu, da er uns den Griechen, im Gegensatz mit dem Kunstgeschmack unserer Zeit, als einen Künstler zeiget, der der Kunst nur enge Grenzen gesetzt, und sie blos auf die Nachahmung schöner Körper eingeschränket: »sein Künstler schilderte nichts, als das Schöne.«
Nichts, als das Schöne? Nun ja! mein Leser, ich habe die weisen Erinnerungen und Einschränkungen gelesen, die man wider diesen Leßingschen Satz sehr gelehrt aufgeworfen; allein man muß L. erst verstehen, ehe man ihn widerlegt. Will er sagen, daß die Griechen nichts Häßliches gebildet? Ich glaube nicht, und wünsche an einem andern Orte2 die Worte weg: »die Griechen haben nie eine Furie gebildet.« Denn gienge sein Satz so weit: so hätte Hr. Klotz noch in jedem seiner künftigen Schriftchen Gelegenheit, ein Beispiel anzubringen, daß die Alten auch Furien, Medusen u.s.w. gebildet hätten – etwas, was wohl jeder weiß, der etwa ein Museum durchlaufen.
Oder hätten die Alten das Gesetz gehabt, häßliche Figuren auch schön zu bilden, weil was gebildet werde, schön seyn müsse? Ich weiß, daß man ihn auch so verstanden, und alsdenn die liebe Meduse statt Alles angeführt; allein auch dieß ist nicht die Verbindung des Sinnes.
Ich verstehe ihn so: es sei bei den Griechen kein herrschender, kein Hauptgeschmack gewesen, das erste beste zu schildern und zu bilden, um blos durch die Nachahmung Werth zu erhalten, blos durch Aehnlichkeit sich als Künstler zu zeigen: sondern hier habe ihr Geschmack das Schöne zum Hauptgegenstande gemacht, um nicht blos mit leidigen Geschicklichkeiten zu pralen. Und in diesem Verstande bleiben folgende Bestimmungen ja von selbst eingeschlossen.
Um von einem herrschenden Geschmacke zu urtheilen, nehme man nicht jede einzelne Beispiele: denn die Pausons, Pyreicus und andre Rhyparographen, so lange sie nicht Schulen ziehen, und diese mit andern, mit den Schilderern der Schönheit noch nicht um den Vorzug streiten dörfen, hindern nichts.
Um von einem herrschenden Geschmacke zu urtheilen, muß man die Worte eines Gesetzgebers,3 eines Politischen Philosophen, nicht als Beweis des Gangbaren annehmen: denn sie sagen, was da seyn sollte, nicht was da ist.
Die besten Zeugen eines herrschenden Geschmacks sind die öffentlichen Kunstwerke, die Anordnungen der Obrigkeit: und da Hr. Leßing auch vorzüglich auf diese gesehen, so lehrt man ihn ja nichts neues, wenn man sich vernehmen läßt:4 »Der griechische Künstler schilderte nichts, als das Schöne –« »Entgegengesetzte Zeugnisse der Schriftsteller und Beispiele der Künstler bestimmen mich, dieser Beobachtung engere Grenzen zu setzen, und sie bloß auf öffentliche Denkmäler einzuschränken.« Ich denke, daß das Hrn. L.erste Quelle gewesen, und er sucht ja vielleicht Anordnungen, wo selbst keine sind.5
Um von einem herrschenden Geschmacke zu urtheilen, nehme man ferner nicht Tempelwerke, wo Religion die Hauptabsicht gewesen, oder der Geschmack der Religion nicht geändert werden konnte. Hr. L. macht sich diese Einschränkung selbst,6 und sie ists, die seinen Satz so mildert, daß, ich gestehe es, er freilich durch ihn so viel oder so wenig bedeuten kann, als er will.
Um endlich vom herrschenden Geschmacke zu urtheilen, nehme man freilich nicht alle Zeiten gleich, sondern die, da der Geschmack schon ausgebildet, da er durch keine Kakozelio verdorben erscheint: im ersten Fall ist noch kein Gesetz gegeben, im zweiten ists eine Zeitlang unter die Bank gebracht; deßwegen aber noch immer Landesgesetz. – Und nach diesen Bestimmungen kann L. allerdings vest setzen: »daß bei den Alten die Schönheit das höchste Gesetz der bildenden Künste gewesen.«
Allein bei welchen Alten? seit wenn? wie lange? welche Unter- welche Nebengesetze? Und woher ists bei den Griechen so vorzüglich, vor allen Nationen, höchstes Gesetz geworden? Andre wichtige Fragen, wo bei der letzten mir W. selbst kaum ein Gnüge thut.
Hr. L. kommt auf zwo Situationen, die hierin einschlagen: »daß bei den Alten auch die Künste bürgerlichen Gesetzen unterworfen gewesen, und was die bildenden Künste auf den Charakter einer Nation wirken können.«7, Allein, über beides konnte er sich nur im Vorbeigehen erklären. Es muß aus Gründen hergeleitet werden können: wie bei den Griechen Gesetze über die Kunst nicht blos, wie weit es Hr. L. nimmt, erlaubt; sondern nöthig gewesen – wie bei ihnen Kunst und Poesie und Musik weit mehr zum Wesentlichen des Staats gehöret habe, als jetzt – wie der Staat also nicht ohne sie, als seine damaligen Triebfedern, und sie nicht ohne Staat haben seyn können – wie also die Wirkung der Nation auf die Kunst, und der Kunst auf die Nation nicht blos Physisch und Psychologisch, sondern