Название | Endlos verbunden |
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Автор произведения | Gabriela Meyer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991078678 |
Die eingegangene Nachricht ist jedoch von einer vom Handy nicht identifizierten Nummer und als ich reingehe, steht da: „Du hast dich nicht von mir verabschiedet!!! Ich denke, dafür schuldest du mir einen Kuss!!!“ Jetzt weiß ich wenigstens, wofür sich Sabrina vorhin entschuldigt hat, denn mir ist natürlich sofort klar, dass Alex hinter dieser Nachricht steckt. Sie muss ihm meine Nummer gegeben haben. Ich weiß noch gut von früher, wie hartnäckig er sein konnte, und rolle, Sabrina gleichzeitig vergebend, mit den Augen, als ich ihm zurückschreibe: „Und ich denke, dass ich niemandem irgendetwas schuldig bin zurzeit.“ Und nach dem Absenden kann ich es nicht sein lassen und schicke extra noch ein: „Wer bist du denn überhaupt, Fremder?“ hinterher. Dann lege ich das Handy endgültig aus der Hand, erhebe mich aus der Wanne und wickle mich in mein flauschiges Badetuch. Das Handy vibriert bereits wieder, aber ich lasse es absichtlich liegen und schminke mich erst mal in aller Ruhe ab, während ich den Rotwein dazu austrinke und grad so laut wie falsch mit der Musik mitsinge. Ich öle meinen Körper großzügig ein, danach ziehe ich mir ein kuschliges Wohlfühlensemble an und mache es mir, mit einem zweiten Glas Wein, auf der Couch bequem. Ein Blick aufs Handy zeigt, dass drei neue Nachrichten warten.
Die erste ist von Sam, dem DRAUFGÄNGER. Er will wissen, ob er Thor später noch abholen dürfe. Er möchte ihn morgen Früh gerne zu einer Wanderung in die Berge mitnehmen. Die beiden mögen sich und es ist nicht das erste Mal, dass Sam darum bittet. Und jedes Mal, wenn ich ein paar Tage weg muss, darf ich ihm meinen geliebten vierbeinigen Freund ebenfalls anvertrauen. Gut, dass er sich meldet! Ich hätte ihn ja eh noch informieren sollen wegen Sonntag. Das hatte ich beinahe vergessen. Ich schreibe ihm zurück, dass Thor sich sicher freuen wird, und schlage ihm vor, ihn gleich bis Mittwochabend bei sich zu behalten. Erzähle ihm vom Meeting und dass ich ein paar Tage wegmuss. Die beiden anderen Nachrichten kommen von Alex. Die erste lautet: „Ich denke, dass du haargenau weißt, wer ich bin.“ Und in der zweiten steht: „Und außerdem gedenke ich, die ausstehende Schuld noch heute Abend einzutreiben!!!“
Was glaubt der Kerl eigentlich, wer er ist! Ich bin doch kein Teenager mehr und lasse mich einfach so zu einem Kuss nötigen! Also schreibe ich umgehend zurück: „Wenn du dich hier blicken lässt, hetze ich dir Thor auf den Hals!!! Das meine ich völlig ernst!“ Noch ehe ich einen Schluck Wein trinken kann, vibriert das Handy erneut und er schreibt: «Wer ist Thor? Wie gefährlich ist der Kerl und womit kann man ihn am besten bestechen?» Ich grinse ungewollt und herzklopfend vor mich hin. Humorvoll war er ja schon immer. Von Sam kommt ebenfalls eine weitere Nachricht. Er schlägt seinerseits vor, Thor gleich bis Donnerstag bei sich zu behalten und ihn dann zu unserem üblichen abendlichen Date heimzubringen. Ich willige ein und danke ihm schon mal. Eine nächste Nachricht von Alex ist ebenfalls eingegangen und da heißt es: „Ignorierst du mich etwa absichtlich, Wildkatze? Ich bin jetzt unterwegs und habe Wurst dabei, falls Thor, wie ich vermute, dein Schoßhündchen ist!“
Jetzt geht er aber zu weit und HALLO?!! Echt?! Thor ein Schoßhündchen!? (Nicht, dass er es nicht auch schon versucht hätte, aber er ist definitiv zu groß dafür!) Ich tippe umgehend zurück: „Thor ist alles andere als ein Schosshund und zudem gut abgerichtet!! Aber er hatte bereits Abendessen, also steck dir deine Wurst sonst wohin und geh wieder heim, falls du tatsächlich unterwegs bist!“ Ich bin mir ziemlich sicher, dass Alex sowieso bloß blufft und sich einen Spaß erlaubt, das würde zu ihm passen. Ich kraule grad Thor hinter den Ohren und erzähle ihm, dass Sam ihn nachher abholen wird und dass Frauchen ein paar Tage weg muss. Und als es auch gleich kurz darauf bereits klingelt, sage ich: „Siehst du, da ist Sam ja schon.“ Wir machen uns beide auf den Weg zur Tür, wobei Thor bereits aufgeregt mit dem Schwanz wedelt und vorfreudig jault. Ich bin überzeugt, dass er viel von dem versteht, was ich ihm sage, und beim Namen Sam spitzt er eh immer freudig die Ohren.
Als ich die Haustüre öffne, steht jedoch Alex vor mir. Ich bin überrascht und vorübergehend sprachlos. Thor schaut mit schräg gehaltenem Kopf prüfend zwischen Alex und mir hin und her. Schätzt ab, ob Gefahr in Verzug ist, wie jedes Mal, wenn er jemandem begegnet, den er noch nicht kennt. Da ich jedoch keine Angstgefühle ausstrahle, unterlässt er ein Knurren. „Der Schuldeneintreiber ist da!“, sagt Alex gut gelaunt und locker lächelnd. Und danach zu Thor gerichtet, während er sich gleichzeitig in die Hocke auf dessen Augenhöhe begibt: „Und du musst Thor sein.“ Er hält ihm seine Hand hin, damit dieser ihn beschnuppern kann, und fährt fort: „Du bist aber ein hübscher und gut gebauter Kerl, magst du zufälligerweise Wurst?“
Während ich noch verwirrt darüber nachdenke, was ich von Alex überraschendem Auftauchen halten soll und vor allem, was ich ihm jetzt sagen soll, fährt Sams Wagen ebenfalls in die Einfahrt. Thor, der das Geräusch dieses Motors genauestens kennt, beginnt wild mit dem Schwanz zu wedeln und tänzelt unruhig vor sich hin, während er leise winselt. Er schaut mich an und wartet auf die Erlaubnis, zu Sam hinlaufen zu dürfen. Also sage ich zu ihm: „Ist in Ordnung, du kannst ihn begrüßen.“ Und schon zischt er wie ein Blitz los, bellt sein Willkommensgeheul in den Nachthimmel und springt Sam, der gerade aus seinem Wagen steigt, freudig jaulend an.
Alex schaut mich fragend an und sagt: „Ich wusste nicht, dass du vergeben bist. Sabrina sagte, du seist Single! Ich wollte dir keine Probleme bereiten, Wildkatze.“ Da er tatsächlich ein bisschen betreten dreinschaut und ich zudem so ein wahrheitsliebender Mensch bin, antworte ich: „Es wird keine Probleme geben. Sam ist nur hier, um Thor abzuholen. Und er ist EIN Freund, nicht MEIN Freund!“ Als Sam und Thor an der Tür ankommen, stelle ich die Männer einander vor. Alex ist sogar noch ein bisschen größer als Sam und sie begutachten sich gegenseitig kritisch, aber ziemlich auf Augenhöhe, während sie sich die Hände schütteln. Ich bitte nun beide rein, weil ich Sam noch ein paar Utensilien für Thor mitgeben will, die in der Küche bereitstehen. Während Alex sich interessiert im Haus umsieht, verschwinde ich mit Sam kurz in der Küche.
„Läuft da was zwischen euch beiden, Süße?“, fragt Sam mich und schaut mich mit einem gewollt beiläufigen Blick an. Der soll wohl bloß oberflächliches Interesse vortäuschen, aber ich fühle, dass da mehr ist. „Seit wann bin ich dir denn darüber Rechenschaft schuldig?“, frage ich amüsiert zurück. Er grinst etwas verlegen und meint: „Ach komm, ich frag rein aus freundschaftlichem Interesse.“ Jetzt lache ich und erwidere: „Jaja, schon klar.“ Ich rolle mit den Augen und fahre fort: „Da läuft nichts, er ist bloß ein alter Bekannter von mir, das ist alles.“ „War übrigens ein toller Abend gestern, ist immer schön, die Zeit mit dir zu verbringen“, meint Sam vom Thema ablenkend und ich antworte: „Ja, hat echt Spaß gemacht, du hast wirklich verrückte Ideen!“ Und wir grinsen uns an bei den Erinnerungen an unsere letzte, überaus heiße Nacht im Zimmer eines nicht ganz jugendfreien Etablissements. Ich drücke ihm den Sack mit den Utensilien in die Hand, küsse ihn auf die Wange und bedanke mich nochmal, dass er die nächste Woche für Thor sorgen wird. Dann kehren wir zurück ins Wohnzimmer, wo Alex sich inzwischen gemütlich auf dem Sofa niedergelassen hat und frecherweise an meinem Rotweinglas nippt.
Sam verabschiedet sich erst mit einem Handschlag von Alex und sagt dann zu mir gewandt: „Also, bis nächsten Donnerstag, Alea. Ich freue mich schon, du wirst begeistert sein. Ich hab was Nettes für uns geplant.“ Er zwinkert mir zu und küsst mich nochmal auf die Wange, während ich ihm zulächle. Dann gehe ich in die Knie, kraule Thor zum Abschied und wünsche den beiden eine gute Zeit und zu Sam hochschauend sage ich: „Toll, ich liebe deine Überraschungen. Dann bis Donnerstag, ich freue mich.“
Kaum