Forschungsreise ins innere Universum. A H Almaas

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Название Forschungsreise ins innere Universum
Автор произведения A H Almaas
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783867811507



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der Erfahrung, wo wir uns selbst als Bewußtheit erkennen. Diese Bewußtheit ist sich nicht nur ihrer eigenen Präsenz bewußt, sondern sie besitzt auch die Fähigkeit, zu unterscheiden und zu erkennen. Die Tatsache, daß meine Erfahrung auftaucht, weist darauf hin, daß es in diesem Bewußtsein Differenzierung gibt. Mit anderen Worten, es gibt Erfahrung, weil es ein Bewußtsein von verschiedenen Elementen gibt, die meine Erfahrung bilden, und diese Elemente verändern sich. Sonst gäbe es keine Erfahrung.

      Druck fühlt sich anders als Hitze an, Hitze fühlt sich anders als Traurigkeit, Traurigkeit anders als Ärger, Ärger anders als Schmerz und Schmerz fühlt sich anders als Entspannung an usw. Auch wenn ich alle Namen und Etiketten von den Elementen meiner Erfahrung entferne, auch wenn ich mein ganzes Wissen aus der Vergangenheit beiseite lasse, wird meine Erfahrung doch differenziert bleiben. Nicht nur differenziert, sondern auch unterscheidendes Erkennen. Mit anderen Worten, diese Bewußtheit, die meine Präsenz ist, ist in der Lage, die differenzierten Qualitäten zu erkennen.

      Unsere Bewußtheit erkennt also, daß eine Qualität anders als eine andere ist – das ist Differenzierung –, und sie kann auch das Ureigene jeder Qualität erkennen, unabhängig vom Vergleichen einer Qualität mit einer anderen – das ist unterscheidendes Erkennen (discrimination). Wenn man Kraft oder Mitgefühl empfindet, braucht man sie nicht miteinander zu vergleichen, um sie zu kennen. Man kann die Stärke-Essenz einfach kennen, indem man sie erfährt. Man erkennt, wie stark und heiß sie von sich aus ist. Wenn Sie die Mitgefühl-Essenz erfahren, erfahren Sie unmittelbar ihre Sanftheit und ihre Wärme. Wenn Sie Stärke fühlen, läßt Ihre Intelligenz Sie auf eine Weise handeln, wie Sie nicht handeln würden, wenn Sie Mitgefühl empfinden. Auch wenn die Funktion Ihres Verstand aussetzen würde und das ganze gewöhnliche Wissen damit nicht zur Verfügung stünde, würden Sie doch weiter dazu neigen, Ihren Körper auf eine starke, expansive Weise zu bewegen, laut zu sprechen und sich selbst zu behaupten – alles Merkmale der Stärke-Essenz. Das bedeutet, daß unsere Intelligenz die Fähigkeit besitzt, eine bestimmte Qualität von sich aus zu unterscheiden und zu erkennen, nicht nur zu differenzieren. All diese Funktionen sind da, bevor der Verstand beginnt, Dinge zu benennen.

      Erfahrung umfaßt gewöhnlich verschiedene Arten psychischer Aktivitäten, die in der Erfahrung alle gleichzeitig vorhanden sind und auf verschiedenen Ebenen funktionieren. Da ist Bewußtsein, dann gibt es Differenzierung, dann gibt es Unterscheidungsfähigkeit oder unterscheidendes Erkennen, und dann kommt das Bezeichnen. Das geschieht alles zur selben Zeit, aber steht bei einem beinahe gleichzeitigen kettenartigen Auftreten wechselseitig miteinander in Beziehung.

      Sobald das Bezeichnen beginnt, kommt gewöhnliches Wissen ins Spiel. Der Vorgang des Bezeichnens stellt die Verbindung her, die Information aus der Vergangenheit – gewöhnliches Wissen – mit dem assoziiert, was jetzt in der Erfahrung vorgeht, das heißt mit Grundwissen. Wenn man erkennt, daß zu dem Bewußtsein ein unterscheidendes Erkennen gehört, das von der Fähigkeit, zu unterscheiden, nicht zu trennen ist und vor dem Bezeichnen auftritt, erkennt man Grundwissen, das der Grund und die Basis aller Erfahrung ist. Aus Grundwissen stammt jede Art Wissen, Erfahrung, Einsicht und Handeln.

      Inquiry als Wissen in Aktion

      Wir haben gesehen, daß die Inquiry begrenzt bleiben wird, solange sie als ein Mittel zum Erreichen persönlicher Ziele verstanden wird, die wir auf der Basis unseres gewöhnlichen Wissens übernehmen, denn unsere persönlichen Ziele beruhen auf dem, was wir schon zu wissen glauben, auf unserem schon erworbenen Wissen. Da unsere Ziele auf diesem Wissen beruhen, ist es unvermeidlich, daß unsere Inquiry, wenn wir glauben, daß ihr Sinn und Zweck im Erreichen dieser Ziele liegt, eng und begrenzt ist.

      Eine umfassendere und offenere Inquiry erschließt uns ein unterscheidendes Wissen, das nicht von gewöhnlichem Wissen und seinen Sichtweisen gebunden ist, sondern das einfach gewahr wird, wann immer eine bestimmte Sichtweise wirksam ist. Je offener die Inquiry wird, um so mehr ist man in der Lage zu sehen, wie gewöhnliches Wissen eine dünne Schicht erzeugt, durch die man immer in das schaut, was man gerade erfährt. Durch Inquiry erschließt man diese Erkenntnis, dieses Grundwissen, und es beginnt, zugänglich zu sein. Wenn man den Schleier gewöhnlichen Wissens auflöst oder beiseite schiebt, fängt man an, direkt, unmittelbar und intim hinzuschauen, und die Erfahrung ist jetzt auf reinere Weise Grundwissen. Beobachter und Beobachtetes lösen sich auf. Zu dieser Bewegung, die eine Transformation von Bewußtheit ist, kommt es durch Verstehen.

      Dieses Verstehen oder diese Transformation ist aber nicht nur eine Bewegung von gewöhnlichem Wissen zu Grundwissen. Die Veränderung kann die Entfaltung in der Reinheit des Grundwissens selbst sein. Das gilt besonders auf der dritten Reise, auf der es keinen Filter durch gewöhnliches Wissen gibt. Erfahrung ist direkte, unmittelbare und reine Präsenz, die sich mit differenzierten Qualitäten manifestiert. Die Präsenz erscheint als differenzierte Qualitäten und Formen, die erkannt und unterschieden werden, wenn sie auftauchen. Wenn die Qualität oder Form auftritt, kennt das Bewußtsein sie. Wenn zum Beispiel die Stärke-Essenz erscheint, empfindet das Bewußtsein die Hitze und die Stärke, ohne darüber nachdenken zu müssen. Auch wenn ein Gedanke auftaucht, ist der Gedanke nicht von der Präsenz getrennt. Er ist nur ein kurzes Aufleuchten, ein Pulsschlag in der Präsenz.

      Grundwissen besitzt die Fähigkeit, sich in Teile zu trennen und anzufangen, sich selbst als ein Teil (wie den Kopf) zu erfahren, der einen anderen Teil (wie das Knie) betrachtet – als ob das erfahrende Bewußtsein in einem Teil und nicht in anderen lokalisiert wäre. Grundwissen tut das, indem es einen Teil von sich durch ein Stück gewöhnlichen Wissens entfaltet, wie zum Beispiel als ein Bild eines Selbst in einem getrennten Körper. Und dieses Wissen oder Bild wird zu einem Schleier, durch den es schaut. Dieser Schleier läßt es eine Dualität sehen, wo keine ist. In ähnlicher Weise hat Grundwissen die Fähigkeit, sich zu befreien, indem es intelligent darin wird, durch diese Einschränkungen hindurch zu schauen, indem es mehr von seinen Möglichkeiten erkennt.

      Die optimierende Kraft des Seins ist eine dem Grundwissen eigene dynamische Intelligenz, die, wenn man sie sich selbst ohne Einmischung überläßt, dazu tendieren wird, im eigenen Wissen mehr Leuchten zu erzeugen. Die optimierende Kraft ist also eine Bewegung auf mehr Leuchten in Grundwissen hin, und Inquiry ist ein Ausdruck dieser Bewegung, dieses intelligenten Dynamismus’. Wenn Grundwissen sich vom Einfluß gewöhnlichen Wissens befreit, wird es leuchtender und beginnt, sich selbst unmittelbarer und intimer zu erfahren. In diesem Prozeß wird es auch dahin gelangen, sich als Präsenz, als Seiendheit (beingness) zu wissen, zu kennen.

      Wenn Inquiry offen und unbegrenzt ist, erschließt sie das Wissen, das in Erfahrung immer verfügbar ist. Wissen steht überall um uns herum jederzeit zur Verfügung, in Hülle und Fülle. Wenn wir uns erlauben, offen dafür zu sein, wird dieses Wissen immer mehr Wissen manifestieren, mehr Qualitäten, die wir neues Wissen nennen können. Ganz neue Dimensionen sind Teil dieses neuen Wissens. Wir sind ein totaler Reichtum an Wissen.

      Inquiry selbst ist Wissen in Aktion; sie benutzt gewöhnliches Wissen in Verbindung mit unserer natürlichen Intelligenz, um Grundwissen zu erschließen. Sie wird vom Wissen informiert, ist offen für Wissen und lädt mehr Wissen ein. Wissen in Aktion ist sowohl Inquiry als auch Verstehen, und das ist auch die Entfaltung des Seins. Wir können sagen, daß Verstehen Grundwissen von der starren Prägung durch gewöhnliches Wissen befreit, es dafür frei macht, sich seiner eigenen Prägung entsprechend zu entfalten, die wir als inhärente unterscheidende Weisheit erfahren.

      Kurz gesagt: Gewöhnliches Wissen wird durch Gedanken transportiert, während Grundwissen von Wahrnehmung getragen wird. Gewöhnliches Wissen kann man nicht von Gedanken trennen, und Grundwissen nicht von Wahrnehmung. Inquiry ist die Aktivität der optimierenden Kraft des intelligenten Dynamismus des Seins, die Grundwissen erschließt, indem sie es von dem lähmenden Einfluß gewöhnlichen Wissens befreit. Wenn Grundwissen von dem Filter des gewöhnlichen Wissens befreit ist, zeigt es sich als die unterscheidende Bewußtheit des Seins, als die Weisheit der Unterscheidungsfähigkeit, des unterscheidenden Erkennens. Mit anderen Worten, wir erkennen, daß diese inhärente Unterscheidung die Quelle von Unterscheidung in Grundwissen und daher in gewöhnlichem Wissen ist.

      Grundwissen überbrückt die Distanz zwischen der Weisheit der unterscheidenden Erkenntnis – eines der fundamentalen Charakteristika