Häuser des Jahres 2021. Udo Wachtveitl

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Название Häuser des Jahres 2021
Автор произведения Udo Wachtveitl
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783766725639



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hatte von Anfang an genaue Vorstellungen von ihrem Haus, gleichzeitig aber auch Vertrauen, was ein großartiges Miteinander-Planen und -Bauen ermöglichte“, erinnert sich Steffen Bathke.

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      Münsing bezeichnet sich selbst gern als Künstlerkolonie, die Gemeinde liegt landschaftlich reizvoll am Starnberger See und ist reich an Baudenkmälern. Das neue Haus am äußeren Ortsrands von Wimpasing passt.

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      Längsschnitt

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      Querschnitt

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      Grundriss Erdgeschoss

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      Grundriss Obergeschoss

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      Material: Außenwand & Fassade: Holzbau mit Holzschalung | Dach: Holzkonstruktion mit Ziegeldeckung | Fenster: Holz | Sonnenschutz & Sichtschutz: Textil | Türen, Tore & Beschläge: Holz | Treppen & Lifte: Holz | Bodenbeläge & Designböden: Massivholzdielen | Heizen & Lüften: Wärmepumpe | Gebäudetechnik: Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung

      Maßstab

      M 1:400

      1Eingang

      2Wohnen

      3Kochen, Essen

      4Technik

      5Schlafen

      6Bad

      7Carport

      „Das Haus am Bach ist ein im besten Sinne einfaches Haus, bei dem nur das Nötigste gebaut wurde – aber das in einer hohen handwerklichen Detailqualität.“

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      Lutz Geisel, Steffen Bathke

      Bathke Geisel Architekten, München

      www.bathke-geisel.de

      Anzahl der Bewohner:

      4

      Wohnfläche (m2):

      173

      Grundstücksgröße (m2):

      1.136

      Standort: Münsing

      Zusätzliche Nutzfläche (m2): 23

      Bauweise: Holzbau

      Fertigstellung: 04/2020

      Architekturfotografie:

      Stefan Müller-Naumann, München

      www.architektur-fotografmuenchen.de

      Lageplan

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      Freundliche Festung

      Anerkennungen

      von Wespi de Meuron Romeo Architekten BSA

      in Klingnau (CH)

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      Auf beinahe quadratischem Grundriss steht das kleine Haus robust und sicher am Hang. Der Blick fällt gerahmt ins Tal, innen zeichnet das durch die vorgelagerte Betonschicht fallende Licht malerische Sonnenflecken.

      Klingnau liegt im unteren Aaretal im Schweizer Kanton Aargau, rund vier Kilometer südlich der Grenze zu Deutschland. Das historische Städtchen thront auf einem Schotterhügel und bietet Blick ins untere Aaretal, auf den Stausee, in den Schwarzwald und bei guten Sichtverhältnissen bis in die Berner Alpen. Die Klingnauer Weine dokumentieren auch kulinarisch die guten klimatischen Verhältnisse. Die architekturbegeisterte Bauherrschaft, die hier 729 Quadratmeter Grund bebauen wollte, hatte klare Vorstellungen, wie ihr Haus ausschauen sollte und entschied sich nach intensiver digitaler wie analoger Suche für das Büro wespi de meuron romeo architekten bsa aus dem mehr als 200 Kilometer entfernten Caviano im Tessin, an der schweizerisch-italienischen Grenze. Berühmt ist das Büro für „freundliche Festungen, die auf einzigartige Weise mit der Natur verschmelzen“, wie Kollegen beschreiben. Und auch im letzten Jahr überzeugten Markus Wespi, Jérôme de Meuron und Luca Romeo unsere Jury mit einem Haus in Ascona, für das sie eine Anerkennung erhielten. Die Bauherren überzeugte, „dass wir viel mit den Materialien Bruchstein, Glas und Beton arbeiten, die Liebe zum Detail in unseren Bauten und dass wir jeweils wenig in die Natur eingreifen“, erinnert sich Jérôme de Meuron. Ihren Prinzipien blieben die Architekten auch bei diesem Haus treu: Der Aushub beschränkt sich lediglich auf eine Geschosshöhe, die bestehende Topografie wurde kaum verändert, das Haus steht tatsächlich wie eine kleine, Geborgenheit stiftende Festung im Hang über der steil abfallenden Felswand.

      Die 111 Quadratmeter Wohnfläche verteilen sich ökonomisch auf zwei Ebenen mit annähernd quadratischen Grundrissen. Auch die Außenhülle kommt ohne Einschnitte oder Vorsprünge aus. Leicht nach Südwesten verdreht öffnet sich das Haus auf beiden Geschossen vollverglast zur Aussicht auf den historischen Dorfkern. Gelenkt und gerahmt werden die Blicke durch kleine und große, quadratische und beinahe quadratische Öffnungen, teils als Fenster, teils als Einschnitt ausgebildet. Der grob gewaschene Betonfilter dient als Sonnenschutz und zeichnet im Inneren malerische Reflektionen auf die hellen, naturgrau verputzten Wände. Als zweite, auf Abstand gerückte Schicht entstehen zudem Großzügigkeit und Tiefe. Die nordseitigen Fassaden hingegen sind weitgehend geschlossen und garantieren die gute Energiebilanz.

      Erschlossen wird das Haus im Obergeschoss, der Weg vom Parkplatz an der östlichen Grundstücksgrenze führt durch den Garten, vorbei an einer alten Eiche, an grünen und gepflasterten oder bekiesten Plätzen. Bereits von der breiten, verglasten Eingangszone fällt der Blick ins Tal. Ein Block, zentral platziert, nimmt die Garderobe sowie einen Sanitärraum auf, er gibt der Treppe Halt und der Sitzbank für den Esstisch. Die Küchenzeile steht mittig, drum herum wird komfortabel gewohnt. Das Erdgeschoss ist den Privaträumen vorbehalten.

      Urteil der Jury

      von Udo Wachtveitl

      Meisterschaft zeigt sich an der sicheren Hand vor allem dort, wo man sich nicht mehr auf Überkommenes, auf Notwendigkeiten gar, berufen kann. Wer wacker allen Regeln folgt und allgemein Bewährtes zu seinen Leitplanken macht, der wird nie ganz fehlen; zur Meisterschaft aber bedarf es zusätzlich des unfehlbaren Instinkts auch dort, wo auf die Frage „Warum?“ nur noch geantwortet werden kann: „Weil’s gut so ist! Siehst du es nicht?“

      Zur Anschauung mag hier die südwestlich vorgelagerte, nach Lage und Ausrichtung als Schokoladenseite zu betrachtende Filterfassade aus Waschbeton des Hauses in Klingnau dienen. Freilich lassen sich auch für deren Gestaltung einige übliche Verdächtige als gute Gründe anführen. Sie organisiert den Blick nach draußen, macht aus einer platten Draufsicht vielfältig inszenierte Dioramen, sorgt für maßvolle Beschattung und ein Gefühl von Schutz und Geborgenheit. Ihre Trutzburganmutung ist provokante Antithese zu den feinen Innenräumen und der sie begrenzenden leichten Vollverglasung, intendierter Pflanzenbewuchs erobert schon teilweise das Zwischenreich und erweitert die von innen nach außen gestaffelten Raumqualitäten abermals … all