Zuhause. Kristof Magnusson

Читать онлайн.
Название Zuhause
Автор произведения Kristof Magnusson
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783888978326



Скачать книгу

wie immer, der Laugavegur.

      Da die Bürgersteige schon in der Nichtweihnachtszeit zu schmal für die vielen Einkaufswilligen waren, wurden die Weihnachtsbäume kurzerhand über den Schaufenstern an die Häuserwände genagelt, aus denen sie wie Geschwüre herauszuwachsen schienen. Da ich in Hamburg-Veddel wohnte und Fußgängerzonen sowie Supermärkte mied, war es mir gelungen, durch den November zu kommen, ohne daran erinnert zu werden, dass Weihnachten immer näher rückte. Den Beginn der Adventszeit hatte ich genauso verdrängt wie die Tatsache, dass ich dieses Weihnachten wohl ohne Milan feiern musste.

      Die Bäume hier waren mit Lichterketten umwickelt und zitterten über den Köpfen der Menschen im Sturm wie erleuchtete Damoklesschwerter. Wenn sogar die sich bis Weihnachten hier halten konnten, konnte ich das erst recht. Mir war klar geworden, wo ich Weihnachten feiern würde: hier. Feiern! Feiern, und nicht an Milan denken. Milan, der seit drei Jahren mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen und der erste nach dem Aufwachen gewesen war. Ab jetzt würde ich so lange nicht mehr an ihn denken, bis ich ihn vergessen hatte.

      Wenig später standen wir im kaffi gógó und erlebten einen dieser Abende. Maggi Frímannsson wartete auf seine kleine Freundin und überredete mich, Kaffeeschnäpse zu trinken, deren oberste Lage man anzünden musste. Er fand das weihnachtlich. In der anderen Ecke des Raums entdeckte ich eine Frau, die in ihrem hochgeschlossenen schwarzen Kleid an der ebenfalls schwarzen Wand fast verschwand, wäre nicht ihr blasser Kopf gewesen, der vor der Wand zu schweben schien. Es war die Schweizerin, die ich gestern um diese Zeit noch für eine Performancekünstlerin gehalten hatte. Auch sie sah mich und kam herüber. Schon auf dem Weg holte sie eine Art Werbepostkarte aus ihrer Tasche, die sie mir hinhielt, sobald wir uns begrüßt hatten. Darauf war ein Tortendiagramm, das eine Vierphasentheorie des Liebeskummers darstellte. Die vier Tortenstücke, aus denen sich der Liebeskummer zusammensetzte, hießen: Schmerz, Zorn, Reue und Vorbei. Darunter stand: »es ist keine schande schwach zu sein, es ist keine schande verletzt zu sein, es ist keine schande verlassen zu sein, es ist keine schande traurig zu sein, es ist keine schande wütend zu sein, es ist keine schande verwirrt zu sein, es ist keine schande kompliziert zu sein, es ist keine schande romantisch zu sein, es ist keine schande unproduktiv zu sein, es ist keine schande reich zu sein, es ist keine schande großzügig zu sein, es ist keine schande nett zu sein …« Ich drehte die Karte um: »Schreiben Sie uns. Wir verwahren Ihre Erinnerungen für Sie, sicher und diskret. Gesellschaft der Liebeskranken, Graue Gasse, Zürich.«

      »Was soll ich damit?«

      »Erinnerungen müssen weg. Es hilft. Ich weiß es«, sagte die Schweizerin.

      »Ich bin nicht der Typ, der sich viel erinnert. Ich bin eher der Typ, der vergisst.«

      »Man kann nicht vergessen, nur verdrängen«, sagte sie, doch ich erklärte ihr, dass ich es vergessen nannte und dass es bis jetzt immer geholfen hatte. Dann wieder Kaffeeschnäpse. Maggi Frímannssons Freundin kam nicht. Kaffeeschnäpse. Irgendwann wurde uns das Anzünden lästig, und wir stiegen auf Bier um.

      Dann waren wir plötzlich woanders. In einer hellen, unpersönlichen Wohnung mit einer riesigen Küche aus Aluminium. Menschen küssten sich, Matilda saß auf einem weißen Sofa, ich umarmte eine große schlanke Vase und wiegte mich im Takt der Musik. Dann war da ein dünner, faltiger Mann in einem Anzug namens Hjálmar. Oder ein dünner Mann in einem faltigen Anzug namens Hilmar. Auf jeden Fall hatte er eine Cognacflasche, in deren Nähe ich mich länger aufhielt. Dann legte ich meine Wange an den Aluminiumkühlschrank. Ich hatte beschlossen, ein bisschen in dieser Aluminiumwelt zu ruhen, und schloss die Augen. So musste es wohl aussehen, das Nichts, im modernen Zuhause: Kühles Aluminium – das Nichts, vor dem ich stand, an das ich meine Wange lehnte, das Nichts, an dem ich langsam abwärts glitt.

TEIL ZWEI

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAQAASABIAAD/4QEQRXhpZgAATU0AKgAAAAgACAEGAAMAAAABAAIAAAESAAMA AAABAAEAAAEaAAUAAAABAAAAbgEbAAUAAAABAAAAdgEoAAMAAAABAAIAAAExAAIAAAAgAAAAfgEy AAIAAAAUAAAAnodpAAQAAAABAAAAsgAAAAAAAABIAAAAAQAAAEgAAAABQWRvYmUgUGhvdG9zaG9w IENTNS4xIE1hY2ludG9zaAAyMDEyOjEwOjIzIDE0OjMwOjM3AAAFkAAABwAAAAQwMjIxkAQAAgAA ABQAAAD0oAEAAwAAAAEAAQAAoAIABAAAAAEAAAdfoAMABAAAAAEAAAu4AAAAADIwMDU6MDQ6MjIg MTU6MDg6MzIA/+EMumh0dHA6Ly9ucy5hZG9iZS5jb20veGFwLzEuMC8APD94cGFja2V0IGJlZ2lu PSLvu78iIGlkPSJXNU0wTXBDZWhpSHpyZVN6TlRjemtjOWQiPz4gPHg6eG1wbWV0YSB4bWxuczp4 PSJhZG9iZTpuczptZXRhLyIgeDp4bXB0az0iWE1QIENvcmUgNS40LjAiPiA8cmRmOlJERiB4bWxu czpyZGY9Imh0dHA6Ly93d3cudzMub3JnLzE5OTkvMDIvMjItcmRmLXN5bnRheC1ucyMiPiA8cmRm OkRlc2NyaXB0aW9uIHJkZjphYm91dD0iIiB4bWxuczp4bXBNTT0iaHR0cDovL25zLmFkb2JlLmNv bS94YXAvMS4wL21tLyIgeG1sbnM6c3RFdnQ9Imh0dHA6Ly9ucy5hZG9iZS5jb20veGFwLzEuMC9z VHlwZS9SZXNvdXJjZUV2ZW50IyIgeG1sbnM6cGhvdG9zaG9wPSJodHRwOi8vbnMuYWRvYmUuY29t L3Bob3Rvc2hvcC8xLjAvIiB4bWxuczp4bXA9Imh0dHA6Ly9ucy5hZG9iZS5jb20veGFwLzEuMC8i IHhtbG5zOmRjPSJodHRwOi8vcHVybC5vcmcvZGMvZWxlbWVudHMvMS4xLyIgeG1wTU06SW5zdGFu Y2VJRD0ieG1wLmlpZDowODgwMTE3NDA3MjA2ODExOTdBNThGMEQ0MUVCRDEzNSIgeG1wTU06RG9j dW1lbnRJRD0iQTE4NEU5MUU5OTU1NjMwOUNDNzg3QjZCODIzRjMyOUUiIHhtcE1NOk9yaWdpbmFs RG9jdW1lbnRJRD0iQTE4NEU5MUU5OTU1NjMwOUNDNzg3QjZCODIzRjMyOUUiIHBob3Rvc2hvcDpD b2xvck1vZGU9IjMiIHhtcDpNb2RpZnlEYXRlPSIyMDEyLTEwLTIzVDE0OjMwOjM3KzAyOjAwIiB4 bXA6Q3JlYXRvclRvb2w9IkFkb2JlIFBob3Rvc2hvcCBDUzUuMSBNYWNpbnRvc2giIHhtcDpNZXRh ZGF0YURhdGU9IjIwMTItMTAtMjNUMTQ6MzA6MzcrMDI6MDAiIHhtcDpDcmVhdGVEYXRlPSIyMDA1 LTA0LTIyVDE1OjA4OjMyKzAyOjAwIiBkYzpmb3JtYXQ9ImltYWdlL2pwZWciPiA8eG1wTU06SGlz dG9yeT4gPHJkZjpTZXE+IDxyZGY6bGkgc3RFdnQ6c29mdHdhcmVBZ2VudD0iQWRvYmUgUGhvdG9z aG9wIENTNS4xIE1hY2ludG9zaCIgc3RFdnQ6Y2hhbmdlZD0iLyIgc3RFdnQ6d2hlbj0iMjAxMi0x MC0yM1QxNDozMDozNyswMjowMCIgc3RFdnQ6aW5zdGFuY2VJRD0ieG1wLmlpZDowODgwMTE3NDA3 MjA2ODExOTdBNThGMEQ0MUVCRDEzNSIgc3RFdnQ6YWN0aW9uPSJzYXZlZCIvPiA8L3JkZjpTZXE+ IDwveG1wTU06SGlzdG9yeT4gPC9yZGY6RGVzY3JpcHRpb24+IDwvcmRmOlJERj4gPC94OnhtcG1l dGE+ICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAg ICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAg ICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAg ICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAgICAg