Название | Wie ich den Sex erfand |
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Автор произведения | Peter Probst |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783956144134 |
Für mich war Lothar wie ein verstorbener Bruder. Er hatte wie ich zur Familie der Menschen gehört, die von den anderen nicht oder nur am Rande bemerkt wurden. Es sei denn, sie strengten sich wahnsinnig an, erfanden haarsträubende Geschichten oder lagen zerfetzt auf den Gleisen. Ich spürte ja, dass das Interesse an mir schon wieder nachließ. Bald würde ich wieder fast so unsichtbar wie Lothar sein – wenn ich nichts dagegen unternahm. Aber was sollte ich noch tun? Der Tod war keine Lösung, da war ich mir sicher. Lothar hatte ja nichts mehr davon, dass er endlich die verdiente Aufmerksamkeit bekam.
Ich musste an die Kinder von Fátima denken, sie waren weltberühmt. Aber für eine Marienerscheinung kam ich schon länger nicht mehr infrage. Dazu hatte ich mir eindeutig zu viele Uschi-Geschichten ausgedacht. Die konnte man zwar als Notlügen werten, weil ein Mensch, der kaum oder gar nicht auffiel, sich ja irgendwie behaupten musste. Aber die Muttergottes machte keine Kompromisse und sah sich sicher längst nach einem Kind mit einer reineren Seele um. Ich war nicht traurig, sondern eher erleichtert, nicht mehr zu den Auserwählten zu gehören. Endlich konnte ich mir mehr von den Sünden leisten, die unser Pfarrer als »lässlich« bezeichnete. Sie hatten den Vorteil, dass man die Liebe Gottes nicht für immer verlor und schlimmstenfalls im Fegefeuer brutzelte. Unser Nachbar, der Professor mit den Schnecken, hatte sogar mal gesagt, das Fegefeuer sei möglicherweise nicht wörtlich zu nehmen und könne auch als Wartesaal vor dem Eingang zum ewigen Leben verstanden werden. Mein Vater hatte mich schnell vom Gartenzaun weggezogen. Wenn ich nicht mehr ans Fegefeuer oder die Hölle glaubte, wäre es für ihn deutlich schwieriger geworden, mich zu einem anständigen Menschen zu erziehen.
»Hör nicht auf den Deppen!«
»Er ist ein Professor.«
»Wer meint, dass er gescheiter ist als die Bibel, ist ein Depp.«
»Aber keiner weiß doch, wie es wirklich ist. Ist schließlich noch keiner aus dem Fegefeuer zurückgekommen.«
Mein Vater lächelte mitleidig.
»Meinst du, der liebe Gott hätte es Fegefeuer genannt, wenn da bloß eine Glühbirne brennen würde?«
Fegefeuer hin oder her hatte ich den Eindruck, dass ich mir nach dem weitgehenden Abschied der Muttergottes aus meinem Leben die eine oder andere Sünde mehr leisten sollte. Ich schadete ja keinem, wenn ich Uschi-Geschichten erzählte. Das Problem war der schreckliche Tod von Lothar. So grausam es klingt, jetzt brauchte ich eine echte Sensation, wenn ich mein Publikum zurückgewinnen wollte.
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